Ich stelle euch kurz meine bisherige Arbeit zu Verfügung. In meinem Fazit argumentiere ich ziemlich einseitig, jedoch fehlen mir die Argumente, die die andere Seite besser beleuchten.
Ps. Sind noch einige Rechtschreibfehler drinnen - hatten bis jetzt aber auch noch keine Prioritä̱t, da ich es mündlich präsentieren muss.
"Wandel durch Annäherung: Ein subversives Konzept ?"
Die Fronten zwischen der BRD und der DDR waren stark verhärtet. Durch den Arbeiteraufstand im Juni 1953 und durch den Mauerbau 1961 wurde deutlich, dass der Westen weder willens, noch in der Lage war konkrete Schritte zu einer Wiedervereinigung Deutschland zu unternehmen. Im Gegenteil. Die internationalen Spannungen nahmen beständig zu und erreichten in der Kuba-Krise 1962 ihren vorläufigen Höhepunkt. Die Hallstein-Doktrin, welche besagt, dass alle Staaten, die mit der DDR kooperieren für die BRD "ignoriert" werden, sorgt dafür dass eine flexible deutsche Außenpolitik nicht möglich war. Vor diesem Hintergrund wurde in der sozialliberalen Koalition nach 1969 eine neue Ostpolitik entwickelt: "Wandel durch Annäherung" Auslöser waren die Amerikaner, die nach der Kuba-Krise die BRD drängten auf die DDR zu zugehen. Man sollte von Konfrontation auf Kooperation umschwenken.
Das Konzept "Wandel durch Annäherung" geht auf den SPD-Politiker Egon Bahr am 15. Juli 1963 auf einer Tagung des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing zurück. Bahrs Idee ist es, dass man durch kleine Schritte sich gegenseitig Annähert und Kompromisse findet. Politik des Drucks und des Gegendrucks führt nach Bahr zu einer Erstarrung des Status quo Das wichtigste Element bei diesem Konzept ist das Vertrauen auf das eigene System. Das Vertrauen darauf, dass das eigene System das Richtige, Stärkere und das sich durchsetzende ist, macht den Versuch denkbar, sich selbst und die andere Seite zu öffnen und die bisherigen Befreiungsvorstellung zurückzustellen. Ein weiterer Punkt in Bahrs Konzept ist die Abkehr von der Alles oder Nichts Politik. Diese Politik ist in der Strategie des Friedens sinnlos. Heute ist klar, dass die Wiedervereinigung nicht ein einmaliger Akt ist, der durch einen historischen Beschluss in Kraft getreten ist, sondern ein Prozess mit vielen kleinen Schritten und Stationen. Bahr veranschaulicht sein Konzept ebenfalls an der Berliner Mauer. seinen Worten nach ist die Mauer ein Zeichen der Schwäche. Ein Anzeichen von Angst und Selbsterhaltungstrieb. Es lässt sich die Frage stellen, ob es Möglichkeiten gib, damit diese durchaus berechtigten Sorgen der Sowjetunion graduell so weit genommen werden können, dass auch die Auflockerung der Grenze und der Mauer möglich wird, weil das Risiko erträglich ist.
Was der neue Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung am 28. Oktober 1969 verkündet, klingt nach einer Selbstverständlichkeit: "Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein und werden im Innern und nach außen." Und doch vollzieht Willy Brandt damit einen spektakuläreren Umschwung in der Innen- und Außenpolitik: Der Beginn der sozialliberalen Koalition im Herbst 1969, die mit Brandt erstmals einen Sozialdemokraten zum Bundeskanzler wählt, markiert einen Einschnitt in der Geschichte der Bundesrepublik. Das Kabinett Brandt versteht sich als Reformbündnis, das Deutschland grundlegend verändern will. Im Inneren strebt die Regierung einen Aufbruch zu "mehr Demokratie" an, in der Außenpolitik wollen Brandt und sein Vizekanzler Walter Scheel (FDP) einen neuen Weg zum Frieden suchen. Sie verfolgten weiterhin das Urziel, dass die beiden deutschen Staaten wiedervereinigt werden sollten. Die sofortige Wiedervereinigung zu fordern, hält Brandt jedoch für kontraproduktiv. Stattdessen entwickelt er mit seinem Weggefährten und engen Mitarbeiter Egon Bahr ein Konzept für eine internationale Entspannungspolitik – nach der Devise: "Kleine Schritte sind immer besser als große Worte."
Das Konzept "Wandel durch Annäherung" wurde durch erste offizielle Kontakte und Gespräche von Willy Brandt und Egon Bahr mit der DDR in die Tat umgesetzt. Die DDR wurde damit zwar nicht völkerrechtlich, aber de facto anerkannt. Das schloss auch die Anerkennung der polnischen Westgrenze mit ein, die Oder-Neiße Linie und die Anerkennung der Grenzen aus dem zweiten Weltkrieg. Im Gegenzug verzichtet die UDSSR auf ein vorhandenes Interventionsrecht. Des Weiteren wurden Verhandlungen mit verschiedenen Oststaaten aufgegriffen, u.a 1966 tritt Brandt für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Rumänien und Jugoslawien ein. Während seiner Amtszeit werden außerdem Handelsvertretungen in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn eingerichtet. Im Jahr 1972 wurde die Entspannungspolitik ergänzt durch eine Gewaltsverzichtserklärung mit der DDR, Polen, der UDSSR und der CSSR. und der Anerkennung der DDR als souveräner Staat. Im Gegenzug z.B wurden seitens der DDR Reisen von der BRD in die DDR ermöglicht. Gegen diese Politik opponierte insbesonderst die Vertriebenenverbände und die CDU/CSU, die einen "Verrat" an deutschen Interessen beklagen.
War die neue Ostpolitik bzw. das Konzept "Wandel durch Annäherung" wirklich subversiv gemeint, als ein Beitrag zum Sturz des kommunistischen System? Zunächst muss man den Begriff "subversiv" klären, denn er hat viele Facetten. Das Adjektiv subversiv bedeutet „umstürzlerisch“ und beschreibt Tätigkeiten, die erstens auf den Umsturz oder die Änderung der vorherrschenden (staatlichen) Ordnung abzielen und zweitens oft im Verborgenen betrieben werden. Auch die diese Tätigkeiten ausführenden Personen oder Organisationen können als subversiv bezeichnet werden.
Willy Brandt hat, meiner Meinung nach, nicht die Absicht gehabt das kommunistische System durch sein neues Konzept zu stürzen. Sein Ziel war es die beiden getrennten Staaten wieder zu vereinen und die Lebenssituation der Menschen beider Staaten zu verbessern. Sei es durch die Reiseerleichterungen und Warenverkehr zwischen BRD und DDR oder Gefangenenaustausch und Freikauf von politischen Gefangenen, welcher durch Annäherung, seitens der BRD an die DDR, ermöglicht wurde. Brandt hat die Stabilisierung des kommunistischen System bewusst in Kauf nehmen müssen, wenn er den Menschen in der DDR helfen möchte. Mit der Absicht das kommunistische System zu stürzen wäre das Konzept "Wandel durch Annäherung" von Anfang an überfordert gewesen. Das bewusste Stabilisieren der DDR durch Annäherung kann einen zu einem anderen Gedanken bringen. Wandel durch Stabilisierung. Denkt man dieses Gedanken von Wandel durch Stabilisierung zu ende, führt dies zu dem Vorschlag die Einheit der deutschen Staaten gegen die Freiheit zu tauschen. Die BRD hatte die Hoffnung, dass sich das kommunistische System von innen öffnet und sich dem menschenrechtlichen Standart annähert. Mit der Annäherung an den "Wohlstand" des Westens verliert die Grenze (Mauer) auch ihren trennenden Charakter. Kann man die errungenes Zugeständnisse der DDR (Reiseerleichterungen sw.) als Beginn eines Systemwandels verstehen? Ich persönlich denke nicht, dass man durch Annäherung und Kompromisse diese Zugeständnisse seitens der DDR als Wandel der Systems verstehen. In heutiger Zeit weiß man, dass die DDR in dieser Zeit keinerlei durch Konzessionen erreichte Öffnung erlebt hat - Durch die Annäherung des Westens verschlechterte sich die Situation und Stimmung in der DDR. Der wirtschaftliche Niedergang beschleunigte sich, der Stasi.-Apperat wurde massiv ausgebaut und die Opposition begann sich zu artikulieren. Hätte die BRD diese Veränderungen wahrgenommen und darauf reagiert, dann bestünde die Frage ob sich dadurch größere Spielräume für die BRD ergeben hätten.
Meiner Meinung nach handelt es sich bei beim Konzept "Wandel durch Annäherung" nicht um ein subversives Konzept. Der primäre Hintergedanke war die Verbesserung für die Menschen in den verschieden Staaten. Man kann natürlich belegen, dass durch Reise- und Warenverkehr es zu vereinzelten kulturellen Kontakten kam, die die Stabilität des DDR-Regimes nicht gerade verbesserten, jedoch kann man in diesem Punkt, meiner Meinung nach, nicht von subversiv sprechen. Für mich ist "Wandel durch Annäherung" und die Konvergenz der Systeme eine Vertrauenssache auf das eigene System und dass es sich im Konkurrenzkampf behaupten wird