Korrekter Test und Vergleich von mittelalterlichen Waffen und Rüstungen

S

SergejKorolev

Gast
Grüß euch!

Ich wurde zu diesem Thread bewogen, als ich mal irgendwo eine Ausgabe der miserablen Galileo-Mystery Serie gesehen habe, bei der europäische Ritter und Samurais verglichen wurden. Die Tests dort haben mein Blut zum kochen gebracht, da sie doch extrem nichts-sagend waren, und außerdem unsinniges zeigten. Deswegen will ich hier mal vorschlagen, das man zeigt und vorstellt, wie man historische Waffen und Rüstungen RICHTIG und KORREKT miteinander vergleicht, und ich möchte auch darum bitten, das ihr ebenfalls euren Beitrag zu leistet.

Korrekter Vergleich von Rüstungen

Oke, dann beginne ich mal mit dem Aufzeigen, als Beispiel der Vergleich Samurai - Ritter.

Erstens: Ritter und Samurai müssen einen Parcours laufen. Das an sich, ist nicht so schlimm, aber das, was absolut abwegig ist, das man einen Kriechgang schafft, durch den sich Ritter und Samurai durchbewegen müssen. Das ist absolut außerhalb der korrekten Darstellung der Vor- und Nachteile gewisser Rüstungen: In keiner offenen Feldschlacht musste man sich "kriechend" fortbewegen, besonders nicht in einer Zeit, in der man noch nicht den Schützengraben brauchte.

Auch ein anderer Teil des Parcours war Schwachsinn: Nach dem Kriechgang mussten Ritter und Samurai über einem Stück einer Mauer klettern. Auch das ist außerhalb des korrekten Kontextes: Weder Samurai noch Ritter waren Freeclimber, das sie auf Burgmauern kletterten. Bei Belagerungen setzte man nun mal Maschinen ein, wie zB Trebuchets und/oder Mangonele, um die Mauern zu zerstören, oder Leitern und/oder Belagerungstürme ein, um auf die Mauern zu kommen.

Ein weiterer Parcoursteil muss auch dringend kritisiert werden: Gegen Ende dieses erschöpfenden Parcours mussten Ritter und Samurai Bogenschießen: Auch das ist absoluter Schwachsinn: Ein westeuropäischer Ritter war kein Bogenschütze, und auch seine Ausrüstung war nicht dafür gedacht. Der Samurai hingegen war sehr wohl ein berittener Bogenschütze, und seine Rüstung entsprechend geeignet.

Welche Schlussfolgerung kann man daraus ziehen:

Erstens: Man muss immer die Schlachtbedingungen im Auge halten, sowie das was meistens in gewissen Situationen zur Verfügung stand (zB Belagerungen mit Maschinen)

Zweitens: Man kann nicht zwei UNTERSCHIEDLICHE Kampfarten vergleichen, sprich, man kann zB nicht einen westeuropäischen Ritter in Rüstung gegen einen Samurai in Rüstung im Bogenschießen antreten lassen, da der westeuropäische Ritter NICHT die entsprechende Ausrüstung hat, und auch nicht so kämpfte. Samurai und Ritter kann man nur im Nahkampf am Boden miteinander vergleichen, und zu Pferde mit Lanzen. Beides haben sowohl Samurai als auch Ritter praktiziert.
 
Korrekter Beschusstest mit Fernwaffen

Korrekter Beschusstest mit Fernwaffen

Auch hier gibt es wieder einiges zu beachten: Bei Beschusstests mit Fernwaffen sollte man sich immer bewusst sein, in welchem Zeitraum die zu testenden Waffen eingesetzt wurden. Extremes und Absurdes Beispiel wäre zB das ein Beschusstest einer Armbrust mit Stahlbogen aus dem 15.Jahrhundert auf einer Rüstung aus Römischer Zeit keinen Sinn macht.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Zuggewicht einer Fernkampfwaffe, und auch hierfür ein extremes Beispiel: Wenn man mit einem Langbogen mit 80 Pfund Zuggewicht, einem Reiterbogen mit 35 Pfund, und einer Armbrust mit 10 Pfund auf das gleiche Ziel schießt, dann ist es klar, das dieser Test nicht sehr aussagekräftig sein kann, da die Zuggewichte nicht stimmen. Außerdem muss man wissen, in welchem Bereich sich die Zuggewichte bewegten, zB, eine Armbrust hatte bestimmt deutlich (mehr als das 10fache) mehr als 10 Pfund Zuggewicht, und auch ein Reiterbogen der im Krieg verwendet wurde, hatte zu 100% mehr Zuggewicht als nur 35 Pfund.

Ebenfalls wichtig ist die Distanz, die entscheidend ist für die Auftreffgeschwindigkeit des Geschosses: Es ist logisch, das man mit einen 33 Pfund Reiterbogen durch eine 2 mm Dicke Platte aus Eisen kommt, wenn man nur 3 Meter davon entfernt ist. Ebenfalls ist logisch, das es abwegig ist, das so ein Test viel Aussagekraft hat.

Und da wären wir auch schon bei einen sehr sehr wichtigen Faktor: Dem Geschoss: Die Masse des Geschosses, die Größe des Geschoss, das Material des Schaftes und der Spitze sind entscheidend für die Durchschlagsfähigkeit. Es ist zB klar, das man mit einer Spitze aus Wolfram eher durch eine Rüstung kommt, als mit einer Spitze aus Aluminium. Daher ist es wichtig, hier auf Authenzität zu achten, sprich das Richtige Gewicht des Geschosses, das Material und die Länge des Geschosses.

Bei Beschusstests von Rüstungen ist es auch wichtig, nichts zusätzlich hinzuzufügen, noch weg zu lassen, was historisch gesehen da war. Sprich, unter einer Rüstung wurde meistens eine Gambeson getragen, die doch zusätzlichen Schutz bietet. Schießt man mit einem Pfeil durch die bloße Rüstung, ohne die Gambeson, heißt es nicht unbedingt, das der Gegner den Pfeil wirklich in seinen Körper gehabt hätte, da ja noch die Gambeson da war. Man sollte das also dringend beachten. Auch muss man beachten, das zB Kettenhemden venietet waren, was ebenfalls zum Schutz zusätzlich beitrug.

Bei Vergleichen zwischen verschiedenen Bogentypen sollte man neben den authentischen Geschossen auch wieder unbedingt auf das Zuggewicht achten: Das ein 100 Pfund Langbogen mehr Kraft hat als ein 30 Pfund Reiterbogen ist natürlich klar. Hier sollte man also Logischerweise darauf achten, das die Zuggewichte möglichst nah beieinander sind, wenn man Tests durchführt. Auch wichtig ist, das man nun mal schlecht eine Armbrust mit einem Bogen vergleichen kann.

Daraus kann man folgende Schlussfolgerungen ziehen:

Erstens: Der Historische Konext ist wichtig

Zweitens:
Zuggewicht der Waffe, Merkmale des Geschosses, Distanz zum Ziel sind wichtig, genau wie die Art des Zieles. Es ist natürlich klar, das man heute schlecht die Zuggewichte von Früher bändigen kann, und auch die Bögen in entsprechender Stärke sind schwer erhältlich. Daher sollte man natürlich die Distanz zum Ziel anpassen, aber dennoch schauen, das man möglichst Authentisch bleibt.

Drittens: Bei dem Test unterschiedlicher Bögen sollte man darauf achten, das die Bögen möglichst ähnlich starke Zuggewichte haben. Bei Vergleichen wie zB Bogen - Armbrust wäre es am Besten, wenn man authentische Zuggewichte nimmt.
 
Wenn ich die Güte der Bogenschützen miteinander vergleichen möchte, halte ich es durchaus für angebracht die durchschnittlichen Zuggewichte der Bögen zu nehmen, auch dann wenn sie enorm voneinander abweichen. Ich muss bei der Fragestellung eben aufpassen welche Variable ich beobachte (Effizienz, Durchschlagskraft,...) und welche ich verändere (Bogentyp, Kultur,...) und mich darauf einstellen, dass dies auch andere Faktoren beeinflusst.
 
Wenn ich die Güte der Bogenschützen miteinander vergleichen möchte, halte ich es durchaus für angebracht die durchschnittlichen Zuggewichte der Bögen zu nehmen, auch dann wenn sie enorm voneinander abweichen. Ich muss bei der Fragestellung eben aufpassen welche Variable ich beobachte (Effizienz, Durchschlagskraft,...) und welche ich verändere (Bogentyp, Kultur,...) und mich darauf einstellen, dass dies auch andere Faktoren beeinflusst.

Die Güte der Bogenschützen an sich kann man schlecht vergleichen, da ja zu vieles vom Schützen selbst abhängt, und das kann im allgemeinen schlecht testen bzw. feststellen. Man kann eben nur die Ausrüstung miteinander vergleichen.

Gerade wenn man Bogentypen miteinander vergleicht, muss man unbedingt dafür sorgen, dass die Bögen möglichst ähnlich hohe Zuggewichte haben.

Etwas was ebenfalls sehr wichtig ist, die die Richtige Präsentation der Ergebnisse, und das richtige ziehen der Schlüsse. Es ist sehr wichtig anzugeben zB was für ein Bogentypus, welches Zuggewicht, welches Ziel, welche Distanz. Auch das Geschoss wäre nicht schlecht zu erwähnen.

Das Schlüsse ziehen ist natürlich auch sehr wichtig: Ich habe zB gezwungenermaßen bei meinem Film gegen einige der hiesigen "Regeln" (sind mehr Richtlinien) verstoßen: Ich habe einen zu schwachen Bogen (55 Pfund) auf eine zu geringe Distanz (10 Meter) auf eine unvernietete Kettenhaube geschossen (hab aber sehr wohl eine Gambeson simuliert). Hier ist es dann besonders wichtig die richtigen Schlüsse zu ziehen, sprich, ein Reiterbogen mit doppelt so starker Kraft kann auf doppelt so großer Distanz sehr wohl ein Kettenhemd + Gambeson durchschlagen, wenn man die entsprechende Pfeilspitze hat.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zunächst nur ein ganz kleine Ergänzung, die auch nichts als eben eine Ergänzung dazu ist...

Bei Beschusstests von Rüstungen ist es auch wichtig, nichts zusätzlich hinzuzufügen, noch weg zu lassen, was historisch gesehen da war. Sprich, unter einer Rüstung wurde meistens eine Gambeson getragen, die doch zusätzlichen Schutz bietet. Schießt man mit einem Pfeil durch die bloße Rüstung, ohne die Gambeson, heißt es nicht unbedingt, das der Gegner den Pfeil wirklich in seinen Körper gehabt hätte, da ja noch die Gambeson da war. Man sollte das also dringend beachten. Auch muss man beachten, das zB Kettenhemden venietet waren, was ebenfalls zum Schutz zusätzlich beitrug.

Diesen komplexen Sachverhalt, bei dem außerdem bspw. noch die Bewegung des Ziels unter Schlachtbedingungen - ich überspitze: niemand stelt sich gewöhnlich als Zielscheibe hin und wartet darauf, daß einen der Bogen-/Armbrustschütze in aller Ruhe abschießen kann - nicht vernachlässigt werden darf, hatte ich in einigen Details in http://www.geschichtsforum.de/213838-post39.html darzulegen versucht.
Anm.: Dies für diejenigen, welche hier lesen, aber jenen Thread noch nicht kennen...



Ansonsten würde ich evt. noch einige Dinge zu Nahkampfwaffen ausführen bzw. dazu, was mir bei solchen Tests im TV aufgefallen ist - oder wollen wir uns in diesem Thread auf die Fernkampfwaffen beschränken?
 
Beschränkt Euch erstmal auf die Fernkampfwaffen.
Das hat sich jetzt zu Beginn eben so ergeben und sollte zuerst mal ausgiebig besprochen werden.
Wenn Ihr jetzt schon zu den Nahkampfwaffen übergeht, dann birgt das die Gefahr, dass man sich verzettelt und keines der beiden Gebiete vernünftig diskutiert wird.
Wenn die Fernkampfwaffendiskussion zu einem Konsens geführt hat, kann man zu den Nahkampfwaffen übergehen.

Ich lausche gespannt...
 
Diesen komplexen Sachverhalt, bei dem außerdem bspw. noch die Bewegung des Ziels unter Schlachtbedingungen - ich überspitze: niemand stelt sich gewöhnlich als Zielscheibe hin und wartet darauf, daß einen der Bogen-/Armbrustschütze in aller Ruhe abschießen kann - nicht vernachlässigt werden darf, hatte ich in einigen Details in http://www.geschichtsforum.de/213838-post39.html darzulegen versucht.
Anm.: Dies für diejenigen, welche hier lesen, aber jenen Thread noch nicht kennen...

Das ist natürlich auch ein wichtiger Faktor, den man leider sehr schlecht simulieren kann. Ich war neuerlich auf einem 3d-Parcours für das Bogenschießen, und hatte auch 2 bewegte Ziele unter den 32 Zielen, die ich treffen musste. Wenn man sich so etwas zu Hilfe nehmen könnte, wären die Tests verschiedener Fernkampfwaffen ungleich genauer und präziser. Klar ist natürlich, das man nie wirklich gefechtsnah simulieren kann.

Ansonsten würde ich evt. noch einige Dinge zu Nahkampfwaffen ausführen bzw. dazu, was mir bei solchen Tests im TV aufgefallen ist - oder wollen wir uns in diesem Thread auf die Fernkampfwaffen beschränken?

Grundsätzlich wäre ich bei diesem Thread sehr dafür, das man im allgemeinen Tests mit mittelalterlichen Waffen bespricht, und wie man sie korrekt durchführt, also auch Nahkampfwaffen. Ich gebe natürlich auch @Panzerreiter recht, daher, wäre es klug, wenn wir mal die Tests mit Fernkampfwaffen ausdiskutieren, aber ich wäre recht froh darüber, wenn man auch jetzt schon Ausführungen diesbezüglich geben könnte.

Edit: Hier das Video von meinem Beschusstest:
http://www.youtube.com/watch?v=sNmWqBbLE1c
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das ist natürlich auch ein wichtiger Faktor, den man leider sehr schlecht simulieren kann. Ich war neuerlich auf einem 3d-Parcours für das Bogenschießen, und hatte auch 2 bewegte Ziele unter den 32 Zielen, die ich treffen musste. Wenn man sich so etwas zu Hilfe nehmen könnte, wären die Tests verschiedener Fernkampfwaffen ungleich genauer und präziser. Klar ist natürlich, das man nie wirklich gefechtsnah simulieren kann.

Das ist sicherlich richtig.
Eigentlich geht es dabei auch weniger um die Simulation, sondern insbesondere darum, daß man dies bei den Schlußfolgerungen berücksichtigt.

Ein weiterer Punkt ist bei derartigen Tests und Vergleichen noch einmal besonders hervorzuheben: die möglichst originalgetreue Rekonstruktion - Du hattest das bei den Rüstungen und beim Material für die Pfeilspitzen bereits kurz angesprochen.
Dies gilt in der Tat sowohl für Waffen als auch für Rüstungen - um es wieder zum besseren Verständnis etwas zu überzeichnen: eine möglichst nah am historischen Original gehaltene Armbrust hat keine Kunststoffteile wie ihre modernen Nachfahren; Pfeile nah am historischen Original sind nicht aus GFK wie moderne Sportpfeile; ein Plattenpanzer nah am historischen Original besteht nicht aus einfachem Walzblech, sondern ist getrieben und damit durch Materialverdichtung gehärtet etc.
Aber ich wiederhole da ja nur, was Du eigentlich schon beschrieben hattest...



Grundsätzlich wäre ich bei diesem Thread sehr dafür, das man im allgemeinen Tests mit mittelalterlichen Waffen bespricht, und wie man sie korrekt durchführt, also auch Nahkampfwaffen. Ich gebe natürlich auch @Panzerreiter recht, daher, wäre es klug, wenn wir mal die Tests mit Fernkampfwaffen ausdiskutieren, aber ich wäre recht froh darüber, wenn man auch jetzt schon Ausführungen diesbezüglich geben könnte.

Natürlich hat Panzerreiter damit Recht, weil wir uns sonst wohl wirklich in die Gefahr begeben, daß wir uns zu sehr verzetteln.
Bleiben wir erst einmal bei den Fernkampfwaffen und gehen später zu den Nahkampfwaffen über - aufgeschoben ist schließlich nicht aufgehoben...
 
Ihr solltet vor allem einen Storastiker dabei haben...
Die "Wahrheit" kommt nicht nach einem Versuch, sondern aus der ausgewerteten Pivot tabelle, nach Versuch 545.
Das ist ebenso wichtig, wicht die korrekten Nachbauten.
 
Ein weiterer Punkt ist bei derartigen Tests und Vergleichen noch einmal besonders hervorzuheben: die möglichst originalgetreue Rekonstruktion - Du hattest das bei den Rüstungen und beim Material für die Pfeilspitzen bereits kurz angesprochen.
Dies gilt in der Tat sowohl für Waffen als auch für Rüstungen - um es wieder zum besseren Verständnis etwas zu überzeichnen: eine möglichst nah am historischen Original gehaltene Armbrust hat keine Kunststoffteile wie ihre modernen Nachfahren; Pfeile nah am historischen Original sind nicht aus GFK wie moderne Sportpfeile; ein Plattenpanzer nah am historischen Original besteht nicht aus einfachem Walzblech, sondern ist getrieben und damit durch Materialverdichtung gehärtet etc.
Aber ich wiederhole da ja nur, was Du eigentlich schon beschrieben hattest...

Da hast du natürlich recht, nur kann man bei den Bögen selbst doch toleranter sein:

Man kann ruhig einen Reflexbogen nehmen, der auch aus Fiberglas und Kunstharz besteht, da sich die grundlegenden Eigenschaften der Bögen nicht verändern. Das gleiche ist auch bei dem Kompositbogen einer Armbrust.

Was garnicht geht, ist ein Langbogen, der laminiert ist, oder aus Fiberglasmaterialien besteht. Die Eigenschaften dessen werden nämlich zusätzlich verändert, was dann das Ergebnis verfälscht. Hier muss man unbedingt darauf achten, dass es wirklich ein unlaminierter Holzbogen ist.

Ergo: Bei allem was einen Kompositaufbau hatte, kann ruhig auch Fiberglas und Kunstharz enthalten sein, da die Eigenschaften grundsätzlich ähnlich sind. Bei Langbögen ist dies aber nicht der Fall, hier muss man unbedingt auf Authenzität achten.
 
Ist das wirklich so wichtig, wenn es nicht um das Verhalten der Waffe beim Schuss, sondern um die Wirkung des Projektils im Ziel geht? Ist es nicht egal, womit der Pfeil beschleunigt wird, solange er mit der zu testenden Wucht auftrifft?
In der Industrie, beim TÜV oder irgendwo sonst werden bei ähnlichen modernen Belastungstests die "Geschosse" ja auch technisch beschleunigt, allein schon, um die Messung und die stets exakt gleichen Kräfte gewährleisten zu können.

Klar:
Wenn ich wissen will, wie die Waffe selbst sich beim Schuss verhält, dann, natürlich, muss die Waffe so authentisch wie möglich sein.
 
Ist das wirklich so wichtig, wenn es nicht um das Verhalten der Waffe beim Schuss, sondern um die Wirkung des Projektils im Ziel geht? Ist es nicht egal, womit der Pfeil beschleunigt wird, solange er mit der zu testenden Wucht auftrifft?
In der Industrie, beim TÜV oder irgendwo sonst werden bei ähnlichen modernen Belastungstests die "Geschosse" ja auch technisch beschleunigt, allein schon, um die Messung und die stets exakt gleichen Kräfte gewährleisten zu können.

Klar:
Wenn ich wissen will, wie die Waffe selbst sich beim Schuss verhält, dann, natürlich, muss die Waffe so authentisch wie möglich sein.

Im Grunde hast du recht, nur muss man die Geschwindigkeit des Geschosses berechnen. Und um das sicher festzustellen, muss man halt einen Schuss mit dem entsprechenden Geschoss aus der entsprechenden Waffe abgeben. Kennt man die Daten, kann man natürlich beschleunigen womit man will.

Für mich eine Sendung, die sehr gut herausgestochen hat, was die Tests angeht, ist Weapons that made Britain. Hier ein paar Ausschnitte:

http://www.youtube.com/watch?v=fuTTvuoUPiI&feature=PlayList&p=337E497C4DBD93F0&index=5

Der Test der Präzision der Schüsse einer Gruppe von Bogenschützen.

http://www.youtube.com/watch?v=m746lj90izs
http://www.youtube.com/watch?v=QgBodtggoZs

Beschusstest einer Rüstung. Hier ist der Vorgang des Tests sehr gut gemacht worden

http://www.youtube.com/watch?v=D3997HZuWjk
Ebenfalls ein sehr interessanter Test einer Rüstung. Hier gezeigt eine speziell gehärtete Rüstung einer etwas späteren Periode (leider hat der, der das Video hochgeladen hat, nicht die Herstellung mithineingeschnitten).
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe mal einige Szenen von den einzelnen Tests von Nahkampfwaffen aus "Weapons that made Britain" hochgeladen:

YouTube - Coat of Plates vs. Lance

Hier wird der Schutz einer Panzerung gegen einen Lanzenangriff getestet. Sehr löblich ist hier, das man keinen Bestandteil der Rüstung weglässt.

YouTube - Lance tests

Ein Vergleich von verschiedenen Lanzen und Stellungen und ein gleichzeitiger Test gegen eine Rüstung. Hier ist der grundsätzliche Aufbau löblich, doch man muss kritisieren, dass es bei der der Penetrationstest der ersten Lanzenstellung (bei ausgestreckter Hand) keinen Sinn bei der Rüstung macht, da diese Lanzenstellung verwendet wurde, als man noch Kettenhemden als hauptsächlichen Schutz hatte.

YouTube - Chainmail demonstration

Das ist zwar nicht wirklich ein Test, aber doch eine sehr gute Demonstration der Schutzwirkung eines Kettenhemdes. Dennoch wäre ein korrekter Test wünschenswert gewesen.


YouTube - Poleaxe vs. Plate Armor

Ein sehr interessanter Test der Wirkung einer Mordaxt gegen einen Harnisch. Leider sieht man nicht, ob eine Gambeson unter der Rüstung ist, oder nicht, aber sonst ist auch dieser Test gut gemacht.

YouTube - Cutting test of Swords

Schnitttest verschiedener Schwerter. Dieser Test ist sehr interessant, und auch gut aufgebaut. Es ist ein reiner Vergleichstest, dennoch von Aufbau gut gemacht.

YouTube - Sword vs Helmet

Dieser Test ist sehr interessant, und zeigt die Wirkung eines Schwerthiebes auf einem Helm. der Test ist zwar grundlegend recht einfach aufgebaut, dennoch recht gut gemacht. Leider sieht man aber nicht, ob der Helm ein Innenfutter hat.
 
Sehr interessante Videos. Zum Schwerttest: Ich vermute mal, dass das angelsächische Schwert deshalb genau so tief zustechen konnte wie das aus dem 15. Jahrhundert, da es mehr Masse hat. Das modernere Schwert kam dafür sicher besser zwischen die einzelnen Segmente einer Plattenrüstung.
 
Sehr interessante Videos. Zum Schwerttest: Ich vermute mal, dass das angelsächische Schwert deshalb genau so tief zustechen konnte wie das aus dem 15. Jahrhundert, da es mehr Masse hat. Das modernere Schwert kam dafür sicher besser zwischen die einzelnen Segmente einer Plattenrüstung.

Vermutlich, leider wird darauf nicht eingegangen.
 
Ich habe auf einem meiner Streifzüge durch das Netz 2 interessante Tests einer Österreichischen Reenactment-Gruppe gefunden:

Beschuss
Beschusstest

Die Tests sind sehr löblich gemacht worden. Also ein Positivbeispiel.
 
Sehr interessantes Thema. Ich bin in einem Verein tätig, der sich unter anderem auch der Fragestellung bezüglich der Durchführung von Tests mittelalterlicher Waffen widmen wird. Dazu gehört aber, wie eben schon erwähnt, nicht nur die Verwendung möglichst historisch korrekter Waffennachbauten, sondern speziell bei Metall, ein großer Aufwand an Forschung im metallurgischen Bereich. Um verwertbare Ergebnisse zu erzielen, die obendrein noch entsprechend protokolliert und aufbereitet werden sollen ist ein nicht unerheblicher Aufwand nötig. Das macht die ganze Sache natürlich auch nicht gerade billig, aber die verlinkten Videos weisen den Weg in die richtige Richtung.
Sehr interessante Videos. Zum Schwerttest: Ich vermute mal, dass das angelsächische Schwert deshalb genau so tief zustechen konnte wie das aus dem 15. Jahrhundert, da es mehr Masse hat. Das modernere Schwert kam dafür sicher besser zwischen die einzelnen Segmente einer Plattenrüstung.
Wie schon richtig vermutet, das angelsächsische Schwert war in seinem Einsatzzeitraum mit eher wenigen Ringelpanzerhemden konfrontiert. Eine gleiche Form der Spitze weisen im übrigen auch die Katzbalger der Landsknechte auf. Leider muss ich jedoch die Vorstellung korrigieren, dass man mittels des spitz zulaufenden Schwertes des 15 Jh. zwischen den Segment der Plattenrüstung stechen konnte. Dies wird zwar oft und auch in manchen Fachbüchern geschrieben, jedoch ist es unmöglich aufgrund der minimalen Abstände zwischen den Geschüben und Segmenten einer Plattenrüstung zu stechen. Vielleicht handelt es sich hier aber auch um einen Formulierungs- oder Verständnisfehler. Man kann sehr wohl in die "Lücken" einer Rüstung des 15 Jh. stechen bsp. Achseln, Innenseite der Plattenhandschuhe, Armbeugen, Kniekehlen, evtl. Halsbereich etc. Überall da, wo die Beweglichkeit gewährleistet sein musste und diese Bereiche "nur" mittels Ringelpanzergeflecht geschützt wurden. Hierzu gab es sogar extrige Schwerter, die sog. Panzerstecher mit einer Drei- oder Vierkantklinge. Übrigens auch bei den Dolchen, aber ich weiche jetzt schon zu weit vom Thema ab...
 
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