Der französische Revanchismus

Mückenfurz

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Ich muss diese deutsche Karikatur vom Juni 1913 auswerten
....dabei handelt es sich um den französischen Revanchismus...
Die Bildunterschrift lautet: "Das dritte Jahr in Frankreich! - Diable! - Das sind mir die beiden Weiber schließlich doch nicht wert!"
Ich soll die Sichtweise der Karikatur analysieren....und alles was dazu gehört, wie Beschreibung... Deutung....Einordnung...Aussage ....
Ich bräuchte dringend eure Hilfe... und wäre euch sehr dankbar ...

Bis jetzt weiß ich:
In Frankreich bezeichnet Revanchismus (frz. revanchisme) eine zwischen dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und dem Ersten Weltkrieg weit verbreitete nationalistische Strömung, die die Rückeroberung Elsass-Lothringens zum Ziel hatte.
Der Mann in Uniform stellt eventuell ein Franzose dar....
Unterhalb der beiden Frauen, auf der Mauer, steht klein geschrieben Elsass und Lothringen .... dies gehört nach dem 1. Weltkrieg zu Preußen oder? ...und Frankreich will das Gebiet zurück
 

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Unterhalb der beiden Frauen, auf der Mauer, steht klein geschrieben Elsass und Lothringen .... dies gehört nach dem 1. Weltkrieg zu Preußen oder? ...und Frankreich will das Gebiet zurück

Nach welchem Krieg?
Wenn ich richtig informiert bin, fiel Elsass-Lothringen nicht an Preußen sondern an das Reich (gleichwohl war natürlich der preuß. König der dt. Kaiser).
 
Siehe ElQ: Elsass-Lothringen war unmittelbares Reichsgebiet.

Du solltest mal "3. Jahr" interpretieren. Was ist damit gemeint, was passierte Anfang 1913 in Frankreich mit Soldaten, die da Dienst "schoben"?

Und welcher Zusammenhang wird mit mit den beiden Frauen Elsass und Lothringen hergestellt?
 
https://fr.wikipedia.org/wiki/Loi_des_trois_ans

Der Krieg 1870 endete mit einer Niederlage Frankreichs und die Annexion von Elsaß und Lothringen. Das sind die beiden Damen hinter der Mauer.
Das Gesetz der drei Jahre (Le loi des trois ans) verlängerte den Wehrdienst von zwei auf drei Jahre um die französische Armee auf den erwarteten Konflikt mit Deutschland vorzubereiten. Die nationale Rechte befürwortete das Gesetz als Rache für 1870. Die Linke lehnte das Gesetz ab im Namen des Antimilitarismus.

Der verdrossene französische Soldat scheint dieser Richtung zuzuneigen.
 
Die Linke lehnte das Gesetz ab im Namen des Antimilitarismus.

Der verdrossene französische Soldat scheint dieser Richtung zuzuneigen.

Hier sehe ich die Gefahr der Überinterpretation. Zunächst einmal geht es nur um die nervige Verlängerung des Wehrdienstes - das ist ein sehr guter Hinweis gewesen - eine politische Präferenz lässt sich der nicht entnehmen.
 

Danke für den Hinweis auf die Verlängerung des Wehrdienstes auf drei Jahre. Ich stand nämlich rätselnd vor der Bedeutung des "dritten Jahres" im Zusammenhang mit dem Soldaten.


Dann mal ein paar andere Fragen zur Karikaturinterpretation an Mückenfurz (witziger Nick:rofl:):

Wofür steht die Mauer?
Wofür stehen die beiden Mädels?

Und ist das ein Zauberwürfel (außerhalb der Karikatur)?
 
Und ist das ein Zauberwürfel (außerhalb der Karikatur)?

Das ist einer, aber was ist das links daneben?

Zur Karikatur:
Interessant scheint mir, dass die beiden Damen überhaupt nicht ängstlich wirken, im Gegenteil, sie scheinen eher belustigt, und das obwohl der franzøsische Soldat nicht nur einfach Wache steht, sondern feldmarschmæssig ausgerüstet ist - also zu einem Angriff bereit.

Das der - unter der glühenden Sonne - überhaupt keine Lust dazu hat, sieht man ihm an.

Gruss, muheijo
 
Also die linke der beiden Damen trägt eindeutig Elsässer Tracht, die rechte eine Lothringer Tracht -beide stehen damit wohl für die im Krieg verlorenen Gebiete, die Mauer soll wohl die neue Grenze nach 1871 symbolisieren.
Zusammen mit der Verlängerung des Wehrdienstes auf drei Jahre, die mit der geplanten Rückeroberung beider Provinzen begründet wurde ergibt das also Sinn.

Aber ist der Thread nicht im falschen Bereich :klugscheiss aus:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Also die linke der beiden Damen trägt eindeutig Elsässer Tracht, die rechte eine Lothringer Tracht -beide stehen damit wohl für die im Krieg verlorenen Gebiete, die Mauer soll wohl die neue Grenze nach 1871 symbolisieren.
Zusammen mit der Verlängerung des Wehrdienstes auf drei Jahre, die mit der geplanten Rückeroberung beider Provinzen begründet wurde ergibt das also Sinn.

Richtig, aber eigentlich sollte das Mückenfurz herausfinden.

Aber ist der Thread nicht im falschen Bereich :klugscheiss aus:D

auch richtig.:D

Das ist einer, aber was ist das links daneben?

Das scheint ein Aliud zu sein.

Die Mädels sind auch ziemlich sommerlich gekleidet, er dagegen in der schweren Uniform und mit Marschgepäck. Joé que caló!

Was ist denn "Joé que caló!"? ah, über google finde ich eine Werbeanzeige mit einem T-shirt, auf dem das steht und mit der englischen Beschreibung, dass das Slang aus Andalusien ist für "that the weather is @#!$&# hot!". Jetzt müßte ich noch wissen, was @#!$&# bedeuten soll.
 
Mir ist nur bewusst, dass Elsass und Lothringen ein Ressourcenland ist ...hauptsächlich für Eisen und Kohle

Nicht nur. Es hat auch die militærische Ausgangslage zwischen Frankreich und Deutschland erheblich verændert.

Stichwort u.a. Festungen, Gebirge als natürlicher Schutz, Wegfall des Rheins als natürlicher Schutz Frankreichs.

Gruss, muheijo
 
Also jetzt nochmal zusammengefasst...

Symbole und deren Deutung:
Bildunterschrift - Wehrdienst auf drei Jahre verlängert
Mir wird nur nicht ganz klar, warum dieser Franzose so eine Desinteresse zeigt... Elsass - Lothringen ist doch ein bedeutendes Ressourcenland für Eisen und Kohle???
Weiber - Elsass und Lothringen (rechts:Elsass/ links:Lothringen ( deutlich durch Tracht))
Mauer - neue Grenze nach 1871 (ist damit der Konflikt zwischen Frk. und dem Reich gemeint, der nach dem Krieg entstand oder soll die Mauer darstellen, dass Elsass - lothringen nicht mehr zu Frk gehören?)
Mann in Militärskleidung - unzufriedener Franzose im Wehrdienst
Ausrüstung vielleicht noch?
Gewehr - Einstellung des Kampfes/ Wache
wie zum Beispiel die Truhe an seinem Gürtel/ der Sack, den er mit sich dreht/ die Haltung der linken Hand?
Das Gepäck scheint mir zunächst erst einmal normal....

Gründe:
Verlängerung des Wehrdienstes (2 ->3 Jahre): Vorbereitung der französische Armee auf den erwarteten Konflikt mit Deutschland / Gründung zur geplanten Rückeroberung beider Provinzen
 
Hier sehe ich die Gefahr der Überinterpretation. Zunächst einmal geht es nur um die nervige Verlängerung des Wehrdienstes - das ist ein sehr guter Hinweis gewesen - eine politische Präferenz lässt sich der nicht entnehmen.

ich denke jedoch, dass diese vorliegende Karikatur eine politische Aussage haben muss, da der frz. Revanchismus eine politische Ursache für den 1. Weltkrieg war
 
Mir ist nur bewusst, dass Elsass und Lothringen ein Ressourcenland ist ...hauptsächlich für Eisen und Kohle

Die vorgenannte Schwerindustrie findet sich vor allem in Teilen von Lothringen. Im Elsaß sind die wichtigsten Ressourcen in der Landwirtschaft (Wein und Weißkohl) zu finden.

Aber die Karikatur hat mit der Wirtschaftsstruktur von Elsaß-Lothringen nichts zu tun. Schau Dir mal die Geschichte von Elsaß-Lothringen zwischen 1648 und 1945 an.
 
Ausrüstung vielleicht noch?
Gewehr - Einstellung des Kampfes/ Wache
wie zum Beispiel die Truhe an seinem Gürtel/ der Sack, den er mit sich dreht/ die Haltung der linken Hand?
Das Gepäck scheint mir zunächst erst einmal normal....

Wenn ein Soldat Wache steht, braucht er das ganze Gelerch, dass er auf der Abbildung trægt, nicht. Da reicht das Gewehr. Je nach Jahreszeit und Befehl vielleicht nicht einmal den Mantel.
Wenn er in den Krieg ziehen soll, also "ins Feld", dann hat er genau das an und dabei, was du dort siehst: Rucksack, (Trink-oder Brot-)Beutel, Munitionstasche*, Tasse, usw.

EDIT: Die Uniform scheint mir auch noch die von 1870/71 zu sein. Ich bin mir nicht sicher, aber 1913 sah die bereits anders aus?

* das meinst du wahrscheinlich mit der "Truhe" am Gürtel

Gruss, muheijo
 
Zuletzt bearbeitet:
Also jetzt nochmal zusammengefasst...

Symbole und deren Deutung:
Bildunterschrift - Wehrdienst auf drei Jahre verlängert
Mir wird nur nicht ganz klar, warum dieser Franzose so eine Desinteresse zeigt... Elsass - Lothringen ist doch ein bedeutendes Ressourcenland für Eisen und Kohle???
Weiber - Elsass und Lothringen (rechts:Elsass/ links:Lothringen ( deutlich durch Tracht))
Mauer - neue Grenze nach 1871 (ist damit der Konflikt zwischen Frk. und dem Reich gemeint, der nach dem Krieg entstand oder soll die Mauer darstellen, dass Elsass - lothringen nicht mehr zu Frk gehören?)
Mann in Militärskleidung - unzufriedener Franzose im Wehrdienst
Ausrüstung vielleicht noch?
Gewehr - Einstellung des Kampfes/ Wache
wie zum Beispiel die Truhe an seinem Gürtel/ der Sack, den er mit sich dreht/ die Haltung der linken Hand?
Das Gepäck scheint mir zunächst erst einmal normal....

Gründe:
Verlängerung des Wehrdienstes (2 ->3 Jahre): Vorbereitung der französische Armee auf den erwarteten Konflikt mit Deutschland / Gründung zur geplanten Rückeroberung beider Provinzen


Der französische Soldat repräsentiert nicht Frankreich, sondern zunächst einmal den einfachen Soldaten in Frankreich, der sich fragt, warum er für die beiden "Weiber" ein weiteres Jahr Wehrdienst leisten muß.
 
Mir wird nur nicht ganz klar, warum dieser Franzose so eine Desinteresse zeigt... Elsass - Lothringen ist doch ein bedeutendes Ressourcenland für Eisen und Kohle???
Siehe die Antwort von Carolus:

Der französische Soldat repräsentiert nicht Frankreich, sondern zunächst einmal den einfachen Soldaten in Frankreich, der sich fragt, warum er für die beiden "Weiber" ein weiteres Jahr Wehrdienst leisten muß.
Richtig. Oder würdest du, Mücke, dich wegen Kohle und Stahl zusammenschießen lassen wollen?

ich denke jedoch, dass diese vorliegende Karikatur eine politische Aussage haben muss, da der frz. Revanchismus eine politische Ursache für den 1. Weltkrieg war
Darum ging es aber in dem Diskussionsschnippsel zwischen Gangflow und mir nicht, da ging es eher um die politische Verortung des Soldaten, die Ganngflow vorgenommen hat (vorgenommen zu haben schien?), nicht um die politische Haltung revanchistischer Kreise in Frankreich.

Der Wehrdienstleistende hat erst einmal, ganz unabhängig von seiner persönlichen politischen Präferenz, das Interesse an der Wiedererlangung seiner Freiheit.
 
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