Militärstrafgefangene

li6036

Neues Mitglied
Hallo!

Ich habe mich neulich mit einem Bekannten über Militärstrafgefangene unterhalten und darüber, dass diese ja unter anderem zur Minenräumung eingesetzt wurden. Leider bin ich nur sehr wenig über dieses Thema informiert und hoffe hier kann etwas Licht ins Dunkle gebracht werden. Genauer ging es darum, ob es als Verbrechen einzustufen ist, dass Militärstrafgefangene zur Minenräumung eingesetzt wurden. Was denkt ihr darüber?

Ich würde mich sehr über Antworten freuen, liebe Grüße!
 
Ich nehme an, der Unterschied zwischen Kriegsgefangenen und Militärstrafgefangenen ist klar?

Wenn ja:

Zwangsarbeit war und ist in vielen westlichen Rechtssystemen eine Art der Strafe. Der Arbeitseinsatz erfolgt natürlich meist in wenig attraktiven Tätigkeiten: Steineklopfen, Tüten kleben etc.

In Armeen gehört das Minenräumen zu den wenig attraktiven Tätigkeiten, deswegen wurden hier gerne auch Strafgefangene eingesetzt.

Das ist erstmal nicht illegal.

Problematisch wird Zwangsarbeit immer, wenn die Arbeitsbedingungen so schlecht sind, dass die Gefangenen grösseren Schaden nehmen, als Nichtverurteilte, die eine ähnliche Tätigkeit wahrnehmen. (siehe auch "Vernichtung durch Arbeit")

Fürs Minenräumen heisst das: wenn die Sträflinge so in das Minenfeld gejagt werden, dass sie zwangsläufig zugrunde gehen, ist das illegal. Mord oder Totschlag. Wenn sie dasselbe Risiko eingehen, wie ein regulärer Minenräumer, geht das in Ordnung
 
Das klingt einleuchtend...
Ob mir der Unterschied wirklich klar ist, da bin ich mir selbst nicht ganz sicher... würden Sie diesen eventuell erläutern?
 
Das klingt einleuchtend...
Ob mir der Unterschied wirklich klar ist, da bin ich mir selbst nicht ganz sicher... würden Sie diesen eventuell erläutern?

Ein Kriegsgefangener ist ein gefangener feindlicher Soldat. Kein Krimineller.

Ein Militärstrafgefangener ist ein Soldat der eigenen Truppe, der wegen krimineller Delikte von einem Militärgericht verurteilt wurde. Zum Beispiel ein Plünderer, ein Befehlsverweigerer oder Deserteur, ein Mörder ..
 
Bitte im Hinterkopf behalten, dass es in totalitären Regimen sehr viele Gesetze gibt, gegen die man verstoßen kann: Kritik an der Partei, Witze über den Führer\Woschd, falsche Bibliothek etc.

Die meisten deutschen und sowjetischen Militärstrafgefangenen waren sicher so redlich wie du oder ich.
 
Es geht in der Tat um Kriegsgefangene. Nach dem WK II wurden kriegsgefangene Wehrmachtsangehörige in Frankreich zum Minenräumen eingesetzt.

Guckst Du u. a. hier:
Zwangsarbeit als Minenräumer - SPIEGEL ONLINE

oder - ganz knapp - hier (ca. Anfang der zweiten Hälfte):
Kriegsfolgen | bpb

Meine Mutter hat früher viel davon erzählt - einige im weitesten Sinne Nachbarn oder Verwandte aus ihrem Geburtsort mussten demzufolge auch während ihrer Kriegsgefangenschaft Minen räumen - ich kann mich nur nicht mehr entsinnen, ob sie dabei zu Schaden kamen und wie und wann die Überlebenden dann heimkehren durften.

Was das Verhalten der Franzosen in dieser - unbestätigten! - Familienlegende empörend macht ist, dass sie den Minenräumern im Gegenzug eine frühere Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft versprochen hatten - ein Versprechen, welches sie dann aber nicht einhielten.

Grad des Wahrheitsgehaltes hin oder her: jawohl, das Minenräumen durch Kriegsgefangene war ein Thema und zwar ein durchaus belastendes ebensolches.
 
Es geht in der Tat um Kriegsgefangene. Nach dem WK II wurden kriegsgefangene Wehrmachtsangehörige in Frankreich zum Minenräumen eingesetzt.

Nicht nur dort.

Das Minenräumen durch Kriegsgefangene fand zB in Nordafrika im britischen Gewahrsam statt (zB zehntausende Minen bei El Alamein), und wurde nach Protesten des Roten Kreuzes auf deutsche "Pioniereinheiten" eingeschränkt.

Wieder eine andere Baustelle ist der Krieg im Osten. Der Schutzbereich der Genfer Konvention wurde deutscherseits bereits ab Beginn 1941 nicht auf sowjetische Kriegsgefangene angewendet. Dies hatte nichts damit zu tun, dass die SZ die Konvention 1929 nicht unterzeichnet hatte,
http://www.geschichtsforum.de/369775-post115.html
denn der Unterzeichnerstaat DR wäre auch einseitig gebunden gewesen. Deutscherseits wurden daher Kriegsgefangene ebenfalls zum Minenräumen ab 1941 eingesetzt.

Mit dem Kriegsende 1945 ging das weiter, mit dem "Erbe" von zig-10 Millionen verlegter Minen in West- und Osteuropa. Dabei stritt man auch über den Status der Gefangenen. So wurde der 1945 begonnene Räum-Einsatz in Norwegen nach Protesten 1946 unter "besseren Bedingungen" fortgesetzt, zT mit "Freiwilligen" unter bestimmten Zusagen.

Ähnlich verlief es in Frankreich, wobei hier häufig (vermutlich nach Verfügbarkeit) französische Einheiten den deutschen Kriegsgefangenen bei Räumen beigestellt wurden, die ganz ähnliche Verlustraten hatten. Allein für Frankreich kursierten Zahlen von deutscherseits über 10 Mio. verlegter Minen, die zu räumen waren.
 
Schönen Abend ans Forum.

Bei unserem letzten Besuch in der "Festung Hanstholm" in Dänemark
war in der Ausstellung auch über die Minenfelder rundum und die Räumung derselben
durch die deutschen Mannschaften der Batterie zu lesen.
Die Übergabe der Festung erfolgte zwar meines Wissens an den Dänischen Wiederstand,
aber die Briten übernahmen die Festung und waren für die Räumung der Minen verantwortlich.
Und auch hier war der krönende Abschluß der Räumung jedes Teilminenfeldes der Festung ein Exerzieren der deutschen Minenräumer auf den beräumten Flächen.
Dies schien bei den Briten Usus zu sein.
Keine Fraternisierung und kein Mitleid mit den deutschen Soldaten.
Aber auch kein Wunder nach dem Krieg.

Quelle: Irgendwo habe ich auch noch ein Buch über Hanstholm.
Find es grad nicht. Aber kann einen Besuch nur empfehlen.

Auch für alle Fans der Olsenbande:yes:

schönen Abend

Suebe65
 
Ich habe einmal gelesen, die Sowjets hätten ihre Sträflinge (Angehörige der Roten Armee, keine Kriegsgefangenen) zu Heckschützen der Schlachtflugzeuge gemacht. Das würde insofern Sinn ergeben, als an so einem Platz keine Zweifel am Einsatzwillen aufkommen können.
 
Habe es gefunden, aus einem Interview mit einem IL-2 - Piloten. Ich hab mich da vor etlichen Jahren mal reingelesen, weil ich den Flugsimulator angeschafft hatte und die Plausibilität prüfen wollte. Soll noch einer sagen, Computerspiele seien nichts nütze :


A.D. They say that there were 7 killed gunners for each killed pilot, is that true?

No. Let me explain. We had 105 pilots and 50 gunners killed, why? Because the regiment fought from the beginning to the end of the war. The first half of the war in one-seater aircraft. And the second half -- in two-seaters. And most of the time, they died together. A ground attack aircraft pilot, according to the statistics, managed to fly 7-8 sorties and then died. Such were statistics.
A.D. Were there penal ground attack squadrons?
No. They would send offending officers to us, not necessarily pilots. They would fly 10 sorties as rear gunners.
Yurii Khukhrikov - ? ?????. ????? ??????? ????????????? ?????. ????????? ???. ????? ??????
 
Zuletzt bearbeitet:
Na das passt ja: Das Thema "Kriegsgefangene als Minenräumer" in Dänemark kommt nächste Woche ins Kino: "Unter dem Sand", deutsche Kindersoldaten als Minenräumer. Kritik im neuen Spiegel, Trailer im Netz
 
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