Preußens Ende

iamNex

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Am 25.02.1947 unterzeichnete der Alliierte Kontrollrat ein Gesetz, welches besagte: "Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst."

In der Präambel heißt es sogar:
"Der Staat Preußen, der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist, hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört. [...]"

Also markiert 1947 das Ende von Preußen?

Manche datieren Preußens Ende auf das Jahr 1932. Im Sommer putschte Franz von Papen dort im sogenannten Preußenschlag gegen die preußische Regierung.

Manche datieren das Ende von Preußen auch auf 1870/71.
Wilhelm I. soll sich einen Tag vor der Kaiserkrönung traurig an Bismarck gewannt haben:
"Morgen ist der unglücklichste Tag meines Lebens. Da tragen wir das preußische Königtum zu Grabe."

Fontane schrieb: "Die Auferstehung Deutschlands wird schwere Opfer kosten. Das schwerste unter allen bringt Preußen. Es stirbt. Jeder andere Staat kann und mag in Deutschland aufgehen; gerade Preußen muss darin untergehen."

Wann also ging Preußen wirklich unter?

Cheers,

Nex
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Dazu: Herfried Münkler - Die Deutschen und ihre Mythen, S. 217 - 224
 
Erwähnt wurde hier der alliierte Kontrollratsbeschluß, der die juristische Person Preußen auflöste, ebenso die Gründungen des Norddeutschen Bundes von 1866 bzw. 1867 bzw. des Deutschen Reiches von 1871. Formell gesehen ist bei letzteren ein Bundesstaat entstanden, dem das Land Preußen angehörte. Sieht man darin das Ende Preußens, so unterstellt man die Auflösung Preußens in Deutschland. Der König von Preußen war ja nun primär Deutscher Kaiser, Außenpolitik wurde seitens des Reiches gemacht und der Reichstag bestimmte nun in Teilen auch über Preußen. Befürchtungen, daß Souveränitätsabtretungen an übergeordnete Völkerrechtssubjekte (sei es die Europäische Union, NATO oder die UNO) zu einem Verlust nationaler Identität führen können, sind auch in der Zeitgeschichte zu beobachten.

Allerdings gibt es auch einiges, was dafür spricht, daß dieses neue Deutsche Reich preußisch geprägt war:

Deutschlands neue Hauptstadt war Preußens alte Hauptstadt Berlin (bei der Revolution 1848), der deutsche Kaiser war Preußens König Wilhelm I, deutscher Kanzler war Preußens Ministerpräsident Bismarck. Rein territorial (siehe Karte: Datei:Deutsches Reich1.svg ? Wikipedia) war Preußen der größte Staat in Preußen. Aus dieser Zeit gibt es eine Karikatur zur deutschen Einheit: über eine Gruppe Menschen wird von oben eine preußische Pickelhaube gesetzt. Hier werden zwei Aspekte der Reichsgründung hervorgehoben: Reichsgründung "von oben" und das Reich wird preußisch.

Von daher stehe ich der These vom Ende Preußens 1871 eher ablehnend gegenüber.
 
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Fakt ist, daß auch nach der Reichsgründung 1871 daß Königreich Preußen bis 1918 bestehen blieb. Doch war ab der Reichsgründung die preußische Politik auch mit der des Deutschen Reiches verbunden, dennoch blieb der amtierende Kaiser des Deutschen Reiches auch König von Preußen.
Ab 1918 wurde im Zuge der Weimarer Republik das Königreich Preußen in einen Freistaat umgewandelt.

Somit Endet 1918 Preußen als Monarchie und wurde Republik (Freistaat) und erhielt eine demokratische Verfassung. Die Vormachtstellung innerhalb Deutschlands endete ebenfalls.

Nach 1945 wurde Preußen komplett aufgelöst, politisch wie juristisch. Das ehemalige Territorium Preußens wurde auf die DDR, BRD, Polen und die UdSSR aufgeteilt.

Mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 46 von 1947 ist auch das Ende Preußens verbunden.

Link-Tipp:G.A.Marklein: Die Auflösung Preußens vor 60 Jahren, Ursache und Folgen
 
Interessant ist natürlich, dass es Preußen nach 1871 noch gab, aber das im Selbstverständniß vieler Preußen dies ganz anders aussah, siehe Fontane oder den Kaiser.
Stimmen aus dem Volk wären auch interessant.
 
Für mich ist 1932 das Ende Preußens gewesen. Die Auflösung Preußens (vor allem die Art und Weise) 1947 ist nur ein Zeichen der Unkenntnis der Allliierten.

Solwac
 
Ich glaube diesbezüglich nicht an eine Unkenntnis der Allierten. Vielmehr steht der Inhalt des betreffenden Kontrollratsgesetzes von 1947 in auffälliger Übereinstimmung mit den seinerzeitigen Grenzverschiebungen. Es handelte sich bei den annektierten Gebieten schließlich auch um das einstige Kernland Preußens. Insofern paßte die Abschaffung Preußens recht gut in's Konzept.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube diesbezüglich nicht an eine Unkenntnis der Allierten. Vielmehr steht der Inhalt des betreffenden Kontrollratsgesetzes von 1947 in auffälliger Übereinstimmung mit den seinerzeitigen Grenzverschiebungen. Es handelte sich bei den annektierten Gebieten schließlich auch um das einstige Kernland Preußens. Insofern paßte die Abschaffung Preußens recht gut in's Konzept.
Dann passt aber die Begründung nicht. ;)

Solwac
 
Durch den "Preußenschlag" wurde Preußen nicht abgeschafft, sondern nur sein Ministerpräsident samt Regierung durch einen Reichskommissar ersetzt (wobei "ersetzt" fasst schon zuviel gesagt ist.
Preußenschlag ? Wikipedia

Ein Bundesland fällt heute ja auch nicht dadurch weg, dass es einen kommissarischen oder geschäftsführenden Ministerpräsidenten hat, und eine Gemeinde löst sich nicht auf, weil ein Amtsverweser eingesetzt wird, bis eine Bürgermeisterwahl rechtskräftig ist. Im Gegenteil soll dadurch der Fortbestand und die Handlungsfähigkeit der Körperschaft gewährleistet werden.

Was die "Abschaffung" Deutschlands angeht. Im Parlamentarischen Rat wurde mit guten Gründen die Auffassung vertreten, mit dem völligen Wegfall der Ausübung von Staatsgewalt durch Deutsche und der Übernahme sämtlicher Staatsgewalt durch die Siegermächte, sei das Deutsche Reich untergegangen und es gehe jetzt um eine Neugründung.
 
Durch den "Preußenschlag" wurde Preußen nicht abgeschafft, sondern nur sein Ministerpräsident samt Regierung durch einen Reichskommissar ersetzt (wobei "ersetzt" fasst schon zuviel gesagt ist.
Preußenschlag ? Wikipedia

Ein Bundesland fällt heute ja auch nicht dadurch weg, dass es einen kommissarischen oder geschäftsführenden Ministerpräsidenten hat, und eine Gemeinde löst sich nicht auf, weil ein Amtsverweser eingesetzt wird, bis eine Bürgermeisterwahl rechtskräftig ist. Im Gegenteil soll dadurch der Fortbestand und die Handlungsfähigkeit der Körperschaft gewährleistet werden.

Was die "Abschaffung" Deutschlands angeht. Im Parlamentarischen Rat wurde mit guten Gründen die Auffassung vertreten, mit dem völligen Wegfall der Ausübung von Staatsgewalt durch Deutsche und der Übernahme sämtlicher Staatsgewalt durch die Siegermächte, sei das Deutsche Reich untergegangen und es gehe jetzt um eine Neugründung.

nöh, so war das aber nicht.:nono:

Rechtslage Deutschlands nach 1945 ? Wikipedia


Aber der Fall Preußen war ja ein anderer als der des Deutschen Reichs. Preußen ist ja von den Alliierten "offiziell" aufgelöst worden.

Aber zunächst einmal müssen wir uns darüber klar werden, was mit dem Ende Preußens gemeint ist. Verluste national-preußischer Souveränität traten ja bereits 1867 (Norddeutscher Bund) auf. 1932 (Preußenschlag) und 1934 (Gleichschaltung Gesetz über den Neuaufbau des Reichs ? Wikipedia) sind weitere Daten, die Preußens eigene Handlungsfähigkeit (bei der Gleichschaltung auch die aller anderen Reichsländer) einschränkten. Wie Gesamtdeutschland endete die Souveränität Preußens endgültig 1945. Die Gründung der späteren Bundesländer aus dem Gebiet Preußens (wie z. B. Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen) war ein weiterer Schritt, dem dann letztendlich 1947 die formaljuristische Auflösung Preußens folgte.

Aber das Ende Preußens als Gebietkörperschaft ist ja nicht Ende Preußens als Traditionsträger. Die Süddeutschen nennen doch die Deutschen nördlich der Rhein-Main-Linie heute immer noch liebevoll:grübel:"Preußen". Zu großen Teilen Deutschlands gehört doch Preußen immer noch zum kulturellen Erbe.
Hoffentlich weniger der Militarismus als vielmehr andere Elemente wie Toleranz.
 
Die Süddeutschen nennen doch die Deutschen nördlich der Rhein-Main-Linie heute immer noch liebevoll:grübel:"Preußen".

Nein. Wir Bayern nennen niemanden Preuße.
Sondern Breis.
;-)

Aber das Ende Preußens als Gebietkörperschaft ist ja nicht Ende Preußens als Traditionsträger.

Hier finde ich interessant, dass die Leute 1871 anscheinend schon dachten, die Tradition sterbe mit dem neuen Reich.
 
nöh, so war das aber nicht.:nono:

"Zwei Juristen, drei Meinungen."

"Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden."

"Dass nicht sein kann, was nicht sein darf."

:winke:

Womit noch nichts darüber gesagt ist, welcher der diversen Auffassungen ich zuneige (sondern nur, dass es sie gab/gibt) - oder ob nicht die normative Kraft des Faktischen das Entscheidendere ist.

Aber in einem stimme ich dir zu
Aber zunächst einmal müssen wir uns darüber klar werden, was mit dem Ende Preußens gemeint ist.
Gelingende Kommunikation ist ohnehin immer ein bisschen Glückssache. Wenn man allerdings dem Vokabular unterschiedliche Inhalte beilegt, wird man aneinander vorbei reden.:friends:
 
Preußen lebt solange, solange sein Geist in den Deutschen Menschen innewohnt. usw und so fort

Ich dachte wir sind ein seriöses Geschichtsforum. Die obige Darstellung hat noch nicht mal die Qualität, um an einem rechtsextremen Stammtisch ernst genommen zu werden.

Derartige Äußerungen sind dümmlichste Propaganda und sind aus meiner Sicht als Spam zu klassifizieren. :autsch:

Wieso bietet das GF derartigen Spinnern eine Plattform???:motz:
 
Mod: Zitat entfernt



teutsche Herzen, teutsche Helden.

Andererseits habe ich schon so meine Zweifel.
"Von Levinski"
also für mich hört sich das schlicht nach Slawe an.
Also wenn Du wenigstens Beck oder Rommel oder Unrug heißen würdest....
liest sich doch grundlegend teutscher.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
nun, 1866 war nicht nur eine starke Veränderung für Preussen sondern auch für andere Bundesstaaten des HRR.
!871 gaben ebenfalls alle anderen Bundesstaaten ihren Status auf.
Nach dem WKII wurden eine ganze Reihe Bundesländer des Deutschen Reichs aufgelöst.
Preußen hat sich 1866 ganz nett "arrondiert", die Zugehörigkeit zu Preussen wird z.B. in der "Provinz Hannover" teilweise auch heute als Besatzungzeit empfunden.Für das Einsetzen von Regenten nach dem Tode Herzog Wilhelms in Braunschweig gilt das gleiche. Preußen als Opfer darzustellen? Ich weiß nicht. Niemand hat schließlich die Preußen gezwungen, Schleswig-Holstein, Ostfriesland, Hannover und andere gegen bestehendes Recht zu annektieren. Schon garnicht die Betroffenen, die haben sich nämlich, welche Frechheit und Uneinsichtigkeit ob des wahren Deutschtums, teilweise kräftig dagegen gewehrt und , oh welche Undankbarkeit, sie fühlten sich 1947 nicht nur von den Nazis befreit.
 
Wieso bietet das GF derartigen Spinnern eine Plattform???:motz:


Natürlich wird hier regelkonform keine Plattform geboten.

"Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz. Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse."

http://www.geschichtsforum.de/regeln.php

Die Moderation schaut sich unter diesem Aspekt alle Beiträge an, das geht mal schnell, mal dauert es etwas länger. :winke:
 
Den Tugend und Treue waren nicht immer deutsche Ideale.
Erst die Preußen haben sie dem ganzen Volk geschenkt.
Darin liegt Preußens Erbe und dieses Erbe ist unverwüstlich, solange noch ein paar tüchtige deutsche Herzen schlagen.

Lass Dein tüchtiges deutsches Herz in einem anderen Forum schlagen, aber nicht hier. So viel Stuss auf einmal ist ja nicht auszuhalten!
 
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