@Riothamus:
Da ich kein Interesse daran habe, mich mit einem Beitrag auseinanderzusetzen, der in einer Erregung geschrieben wurde, für die sich der Autor nachträglich entschuldigt, habe ich diesen Beitrag gar nicht gelesen, sondern nur deine kurze Meldung, auf die ich vor einigen Stunden einging.
Ich nehme an, du beziehst dich mit "harter Tobak" auf mein Statement zum Kontext Christentum-Pädophilie.
Zunächst muss eines klargestellt werden: Der Vatikanstaat hatte bis zum 11. Juli 2013 von allen europäischen Staaten die niedrigste Untergrenze für legalen sexuellen Umgang mit Jugendlichen: Sie lag seit 1929 bei 12 Jahren. Überall sonst in Europa liegt die Untergrenze bei 14 oder 16 Jahren. Erst seit dem genannten Datum liegt die Untergrenze im Vatikanstaat bei 18 Jahren. Die Zahlen sind aussagekräftig: ´12 Jahre´ spricht vergleichsweise klar für eine Neigung zur Kinderliebe, ´18 Jahre´ als gegenläufiger Pendelschlag für eine Neigung zur Sexualverdrängung.
Weiter:
Ich gebe zu, dass meine Formulierung, dass "unterdrückte Sexualtriebe... auf Kinder... abgelenkt werden", dazu einlädt, als generalisierend missverstanden zu werden. Ich stelle also klar, dass diese Aussage nicht für alle Christen gilt, bei denen man eine christlich motivierte Unterdrückung der eigenen Sexualität diagnostizieren könnte, sondern nur für eine Minderheit in dieser Gruppe. Soll heißen: Christlich motivierte Sexualunterdrückung führt nicht zwangsläufig zum Kindesmissbrauch, sondern nur unter bestimmten Bedingungen.
Dennoch bleibe ich bei der Kerntendenz meiner Aussage, dass christlich motivierte Sexualunterdrückung mit überproportionaler Wahrscheinlichkeit zu praktiziertem Kindesmissbrauch führt. ´Überproportional´ bezieht sich auf die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann ein Kind sexuell missbraucht. Statistische Analysen können zwar keine exakten Daten liefern, legen aber nahe, dass die Wahrscheinlichkeit einer Neigung zum Kindesmissbrauch bei einem Vertreter der Kirche um 50 bis 100 Prozent höher liegt als bei einem Mann aus der nicht-klerikalen Population.
Zu berücksichtigen ist dabei, dass sowohl bei klerikalischen als auch nicht-klerikalen Tätergruppen nur ein Bruchteil genuin pädophil, also exklusiv kinderorientiert, ist. Dieser Bruchteil soll in der klerikalen Gruppe bei nur 10 Prozent liegen; der Rest ist grundsätzlich auf erwachsene Objekte ausgerichtet, erfährt aber durch besondere Umstände, zu denen vor allem die Zölibatsituation, die allgemeine christlich-sexualitätverdrängende Erziehung sowie das eigene Missbrauchtwerden als Kind in klerikalen Einrichtungen zählen, eine Ablenkung der Triebe auf Minderjährige, natürlich begünstigt durch die äußere Abhängigkeitssituation der betroffenen Kinder gegenüber den Tätern.
Ein Bekannter von mir hat als Kind solches durchgemacht, der Fall wurde medienbekannt (z.B. ´Spiegel´) und brachte einen Theologieprofessor (Paul-Gerhard Müller) um sein Priesteramt, für dessen Habilitationsschrift Joseph Ratzinger ein 2-seitiges Vorwort geschrieben hatte.
Vielleicht kann ein ganz kurzer Blick auf die Geschichte des Mindestalters zur Klärung des Gesamtkontextes beitragen. Sexuelle Neigung zu Kindern sollte in einen Geschichtsforum nämlich kein Tabuthema sein, sondern Gegenstand objektiver Analysen.
Fast die ganze bekannte Menschheitsgeschichte hindurch galten Mädchen schon ab der Pubertät für sexuell reif und gebärfähig. Eine 14jährige zu heiraten, gehörte für Männer in Sumer und Ägypten und später in Griechenland und Rom zum Standard. Pompeius z.B. heiratete die 14jährige Tochter von Julius Cäsar. In der Neuzeit heiratete Rubens ein 16jähriges Mädchen. Viel später fand noch Casanova nichts dabei, ein Liebesverhältnis mit einer 10jährigen einzugehen. Der Dichter Novalis war mit der 12jährigen Sophie von Kühn verlobt, wenn auch ohne Kenntnis der Eltern. Zur Illegalisierung von Sex mit Mädchen unter 14 kam es erst ab Mitte des 19. Jhd. In England hatte das einen ganz simplen Grund: Die Kinder wurden als Zwangsarbeiter benötigt, also befreite man sie von zusätzlichen Belastungen wie Sex mit Erwachsenen.
Was den Islam betrifft:
Nach dem Vorbild Mohammed (Sex mit Lieblingsfrau Aisha ab ihrem 9. Lebensjahr / siehe z.B. Bukhari 7.62.64) gelten in einigen islamischen Staaten heute noch auffallende niedrige Untergrenzen.
In orthodoxen islamischen Rechtsschulen gilt daher eine Eheschließung mit 9-jährigen Mädchen als legitim. Heute haben die meisten islamischen Staaten die Untergrenze auf 15 Jahre angehoben, im Jemen dürfen aber heute noch 9-jährige Mädchen geheiratet werden, manchmal ganz legal noch jüngere, incl. Vollzug der Ehe. Im Iran dürfen heute, wenn ein Richter auf Antrag der Eltern zustimmt, sogar 7-jährige Mädchen verheiratet werden. In Saudi-Arabien liegt die Untergrenze heute bei 9 Jahren.
Abschließend zitiere ich den Sozialpsychologen Prof. Gerhard Vinnai zum Thema Christentum und Sexualunterdrückung:
Sexuelle Grenzüberschreitungen in Erziehungseinrichtungen - Zur Psychoanalyse des sexuellen Missbrauchs (2010)
Sexueller Missbrauch in Einrichtungen der katholischen Kirche
Medienberichte weisen auf zahlreiche sexuelle Missbrauchshandlungen in
Erziehungseinrichtungen der katholischen Kirche hin. Warum kommt es vor allem in katholischen Internaten zum Misslingen der Aufrichtung und Etablierung der Generationsschranke? Die Missbrauchshandlungen im Rahmen der katholischen Kirche sind mit den sexualfeindlichen Zügen der christlichen Religion verbunden. Diese können nicht nur einem lebendigen, lustvollen Umgang mit der Sexualität sondern auch einer angemessene Bearbeitung der mit ihr verbundenen Schwierigkeiten entgegenwirken. Wo die Sexualität zu sehr abgewehrt werden soll, misslingt auch das angemessene Sprechen und problembewusste gemeinsame Nachdenken über sie.
Warum kann man die christliche Religion als sexualfeindlich bezeichnen? Besonders das Neue Testament, das für das Christentum wesentlich ist, zeichnet sich durch eine massive Abwehr der Erotik aus, nirgendwo gibt es dort eine positive Würdigung des sexuellen Genusses. Die neuere Theologie versucht zwar, dem Geist unserer Zeit entsprechend, dieser Sexualfeindlichkeit mit dem Hinweis auf sexualfreundliche Stellen im Alten Testament zu entkommen, aber sie kann sich dabei kaum auf die Lehre Jesu beziehen, die der Text des neuen Testaments enthält. Mit der Hoffnung auf eine andere Welt soll, ihm zufolge, die sexuelle Triebhaftigkeit, die an die bestehende bindet, abgewehrt werden. Die sexuellen Begierden werden einer schlechten Welt zugerechnet, die es zu überwinden gilt. Die Nächstenliebe soll strikt von der sexuellen Liebe getrennt werden, Agape steht gegen Eros. Das Gute und Heilige ist im Neuen Testament immer jenseits des Sexuellen angesiedelt. Dies zeigt schon ein Blick auf die heilige Familie, die im Zentrum der christlichen Lehre steht. Die heilige Familie scheint ohne Sexualität zu sein. Jesus ist ein zölibatär lebender Junggeselle, der kein erotisches Interesse an Frauen und auch nicht an Männern zeigt. Maria, seine Mutter, ist eine
Jungfrau, ihre Sexualität war bei der Zeugung von Jesus nicht im Spiel. Sie hat Jesus auf „jungfräuliche Art“ empfangen, dem katholischen Dogma zufolge ist sie sogar selbst „unbefleckt“, also ohne Sexualität empfangen worden. Josef, der Vater Jesu, ist kein richtiger Vater, seine Sexualität ist bei der Erzeugung von Jesus nicht im Spiel. Dieser Vater erscheint irgendwie als kastriert. Um die Beziehung der christlichen Heiligen Familie zur Sexualität zu verdeutlichen, kann man sie mit jener der göttlichen Familie in der Antike vergleichen. Zeus, der höchste Gott, ist dort mit Hera verheiratet und beide haben gemeinsame Kinder.
Der höchste Gott zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur die eheliche
Sexualität lebt, sondern darüber hinaus auch außerehelichen sexuellen Affären zugetan ist. Sein Verhalten ist also dem von Jesus entgegengesetzt.