Einführung in die Religionsgeschichte

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In der Weltgeschichte gab es schon zahlreiche Religionen, ebenso wie es viele Definitionen für den Begriff „Religion“ existieren. Es gibt zwischen den einzelnen Religionen viele Gemeinsamkeiten, die man in einer allgemein gültigen Definition einbeziehen könnte, aber noch viel mehr Unterschiede. Nicht einmal den Glauben an einen oder mehrere Götter teilen sich die Religionen, es gibt auch welche, die auf den Atheismus beruhen. Gemeinsamkeiten sind wohl eher die Tatsachen, dass jede Religion gewisse Moralvorstellungen, also wie man ein gutes Leben zu führen hat, eine eigene Ansicht über die Entstehung und Bedeutung des Universums und der Menschen, Kulte, Zeremonien, Traditionen etc., sowie eine hierarchische Ordnung und eine Organisation entwickelt.

Anfänglich bezeichnete man nur einen Bewohner Judäas als Juden. Diese stammen u. a. von den Hethitern, Amoritern und Sumerern ab, die im siebzehnten Jahrhundert v. Chr. in Ägypten einwanderten, wo sie mit den damals herrschenden und mit ihnen verwandten Hyksos in Frieden lebten. Nach deren Vertreibung wurden die Juden von den Ägyptern versklavt und zu Arbeiten an Tempeln und sonstigen Bauprojekten gezwungen. Schließlich war es Moses, der nicht nur die Juden aus Ägypten führte, sondern auch die grundlegende Lehre der jüdischen Religion begründete. Unter seinem Nachfolger Josua siedelten sich die Juden in Palästina an.

Im Jahre 1012 v. Chr. wurden die einzelnen jüdischen Stämme geeint und Saul zu ihrem König erhoben. Nach seinem Tod 1004 wurde David König, der zahlreiche Eroberungen durchführte und Jerusalem zur Hauptstadt erhob. Nach dem Tod seines Sohnes Salomon 926 wurde das Reich in Israel im Norden und Judäa im Süden geteilt. Ersteres wurde im Jahre 722 durch die Assyrer vernichtet, welche Judäa tributpflichtig machten. König Nebukadnezar II. von Babylon vernichtete seinerseits nicht nur Assyrien, sondern auch Judäa und verschleppte die meisten Juden in seine Hauptstadt in die Babylonische Gefangenschaft. König Kyros der Große von Persien wiederum zerstörte Ende des fünften Jahrhunderts das babylonische Reich und ließ die Juden wieder in ihre Heimat zurückkehren. Unter König Alexander dem Großen von Makedonien, dem Vernichter des Perserreiches, wurden die Juden in seinem ganzen Reich angesiedelt. Die Juden, die im Nahen Osten verblieben waren, errichteten nach einem gewaltigen Aufstand gegen die Seleukiden 141 v. Chr. ein unabhängiges Königreich, welches als Makkabäerreich in die Weltgeschichte eingegangen ist. Dieses fiel in der Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. in Abhängigkeit vom Römischen Reich. Die Juden versuchten sich der römischen Herrschaft zu widersetzen, was zu den jüdischen Kriegen führte. Der erste endete 70 n. Chr. mit der Zerstörung des Tempels von Jerusalem, der zweite mit der Vertreibung der Juden aus Palästina und ihrer Zerstreuung in der ganzen Welt.

Das Christentum entstand im ersten Jahrhundert n. Chr. zunächst als eine jüdische Sekte. Ihr Begründer soll Jesus von Nazareth gewesen sein, von dessen Existenz die Wissenschaft heutzutage überzeugt ist. Er sah sich selbst als einen Messias und verkündete er das nahende Reich Gottes. Da er selber mehrere jüdische Traditionen gebrochen hatte, machte er sich zahlreiche konservative Juden, aber auch Römer zum Feind. Schließlich wurde er von ihnen angeklagt und an die Römer ausgeliefert, von denen er um 30 n. Chr. hingerichtet wurde. Von all seinen Anhängern war es vor allem Paulus, der mit mehreren Briefen und Reisen das Christentum weiter verbreitete. Erst im dritten Jahrhundert bildete sich das Christentum zu einer eigenständigen Religion heraus, die im gesamten Römischen Reich bereits eine große Anhängerschaft besaß, so dass der römische Kaiser Konstantin der Große es im Toleranzedikt von Mailand 313 zur gleichberechtigten Religion erklärte und sich somit dessen Unterstützung sicherte. Neunundsiebzig Jahre später wurde das Christentum sogar zur Staatsreligion erhoben. Nach kürzester Zeit begann der erst Kirchenstreit: die Anhänger des Bischofs Arius von Alexandria waren im Gegensatz zu den katholischen bzw. orthodoxen Christen der Meinung, dass Jesus Christus nicht Gott und Mensch, sondern nur letzteres wäre. In den ersten beiden ökumenischen Konzilen von Nicäa und Konstantinopel 325 bzw. 381 wurde der Arianismus zur Häresie erklärt; er existierte allerdings weiterhin, v. a. als Staatsreligion einiger germanischer Völker wie der Langobarden. Gegensätzliche Ansichten vertritt der Monophysitismus, der von einer einzigen göttlichen Natur Jesu Christi spricht.

Die christliche Hauptrichtung, die von beiden Naturen ausgeht, spaltete sich ebenfalls im Jahre 1054 in die römisch-katholische und die griechisch-orthodoxe Kirche; der Grund für die Spaltung war, dass der Papst, also der Patriarch von Rom sich selbst eine Vormachtstellung gegenüber den anderen vier Patriarchaten von Konstantinopel, Jerusalem, Alexandria und Antiochia zusprach, die seine Kollegen, allen voran der Patriarch von Konstantinopel, nicht akzeptieren wollten. Trotz des Beginns eines Kontaktes im zwanzigsten Jahrhundert hält das morgenländische Schisma noch heute an. Davon zu unterscheiden ist das abendländische Schisma, welches 1378 durch die Wahl von Papst Urban VI. entstand: da er nach kurzer Zeit wieder abgesetzt und durch Klemens VII. ersetzt wurde, exkommunizierten sich beide gegenseitig; Klemens verlegte daraufhin den Sitz des Papstes nach Avignon. Nach dem Scheitern des Treffens von Pisa, welches zur Wahl eines dritten Papstes führte, konnte erst das Konstanzer Konzil das Problem bereinigen. Die Folge dieser Krise war das Fordern von Reformen, welche im sechzehnten Jahrhundert durch Johannes Calvin und Martin Luther.

Nach Moses, Jesus und mehreren anderen gilt Mohammed als der letzte von Gott gesandte Prophet, jedenfalls im Islam. Diese Religion wurde jedenfalls von jenem Mohammed begründet, der seine ersten Anhänger in Medina gewann und mit ihnen Mekka eroberte, wo er anfangs auf keine offenen Ohren gestoßen war. In der Folgezeit fand er Unterstützung in der gesamten arabischen Halbinsel, deren Staatsreligion der Islam werden sollte. Im Jahre 632 verstarb Mohammed, dessen Nachfolger sein Schwiegervater Abu Bakr wurde Kalif; dieser Titel wurde im Folgenden auf alle weltlichen und geistlichen Führer des Islams angewandt. Noch im selben Jahrhundert wurden zahlreiche Gebiete, u. a. Mesopotamien und Ägypten erobert. Unter Kalif Ali kam es zum Bürgerkrieg, nach dessen Tod sich die islamische Welt teilte: seine Anhänger werden als Schiat Ali („Partei Alis“) oder Sunniten bezeichnet und bilden noch heute die Opposition zu den Sunniten, die nicht der Meinung sind, dass Ali von seinem Schwiegervater Mohammed in die göttlichen Geheimnisse eingeweiht worden wäre. Die Sunniten bildeten jedenfalls die nun folgende Dynastie der Omaijaden, die die Eroberung bis nach Spanien fortführten und den Islam endgültig zu einer Weltreligion machten.

Zu den fünf Weltreligionen werden außerdem der Hinduismus und der Buddhismus gezählt. Ersterer besitzt keinen offiziellen Beginn; die Hindus verstehen ihre Religion als eine ohne Anfang und Ende. Tatsächlich wurden sie um 1500 v. Chr. begründet, beginnend mit der Phase der Veden. Der Buddhismus wurde von dem indischen Adligen Siddharta Gautama begründet, dessen Lebenszeit ungewiss ist; er soll entweder 623 oder 566 v. Chr. geboren worden und etwa achtzig Jahre alt geworden sein. In die Weltgeschichte eingegangen ist er als Buddha und als Begründer einer atheistischen Religion, die v. a. auf Meditation und Askese basiert.

Literatur:
Michael Baigent, Richard Leigh, „Verschlusssache Jesus“ (1991)
Arthur Cotterell, „Die Enzyklopädie der Mythologie“ (1999)
Robert Eisenmann, Michael Wise, „Jesus und die Urchristen“ (1993)
David M. Jones, Brian L. Molyneaux, “Mythologie der Neuen Welt” (2002)
Gerhard Konzelmann, „Die Araber“ (1991)
Gerhard Konzelmann, „Die großen Kalifen“ (1990)
John Julius Norwich, „Byzanz“ (2000)
Vera Schauber, Hans Michael Schindler, „Die Heiligen“ (1985)
Hermann Schreiber, „Geschichte der Päpste“ (1995)
 
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