Kaufkraft Kreuzer - Vergleich

nostalgikus

Neues Mitglied
Hallo, da ich in diesem Forum ein absoluter Neuling bin, hoffe ich, dass ich bei meinem ersten Anliegen alles "richtig" mache. Ich bin dabei die Geschichte unserer Gemeinde aufzuarbeiten und habe einer Aufzeichnung (wurde in einer Kapsel im Pfarrkichenturm bei einer Renovierung entdeckt) entnommen, dass anno 1852 in der Gemeinde Haiming/Tirol der Lohn für einen Zimmermeister 44 Kreuzer Reichswährung, für den Gesellen 40 Kreuzer Reichswährung/Tag betragen hat. Das Bier die halbe Maß hat 36 bis 40 Kreuzer gekostet, ein Pfund Zucker 30 Kreuzer, ein Pfund Kaffee 40 Kreuzer. Kann man diese Zahlen überhaupt in eine Relation zur Kaufkraft des Euro stellen; gibt es im Internet Möglichkeiten das zu recherchieren? Über einen Tipp wäre ich sehr dankbar!
 
Ich finde eine Umrechnung gerade in die Einheit des Euros bei der unterschiedlichen Kaufkraft desselben, sehr schwierig.

Ich finde es aber schon sehr aussagekärftig, wenn man sich für einen Tageslohn kaum mehr als ein halbes Bier leisten kann. Vergleich das mal mit heutigen Löhnen von Handwerkern und wieviel sich diese im Vergleich leisten können.

Meines Erachtens sind Umrechnungen wegen der völlig unterschiedlichen "Warenkörbe" von heute und damals zum Scheitern verurteilt.
 
Ich finde eine Umrechnung gerade in die Einheit des Euros bei der unterschiedlichen Kaufkraft desselben, sehr schwierig.

Ich finde es aber schon sehr aussagekärftig, wenn man sich für einen Tageslohn kaum mehr als ein halbes Bier leisten kann. Vergleich das mal mit heutigen Löhnen von Handwerkern und wieviel sich diese im Vergleich leisten können.

Meines Erachtens sind Umrechnungen wegen der völlig unterschiedlichen "Warenkörbe" von heute und damals zum Scheitern verurteilt.

Dem stimme ich aus zweierlei Gründen zu. Erstens aus den von Brissotin genannten Argumenten und zweites aus der Unmöglichkeit, gängige damalige Münzen auf heutige Verhältnisse zu übertragen.

Beispiel Taler: Eine bis 2010 geprägte 10 Euro Sondermünze enthielt etwa soviel Silber (16,65 g) wie ein Taler. Gemessen an der damaligen Kaufkraft fällt das 10 Euro-Stück natürlich durch. Gemessen an der (theoretischen) Anzahl der 10-Euro-Stücke, die ein Handwerker heute verdient, sieht das Verhältnis natürlich ganz anders aus.

Nicht nur der Warenkorb hat sich verändert, auch der Wert des Edelmetalls Silber.

Grüße
excideuil
 
wie groß ist ein "halbes Maß Bier"? Und was für Bier? Rohrzucker und Kaffee sind natürlich im Vergleich zu heute sehr teuer. Besser ist zum Kaufpreisvergleich der Brotpreis Normales Mischbrot vom Bäcker.
Einem Handwerker verbleiben übrigens nur 50 -100 € am Tag als Lohn für seine Arbeit
 
@nostalgikus

Deine Frage ist so alt, wie die Wirtschaftsgeschichte.

Es gibt sogenannte "Lange Reihen" die historische Preise zu der jeweiligen aktuellen Kaufkraft in Beziehung setzt. Dabei gilt zu beachten, daß die Marktpreise in früheren Zeiten regional sehr unterschiedlich waren, da eine nationalstaatliche Preisbildung aufgrund der mangelnden Transport- und Informationsmittel (von Weltmarktpreisen ganz abgesehen) gerade bei Produkten wie Bier nicht stattfand (regionaler Marktpreis). Bei Kolonialwaren, wie Kaffe war das natürlich anders.

Wie kannst Du Dich der Sache annähern?

Deutsche Währungsgeschichte ? Wikipedia

http://www.pik-potsdam.de/members/cjaeger/teaching/mirjam-neebe
(Das ist zwar nur eine Hausarbeit und stellt deutsche Preise dar, wurde aber angenommen und enthält auch Preisindices des 19. Jh. und Du findest Literaturangaben)

Ich würde so vorgehen, auch eingedenk erheblicher statistischer Unschärfen.

step 1)

In dem Wiki-Artikel findest Du eine Kaufkraftvergleich Mark (1881) zu Euro.

step 2)

Ermittle das historische Währungsverhältnis zwischen österreichischen Gulden zur Mark (1881).

Vergl.:

Gulden ? Wikipedia

step 3)

Zurückrechnen Kreuzer => Gulden => Mark (1881) => Euro

step 4)

Wieviel ist ein Maß, wieviel ist ein Pfund 1854 in Tirol im meterischen Maßsystem?

step 5) Preis <=> Mengenvergleich auf Basis Euro.

Ist sicher nicht die perfekte Lösung, könnte aber ein Ansatz sein.


M.
 
Nun ja,individuelle Kaufkraft war und ist ja unterschiedlich Gleiches gilt für die Preisfindung bei Luxusprodukten,die ja oft einer irrationalen Preisfindung unterliegt, also für die Untersuchung nicht herangezogen werden kann.
Um Kaufkraftvergleiche anstellen zu können , muß man im Prinzip zunächst den Durchschnittsstundenlohn in einer Region ermitteln und den in Relation zum Preis eines festen Warenkorbs bestehend aus Grundnahrungs- und Grundbedarfsmitteln und alltäglichen Dienstleistungen setzen.
Oder man macht es wie in unserer Familie und vergleicht solitäre Teuerungsindikatoren.
Wir haben derer zwei :den Bratherings- und den Chiliindikator.
Letzterer zeigt am Stichtag Rosenmontag die Preisentwicklung für die Herstellung eines Fassenachtschilis für 25 Personen nebst Getränke und Baguettes ,ist allerdings nur für die letzten 32 Jahre (DM/Eurozeit) verfügbar
Ersterer geht weiter in die Vergangenheit zurück und beschreibt die Preisentwicklung von einem Brathering (den es laut Aussage der Altvorderen im Jahre 1872 in Haifischgröße für ca. 2 Reichspfennig gab) von der Gründung des Kaiserreiches bis heute.
Solche Indikatoren gibt es in jeder Familie,allerdings ist dabei der Kaufkraftzuwachs nicht berücksichtigt.
Je weiter man zurückgeht,um so schwerer ist es brauchbare statistische Erhebungen zu finden.
Was man tun könnte,wäre,die Entlohnung damals wie heute im Grundbedarfsbereich tätiger Handwerker (Metzger,Bäcker,Schneider,Schuster) in Relation zum Preisniveau einzelner allgemein verbreiteter ,zeitloser Grundnahrugsmittel wie Brot und Bier zu setzen.
 
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