Einsatz der numidischen Kavallerie bei Cannae?

N

Naravas

Gast
Hallo,
Ich bin relativ ratlos was den Einsatz der numidischen Kavallerie bei Cannae anbelangt, denn sie werden in antiken Quellen und Bildnissen (Etwa die Trajanssäule) stets ungepanzert und nur mit einem Schild und einem Bündel kurzer Wurfspeere bewaffnet dargestellt. Es sind weder Stoßlanzen, noch Kavallerieschwerter überliefert, weshalb man sie wohl kaum im Nahkampf benutzt hat.

Nun frage ich mich allerdings wie die numidische Kavallerie mit schlechter Panzerung und ohne Nahkampfwaffen gegen die verhältnismäßig schwer gepanzerte bundesgenössische Kavallerie gekämpft hat, denn:
1.)Das Feld von Cannae war von verhältnismäßig eingeschränkter Größe und war zu beiden Seiten von Hügeln und einem Fluss eingegrenzt, sodass die numidische Kavallerie keine freie Seite zum Ausweichen hatte und sich nicht um die Flanke der Bundesgenossen herum entfalten konnte, was die Möglichkeit zu Plänkeln enorm einschränkte. Nach vorne hin war der weg durch die Socii versperrt denen sie von der Bewaffnung her haushoch unterlegen waren und nach hinten konnten sie nicht zurückweichen,da sonst die Socii in der Flanke der karthagischen Infanterie gestanden hätten.
2.) Es für die auf das Plänkeln ausgerichtete numidische Kavallerie nicht aussichtsreich war eine frontale Auseinandersetzung mit den Socii zu suchen, welche Kürasse und Lanzen trugen. Selbst wenn Hannibal die Numider vor der Schlacht noch mit Stoßlanzen ausgerüstet hätten, wären die an das Plänkeln gewöhnten Numider wohl im Nahkampf gegen Kavallerie die vornehmlich mit Stoßlanzen gekämpft haben wohl untergegangen. Außerdem waren die Numidern den adeligen Reitern wohl an Rüstung haushoch unterlegen, in einem solchen Kampf kämen die Eigenschaften die die Numider berühmt machten, nämlich der gezielte einsatz von Wurfspeeren vom Pferd und ihre Geschwindigkeit, nicht zum tragen.

In beiden Fällen wäre die numidische Kavallerie wohl in arge Bedrängnis geraten.
Ich wäre froh wenn mir jemand diese Frage beantworten könnte, das erscheint mit einfach nicht allzu schlüssig.

MfG Naravas, der numidische Prinz :)
 
Hallo,
Ich bin relativ ratlos was den Einsatz der numidischen Kavallerie bei Cannae anbelangt, denn sie werden in antiken Quellen und Bildnissen (Etwa die Trajanssäule) stets ungepanzert und nur mit einem Schild und einem Bündel kurzer Wurfspeere bewaffnet dargestellt. Es sind weder Stoßlanzen, noch Kavallerieschwerter überliefert, weshalb man sie wohl kaum im Nahkampf benutzt hat.
Dazu zunächst mal einige Fragen: Wird denn tatsächlich auf der Trajanssäule numidische Kavallerie dargestellt?
Wenn dem so ist, so ist dir klar, dass zwischen Cannae und den Dakerkriegen unter Trajan, ca. 315 - 330 Jahre lagen?
Deine Worte implizieren, dass es außerhalb der Trajanssäule weitere bildliche Darstellungen der numidischen Reiterei gibt. Welche wären das und wie sind diese zu datieren?
 
Okay, ich habe mich etwas ungenau ausgedrückt,tut mir leid.
Der Plural bezog sich auf Textquellen und Bildquellen zusammengenommen,welche meines Wissens nach! existieren. Ich meine mich zu erinnern das sie auf der Trajanssäule dargestellt werden, aber ich übernehme keine wirkliche Gewähr. Aber selbst wenn man nur die Textquellen betrachtet wird die numidische Kavallerie als leichtbewaffnet, mit Wurfspießen und kleinen Schilden, beschrieben.
 
Ihr Einsatz lebte von Schnelligkeit und Wendigkeit der Pferde. Insbesondere die Wendungen wurden von der leichten Kavallerie der Antike geübt. Daher konnten sie Angreifen und sich zum Rückzug wenden, ohne dass schwerere Kavallerie ihr etwas anhaben konnte. Dagegen musste die schwere Kavallerie mitunter sogar von leichter Kavallerie gegen feindliche leichte Kavallerie abgeschirmt werden.

Soweit die Theorie, wie sie in militärhistorischen Werken der Sekundärliteratur zu finden ist. Allerdings sind die Belege dazu meines Wissens nach aus der ganzen Antike zusammengesucht. Dabei ist zu berücksichtigen, dass keine Steigbügel gab, die schwere Kavallerie somit nicht so effektiv den Schock einsetzen konnte, wie in späteren Zeiten.
 
Ich habe inzwischen bei Gregory Daly, Cannae: The Experience of Battle in the Second Punic War, S. 92 f. entsprechendes gefunden. Die Trajanssäule, Polybios, Livius, Appian, Caesars bellum civili werden als Quellen bzgl. der numidischen Reiterei aufgeführt.
 
Hallo,
Ich bin relativ ratlos was den Einsatz der numidischen Kavallerie bei Cannae anbelangt, denn sie werden in antiken Quellen und Bildnissen (Etwa die Trajanssäule) stets ungepanzert und nur mit einem Schild und einem Bündel kurzer Wurfspeere bewaffnet dargestellt. Es sind weder Stoßlanzen, noch Kavallerieschwerter überliefert, weshalb man sie wohl kaum im Nahkampf benutzt hat.

Nun frage ich mich allerdings wie die numidische Kavallerie mit schlechter Panzerung und ohne Nahkampfwaffen gegen die verhältnismäßig schwer gepanzerte bundesgenössische Kavallerie gekämpft hat, denn:
1.)Das Feld von Cannae war von verhältnismäßig eingeschränkter Größe und war zu beiden Seiten von Hügeln und einem Fluss eingegrenzt, sodass die numidische Kavallerie keine freie Seite zum Ausweichen hatte und sich nicht um die Flanke der Bundesgenossen herum entfalten konnte, was die Möglichkeit zu Plänkeln enorm einschränkte. Nach vorne hin war der weg durch die Socii versperrt denen sie von der Bewaffnung her haushoch unterlegen waren und nach hinten konnten sie nicht zurückweichen,da sonst die Socii in der Flanke der karthagischen Infanterie gestanden hätten.
2.) Es für die auf das Plänkeln ausgerichtete numidische Kavallerie nicht aussichtsreich war eine frontale Auseinandersetzung mit den Socii zu suchen, welche Kürasse und Lanzen trugen.

Übersiehst Du hier die gegenüber der numidischen Kavallerie zahlenmäßig mindestens gleich starken, vermutlich stärkeren Anteile der "standfesteren" spanischen und gallischen Kavallerie Hannibals?

Die Schockwirkung der gallischen und spanischen Kavallerie in der standfesteren Bewaffnung, aber auch durch die stärkere Anzahl und die sie begünstigende Defensivposition der römischen Kavallerie (eingekeilt, wie beschrieben), dürfte erklärbar sein (die römische Kavallerie stieg mindestens zum Teil auch ab), wenn die römische Kavallerie vor den Reformen etwa 211 "leicht" bewaffnet und nicht geschützt war.

Auf dem anderen Flügel dürfte die extrem "flüssig" operierende numidische Kavallerie, durch Überflügelung getrumpft haben (und hat nur leichte Verluste erlitten, was kaum anders erklärbar sein dürfte).

Oder hier, mit den detaillierten Erklärungsversuchen von McCall, The Cavalry of the Roman Republic, 2002, S. 35 ff.
 
Hallo,
ersteinmal vielen Dank für die Antworten.

Übersiehst Du hier die gegenüber der numidischen Kavallerie zahlenmäßig mindestens gleich starken, vermutlich stärkeren Anteile der "standfesteren" spanischen und gallischen Kavallerie Hannibals?

Die Schockwirkung der gallischen und spanischen Kavallerie in der standfesteren Bewaffnung, aber auch durch die stärkere Anzahl und die sie begünstigende Defensivposition der römischen Kavallerie (eingekeilt, wie beschrieben), dürfte erklärbar sein (die römische Kavallerie stieg mindestens zum Teil auch ab), wenn die römische Kavallerie vor den Reformen etwa 211 "leicht" bewaffnet und nicht geschützt war.

Auf dem anderen Flügel dürfte die extrem "flüssig" operierende numidische Kavallerie, durch Überflügelung getrumpft haben (und hat nur leichte Verluste erlitten, was kaum anders erklärbar sein dürfte).

Oder hier, mit den detaillierten Erklärungsversuchen von McCall, The Cavalry of the Roman Republic, 2002, S. 35 ff.

An deinem Beitrag irritieren mich einige Sachen:
1.) Mir war bisher nicht bekannt das die Bundesgenössische Reiterei "leicht" gepanzert war, meines Wissens nach trug sie Körperpanzerung und eine Stoßlanze, und war auf den "Schock" (Soweit er damals auszuführen war) "ausgelegt", bzw. sie verfügte über keine Fernwaffen..
2.) Ein Teil meiner Argumentation fußte auf meiner Annahme (Soweit ich es halt in Erinnerung habe) das das Schlachtfeld von Cannae räumlich begrenzt waren,da die Römer ja Angst vor eben solchen Überflügelungen hatten und sich die Numider aufgrund der das Schlachtfeld begrenzenden Hügel nicht ausreichend entfalten konnten.
3.) Meiner Erinnerung nach benötigte die numidische Kavallerie doch Hilfe von Hannibals schwerer Reiterei um die Bundesgenossen endgültig zu bezwingen?


Jedenfalls, danke für den Buchtipp, werde ich mir entweder kaufen oder per Fernleihe holen, danke dafür :)


Zu Riothamus Beitrag mit den Wendungen (Ich weiß gerade nicht wie man 2 Beiträge zitiert, und vor dem Essen bin ich nicht experimentierfreudig):

Das solche Wendungen im Bereich des Möglichen waren, ist mir bekannt. Allerdings konnte die numidische Kavallerie nur sehr begrenzt nach hinten ausweichen, da sonst die Socii wie gesagt irgendwann unweigerlich in der Flanke der eigenen Infanterie gestanden hätten. Zu der einen Seite konnten sie weder überflügeln noch dorthin ausweichen, da dort das Gelände hügelig wurde (Was ich jetzt mal,relativ betonköpfig, als absolute Schlachtfeldgrenze bewerte) und zu der anderen Seite hin wurde das Feld von der Infanterie beider Seiten "blockiert" (Natürlich nicht ganz, aber man konnte nur begrenzt dorthin ausweichen).
Danke außerdem für den Link,werde ich mir nachher detaillierter ansehen.

Soweit erstmal, vielleicht werde ich nachher noch etwas nachtragen.
Mfg Naravas
 
Wie bereits aufgeführt hatte Hannibal nicht nur seine berühmten Numidier zur Hand, sondern auch ein großes Kontingent an Spanischen und Keltischen Reitern.
Diese waren der Römischen und Bundesgenössischen schweren Kavallerie sowohl in Sachen Ausrüstung wie auch Können und Erfahrung mehr als gewachsen.

Zahlenmäßig hatte Hannibal auf beiden Flügeln die Überhand, oder war zumindest gleichstark.

Zur Aufstellung / Verlauf der Schlacht:
An Hannis linken Flügel stand die schwere Kavallerie, gegenüber die Römische Kavallerie. Diese Flanke war durch den Aufidus begrenzt, also weniger gut für die leichte, plänkelnde Kavallerie geeignet.
Am rechten Flügel stand die Numidische Kavallerie, gegenüber die Kavallerie der Bundesgenossen. Hier haben wir keine Begrenzung durch einen störenden Fluss, die Numidier können sich also entfalten und Ihre Beweglichkeit ausspielen... die Hügel auf der Flanke sehe ich weniger als Problem an, die dürfte eher die Bundesgenossen- Kavallerie gestört haben als die beweglicheren Numidier.
Diese konnten die Flanke auch während des gesamten Schlachtverlaufes halten, so schlecht konnte die Position also garnicht sein.
Entschieden wurde das Gefecht am rechten Flügel dann dardurch, dass die schwere Kavallerie des linken Flügels nach Flucht der Römischen Ritter herüberkam und die Bundesgenossen in die Flucht schlug.... Worauf das große Infanterieabschlachten dann losging.

Aufgabe der Numidier war es also nur den Römischen linken Flügel in Position zu halten..... und hierfür waren Sie völlig ausreichend ausgerüstet und ausgebildet.


Nochmal abschließend zu den Numidiern selbst:
Diese gehörten wohl zu der besten Kavallerie dieser Zeit, der zweite Punische Krieg wurde stark durch das spätere Überlaufen der Numidier zu Scipio geprägt.
Solange die Reiter als leichte, plänkelnde Kavallerie eingesetzt wurden war der Mangel an Rüstung eher ein Vorteil. Nahkampfwaffen waren aber sicher vorhanden, von Hochstilisierten Darstellungen wie auf der Trajanssäule würde ich mich da nicht leiten lassen.

So, doch wieder mehr geschrieben als ursprünglich vorgehabt...


PS: Wurde nicht irgendwo geschrieben, das ein Teil der Kavallerie so tat als würde sie Überlaufen um dann den Römern im Laufe der Schlacht in den Rücken zu fallen?
 
An deinem Beitrag irritieren mich einige Sachen:
1.) Mir war bisher nicht bekannt das die Bundesgenössische Reiterei "leicht" gepanzert war, meines Wissens nach trug sie Körperpanzerung und eine Stoßlanze, und war auf den "Schock" (Soweit er damals auszuführen war) "ausgelegt", bzw. sie verfügte über keine Fernwaffen..
2.) Ein Teil meiner Argumentation fußte auf meiner Annahme (Soweit ich es halt in Erinnerung habe) das das Schlachtfeld von Cannae räumlich begrenzt waren,da die Römer ja Angst vor eben solchen Überflügelungen hatten und sich die Numider aufgrund der das Schlachtfeld begrenzenden Hügel nicht ausreichend entfalten konnten.
3.) Meiner Erinnerung nach benötigte die numidische Kavallerie doch Hilfe von Hannibals schwerer Reiterei um die Bundesgenossen endgültig zu bezwingen

Zu 3: sehe ich auch so, die Entscheidung auf dem Flügel der numidischen Kavallerie soll erst nach dem Stoß in den Rücken der Bundesgenossen-Kavallerie gefallen sein.

Zu 1: das ist ungewiss. Der Einfachheit halber Hinweis auf die schon zitierte Literatur. McCall führt dazu auf den S. 49/50 aus:

"Did the Italian cavalry serve with similar equipment [Anm.: wie die "citizen cavalry" der Römer]?
We have no conclusive evidence, but it is likely. The same evidence for missile weapons holds for the Italian cavalry and, likewise, there is no reason to suspect that the Italians regularly used javelins. Without missile weapons the allied cavalry had to fight at close-quarters just as the Roman cavalry. More telling evidence may come from Livy. In battle against the Gauls, Marcellus ordered the allied cavalry to charge the Gauls. This suggests that the allied cavalry was armored. Otherwise, one would not expect the allies to spearhead a cavalry charge. If the charge did not disperse the infantry, the allied cavalry would have to fight at close-quarters and, without armor, would be far more vulnerable than the heavy citizen cavalry. On the other hand, the Roman cavalry had served as shock cavalry even when lightly armed. I can only suggest the allies took advantage of the same range of equipment available to the Romans. The Italian allies were present during the great cavalry defeats of the Second Punic War and may have decided to adopt heavier armament – or perhaps were commanded to do so. No evidence suggests the Italian cavalry was armed differently than the Romans, nor is there any evidence that the combat duties assigned to each group differed. It is likely, though not certain, the allied cavalry possessed the same equipment as the Roman cavalry."

Ebenso ist anzumerken, dass die römische Kavallerie zuvor gegen gallische nicht schlecht ausgesehen hat, und "leicht bewaffnet" wohl auch als Schocktruppe benutzt wurde (was auch als Argument gegen schwerere Bewaffnung der Bundesgenossen-Kavallerie spricht, s.o. im Zitat).
 
Zu 1: das ist ungewiss. Der Einfachheit halber Hinweis auf die schon zitierte Literatur. McCall führt dazu auf den S. 49/50 aus:

"Did the Italian cavalry serve with similar equipment [Anm.: wie die "citizen cavalry" der Römer]?
We have no conclusive evidence, but it is likely. The same evidence for missile weapons holds for the Italian cavalry and, likewise, there is no reason to suspect that the Italians regularly used javelins. Without missile weapons the allied cavalry had to fight at close-quarters just as the Roman cavalry. More telling evidence may come from Livy. In battle against the Gauls, Marcellus ordered the allied cavalry to charge the Gauls. This suggests that the allied cavalry was armored. Otherwise, one would not expect the allies to spearhead a cavalry charge. If the charge did not disperse the infantry, the allied cavalry would have to fight at close-quarters and, without armor, would be far more vulnerable than the heavy citizen cavalry. On the other hand, the Roman cavalry had served as shock cavalry even when lightly armed. I can only suggest the allies took advantage of the same range of equipment available to the Romans. The Italian allies were present during the great cavalry defeats of the Second Punic War and may have decided to adopt heavier armament – or perhaps were commanded to do so. No evidence suggests the Italian cavalry was armed differently than the Romans, nor is there any evidence that the combat duties assigned to each group differed. It is likely, though not certain, the allied cavalry possessed the same equipment as the Roman cavalry."

Ebenso ist anzumerken, dass die römische Kavallerie zuvor gegen gallische nicht schlecht ausgesehen hat, und "leicht bewaffnet" wohl auch als Schocktruppe benutzt wurde (was auch als Argument gegen schwerere Bewaffnung der Bundesgenossen-Kavallerie spricht, s.o. im Zitat).

Ich persönlich glaube das die Bundesgenossenkavallerie größtenteils schwer gepanzert war, denn der Adel zog generell mit so schwerer Rüstung wie möglich in den Krieg.

Außerdem war die Kavallerie eine Domäne des Adels, von dem sich zumindest der größte Teil eine Panzerung leisten konnte (Nicht unbedingt von besonders hoher Qualität, allerdings höchstwahrscheinlich schwerer als die quasi nichtvorhandene Panzerung der Numider).

Ich glaube man kann festhalten das die bundesgenössische Kavallerie den Numidern im Nahkampf überlegen war, denn selbst wenn man von der Körperpanzerung absieht waren die Bundesgenossen doch auf jeden Fall besser für einen solchen Einsatz gerüstet als die Numider mit kleinen Schilden, leichten Speeren und Dolchen.

MfG Naravas
 
Wie bereits aufgeführt hatte Hannibal nicht nur seine berühmten Numidier zur Hand, sondern auch ein großes Kontingent an Spanischen und Keltischen Reitern.
Diese waren der Römischen und Bundesgenössischen schweren Kavallerie sowohl in Sachen Ausrüstung wie auch Können und Erfahrung mehr als gewachsen.

Zahlenmäßig hatte Hannibal auf beiden Flügeln die Überhand, oder war zumindest gleichstark.

Zur Aufstellung / Verlauf der Schlacht:
An Hannis linken Flügel stand die schwere Kavallerie, gegenüber die Römische Kavallerie. Diese Flanke war durch den Aufidus begrenzt, also weniger gut für die leichte, plänkelnde Kavallerie geeignet.
Am rechten Flügel stand die Numidische Kavallerie, gegenüber die Kavallerie der Bundesgenossen. Hier haben wir keine Begrenzung durch einen störenden Fluss, die Numidier können sich also entfalten und Ihre Beweglichkeit ausspielen... die Hügel auf der Flanke sehe ich weniger als Problem an, die dürfte eher die Bundesgenossen- Kavallerie gestört haben als die beweglicheren Numidier.
Diese konnten die Flanke auch während des gesamten Schlachtverlaufes halten, so schlecht konnte die Position also garnicht sein.
Entschieden wurde das Gefecht am rechten Flügel dann dardurch, dass die schwere Kavallerie des linken Flügels nach Flucht der Römischen Ritter herüberkam und die Bundesgenossen in die Flucht schlug.... Worauf das große Infanterieabschlachten dann losging.

Aufgabe der Numidier war es also nur den Römischen linken Flügel in Position zu halten..... und hierfür waren Sie völlig ausreichend ausgerüstet und ausgebildet.


Nochmal abschließend zu den Numidiern selbst:
Diese gehörten wohl zu der besten Kavallerie dieser Zeit, der zweite Punische Krieg wurde stark durch das spätere Überlaufen der Numidier zu Scipio geprägt.
Solange die Reiter als leichte, plänkelnde Kavallerie eingesetzt wurden war der Mangel an Rüstung eher ein Vorteil. Nahkampfwaffen waren aber sicher vorhanden, von Hochstilisierten Darstellungen wie auf der Trajanssäule würde ich mich da nicht leiten lassen.

So, doch wieder mehr geschrieben als ursprünglich vorgehabt...


PS: Wurde nicht irgendwo geschrieben, das ein Teil der Kavallerie so tat als würde sie Überlaufen um dann den Römern im Laufe der Schlacht in den Rücken zu fallen?

Ich bezweifle das die Geschichte mit den übergelaufenen Numidern wirklich wahr ist, denn wenn der Überraschungseffekt dahin ist sind sie letzenendes auch nur ein Kontingent sehr schlecht gepanzerter Schwertkämpfer, welche ohne Schilde (Welche ihnen zusammen mit ihren Wurfspeeren und Pferden abgenommen wurden) gegen bei weitem besser gerüstete Feinde stehen. Ich glaube das diese Geschichte nur als Beispiel für punische Grausamkeit und Treulosigkeit genutzt wurde um die Niederlage zu rechtfertigen.
Es wäre ein sehr sinnloses Opfer wertvoller Truppen gewesen.

Selbst wenn Nahkampfwaffen vorhanden sind, unterliegen die Numider im nahkampf noch immer in Sachen Panzerung.

Ich persönlich zweifle an das die Hügel die Numider bei einer Überflügelung nicht gestört haben, denn das Schlachtfeld wurde von den römischen Befehlshabern ausgesucht, welche nach der Niederlage an der Trebia darauf bedacht waren sich um jeden Preis nicht mehr überflügeln zu lassen. Aus diesem Grund haben die Römer vermutlich im Vorfeld der Schlacht von Cannae eine Aufforderung Hannibals zur Schlacht auf einer nicht so sehr begrenzten Ebene abgelehnt. Da das Schlachtfeld nach diesen Gesichtspunkten ausgesucht wurde sehe ich die Hügel mal als absolute Begrenzung an.

“Die“ Numider waren beileibe keine politische Einheit. Sie bestanden aus 2 konkurrierenden Stammesverbänden, welche beide zu keinem Zeitpunkt des Krieges auf einer Seite kämpften. Es kämpften meines Wissens nach sogar noch bei Zama Numider auf Hannibals Seite, welche die Hälfte seiner Kavallerie ausmachten.

Und der Antwort auf meine Anfangsfrage bin ich noch nicht näher gekommen: Wie konnten die Numider die Socii in Position halten obwohl sie weder wirklich Überflügeln konnten noch im Nahkampf bestehen konnten (Selbst wenn die Numider auch Nahkampfwaffen trugen, waren sie immer noch leicht gepanzert) und somit gezwungen waren nach hinten zurückzuweichen?

(Tut mir leid wenn ich einen streitsüchtigen Eindruck mache,aber ich liebe es einfach zu diskutieren :) )

MfG Naravas
 
Dass die Römer ursprünglich die Schlacht verweigerten, bedeutet nicht, dass sie sich dann ein für sie absolut optimales Schlachtfeld aussuchen konnten. Optimiert war es vermutlich ohnehin schon insofern, als sie sich an einer Flanke an den Aufidus lehnen konnten, aber auf der anderen Seite konnten sie deswegen nicht optimale Hügel herbeizaubern.
Die Römer waren wohl auch nicht in der Lage, die Schlacht allzu lange hinauszuzögern, nicht nur wegen des Konflikts zwischen den beiden Konsuln. Die Wasserversorgung des größeren der beiden römischen Lager war prekär, da es beim Wasserholen zu Scharmützeln mit den Karthagern kam, und die Stimmung unter den Römern war geladen.

Wenn man sich mit der Schlacht bei Cannae beschäftigt, muss man sich stets vor Augen halten, dass wir dazu ausführliche Darstellungen von drei Autoren (Polybios, Livius, Appian) vorliegen haben sowie kurze Bemerkungen bei anderen Autoren (Plutarch, Zonaras etc.). Die drei Hauptdarstellungen unterscheiden sich leider in manchen Punkten. Als am zuverlässigsten gilt Polybios; bei ihm findet sich die Geschichte mit den scheinbar übergelaufenen Numidiern aber nicht. Livius folgte in weiten Teilen Polybios, mengt aber noch anderes (insbesondere das mit den Überläufern) hinzu, was er wohl römischen Quellen entnommen haben wird. Appians Schlachtdarstellung unterscheidet sich massiv von der bei Polybios und Livius und gilt gemeinhin als unbrauchbar. Eine Überläufer-Geschichte findet sich auch bei ihm, sie weicht aber von der bei Livius ab. Ich halte es für relativ sinnlos, aus einer Zusammenschau der drei Hauptquellen den Schlachtablauf rekonstruieren zu wollen, da die Abweichungen (auch hinsichtlich der Rolle des Windes) zu massiv sind. Stattdessen wird man sich wohl für eine Version entscheiden müssen, und da ist Polybios die erste Wahl.

Im Folgenden versuche ich mal eine kurze Übersicht zu geben, wie insbesondere die Kavallerieeinsätze und die Kriegslist bei den einzelnen Autoren dargestellt werden:

Polybios (3,113-116):
Die römische Kavallerie steht auf dem rechten Flügel der Römer an den Fluss gelehnt, daneben die Fußtruppen, auf dem linken Flügel die Bundesgenossenkavallerie. Hannibal stellt auf seinem linken Flügel am Fluss der römischen Kavallerie gegenüber seine spanischen und keltischen Reiter auf und auf seinem rechten Flügel die numidischen Reiter. Nach Beginn der Schlacht schlagen die spanischen und keltischen Reiter am Fluss die römische Kavallerie. Die Numidier sind einstweilen auf dem anderen Flügel damit beschäftigt, "mit ihrer eigentümlichen Kampfweise" die Bundesgenossenkavallerie hinzuhalten, wobei allfällige Geländehindernisse keine große Rolle zu spielen scheinen, da davon die Rede ist, dass sie sie von allen Seiten angreifen. Dann kommen ihnen die Reiter vom anderen Flügel zu Hilfe und schlagen die Bundesgenossen. Die Verfolgung der fliehenden Reiter wird den Numidiern überlassen, die anderen Reiter der Karthager fallen jetzt den römischen Fußtruppen in den Rücken.
Die Kriegslist fehlt bei Polybios.

Livius (22, 46-49):
Die Aufstellung entspricht der bei Polybios. Nach Beginn der Schlacht schlagen die spanischen und gallischen Reiter am Fluss die römische Kavallerie in die Flucht. Auf dem anderen Flügel täuschen 500 numidische Reiter vor überzulaufen, springen von den Pferden, werfen ihre Waffen weg und werden in den Rücken des römischen Heeres geführt. Von dort fallen sie mit Kurzschwertern, die sie unter ihrem Gewand versteckt hatten, und Schilden, die sie den Gefallenen abnehmen, den Römern in den Rücken. Dann folgt die Darstellung hinsichtlich der Kavallerieaktivitäten wieder Polybios.

Appian (Hannibalischer Krieg 20-24):
Die Kavallerie der Karthager hat bei Appian eine ganz andere Funktion: Teils wird sie (mitsamt Leichtbewaffneten) auf einem bewachsenen Berg in den Hinterhalt gelegt, teils auf die Flügel gestellt. Zu Schlachtbeginn greift die Kavallerie der Karthager auf beiden Flügeln die der Römer an, die aber standhält. Während des Infanteriekampfes täuschen Libyer Flucht vor und locken die sie verfolgenden Römer zu den Bergen, wo die Verfolger von den versteckten Reitern und Leichtbewaffneten angegriffen werden. Bei Appian sind es außerdem 500 Keltiberer zu Fuß, die scheinbar überlaufen und dann mit ihren versteckten Kurzschwertern den Römern in den Rücken fallen.

Silius Italicus hat die Schlacht bei Cannae in seinem Epos "Punica" auch behandelt, aber ihn lasse ich beiseite, da es sich um eine literarische Darstellung handelt, die sich stark an in Epen (wie der "Ilias") üblichen Schlachtdarstellungen orientiert. Scheinüberläufer erwähnt er ohne nähere Details auch.

Valerius Maximus (7,4) berichtet auch von derartigen Kriegslisten, aber wieder anders. Einerseits schreibt auch er von einer vorgetäuschten Flucht eines Teils von Hannibals Truppen; die verfolgende Legion wurde von in den Hinterhalt gelegten Truppen niedergemacht. Andererseits sind es bei ihm 400 Reiter (ohne Angaben zur Nationalität), die zum Schein überlaufen. Valerius Maximus spricht dann sogar offen aus, dass die beste Entschuldigung für die Niederlage sei, dass die Römer mehr getäuscht als besiegt wurden.
(Zumindest erstere Geschichte ist Unsinn: Eine Legion wäre völlig ungeeignet, um einem fliehenden Feind hinterherzulaufen.)

Die Geschichte mit den Überläufern halte ich auch für fragwürdig, nicht nur weil sie bei Polybios fehlt und in jeder Version anders lautet. Hannibal konnte doch unmöglich wissen, was die Römer mit den vermeintlichen Überläufern machen würden: fesseln, abtransportieren, abschlachten, was auch immer. Er konnte also nicht davon ausgehen, dass sie wie geplant zum Einsatz kommen könnten. Und für die vage Aussicht auf Erfolg bei seiner numerischen Unterlegenheit 500 Männer (und zwar wohl nicht die schlechtesten) riskieren? Unklar ist mir auch, wie sie eigentlich im Rücken der Römer an die Schilde von Gefallenen gekommen sein sollen. Die Römer waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingekesselt, wie kann es also in ihrem Rücken schon Gefallene gegeben haben? So weit vorgerückt, dass sich hinter ihnen schon Gefallene des anfänglichen Zusammentreffens ihrer Vorderlinie mit den karthagischen Truppen befanden, können sie auch nicht sein, denn dann hätte es die karthagischen Linien längst komplett zerrissen haben müssen.
Dass die Überläufer im Nahkampf unterlegen gewesen wären, würde ich hingegen nicht unbedingt als Gegenargument sehen, denn ihre List könnte in erster Linie auf die psychologische Wirkung (Feinde im Rücken) abgezielt haben.
 
Unklar ist mir auch, wie sie eigentlich im Rücken der Römer an die Schilde von Gefallenen gekommen sein sollen. Die Römer waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingekesselt, wie kann es also in ihrem Rücken schon Gefallene gegeben haben?

Na, sie sollen den Römern doch in den Rücken gefallen sein... Also damit, dass sie an Schilde herangekommen wären, hätte ich noch das geringste Problem bei dieser Schilderung der Ereignisse.
 
Na, sie sollen den Römern doch in den Rücken gefallen sein... Also damit, dass sie an Schilde herangekommen wären, hätte ich noch das geringste Problem bei dieser Schilderung der Ereignisse.

Trotzdem nichts worauf ich einen Schlachtplan stützen würde.... Für mich klingt die Episode eher nach Römischer Rechtfertigung i.S.v. "die perfiden Punier, wir haben nur verloren weil die solche unfairen Täuschungsmanöver einsetzen..."
 
....
Die Geschichte mit den Überläufern halte ich auch für fragwürdig, nicht nur weil sie bei Polybios fehlt und in jeder Version anders lautet...

Vielleicht ist sie nicht frei erfunden, sondern stützt sich auf eine unbedeutende Gegebenheit.
Etwa so: Eine kleine Gruppe Numider, zum Verhör oder als Kriegstrophäe kurz vor der Schlacht gefangen genommen (oder übergelaufen), besinnt sich, als sich eine Wende in der Schlacht abzeichnet. Sie befreit sich im Chaos und stiftet so die Legende von der Niederlage durch schnöde List.

Dass bei der Schilderung einer grandiosen Niederlage an Zahlen Nullen angehängt werden (bildlich gesprochen) ist ja kein reines Phänomen der Neuzeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Trotzdem nichts worauf ich einen Schlachtplan stützen würde.... Für mich klingt die Episode eher nach Römischer Rechtfertigung i.S.v. "die perfiden Punier, wir haben nur verloren weil die solche unfairen Täuschungsmanöver einsetzen..."
Ich glaube die Geschichte mit den Scheinüberläufern eigentlich auch nicht so recht, wobei ich aber nicht ausschließen würde, dass Polybios sie einfach übersehen hat. Wahrscheinlicher erscheint es mir aber, dass sie eine römische Zutat ist. Bei Polybios ist die Wahrscheinlichkeit immerhin relativ hoch, dass er als Quellen die griechischen Historiker in Hannibals Gefolge verwenden konnte.

Was ich mir nicht erklären kann, ist wie die Geschichte mit der Scheinflucht und den weggelockten römischen Truppen entstand. Weder bei Polybios noch bei Livius findet sich das. Livius hat für seine Schlachtdarstellung offenkundig Polybios benutzt und mit Sachen ergänzt, die er wohl in römischen Quellen gefunden hat, wobei er für den 2. Punischen Krieg zeitnah schreibende römische Autoren verwendete. Seine übliche Arbeitsweise war es, dass er bevorzugt einer Quelle (in diesem Fall wohl Polybios) folgte, aber ergänzend auch andere Quellen las und berücksichtigte, gegebenenfalls auf Abweichungen hinwies. Ich nehme also an, dass er das mit den Überläufern in einer der alten römischen Quellen gefunden haben und in den Polybios-Bericht eingebaut haben wird. Das mit der Scheinflucht dürfte aber eher in keiner seiner alten Quellen gestanden sein, denn sonst hätte Livius das vermutlich auch irgendwie eingebaut oder zumindest auf die Abweichung hingewiesen. Ich nehme also eher an, dass die alten römischen Quellen bis auf das mit den Überläufern im Wesentlichen der Darstellung durch Polybios entsprochen haben. Dem kurz nach Livius schreibenden Valerius Maximus war die Scheinfluchtgeschichte aber schon bekannt.

Die ganze jahrzehntelange Unternehmung riecht doch sehr nach Panegyrik.
Die Römer sollen sich also selbst grundlos einen Haufen desaströser Niederlagen angedichtet haben?

Da am Ende der ganzen Geschichte ja ein endgültiger Sieg der Römer stand, wurde diese lange Vorgeschichte zu einem Mittel der Panegyrik um den endgültigen Höhepunkt noch glorreicher erleben zu lassen.
Der Sinn von Panegyrik erfüllt sich ja nicht in der genauen und wahrheitsgetreuen Schilderung von Geschehnissen.
Und die beiden griechischen Historiker in Hannibals Gefolge, die über seinen Feldzug schrieben, halfen kräftig mit, einen langen Krieg zu erfinden, um dann den römischen Sieg glorreicher erscheinen zu lassen?
Und Cato, der Gegner der Scipionen, schilderte im 5. Buch seiner "Origines" den erfundenen 2. Punischen Krieg, um Scipios Sieg glorreicher erscheinen zu lassen?

Von den Elefanten überlebte die Alpenüberquerung nur ein Tier mit Namen Suru.
Das stimmt nicht, noch in der Schlacht an der Trebia hatte Hannibal einen Haufen Elefanten. Erst im miesen Wetter (es war Anfang Winter) danach starben alle bis auf einen.

Von Spanien aus machte sich Hannibal mit seinem Heer auf einen 1300 Kilometer langen Weg um einen Überraschungsmoment auszunutzen.
Der Konsul und Feldherr Publius Cornelius Scipio hatte vergeblich versucht, Hannibal an der Rhone abzufangen. So hatte er sich mit einem Großteil seiner Truppen eingeschifft, um die Karthager in der Po-Ebene zu erwarten. Die Römer wußten also vom Heer Hannibals. Der Überraschungseffekt war also nicht mehr gegeben.
Um den Überraschungseffekt ging es auch nie. Hannibal hatte seinen Zug nach Italien penibel vorbereitet und auch im Vorfeld mit den Kelten bis Norditalien Kontakt aufgenommen. Es wäre völlig absurd gewesen zu glauben, dass sich die Vorbereitungen und der Anmarsch geheimhalten ließen. Umgekehrt bereiteten sich die Römer bereits auf die Verteidigung Norditaliens vor, da war Hannibal noch gar nicht aufgebrochen.
 
Hallo,
Ich bin relativ ratlos was den Einsatz der numidischen Kavallerie bei Cannae anbelangt, denn sie werden in antiken Quellen und Bildnissen (Etwa die Trajanssäule) stets ungepanzert und nur mit einem Schild und einem Bündel kurzer Wurfspeere bewaffnet dargestellt. Es sind weder Stoßlanzen, noch Kavallerieschwerter überliefert, weshalb man sie wohl kaum im Nahkampf benutzt hat.

Nun frage ich mich allerdings wie die numidische Kavallerie mit schlechter Panzerung und ohne Nahkampfwaffen gegen die verhältnismäßig schwer gepanzerte bundesgenössische Kavallerie gekämpft hat, denn:
1.)Das Feld von Cannae war von verhältnismäßig eingeschränkter Größe und war zu beiden Seiten von Hügeln und einem Fluss eingegrenzt, sodass die numidische Kavallerie keine freie Seite zum Ausweichen hatte und sich nicht um die Flanke der Bundesgenossen herum entfalten konnte, was die Möglichkeit zu Plänkeln enorm einschränkte. Nach vorne hin war der weg durch die Socii versperrt denen sie von der Bewaffnung her haushoch unterlegen waren und nach hinten konnten sie nicht zurückweichen,da sonst die Socii in der Flanke der karthagischen Infanterie gestanden hätten.
2.) Es für die auf das Plänkeln ausgerichtete numidische Kavallerie nicht aussichtsreich war eine frontale Auseinandersetzung mit den Socii zu suchen, welche Kürasse und Lanzen trugen. Selbst wenn Hannibal die Numider vor der Schlacht noch mit Stoßlanzen ausgerüstet hätten, wären die an das Plänkeln gewöhnten Numider wohl im Nahkampf gegen Kavallerie die vornehmlich mit Stoßlanzen gekämpft haben wohl untergegangen. Außerdem waren die Numidern den adeligen Reitern wohl an Rüstung haushoch unterlegen, in einem solchen Kampf kämen die Eigenschaften die die Numider berühmt machten, nämlich der gezielte einsatz von Wurfspeeren vom Pferd und ihre Geschwindigkeit, nicht zum tragen.

In beiden Fällen wäre die numidische Kavallerie wohl in arge Bedrängnis geraten.
Ich wäre froh wenn mir jemand diese Frage beantworten könnte, das erscheint mit einfach nicht allzu schlüssig.

MfG Naravas, der numidische Prinz :)


Hi,

ich versuche es mal an einem Beispiel zu erklären,Cannae mal aussen vor gelassen:

Man stelle sich vor: auf der einen Seite 200 Numidier, auf der anderen Seite 200 Bundesreiter.

Die Schlacht beginnt, die Bundesreiter gehen in einen leichten Tab über, um die Pferde nicht zu früh zu ermüden, halten dabei ihre Formation 50 Reiter in 4 Reihen.
Bei den Numidiern reitet die erste Welle von 20 Mann los und fächert so weit auf, das sie von vor und gar teilweise von der Seite auf sie zu gallopieren.Sobald in Reichweite, werfen sie ihren Wurfspeer, wenden und schließen sich der eigenen Formation hinten wieder an, wo sich die Pferde bis zum nächsten Einsatz erholen können.Währenddessen machen sich bereits die nächsten 20 aus den Weg.
Bei den Bundesreitern zeigen die Wurfspeere wohl erste Wirkung und ein bis 2 Reiter gegen zu Boden.(Anm.:Auch wenn die Bundesreiter recht gut gepanzert waren, hat ein von einem schnell reitenden Pferd geworfener Speer eine enorm hohe Durchschlagskraft.Ausserdem gab es genug "weiche" Ziele, welche zudem noch leichter zu treffen waren, nämlich die Pferde.) Für die Bundesreiter stellt sich jetzt folgendes Bild dar: In Wellen anreitende kleine Gruppen werden für die Bundesreiter langsam eine ernste Bedrohung, die kleinen Angrifftrupps stellen kein vernünftiges Angriffsziel dar, während die numidische Hauptmacht ihren Abstand beibehält.
2 versuchte Angriffe führten lediglich dazu, das die numidische Haupmacht sich zurückzog und den Abstand beibehielt.
Der numidischen Reiterei kommt das fehlen gegnerischer leichter Reiterei und Fernwaffen zugute, das fehlende Rüstungsgewicht und die auf schnelle Spurts trainierten Pferde tragen ihr Scherflein bei, ebenso der Auftrag, den Gegner zu binden.
Der Vormarsch der Bundesreiter kommt ins stocken, man sammelt sich neu rückwärtig auf einer Anhöhe, um sich neu zu formieren und über Melder beim Stab um leichte Unterstützung nachzufragen.

Dieses Scenario grob auf die Schlacht von Cannae proijziert könnte dir "hoffentlich" die Erklärung für das scheitern der Bundeskavallerie gegen die Numidierer geben.
 
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