Seit wann ist die Erde auch für die katholische Kirche rund?

Konradin

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Ich habe gelesen, daß Papst Johannes Paul II. 1995 schließlich entschied, daß die Erde nun doch rund sei, nur bin ich mir nicht sicher.

Wer weiß mehr?
 
Meines Wissens hielt der Papst am 31.Oktober 1992 bei einer Versammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften eine Rede, worin er die Rehabilitierung Galileis verkündete.

Darüber, ob bei dieser Rehablilitierung auch ein Anerkenntnis der Erde als Kugel mit inbegriffen war, kann ich leider keine Angaben machen...
 
Der Konflikt mit Galileo Galilei hat nichts mit der Kugelgestalt der Erde zu tun. Es ging darum ob die Sonne (Galileo) oder die Erde (Lehrmeinung) im Mittelpunkt der Erde steht.

Wann die Kugelgestalt allgemein akzeptiert wurde kann ich aber nicht sagen.
 
"Auf die Meinungen der Heiligen aber über diese natürlichen Dinge antworte ich mit einem einzigen Wort: In der Theologie gilt das Gewicht der Autorität, in der Philosophie aber das der Vernunftgründe. Heilig ist zwar Laktanz, der die Kugelgestalt der Erde leugnete, heilig Augustinus, der die Kugelgestalt zugab, aber Antipoden leugnete, heilig das Offizium unserer Tage, das die Kleinheit der Erde zugibt, aber ihre Bewegung leugnet. Aber heiliger ist mir die Wahrheit, wenn ich bei aller Ehrfurcht vor den Kirchenlehrern, aus der Philosophie beweise, dass die Erde rund und ringsum von Antipoden bewohnt, ganz unbedeutend und klein ist und auch durch die Gestirne hin eilt." (J Kepler: Astronomia Nova, S. 33)"

Demnach hat also schon der Hl. Augustinus die Kugelgestalt der Erde akzeptiert.
 
Papa_Leo schrieb:
"Auf die Meinungen der Heiligen aber über diese natürlichen Dinge antworte ich mit einem einzigen Wort: In der Theologie gilt das Gewicht der Autorität, in der Philosophie aber das der Vernunftgründe. Heilig ist zwar Laktanz, der die Kugelgestalt der Erde leugnete, heilig Augustinus, der die Kugelgestalt zugab, aber Antipoden leugnete, heilig das Offizium unserer Tage, das die Kleinheit der Erde zugibt, aber ihre Bewegung leugnet. Aber heiliger ist mir die Wahrheit, wenn ich bei aller Ehrfurcht vor den Kirchenlehrern, aus der Philosophie beweise, dass die Erde rund und ringsum von Antipoden bewohnt, ganz unbedeutend und klein ist und auch durch die Gestirne hin eilt." (J Kepler: Astronomia Nova, S. 33)"

Demnach hat also schon der Hl. Augustinus die Kugelgestalt der Erde akzeptiert.

Schon, aber es geht ja darum, daß die katholische Kirche nach 1492, als es bewiesen wurde, noch Jahrhunderte brauchte, es zu akzeptieren.
 
Die Kugelgestalt zu akzeptieren? - das glaube ich nicht. Soweit ich weiß, hatte auch die Kirche damit schon im Mittelalter kein Problem.
Eher, dass die Erde sich um die Sonne dreht.
 
Es gibt kein genaues Datum, wann die Katholische Kirche die Kugelgestalt der Erde akzeptiert hat. Diese Erkenntnis setzte sich, in der Kirche wie in den Wissenschaften, sukzessive durch. Tatsächlich ist dieses Faktum von der Kirche auch nicht bekämpft worden, obwohl es doch dem biblisch-alttestamentlichen Weltbild widerspricht.

Der Streit zwischen Kirche und Galilei um die Richtigkeit des kopernikanischen oder des ptolemäischen Weltsystems war deswegen für die Kirche so schwer und erst Jahrhunderte später zu beenden, weil Galilei schließlich 1633 abgeschworen hatte und Papst Urban VIII. das ptolemäische System als das einzig wahre bezeichnete.

Meines Wissens nach hielt sich selbst die Inquisition schon im 18. Jahrhundert nicht mehr an die Idee von der Erde als Mittelpunkt des Universums, sondern hatte das "bessere" Wissen längst eingesehen. Dass erst in den 1990er Jahren ein Papst Galilei offiziell rehabilitiert, ist kein glanzvoller Auftritt der Kirche. Ihr Problem scheint es zu sein, dass päpstlichen Entscheidungen nicht widersprochen wird, i.d.R. auch nicht durch die Nachfolger des irrenden Pontifex.
 
6 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. 7 Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. 8 Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag. 9 Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, daß man das Trockene sehe. Und es geschah so. 10 Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, daß es gut war. 1 Mose / Gen 1,6-10

Dieser Teil der Schöpfungsgeschichte widerspricht einer runden Erde:
Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. 8 Und Gott nannte die Feste Himmel.

Wieso also sollte die Erde überhaupt rund sein? Wer weiß das denn wirklich? Irgendwelche Filmaufnahmen von Astronauten etwa, von einer Mondlandung, die womöglich im Studio aufgenommen wurde?
 
Nein! Zum einen gibt es da keinen Widerspruch (schließlich befindet sich der Himmel oberhalb der Erdoberfläche), zum anderen kann man die Kugelgestalt der Erde eindeutig überprüfen (ohne Atronauten oder anderem Brimborium).
 
und zum Dritten hätte ich gedacht, dass auch die katholische Amtskirche schon eingesehen hat, dass im Alten Testament nicht alles wörtlich zu nehmen ist (nein, ich fang' jetzt nicht mit Darwin an).
 
was alleine die Ablehnung der für das Judentum geltenden Nahrungs- und Verhaltensvorschriften zeigt...
 
13 Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag. 14 Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen; 15 sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, die über die Erde hin leuchten. So geschah es. 16 Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne. 17 Gott setzte die Lichter an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde hin leuchten, 18 über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut war. 19 Es wurde Abend und es wurde Morgen: vierter Tag. 20 Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen. 1 Mose / Gen 1,13-20

Wie kann es denn ein Himmelsgewölbe geben, wenn die Erde (der Boden) nicht flach ist?
 
Meine Güte, was heißt schon Gewölbe? Das kann alles mögliche sein... Das ist die deutsche Übersetzung eines uralten Textes. Was weiß ich, was der ursprüngliche Autor für eine Vorstellung gahabt hatte... Denk mal über Papa_Leos Beitrag nach...
 
Papa_Leo schrieb:
und zum Dritten hätte ich gedacht, dass auch die katholische Amtskirche schon eingesehen hat, dass im Alten Testament nicht alles wörtlich zu nehmen ist (nein, ich fang' jetzt nicht mit Darwin an).

Du hast natürlich Recht, das hat die Kirche längst und sie lehrt auch entsprechend! Wer ein Seminar einer katholischen Fakultät in alttestamentlicher oder neutestamentlicher Exegese besucht, wird nur die historisch-kritische Methode zur Bibelauslegung kennenlernen und erfahren, dass die Bibel eben nicht wörtlich zu nehmen ist!
 
Nicht zu vergessen die Frage, welche der beiden Schöpfungsgeschichten in der Analyse herangezogen werden sollen... ;)
 
Konradin schrieb:
13 Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag. 14 Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen; 15 sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, die über die Erde hin leuchten. So geschah es. 16 Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne. 17 Gott setzte die Lichter an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde hin leuchten, 18 über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut war. 19 Es wurde Abend und es wurde Morgen: vierter Tag. 20 Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen. 1 Mose / Gen 1,13-20

Wie kann es denn ein Himmelsgewölbe geben, wenn die Erde (der Boden) nicht flach ist?

Über soviel Naivität kann man sich nur beömmeln. Was sollen das für Fragen sein? In der Bibel steht aber: blablabla.... ist doch Unsinn was da in diesem Märchenbuch steht. Die Deppen haben doch tatsächlich vor der Entstehung der Sonne am 3. Tag geschreiben, das es Tag 1 und 2 gab. Das waren schon Genies dieses Schreiberlinge. Wie soll die Schöpfung der ersten beiden Tage abgelaufen sein, wenn es noch keine Sonne gab? Soviel ich weiss wird der Tag durch Sonnenauf- und Untergang definiert.

Wenn möglich hätte ich gern eine wisssenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen und keine mythische.
 
Hallo Alexandros

Ja, so viel ich weiss, wird die Bibel nun wissenschaftlich ausgelegt.
Die Schöpfungsgeschichte der Bibel, darin sind sich die meisten Wissenschaftler und Theologen einig, stimmt in dîeser Form etwa.
Man darf sich die Tage aber nich in Tage zu je 24 Stunden denken!
In der Schöpfungsgeschichte dauert ein Tag mehrere Millionen Jahre, deshalbe steht an einer anderen Stelle, für Gott sind 1000 Jahre wie eine Sekunde.
So gesehen würde die Entstehung der Erde auch richtig sein.
Viele Grüsse
obwalden
 
Im prinzip hat obwalden hier Recht. Bedenkt man wann die Texte entstanden sind, ist es schon auffallend wie "genau" die Beschreibung in der zeitlichen Abfolge ist. Natürlich immer berücksichtigt, dass die Beschreibungen ssehr malerisch sind und man die zeitlichen Angaben natürlich nicht wörtlich nehmen darf.

Aber wie auch immer, die Frage der Enstehung der Welt lässt sich nie mit Sicherheit klären. Man kann nur Theorien aufstellen. Und eine Frage z.B. was davor war (abgesehen davon das sie eigentlich an sich nicht richtig und unphysikalisch ist, nur der menschlichen denkweise entspricht) wird man kaum in eine Theorie fassen können. Hier bleiben nur Hypothesen.
 
Rovere schrieb:
Der Konflikt mit Galileo Galilei hat nichts mit der Kugelgestalt der Erde zu tun. Es ging darum ob die Sonne (Galileo) oder die Erde (Lehrmeinung) im Mittelpunkt der Erde steht.

Wann die Kugelgestalt allgemein akzeptiert wurde kann ich aber nicht sagen.
die kugelgstalt der erde ist von der kirche seit dem 4. jahrhundert akzeptiert. die stationen sind: ephraim der syrer, basilus von caesarea, ambrosius von mailand und aurelius augustinus. danach gibt es keinen zweifel mehr, mit ausnahme von kosmas indikopleusthes, der im 6. jahrhundert auf griechisch schreibt, den niemand liest und den man erst im 17. jahrhundert wiederentdeckt. außerdem hat banifatius einen erdkugeltheoretiker, vergil von salzburg bei papst zacharias denunziert ... freilich ohne folgen für diesen.
kopernikus zitiert die erdkugeltheorie aus der mittelalterlichen sphaera mundi von johannes de sacrobosco. diese stand auch im prozeß des galileo niemals zur debatte, es ging immer um die zentralstellung der erde im universum.
 
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