Frauen vor dem 18.Jh

iFlorian

Mitglied
Hallo


Das Ein-Geschlecht-Modell besagt, dass Geschlechtlichkeit lediglich sich auf die Organe beschränke. Frauen und Männer sind ein Geschlecht, mit unterschiedlichen Ausformungen. Die Vagina sei ein nach innen gestülpter Penis usw. Wenn man das gesamte männliche Geschlechtsorgan nach innen stülpe verwandelten sie sich in weibliche Genitalien, umgekehrt ebenso.

Warum hat man dann der Frau zu der damaligen Zeit die menschliche Reife nicht anerkannt? Warum war ausgerechnet der männliche Körper mit den richtigen Ausformungen? Genau so könnte man dem weiblichen Körper als den richtigen deklarieren. Hat man es aber nicht, warum?


Gruß
 
Hallo


Das Ein-Geschlecht-Modell besagt, dass Geschlechtlichkeit lediglich sich auf die Organe beschränke. Frauen und Männer sind ein Geschlecht, mit unterschiedlichen Ausformungen. Die Vagina sei ein nach innen gestülpter Penis usw. Wenn man das gesamte männliche Geschlechtsorgan nach innen stülpe verwandelten sie sich in weibliche Genitalien, umgekehrt ebenso. ...
Gruß

@iFlorian

Sei nicht sauer, ich bin kein Biologe oder gar Anthropologe, zuletzt hatte ich Biologie beim Abi und das ist schon einige Zeit her. Aber das ist die offensichtliche suboptimale Wiedergabe einer abstrusen biologisch-anthropologischen Theorie.

Wenn Du jetzt auch nocht diese abstruse Theorie auf die soziohistorische Stellung der Frau vor dem 18. Jh. anwenden möchtest, die ihre Ausformung im Gewohnheitsrecht sowie im positiven Recht seiner Zeit fand, dann wird es noch wundersamer. :S

So etwas ähnliches, aber anderer Zusammenhang, las ich letztlich. In einem Ausgrabungsfeld zum Mesolithikum soll eine Steininschrift gefunden worden sein, mit dem Text: "Wir wollen Arbeit, wir fordern die neolithische Revolution!" Eine archäologische Sensation. natürlich auch eine linguistische.

M. :winke:
 
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Thomas Laquer soll herausgefunden haben, dass die europäische Kultur über einen langen Zeitraum von einem Ein-Geschlechter-Modell geprägt war. Der Männerkörper ist der vollkommene, der Frauenkörper der weniger vollkommene. Woher nahm man sich das Wissen, um diese Aussage zu treffen, zu dieser damaligen Zeit? Auf irgendwas musste man sich ja stützen Mir fehlt hier die Begründung, warum man das so gesehen hatte.



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Inwiefern haben sich die Rechte der Frau vor der Moderne und nach der Moderne (bis Anfang 20.Jh) verändert?
Was sich aus meiner Sicht veränderte, war, dass die Ehe aus Liebe begründet wurde und beide Partner betraf.
Aus meiner Sicht hat sich die Stellung der Frau Anfang der Moderne kaum verändert, bis auf die Forderung einer Emanzipation in die bürgerliche Gesellschaft, die aber letzten Endes nicht erreicht wurde, wenn mich nichts täuscht. Zu der damaligen Zeit hatte man ja die Befürchtung, dass die Rolle der Frau (Mutterrolle, Erziehung des Kindes, Hausarbeit) sich auflösen könnte, wenn sie zu viele Rechte bekämen.
Einiges hatte sich ja verändert, wie z.B die Ehe der Ergänzung und die Institution "Ganzes Haus" ist entfallen. Es entsteht die bürgerliche Familie, was wiederum zu einer Polarisierung der Geschlechter geführt hat. Dem Mann wird die Rolle des Ernährers zugeschrieben. Die Frau wird aus der Produktion ausgeschlossen und auf den familialen Binnenraum verwiesen. Wobei ich mich gerade Frage, wurde im ganzen Haus keine Erziehung der Frau praktiziert, bzw. all das was die Frau in der bürgerlichen Familie getan hat, hat sie auch im ganzen Haus getan, bis auf die Ausnahme, dass sie nicht Arbeiten musste, um die Existenz des Hauses sichern zu können.


Es hat sich also streng genommen bis ins 19.Jh nichts verändert an der Stellung der Frau, oder!?
 
Vor dem 18. Jhdt ist ja nun eine sehr lange Zeit un d die Welt eine ziemlich große.

Naja, und Frauenrechte und Pflichten, sowie das , was man Frauen zutraute und auch zu mutete von Region zu Region sehr unterschiedlich.
Naja, und diese Theorie besagt doch eigentlich, das Männer und Frauen anaitomisch nahzu gleich sind
 
Diese Theorie will besagen, dass Frauen gewissermaßen unvollkommene Männer sind. Sie ist also letztlich ein Instrument zur Begründung der Herrschaft des Mannes über die Frau.
 
Diese Theorie will besagen, dass Frauen gewissermaßen unvollkommene Männer sind. Sie ist also letztlich ein Instrument zur Begründung der Herrschaft des Mannes über die Frau.

Ja, aber hatte man damals Beweise, warum man zu dieser Sichtweise gekommen ist? Man kann doch nicht etwas sagen, ohne zu erklären, warum das so ist.
 
Woher nahm man sich das Wissen, um diese Aussage zu treffen, zu dieser damaligen Zeit?

Das entsprach dem mittelalterlichen Weltbild und stützte sich natürlich auf die Bibel, wonach Eva aus der Rippe Adams gemacht wurde. Gott erschuf Mann und Frau also nicht gleichzeitig, sondern er schuf Eva später für einen ganz bestimmten Zweck: Sie sollte Adams Gehilfin sein und somit war Eva zwar Adam gleich, wurde aber trotzdem von Gott angewiesen, sich Adam unterzuordnen.

Darauf beruht unter anderem die Stellung der Frau im christlichen Abendland des Mittelalters und darauf bezogen sich alle Rechtsordnungen, Erbfolgen und Verpflichtungen und natürlich die Stellung der Frau in der Kirche. Sicher gab es Ausnahmen von dieser Regel, aber im großen und ganzen galt diese Ordnung als gottgegeben

Das begann sich erst im Zeitalter der Aufklärung und der Französischen Revolution zu ändern, doch hatte das mittelalterliche Bild der Frau ein zähes Leben und veränderte sich nur langsam.
 
nun ja, Aristoteles ist aller Wahrscheinlichkeit weder Jude noch Christ gewesen.

Und wenn das alles mit der Unterdrückung der Frau so stimmt, warum schreibt Talhoffer ? in seinem Fechtbuch über Frauen, die für ihr Recht selber einen Gerichtskampf ausfechten können?

Ich denke mal, die Realität einer Lutherschen Käthe und der Wunsch der gebildeten Schichten, die uns ihr Frauenbild überlieferten, klaffen doch gewaltig auseinander.

Denn ohne die Konzernleitung des "Lutherschen Konzerns" mit Landwirtschaft und Handel wäre die Reformation wohl kläglich gescheitert
 
Mir ging es um die Epoche des Mittelalters. Und da war die Rechtsstellung der Frau ungünstig, was sowohl ihre Stellung vor Gericht als auch ihre Stellung gegenüber dem Mann betraf. Das variierte natürlich in den Staaten des christlichen Abendlandes, aber prinzipiell trug das Mittelalter nichts zur Emanzipation der Frau bei.

Dass es auch damals starke Frauen gab, die als Äbtissinnen, Regentinnen oder Kaufmannsfrauen ihren "Mann" standen, steht auf einem anderen Blatt.
 
nun, Luther ist ja schon Ende des MA.... , das stimmt. Und im Mittelalter wurde, auch das ist wohl richtig, die stärkere Stellung der Frau des FrühMi kontinuierlich demontiert.
Theophanu, Adelheid und andere wären im 14. 15 Jhdt in kontinentaleuropa kaum noch denkbar.
 
OT:
Hmm, in der großen Politik vielleicht, aber im Kleinen ist aber auch von Ort zu Ort verschieden... im 13. Jh. wurden in der Freien Reichstadt Schwäbisch Hall teilweise Frauen als Familienoberhäupter geführt und die Söhne wurden über ihren Namen deffiniert (Sohn der Blabla)... ( wohl als Überbleibsel dessen wurden noch im 18.Jh Immobilien meist über Frauen vererbt!)
 
Zuletzt bearbeitet:
eine vorzügliche - obwohl literarische - Quelle ist Grimmelshausen für den 30jährigen Krieg: da finden sich die verschiedensten Frauenfiguren durch alle sozialen Lagen - man denke nur an die Landstörzerin Courage.

nun mag es sein, dass die unruhige und grausame Zeit dieses Kriegs dort, wo er durchzog, alles derangiert hatte im Sinne von Extremsituationen - umso interessanter ist, welche Rollen beibehalten und welche ignoriert wurden. Es ist lohnend, den Simplizius und die Landstörzerin in dieser Hinsicht zu durchforsten.
 
OT:
Hmm, in der großen Politik vielleicht, aber im Kleinen ist aber auch von Ort zu Ort verschieden... im 13. Jh. wurden in der Freien Reichstadt Schwäbisch Hall teilweise Frauen als Familienoberhäupter geführt und die Söhne wurden über ihren Namen deffiniert (Sohn der Blabla)... ( wohl als Überbleibsel dessen wurden noch im 18.Jh Immobilien meist über Frauen vererbt!)

Wie so häufig stimmt auch im Mittelalter die ungünstige Stellung der Frau nicht immer mit der gelebten Realität überein. Es gab Nischen, wo Frauen sich selbst verwirklichen konnten.

Kaufmannsfrauen mussten sich im Mittelalter in einer männlich dominierten Welt durchsetzen und standen ihren Ehemännern bei der Führung des Geschäfts tatkräftig zur Seite. Sie führten die Buchhaltung, erledigten die Geschäftspost und vertraten ihren Mann, wenn er auf Reisen war,

Auch Frauen von Handwerksmeistern redeten bei Führung des Geschäfts sicher ein gewichtiges Wort mit. Und wenn der Mann starb, gestatteten die Zünfte der "Meisterin" oft die Fortführung des Geschäfts bis zur Wiederverheiratung, auch wenn die Zünfte das nicht gern sahen. Viele Frauen hatten an einer erneuten Heirat jedoch wenig Interesse, da sie ihr Leben nun viel freier und selbstbestimmter gestalten konnten und als selbstständige Geschäftsfrauen durchaus ergolgreich waren.

Eine andere Nische, die Frauen im Mittelalter offenstand, war der Eintritt in ein Kloster. Das Kloster bot eine Alternative zum Dasein als Hausfrau, denn hier konnten geistig interessierte Frauen lesen und schreiben lernen, sich wissenschaftlich betätigen und sogar zu Äbtissinnen aufsteigen. Solche Äbtissinnen waren oft eindrucksvolle Frauen, denen nicht nur viele Menschen anvertraut waren, sondern die auch den Besitz des Klosters gegen Übergriffe des Vogtes schützen mussten.
 
Nun ja, vergleicht man die Rechtsquellen mit der Darstellung in der Geschichtsschreibung, wird man feststellen, das die Behauptung der Geschichtsschreiber, die Frau des Mittelalters sei nur Rechtsobjekt gewesen, falsch ist. Sie tritt in den Rechtsquellen auch als Rechtsubjekt auf.
Zumindest in den frühen Sachsenspiegeln noch, dazu Erbfolgeregelungen in England und Skandinavien.
Während man in der Antike zumindest für Germanen noch fast von Gleichberechtigung sprechen kann, verschlechtert sich die Stellung der Frau bis ~ 1910 eigentlich kontinuierlich, begründet durch eine "selektive" Geschichtsscheibung und Auslegung der Bibel.
 
Nun ja, vergleicht man die Rechtsquellen mit der Darstellung in der Geschichtsschreibung, wird man feststellen, das die Behauptung der Geschichtsschreiber, die Frau des Mittelalters sei nur Rechtsobjekt gewesen, falsch ist.

Welcher Quelle entnimmst du diese Behauptung?

Die rechtliche Stellung der Frau variierte nach Familienstand und Klassenzugehörugkeit, doch gab es Einschränkungen, die alle Frauen betrafen.

Laut Gesetz hatte die Frauen keinerlei Anteil an der Herrschaft in Staat und Gesellschaft. Öffentliche Ämter wurden ihr ebenso versagt wie eine Mitgliedschaft in staatlichen Körperschaften: von grundherrlichen Gerichten über städtische Regierungseinrichtungen bis hin zu Räten und Abgeordnetenversammlungen in einzelnen Ländern. Eine verheiratete Frau durfte nur mit Zustimmung ihres Ehemanns Klage eheben. Allerdings konnte jede Frau das Gericht wegen erlittener Körperverletzung, Vergewaltigung oder Beleidigung anrufen.

In der Ehe war ein Züchtigungsrecht des Mannes allgemein anerkannt und es wurde eine Gehorsamspflicht gegenüber dem Mann festgestellt. Nach den Buchstaben des Gesetzes war eine Frau nicht berechtigt, ohne Einwilligung des Mannes etwa aus ihrem Besitz zu verkaufen, zu verpfänden oder zu übertragen. [1]

[1] vgl. Shulamith Shahar, Die Frau im Mittelalter, Frankfurt 1981
 
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