Thema RAF aus dem Geschichtsunterricht verbannt

Imperator Rex

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Als Geschichtslehrer (Haupt-und Realschule) habe ich mich seit der Erstellung meiner Examensarbeit gefragt, warum das meiner Meinung nach wichtige Thema des linken Terrors in der BRD nicht in den Lehrplänen des Geschichtsunterrichts eingeplant ist. Die Antwort "Man kann ja nicht alles behandeln" finde ich etwas dürftig.
Gerade jetzt, in Zeiten wo an Bahnstrecken vermehrt Brandanschläge stattfinden oder stattfinden sollen- und dies ja der linken Szene zugeschrieben wird- finde ich es wichtig, die Schülerinnen und Schüler über die Jahre des Terrorismus in Deutschland aufzuklären.

Wie ist die Meinung hier im Forum? Bin gespannt auf eure Meinungen!
 
Also bei mir war die RAF Thema einmal in der Mittel- und einmal in der Oberstufe, allerdings am Gymnasium. Nach einen überflugsartigen Blick in die Lehrpläne für Haupt- und Realschulen: auch dort ist es als Lehrplanthema - zumindest in Bayern.
 
In Hessen nicht...
Mir war es gerade nicht zu blöd auf der Seite des hessischen Kultusministeriums in die Lehrpläne zu schauen. Geschichte Realschule unter verbindliche Inhalte in Klassenstufe 10:

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3. Protestbewegungen in Deutschland – wen und was erreichen sie?​
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Bundesrepublik: Reichweite der APO im historischen Kontext (Große Koalition, Notstandsgesetze,
Vietnamkonflikt, radikaldemokratische Ansätze, Renaissance sozialistischer und anarchistischer
Ideen); „Marsch durch die Institutionen“ oder Fundamentalopposition? Friedens- und
Umweltbewegungen; DDR: „Schwerter zu Pflugscharen“ – Kristallisation einer Opposition im Schatten

der Macht

Für Hauptschulen findet sich für die Jahrgangsstufe 9 immerhin als fakultativer Teil:

[FONT=Arial,Bold][FONT=Arial,Bold]
Protestbewegungen in Deutschland – was erreichen sie?​
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Bundesrepublik: Friedens- und Umweltbewegungen; DDR: „Schwerter zu Pflugscharen“,
Kristallisation einer Opposition im Schatten der Macht

Die Möglichkeit wäre also durchaus gegeben.
 
Ich habe mal hier den Lehrplan von Hessen angeschaut:

Hessisches Kultusministerium - Realschule

Da steht folgendes:

Bildungsgang Realschule Unterrichtsfach Geschichte
25
10.3
Eine Welt im Aufbruch – Auseinandersetzungen um
die Befreiung des Menschen
Std.: 19

Verbindliche Unterrichtsinhalte/Aufgaben:

Unter Punkt 3:

3. Protestbewegungen in Deutschland – wen und was erreichen sie?
Bundesrepublik: Reichweite der APO im historischen Kontext (Große Koalition, Notstandsgesetze,
Vietnamkonflikt, radikaldemokratische Ansätze, Renaissance sozialistischer und anarchistischer
Ideen); „Marsch durch die Institutionen“ oder Fundamentalopposition? Friedens- und
Umweltbewegungen; DDR: „Schwerter zu Pflugscharen“ – Kristallisation einer Opposition im Schatten
der Macht

Da passt doch das Thema RAF wunderbar hinein.
 
warum das meiner Meinung nach wichtige Thema des linken Terrors in der BRD nicht in den Lehrplänen des Geschichtsunterrichts eingeplant ist.

In NRW ist es nicht explizit eingeplant, aber die inhaltlichen Vorgaben sind derart allgemein gehalten, dass man da ohnehin fast alles oder nichts machen kann.

Vgl. http://www.standardsicherung.schulm...ene_download/gymnasium_g8/gym8_geschichte.pdf

Was mich mehr irritiert, als die offenbar nicht haltbare Aussage zu den Lehrplänen, ist dies:

Gerade jetzt, in Zeiten wo an Bahnstrecken vermehrt Brandanschläge stattfinden oder stattfinden sollen- und dies ja der linken Szene zugeschrieben wird- finde ich es wichtig, die Schülerinnen und Schüler über die Jahre des Terrorismus in Deutschland aufzuklären.

Weil ein paar verirrte, mutmaßlich linke und in der autonomen Szene wohl ziemlich isoliert dastehende Spinner dilettantisch zusammengebastelte und weitgehend untaugliche Molotowcocktails an Bahnstrecken ablegen, soll jetzt der Terror der RAF wieder auf den Lehrplan?

Warum? Siehst Du da Parallelen? A la "Wehret den Anfängen"? Oder findest Du das wichtig, weil nur so Schülern aufgezeigt werden kann, wie Politiker in die geschichtliche Trickkiste greifen, um Historisches ohne einen Funken wissenschaftlichen Sachverstand für tagespolitische Zwecke zu missbrauchen?
 
Also... in meinem Geschichtsunterricht kam das Thema überhaupt nicht vor. 13.2 endete mit dem Kalten Krieg, sozusagen... dass danach noch mehr passiert war, war uns auch allen bewusst, zu den Themenblöcken gehörte es damals allerdings nicht.

Ich habe allerdings schon 2004 Abi gemacht, inwieweit sich also die Lehrpläne im Zuge der Einführung von Ganztagsschule und G8 geändert haben, weiß ich nicht.
 
Ich habe allerdings schon 2004 Abi gemacht, inwieweit sich also die Lehrpläne im Zuge der Einführung von Ganztagsschule und G8 geändert haben, weiß ich nicht.

Die Lehrpläne werden - zumindest in NRW - immer kompetenzorientierter. Es soll weniger um (festgelegte) Inhalte gehen, denn darum, den SchülerInnen das Rüstzeug zur eigenen Erarbeitung historischer Themen zu vermitteln. Woran dann genau geübt wird, wird den Lehrkräften mehr oder minder freigestellt.

Zumindest in der Sek I lässt sich das konkrete Thema also theoretisch gemeinsam zwischen Schülern und Lehrern festlegen lassen.

Aber auch in der Sek II gibt es m. E. genug Freiräume, um mit Schülern über die konkrete Ausgestaltung des Themas zu diskutieren.

Die aktuellen Abiturvorgaben für Weiterbildungskollegs in NRW lauten für den betr. Zeitraum z. B. so: "Grundzüge der Entwicklung der beiden deutschen Staaten (1949 – 1989)".

Quelle aus Gründen der Faulheit auf Anfrage, lässt sich aber auch googlen.
 
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