(...) z.B. konkurrierende Mönchsorden, die sich die Schreibschrift im Kloster ausdachten (...)
Das ist gar nicht so unrichtig.
Tatsächlich ist es kodikologisch (teilweise) möglich, einzelne Handschriften sowohl zeitlich (was vergleichsweise "einfach" ist) als aber auch regional sehr gut einordnen zu können.
Interessant ist hierbei, daß in den Skriptorien teilweise die Übergänge zwischen den einzelnen (Schreib-)Schriftarten sehr fließend waren, daher war es durchaus nicht unüblich, daß in Texten z.B. Formen der Karolingischen Minuskel neben der Majuskel bzw. der (Halb)Unziale als Vorgänger oder auch neben der frühgotischen Minuskel als 'Nachfolgerin' existierten.
Außerdem "konkurrierten" Mönchsorden (übrigens gab es sehr wohl auch Nonnen als Schreiberinnen) sehr wohl miteinander, v.a. in Bezug auf die Ausschmückung der Texte - allerdings war dabei in den allermeisten Fällen auch das "Honorar" für Auftragswerke mitentscheidend.
Vor allem die Gestaltung der Initialen und der Rubrizierung kann oft wertvolle Hinweise auf den Entstehungsort einer (alten) Handschrift liefern.
Andere Aspekte (wie z.B. der Bucheinband) können hierbei irreführend sein, da Skriptorien in den allermeisten Fällen eben keine Buchbindereien waren und die Einbände daher meistens von jemand anderem als der Schreiber kamen.
Außerdem wechselten Einbände, so sie nicht ausgesprochene Prachteinbände waren, auch häufig, wurden repariert oder gänzlich ersetzt usw.
Der gute alte Spruch "Man soll ein Buch nie nach seinem Einband beurteilen!" wird also wieder einmal bewahrheitet!