Warum hat Ferdinand VII. Stierkämpfe wieder erlaubt?

Coprophage

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Hallo,

unter Karl VI. sind vor etwa 300 Jahren Stierkämpfe verboten worden, das hat sein Sohn Ferdinand VII. aber wieder rückgängig gemacht - kann mir jemand sagen warum und was ihn dazu trieb?

Ich finde keine genauen Angaben zu seiner Situation oder zur Situation Spaniens zu diesem Zeitpunkt (also in Bezug auf Stierkämpfe). Google liefert hier fast ausschließlich Tierschutzseiten, die das mit einem Satz erwähnen :-(

Vielen Dank für eure Antworten!
 
Karl III (Karl III. (Spanien) ? Wikipedia) war derjenige der den Stierkampf verbat. Das hat er nach Anraten seines Ministers Aranda getan, im bestreben Spanien zu einem "modernen" und zivilisiertem Land nach französischem Muster zu machen, nicht aber aus Tierliebe (er liess sich selbst gerne als Jäger portraitieren).

Der Verbot hatte aber keinen Erfolg, das Volk hat weiterhin Stierkämpfe organisiert und die Autorität des Königs damit in Frage gestellt.

Unter seinem Sohn Karl IV wurde dieser Verbot aufrechterhalten bzw. 1805 erneuert.

Es war der Usurpator Joseph I. Bonaparte (König von 1808 bis 1813: http://es.wikipedia.org/wiki/José_I_Bonaparte) der diese Veranstaltungen offiziell wieder erlaubte, um sich beim Volk beliebt zu machen.

Ferdinand VII (Enkel von Karl III) hat dieses nach der Wiederaufnahme der Macht beibehalten, vermutlich aus dem selben Grund und vielleicht weil er selbst Gefallen dran fand. 1830 hat er sogar eine Stierkampfschule in Sevilla gegründet. er hat übrigens auch die Inquisition wieder eingeführt. (offensichtlich ein echt linksliberaler Herrscher).

http://www.lasemana.es/periodico/noticia.php?cod=26508

Trotz des Verbots kann man aber davon ausgehen, dass die es tatsächlich keine längeren Unterbrechungen gab. 1796 wurde sogar ein illustriertes Buch herausgegeben, "Tauromaquia" das 1804 nochmals aufgelegt wurde (http://de.wikipedia.org/wiki/Tauromaquia) in dem die Bräuche dargestellt und beschrieben wurden. Der Autor war selber ein berühmter Stierkämpfer, der bereits 1801 von einem Stier getötet wurde. (http://fr.wikipedia.org/wiki/Pepe_Hillo)

Goya (http://de.wikipedia.org/wiki/Francisco_de_Goya) hat den Tod dieses Stierkämpfers in einem Stich seiner Serie der Tauromaquia dargestellt. (http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Tauromachia) Diese Serie wurde 1816 herausgegeben, ist jedoch bereits viel früher begonnen worden und sollte eigentlich zur Illustration eines weiteren Buches zum Thema dienen (von Nicolas Fernandez Moratin), was jedoch nicht zustande kam.

P.S. Hast Du keinen hässlicheren Nickname gefunden?
 
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Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, das klärt meine Fragen!

P.S. Kaninchen sind Autokoprophagen und die sind gar nicht hässlich ;-)
 
Mich würde interessieren, welche Form des Stierkampfs von Karl III. verboten wurde, denn der moderne Stierkampf zu Fuß existierte ja zu Karls Zeiten noch gar nicht solange. Das Rejoneo der Stierkampf zu Pferde entwickelte sich von einem adeligen Sport zu einem kommerziellen Volksvergnügen, das üblicherweise auf dem Hauptplatz einer Stadt ausgerichtet wurde. Daher noch heute Plaza de toros. Im 18. Jhd wurden dann stationäre Arenen gebaut, von denen die von Ronda eine der ältesten und malerischsten ist. Hemingway berichtet, man habe dort die toten Pferde der Picadores in die Tajoschlucht geworfen wie es in seinem Roman "wem die Stunde schlägt" die Republikaner mit den örtlichen Faschisten tun. Die Ortsbeschreibung passt genau auf Ronda, woher auch die Stierkämpferdynastie der Romeros stammten. Francisco Romero gilt als Vater des Stierkampfs, und es war ein Matador aus Ronda, der Hemingway 1959 zum Stierkampf und in Francos Spanien zurückkehren ließ. Dieser hieß Antonio Ordonez, und Hemingway hatte den Stil von Ordonez Vater Cayetano im Roman "Fiesta" beschrieben.

Hemingway, der übrigens von vielen Afficionados für nicht sehr sachkundig gehalten wird, schrieb für das Magazin Newsweek über das Mano a Mano der beiden Starmatadoren Luis Miguel Dominguin und Antonio Ordonez. Dominguin war der Schwager von Ordonez und Lieblingsmatador des Caudillo Franco. Beim Mano a Mano gab Hemingway Ordonez den Vorzug, während er Dominguins Stil für theatralisch hielt. Dominguin wurde Ende der Saison in Bilbao verwundet, wobei sich auch Francos Gattin unter den Zuschauern befand.
Hemingways Bericht über diesen Wettstreit der beiden Matadore war sein letztes Buch, das erst nach seinem Tod aus dem Nachlass veröffentlicht wurde unter dem Titel "Dangerous Summer".
 
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