Französische und Russische Revolution

A

apocalyptica

Gast
Wenn ihr die Französische und die Russische Revolution miteinander vergleichen würdet, was kämen da für Gemeinsamkeiten bzw. Gegensätze raus?
 
Hansonius schrieb:
...das bei beiden Malen jeweils gegen eine Monarchie gekämpft wurde...!!:rolleyes:
Die Französische R. richtete sich nicht gegen die Monarchie, sondern gegen den Absolutimus und die Ständegesellschaft. Die Abschaffung der Monarchie war nicht das Ziel der Revolutionäre. Das es dennoch geschah, ist dem Staatsstreich der Jakobiner und Girondisten zuzuschreiben und der daraus resultierenden Schreckensherrschaft eines Robespierre. ;)
 
hi apocalyptica.

ich nehme an, du meinst die oktoberrevolution (revolutionen gab es ja auch 1905 und im frühjahr 1917).

der gravierenste unterschied ist wohl der, daß es in frankreich eine bürgerliche revolution war, während es in russland eine proletarische revolution war. gemeinsamkeiten fallen mir auf anhieb keine wirklich wichtigen ein. auch die anlässe, die zur revolution führten sind sehr verschieden. in frankreich war es die organisation des einberufenen stände, in russland vor allem die kriegsmüdigkeit des notleidenden volkes. die unterschiede scheinen mir doch schon sehr groß.

ponzelar
 
ponzelar schrieb:
...während es in russland eine proletarische revolution war.
War das nicht eher die ideologische Verklärung Lenins ? De facto war es doch weder proletarisch noch eine Revolution. Sondern ein Putsch einer radikalen Minderheit. Von landesweiten bolschwistischen Auftständen keine Spur. Nicht mal Petersburg war den Bolschewisten sicher, denn meines Wissens standen die Petersburger Arbeiter alles andere als hinter Lenin und seinen Radikalen.

Unterm Strich ist die angebliche "Oktoberrevolution" nichts anderes als ein verklärter Putsch gewesen, der sich das Chaos in den polit. Strukturen und Institutionen zu nutzen machte. Der Staat war zeitweilig handlungsunfähig, deshalb glückte der Machtwechsel. :grübel:
 
Zuletzt bearbeitet:
wenn man es sehr genau nimmt, ist dein einwand sicher berechtigt, ludwig. aber wenn man es etwas weniger akademisch betrachtet, was mir im moment angemessen erscheint, ist meine antwort so falsch nicht. apocalyptica wird für ihre zwecke mit den verschiedenen antworten schon zurecht kommen.

ponzelar
 
Louis le Grand schrieb:
War das nicht eher die ideologische Verklärung Lenins ? De facto war es doch weder proletarisch noch eine Revolution. Sondern ein Putsch einer radikalen Minderheit. Von landesweiten bolschwistischen Auftständen keine Spur. Nicht mal Petersburg war den Bolschewisten sicher, denn meines Wissens standen die Petersburger Arbeiten alles andere als hinter Lenin und seinen Radikalen.

Unterm Strich ist die angebliche "Oktoberrevolution" nichts anderes als ein verklärter Putsch gewesen, der sich das Chaos in den polit. Strukturen und Institutionen zu nutzen machte. Der Staat war zeitweilig handlungsunfähig, deshalb glückte der Machtwechsel. :grübel:

Außerdem sollte man als Charakteristika dem Ganzen noch hinzufügen, daß der Umsturz im Oktober (bzw. November nach dem sonst in Europa gültigen Kalender) in nicht unerheblichen Maße mit äußerer Unterstützung zustandekam: Lenin lebte bis 1917 im Exil und wurde durch das Deutsche Kaiserreich (bzw. die politisch-militärische Führung Deutschlands) nach Rußland gebracht!
Dahinter verbargen sich feste politische Absichten Deutschlands - nämlich die Beendigung des Krieges im Osten und einen separaten Sonderfrieden mit Rußland. Was nach der Oktoberrevolution ja auch Realität wurde, wenngleich die "deutsche Rechnung" letztendlich nicht aufging...
 
jungs, bleiben wir bei der frage

h. hatte es auf einen punkt gebracht: die feudale Aristokratie und die daraus verselbständigte Monarchie war schon längst hinterfragt,
aber "MÄCHTIGER" denn je 1789/1917).

eigentlich idente Bedingungen für diese 2 Revolutionen:

Volk (Proletariat) (60-70%): jeweils einige Jahre zuvor von Missernten (Klimageschichte) und Auspressungen (seitens der Grundherren) verfolgt, hungernd, (und stärker EBEN WEIL) leibeigen oder nur gering besitzend.

Bürgertum: die neue Mittelschicht, eigentlich von Gunstmöglichkeiten abhängig /feudales System)
Gunstgeber:
Herrschaft, Adel, Großbürgertum=erste Industrielle (geadelt, ergo Feind der nachdrängenden Mittelschicht)

Intellekt: aus abgesicherten verhältnissen stammend, feinfühlig, die "gottgegebene" ORDNUNG in Frage stellend... Rousseau, Diderot, d'Alembert (Voltaire) - Puschkin, Tolstoi, Dostojewskij

So gesehen hat der aus gottgegebener Ordnung absgesichtere INTELLEKT -zB. eines Grafen Leo Tolstoi- eine PROLETARISCHE Revolution ergeben.

Lenin war nur ein (ganz ausgefuchster) Politiker. Und bestimmt kein Revolutionär :)hoch: @ timo)

Meine Conclusio: Zuviele Leute waren arm und einige waren zu reich.
 
Auch Robespierre und die Jakobiner waren Revolutionäre ... wie alle franzsösischen Revolutionäre bezogen sie auf auf Rousseau, wenn auch mit unterschiedlichen Folgerungen
Dass die Jakobiner im August 1792 an die Macht kamen- nicht allein, sondern getragen vor allem von der Pariser Sansculotterie und dem radikalen Flügel des Bürgertums- lag nicht zuletzt an der Unfähigkeit der vorhergehenden Regierungen. (Nicht vergessen sollte man auch die Flucht des 16. Louis 1791, seine aktive Gegnerschaft zur Revolution, seine geheime Korrespondez mit Österreich und Preußen, obwohl beide schon im Krieg mit Frankreich)

Auch die liberalen und rechtssozialistischen Regierungen in Rußland von März bis November (1917) hatten ihre Chance. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung wollte eindeutig Frieden und eine Landreform (dagegen waren selbstredend die Landbesitzer und das russische Bürgertum). Die Regierungen von Lwow bis Kerenski waren dazu unfähig, also konnten die Bolschewiki beide Forderungen aufnehmen- hätte im Prinzip jeder andre auch tun können.
Keine Oktoberrevolution hätte höchstwahrscheinlich zu einer rechten bis rechtsextremnen Militärdiktatur, evtl. unter Kornilow oder einem anderen zaristischen General geführt (ähnlich wie in Bayern oder Ungarn nach Niederschlagung der dortigen Revolution).

Parallelen: die Radikalisierung liegt in der Logik beider Revolutionen, gemäßigtere Revolutionäre werden durch zunehmend radikalere abgelöst.
Grund der Radikalisierung ist in beiden Fällen, dass die entscheidenden Fragen von den Gemäigten nicht gelöst werden (in Frankreich vor allem Brontknappheit bzw. zu hohe Preise; in Rußland auch die Nahrungsmittelversorgung, damit verbunden Krieg und Landreform)


Unterschied: In Frankreich werden die konsequentesten Revolutionäre schon 1794 durch einen Staatsstreich gestürzt, in Rußland können sie sich behaupten.
In Frankreich war das Bürgertum die treibende Kraft, in Rußland war es die Arbeiterschaft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Saint-Just schrieb:
... Unterschied: In Frankreich werden die konsequentesten Revolutionäre schon 1794 durch einen Staatsstreich gestürzt, in Rußland können sie sich behaupten.
In Frankreich war das Bürgertum die treibende Kraft, in Rußland war es die Arbeiterschaft.

Zur Ergänzung:
In Russland spielten, anders als in Frankreich, neben der Industriearbeiterschaft, die es aus verständlichen Gründen 1789 noch nicht gab, auch die Soldaten (und deren Deputierte in den Arbeiter- und Soldatenräten/Sowjets), eine bedeutende Rolle im revolutionären Prozess.
 
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