Republiken und Monarchien

E

El Gringo

Gast
Ich hatte ein Seminar besucht, bei dem es um die Maechtesysteme in Europ im 17. Jhdt. ging. Dort wurden die Staerken (und Schwaechen) der republiken angesprochen.

Die entscheidende Botschaft aber war, dass die Republiken den Monarchien und den kirchlich-religioes beherrschten MStaatsformen ueberlegen waren, nicht zuletzt deshalb, weil die Menschen/das Volk in Republiken gerechter behandelt und respektiert wurden.
War fuer den Fortschritt in Europa diese Wandlung der Staatssysteme der entscheidende Faktor?

Wieso dauerte es solange, bis sich Republiken auf breiter Front durchsetzen konnten? Ist es vielleicht so, dass die "Aufklaerung" nicht durch die frz. Revolution initiiert wurde, sondern nur eine Ausloeser war fuer den allgemeinen Wandlungsprozess des Volkes, der ja schon 100 Jahre vorher begann, indem die Monarchien und religioes dominierten Herrschaftssysteme schon sukzesive den Republiken unterlegen waren?

Die "Politik" musste sich von der Religion/Konfession erst immer weiter loesen, um "voran" zu kommen. (Frankreich konnte erst seine Buergerkriege beenden, als die "Krone" sich ueber die Religion stellte

Fazit: Von der Republica Christiana hin zur Republik mit einem anderen Politikverstaendnis (siehe auch "Polizey")

Saludos

El Gringo de Mexico
 
Wieso dauerte es solange, bis sich Republiken auf breiter Front durchsetzen konnten? Ist es vielleicht so, dass die "Aufklaerung" nicht durch die frz. Revolution initiiert wurde, sondern nur eine Ausloeser war fuer den allgemeinen Wandlungsprozess des Volkes, der ja schon 100 Jahre vorher begann, indem die Monarchien und religioes dominierten Herrschaftssysteme schon sukzesive den Republiken unterlegen waren?

Die Aufklärung begann schon einige Jahrzehnte vor der Französischen Revolution. Sicher hat sie dazu beigetragen, dass Gottesgnadentum angezweifelt wurde und die Untertanen sich zu Bürgern emanzipierten.

Die Entstehung von Republiken hing aber von vielen Faktoren ab, die überall unterschiedlich waren. In den USA hält sich die beständigste Demokratie der Gegenwart seit 1776, wenn auch nicht ohne Krisen. Dagegen hielten die ersten Republiken auf deutschem Boden nicht lange.
Denn die etablierten Denkstrukturen sind schwerer zu zerstören als die Herrschaftsstrukturen. Und wenn das Volk genug von Anarchie hat, sucht es sich einen neuen Tyrannen (man denke an die Grand Terreur und die Machtergreifung Napoleons).
 
Ich wäre vorsichtig mit der starren Behauptung, Demokratie sei besser als Monarchie. Das ist natürlich derzeit der herrschende Zeitgeist, wovon man sich aber lösen sollte, wenn man Phänomene wissenschaftlich betrachten will.

Ich glaube viel entscheidender als die Frage, wie die jeweilige Regierung zustande kommt, ist die Frage wie offen und tolerant eine Regierung ist, ob sie auf die Regierten eingeht, sie ernst nimmt und sich um ihre Sorgen und Bedürfnisse kümmert, ihnen die Rede- und Gedankenfreiheit lässt. Es ist eine schöne Illusion, dass das für die Demokratie imanent wäre.

Nun ist ein Absolutismus mit einem super-arroganten Monarchen (Der Staat? Das bin isch!) natürlich das Gegenteil von tolerant usw. Man darf sich also fragen, ob es mehr darum ging, einen angemessenen Umgang zwischen Regierung und Volk zu erreichen, als darum eine irgendwie geartete Demokratie zu erreichen.

Dem Einzelnen kann es letztlich ziemlich egal sein, ob er der Diktatur der Mehrheit halber unterdrückt wird oder auf den Befehl eines Monarchen. Denn eins ist ja ein völliger Trugschluss: zu meinen, in der Demokratie hätte der Einzelne Macht. Die haben immer nur Mehrheiten.
 
Es ist ein Trugschluss, die Demokratie sei die "Diktatur der Mehrheit". Das ist sie nämlich nicht. Dies kann allenfalls in den sozialistischen Gesellschaftsentwürfen (aber wiederum nicht in ihren autoritären Umsetzungen) behauptet werden ("Dikatatur des Proletariats"). Die echte Demokratie fungiert eben nicht ausschließlich nach dem Mehrheitsprinzip sondern schützt auch die in der Wahl unterlegenen und lässt deren Meinungen weiterhin - auch als Korrektiv zur Mehrheitsmeinung - zu.
 
Ich hatte ein Seminar besucht, bei dem es um die Maechtesysteme in Europ im 17. Jhdt. ging. Dort wurden die Staerken (und Schwaechen) der republiken angesprochen.

Die entscheidende Botschaft aber war, dass die Republiken den Monarchien und den kirchlich-religioes beherrschten MStaatsformen ueberlegen waren, nicht zuletzt deshalb, weil die Menschen/das Volk in Republiken gerechter behandelt und respektiert wurden.
War fuer den Fortschritt in Europa diese Wandlung der Staatssysteme der entscheidende Faktor?
Wenn es nun um das 17.Jh. geht, so teile ich Deine Ansicht nicht. Ausgenommen die Generalstaaten, waren die übrigen Republiken ganz schwer im Abwertstrend verfallen. Die französischen Revolutionsarmeen hatten es dann im 1. Koalitionskrieg auch nicht mehr sonderlich schwer die verblassten Reste dieser Staaten von der Landkarte zu tilgen ( http://www.geschichtsforum.de/f16/das-ende-der-republiken-1795-1805-a-32611/ ).
 
Es ist ein Trugschluss, die Demokratie sei die "Diktatur der Mehrheit". Das ist sie nämlich nicht. Dies kann allenfalls in den sozialistischen Gesellschaftsentwürfen (aber wiederum nicht in ihren autoritären Umsetzungen) behauptet werden ("Dikatatur des Proletariats"). Die echte Demokratie fungiert eben nicht ausschließlich nach dem Mehrheitsprinzip sondern schützt auch die in der Wahl unterlegenen und lässt deren Meinungen weiterhin - auch als Korrektiv zur Mehrheitsmeinung - zu.
Das ist aber nur das moderne Demokratieverständnis.

Während der franz. Revolution, oder nehmen wir noch besser die früheren Demokratien, findet man diese Aspekte kaum.
 
Das ist aber nur das moderne Demokratieverständnis.

Während der franz. Revolution, oder nehmen wir noch besser die früheren Demokratien, findet man diese Aspekte kaum.

Das ist richtig. Mein Ausgangspunkt war aber Hans' Beitrag der von den Formulierungen her auf die gegenwärtige Demokratie bzw. das gegenwärtige Demokratieverständnis abzielt.
Der Gedanke an eine Demorkatie war den meisten Aufklärern doch noch gar nicht gekommen, die stellten sich eine konstitutionelle Monarchie vor, in welcher nach wie vor ein Geburtskönigtum bestand, allerdings weniger von Gottes, als von der Verfassung Gnaden.
 
Ich wäre vorsichtig mit der starren Behauptung, Demokratie sei besser als Monarchie. Das ist natürlich derzeit der herrschende Zeitgeist, wovon man sich aber lösen sollte, wenn man Phänomene wissenschaftlich betrachten will.

Der Thread-Eröffner sprach konkret das 17. Jh. an; da gab es schon Republiken (staatstheoretisch: Republik = Nicht-Monarchie), aber keine Demokratien, schon gar nicht im heutigen Sinne.

BTW, die meisten Diktatoren regieren heutzutage Republiken, während zumindest in Europa viele Demokratien die Form einer (konstitutionellen) Monarchie haben: UK, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Schweden, Norwegen, Spanien usw. usf.

EDIT
Es ist ein Trugschluss, die Demokratie sei die "Diktatur der Mehrheit". (...)

Das ist aber nur das moderne Demokratieverständnis.

Während der franz. Revolution, oder nehmen wir noch besser die früheren Demokratien, findet man diese Aspekte kaum.

Sowohl die frz Revolution bzw die dort entstandenen Verfassungen als auch die vorangegangene amerikanische Revolution haben das Konzept der universellen, jedem Menschen (bzw anfangs: Mann) zustehenden Menschenrechte populär gemacht. Diese Menschenrechte zusammen mit den weitergehenden Bürgerrechten schränken die Macht der Mehrheit ein und garantieren auch der Minderheit gewisse Rechte: Grundrechte, freie Meinungsäußerungen, Bekenntnisfreiheit etc.pp. Damit ist die moderne bürgerliche Demokratie keine "Diktatur der Mehrheit", egal ob in ihrer parlamentarischen oder präsidialen Ausrichtung. Gibt eine Demokratie die Prinzipien der Menschenrechte preis verwirkt sie mE ihren demokratischen Anspruch.
 
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