Konzept: "Wandel durch Annäherung"

S

Samksdkghsdfi

Gast
Hallo alle zusammen,

ich habe eine kleine Frage und hoffe, dass ihr mir ein paar sinnvolle Antworte und Argumente liefern könnt:
Ist das Konzept "Wandel duch Annäherung" von Egon Bahr (Neue-Ost-Politik) ein subversives Konzept? Ich freu mich über jedemenge pro und contra Argumente!!

Vielen Dank :)
 
"subversiv" ist laut Duden: "mit dem Ziel, durch geheime Tätigkeiten eine staatliche Ordnung zu verändern und schließlich einen Umsturz herbeizuführen."

Das geht für die außenpolitische Strategie Bahrs jedoch etwas weit, oder?

Gruß
Goldkrone
 
Ich hätte halt gern gewusst, was Sam sich unter dem Begriff vorstellt.

Hey,

"Das Adjektiv subversiv bedeutet „umstürzlerisch“ und beschreibt Tätigkeiten, die erstens auf den Umsturz oder die Änderung der vorherrschenden (staatlichen) Ordnung abzielen und zweitens oft im Verborgenen betrieben werden. Auch die diese Tätigkeiten ausführenden Personen oder Organisationen können als subversiv bezeichnet werden."

genau das!
 
Ich stelle euch kurz meine bisherige Arbeit zu Verfügung. In meinem Fazit argumentiere ich ziemlich einseitig, jedoch fehlen mir die Argumente, die die andere Seite besser beleuchten.

Ps. Sind noch einige Rechtschreibfehler drinnen - hatten bis jetzt aber auch noch keine Prioritä̱t, da ich es mündlich präsentieren muss.

"Wandel durch Annäherung: Ein subversives Konzept ?"


Die Fronten zwischen der BRD und der DDR waren stark verhärtet. Durch den Arbeiteraufstand im Juni 1953 und durch den Mauerbau 1961 wurde deutlich, dass der Westen weder willens, noch in der Lage war konkrete Schritte zu einer Wiedervereinigung Deutschland zu unternehmen. Im Gegenteil. Die internationalen Spannungen nahmen beständig zu und erreichten in der Kuba-Krise 1962 ihren vorläufigen Höhepunkt. Die Hallstein-Doktrin, welche besagt, dass alle Staaten, die mit der DDR kooperieren für die BRD "ignoriert" werden, sorgt dafür dass eine flexible deutsche Außenpolitik nicht möglich war. Vor diesem Hintergrund wurde in der sozialliberalen Koalition nach 1969 eine neue Ostpolitik entwickelt: "Wandel durch Annäherung" Auslöser waren die Amerikaner, die nach der Kuba-Krise die BRD drängten auf die DDR zu zugehen. Man sollte von Konfrontation auf Kooperation umschwenken.

Das Konzept "Wandel durch Annäherung" geht auf den SPD-Politiker Egon Bahr am 15. Juli 1963 auf einer Tagung des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing zurück. Bahrs Idee ist es, dass man durch kleine Schritte sich gegenseitig Annähert und Kompromisse findet. Politik des Drucks und des Gegendrucks führt nach Bahr zu einer Erstarrung des Status quo Das wichtigste Element bei diesem Konzept ist das Vertrauen auf das eigene System. Das Vertrauen darauf, dass das eigene System das Richtige, Stärkere und das sich durchsetzende ist, macht den Versuch denkbar, sich selbst und die andere Seite zu öffnen und die bisherigen Befreiungsvorstellung zurückzustellen. Ein weiterer Punkt in Bahrs Konzept ist die Abkehr von der Alles oder Nichts Politik. Diese Politik ist in der Strategie des Friedens sinnlos. Heute ist klar, dass die Wiedervereinigung nicht ein einmaliger Akt ist, der durch einen historischen Beschluss in Kraft getreten ist, sondern ein Prozess mit vielen kleinen Schritten und Stationen. Bahr veranschaulicht sein Konzept ebenfalls an der Berliner Mauer. seinen Worten nach ist die Mauer ein Zeichen der Schwäche. Ein Anzeichen von Angst und Selbsterhaltungstrieb. Es lässt sich die Frage stellen, ob es Möglichkeiten gib, damit diese durchaus berechtigten Sorgen der Sowjetunion graduell so weit genommen werden können, dass auch die Auflockerung der Grenze und der Mauer möglich wird, weil das Risiko erträglich ist.

Was der neue Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung am 28. Oktober 1969 verkündet, klingt nach einer Selbstverständlichkeit: "Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein und werden im Innern und nach außen." Und doch vollzieht Willy Brandt damit einen spektakuläreren Umschwung in der Innen- und Außenpolitik: Der Beginn der sozialliberalen Koalition im Herbst 1969, die mit Brandt erstmals einen Sozialdemokraten zum Bundeskanzler wählt, markiert einen Einschnitt in der Geschichte der Bundesrepublik. Das Kabinett Brandt versteht sich als Reformbündnis, das Deutschland grundlegend verändern will. Im Inneren strebt die Regierung einen Aufbruch zu "mehr Demokratie" an, in der Außenpolitik wollen Brandt und sein Vizekanzler Walter Scheel (FDP) einen neuen Weg zum Frieden suchen. Sie verfolgten weiterhin das Urziel, dass die beiden deutschen Staaten wiedervereinigt werden sollten. Die sofortige Wiedervereinigung zu fordern, hält Brandt jedoch für kontraproduktiv. Stattdessen entwickelt er mit seinem Weggefährten und engen Mitarbeiter Egon Bahr ein Konzept für eine internationale Entspannungspolitik – nach der Devise: "Kleine Schritte sind immer besser als große Worte."
Das Konzept "Wandel durch Annäherung" wurde durch erste offizielle Kontakte und Gespräche von Willy Brandt und Egon Bahr mit der DDR in die Tat umgesetzt. Die DDR wurde damit zwar nicht völkerrechtlich, aber de facto anerkannt. Das schloss auch die Anerkennung der polnischen Westgrenze mit ein, die Oder-Neiße Linie und die Anerkennung der Grenzen aus dem zweiten Weltkrieg. Im Gegenzug verzichtet die UDSSR auf ein vorhandenes Interventionsrecht. Des Weiteren wurden Verhandlungen mit verschiedenen Oststaaten aufgegriffen, u.a 1966 tritt Brandt für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Rumänien und Jugoslawien ein. Während seiner Amtszeit werden außerdem Handelsvertretungen in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn eingerichtet. Im Jahr 1972 wurde die Entspannungspolitik ergänzt durch eine Gewaltsverzichtserklärung mit der DDR, Polen, der UDSSR und der CSSR. und der Anerkennung der DDR als souveräner Staat. Im Gegenzug z.B wurden seitens der DDR Reisen von der BRD in die DDR ermöglicht. Gegen diese Politik opponierte insbesonderst die Vertriebenenverbände und die CDU/CSU, die einen "Verrat" an deutschen Interessen beklagen.

War die neue Ostpolitik bzw. das Konzept "Wandel durch Annäherung" wirklich subversiv gemeint, als ein Beitrag zum Sturz des kommunistischen System? Zunächst muss man den Begriff "subversiv" klären, denn er hat viele Facetten. Das Adjektiv subversiv bedeutet „umstürzlerisch“ und beschreibt Tätigkeiten, die erstens auf den Umsturz oder die Änderung der vorherrschenden (staatlichen) Ordnung abzielen und zweitens oft im Verborgenen betrieben werden. Auch die diese Tätigkeiten ausführenden Personen oder Organisationen können als subversiv bezeichnet werden.
Willy Brandt hat, meiner Meinung nach, nicht die Absicht gehabt das kommunistische System durch sein neues Konzept zu stürzen. Sein Ziel war es die beiden getrennten Staaten wieder zu vereinen und die Lebenssituation der Menschen beider Staaten zu verbessern. Sei es durch die Reiseerleichterungen und Warenverkehr zwischen BRD und DDR oder Gefangenenaustausch und Freikauf von politischen Gefangenen, welcher durch Annäherung, seitens der BRD an die DDR, ermöglicht wurde. Brandt hat die Stabilisierung des kommunistischen System bewusst in Kauf nehmen müssen, wenn er den Menschen in der DDR helfen möchte. Mit der Absicht das kommunistische System zu stürzen wäre das Konzept "Wandel durch Annäherung" von Anfang an überfordert gewesen. Das bewusste Stabilisieren der DDR durch Annäherung kann einen zu einem anderen Gedanken bringen. Wandel durch Stabilisierung. Denkt man dieses Gedanken von Wandel durch Stabilisierung zu ende, führt dies zu dem Vorschlag die Einheit der deutschen Staaten gegen die Freiheit zu tauschen. Die BRD hatte die Hoffnung, dass sich das kommunistische System von innen öffnet und sich dem menschenrechtlichen Standart annähert. Mit der Annäherung an den "Wohlstand" des Westens verliert die Grenze (Mauer) auch ihren trennenden Charakter. Kann man die errungenes Zugeständnisse der DDR (Reiseerleichterungen sw.) als Beginn eines Systemwandels verstehen? Ich persönlich denke nicht, dass man durch Annäherung und Kompromisse diese Zugeständnisse seitens der DDR als Wandel der Systems verstehen. In heutiger Zeit weiß man, dass die DDR in dieser Zeit keinerlei durch Konzessionen erreichte Öffnung erlebt hat - Durch die Annäherung des Westens verschlechterte sich die Situation und Stimmung in der DDR. Der wirtschaftliche Niedergang beschleunigte sich, der Stasi.-Apperat wurde massiv ausgebaut und die Opposition begann sich zu artikulieren. Hätte die BRD diese Veränderungen wahrgenommen und darauf reagiert, dann bestünde die Frage ob sich dadurch größere Spielräume für die BRD ergeben hätten.
Meiner Meinung nach handelt es sich bei beim Konzept "Wandel durch Annäherung" nicht um ein subversives Konzept. Der primäre Hintergedanke war die Verbesserung für die Menschen in den verschieden Staaten. Man kann natürlich belegen, dass durch Reise- und Warenverkehr es zu vereinzelten kulturellen Kontakten kam, die die Stabilität des DDR-Regimes nicht gerade verbesserten, jedoch kann man in diesem Punkt, meiner Meinung nach, nicht von subversiv sprechen. Für mich ist "Wandel durch Annäherung" und die Konvergenz der Systeme eine Vertrauenssache auf das eigene System und dass es sich im Konkurrenzkampf behaupten wird
 
Ich halte den Begriff der Subversivität hier für völlig falsch gewählt, daher meine Nachfrage, was du darunter verstehst.


Durch den Arbeiteraufstand im Juni 1953 und durch den Mauerbau 1961 wurde deutlich, dass der Westen weder willens, noch in der Lage war konkrete Schritte zu einer Wiedervereinigung Deutschland zu unternehmen.

:nono:

Der 17. Juni hat, abgesehen von der DDR-Propaganda, die nicht akzeptieren könnte, dass im Arbeiter- und Bauernstaat ausgerechnet die Arbeiter gegen die Arbeitsbedingungen demonstrierten und deshalb faschistische Agitation unterstellten, zunächst einmal nichts mit dem Westen zu tun. Erst danach wurde der 17. Juni der Tag der deutschen Einheit, bis 1990.
Und der Mauerbau war immer noch eine "architektonische Initiative" des Ostens, der damit die Abstimmung mit den Füßen unterbinden wollte.
Wie du ausgerechnet diese beiden Ereignisse als Belege für westlichen Unwillen/westliche Unfähigkeit heranziehen kannst, ist mir schleierhaft. Dafür müsstest du andere Belege finden,

Im Gegenteil. Die internationalen Spannungen nahmen beständig zu und erreichten in der Kuba-Krise 1962 ihren vorläufigen Höhepunkt.
Darauf hatten beide deutsche Staaten allerdings keinen Einfluss.

Auslöser waren die Amerikaner, die nach der Kuba-Krise die BRD drängten auf die DDR zu zugehen. Man sollte von Konfrontation auf Kooperation umschwenken.
Wo nimmst du das her?

Das Konzept "Wandel durch Annäherung" geht auf den SPD-Politiker Egon Bahr am 15. Juli 1963 auf einer Tagung des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing zurück.
Dort hat er es vorgestellt, bei dir wirkt es so, als habe er es dort entwickelt.

Bahrs Idee ist es, dass man durch kleine Schritte sich gegenseitig Annähert und Kompromisse. Politik des Drucks und des Gegendrucks führt nach Bahr zu einer Erstarrung des Status quo.findet.

macht den Versuch denkbar, sich selbst und die andere Seite zu öffnen und die bisherigen Befreiungsvorstellung zurückzustellen.
Sich selbst für die andere Seite zu öffnen?

Heute ist klar, dass die Wiedervereinigung nicht ein einmaliger Akt ist, der durch einen historischen Beschluss in Kraft getreten ist, sondern ein Prozess mit vielen kleinen Schritten und Stationen.
Vielleicht "kein isolierter Akt"?

Bahr veranschaulicht sein Konzept ebenfalls an der Berliner Mauer. seinen Worten nach ist die Mauer ein Zeichen der Schwäche.

Es lässt sich die Frage stellen, ob es Möglichkeiten gib, damit diese durchaus berechtigten Sorgen der Sowjetunion graduell so weit genommen werden können, dass auch die Auflockerung der Grenze und der Mauer möglich wird, weil das Risiko erträglich ist.
Äh... Wir sind nicht mehr im Jahr 1962. so liest sich der Satz.

Durch die Annäherung des Westens verschlechterte sich die Situation und Stimmung in der DDR. Der wirtschaftliche Niedergang beschleunigte sich, der Stasi.-Apperat wurde massiv ausgebaut und die Opposition begann sich zu artikulieren.
Da unterstellst du gewisse Kausalketten, die so nicht existieren und so wie du dich ausdrückst, müsste man meinen, du sähest ein Problem in Oppositionen.
Der wirtschaftliche Niedergang der DDR hatte mit der Öffnung nichts zu tun, im Ggt., er wurde allenfalls durch Westkredite und die eröffnete Möglichkeit, etwa durch Gefangenenverkauf Devisen zu beschaffen, verzögert.

Hätte die BRD diese Veränderungen wahrgenommen und darauf reagiert, dann bestünde die Frage ob sich dadurch größere Spielräume für die BRD ergeben hätten.
Das ist etwas nebelig.
 
Gegen diese Politik opponierte insbesonderst die Vertriebenenverbände und die CDU/CSU, die einen "Verrat" an deutschen Interessen beklagen.

Wenn Brandts Ostpolitik hinter dem Eisernen Vorhang auf offene Ohren stieß und die größten Kritiker in der westdeutschen Opposition saßen, klingt der Vorwurf, er wollte mit "einer subversiven Politik, das kommunistische System unterwandern" für mich hanebüchen.
 
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Wenn Brandts Ostpolitik hinter dem Eisernen Vorhang auf offene Ohren stieß und die größten Kritiker in der westdeutschen Opposition saßen, klingt der Vorwurf, er wollte mit "einer subversiven Politik, das kommunistische System unterwandern" für mich hanebüchen.
So sehe ich das auch…

»Subversion« bedeutet den Versuch der Destabilisierung von unten (»sub»), d.h. aus den eigenen Reihen. Ansätze für einen Umsturz von außen sind nicht subversiv, sofern sie keine subversiven Elemente direkt vor Ort unterstützen. Beinhaltet eine anscheinend wohlwollende Diplomatie eines anderen Staates Ziele, welche den eigenen Zielen gefährlich werden könnten, würde ich sie als »listenreich« bezeichnen; was zum Wesen der Diplomatie gehört. Bahrs Bemühungen auf die DDR bezogen, können also keineswegs als »subversiv« bezeichnet werden (sofern man nicht behaupten will, dass er die BRD umstürzen wollte). So gesehen erübrigt sich Samksdkghsdfis Schlussfolgerung, nicht zuletzt, da dies, wie von steffen04 eingebracht, wohl niemand behauptet hat (falls ja, dann eben offensichtlich falsch formuliert).

Samksdkghsdfis Schlussfolgerung müsste also lauten: »Meiner Meinung nach beinhaltete das Konzept "Wandel durch Annäherung" keinen destabilisierenden Hintergedanken.« (ohne, das so aufregend verrucht klingende, aber falsche Wort »subversiv« zu verwenden…)
 
In "Das musst Du erzählen" schreibt Bahr: "Die unkündbaren Siegerrechte über Deutschland als Ganzes lagen bei den Vier Mächten. Mein plausibles Argument, es könne nicht im Interesse der Sowjetunion sein, ihre Mitbestimmung an Ulbricht zu übertragen, schon gar nicht durch einen separaten Friedensvertrag mit der DDR, nahm Gromyko an, ohne es zu bestätigen." (E. Bahr, s.o. S. 90).

In diesem Sinne zielte die Initiative der deutschen Außenpolitik nicht selten auf die Schnittstellen der außenpolitischen Beziehungen der DDR mit den anderen Staaten des WP/Comecon. Und verfolgte latent die Zielsetzung einer Isolierung der DDR in diesem Staatenverbund, um den Alleinvertretungsanspruch der BRD zu untermauern (vgl. Hallstein-Doktrin).

In diesem Sinne verfolgte Bahr im Auftrag von Brandt immer das Ziel einer Vereinigung der beiden deutschen Staaten.

Insgesamt ist es wohl auch hilfreich, in die "Erinnerungen" von Brandt (S. 185ff) um die genuine Quelle für die Ostpolitik bei ihm und nicht bei Nixon, Kissinger etc. zu verorten. Brandt macht aber auch deutlich, dass die Grenzen der Politik definiert waren durch die plitischen Grenzen des westlichen Bündnisses und somit primär auch durch die USA.
 
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Meine Sichtweite, kein Anspruch auf Vollständigkeit, ein paar Gedankensplitter…

Zwar etwas spät, aber ich war in Norwegen zum angeln. ;)

Allzu große Illusionen machten wir uns nicht.

Illusionen etwa in der Richtung, die Gewaltigen der SED öffneten sich, und man bewegt sich in Richtung deutsche Einheit über eine freie Wahl.

Die wussten schon ganz genau:
1. Das war mit den Russen nicht zu machen und
2. Jedwede freie Wahl hätte die von ihrer Machtposition verdrängt. Ob die SED in einem neuen deutschen Parlament überhaupt vertreten gewesen wären, darüber kann man philosophieren. Bei > 5% möglicherweise/eher nicht.

Ich glaube auch nicht dass man am Werderschen Markt davon träumte, mittels der Politik der regierenden SPD („Neue Ostpolitik“, „Wandel durch Annäherung“) einen Fuß in die damalige BRD reinzubekommen.

Das waren zwar Illusionisten, träumten gern und sicher auch oft, aber zu hoffen das sich aus dieser Politik der SPD ein Weg in Richtung „Sozialistische Republik Deutschland“ nach russischen Vorbild öffnet, kann ich mir nicht vorstellen und nach allen was ich da weiß, daran glaubten die sicher selber nicht.

Herbert Mies war mit seiner DKP (Nachfolge Partei der verbotenen KPD) m.W. nie im Bundestag vertreten, auch nicht in Landtagen (Eine Ausnahme – Bündnis mit der Partei „Die Linke“ - war aber in der Neuzeit 2008 – 2013 – Niedersachsen). Hier und da war die DKP in Städten wie z.B. Bottrop u.a. vertreten.

In meinen Wahrnehmungen grenzten sich die Gewaltigen der DDR zu jeder Zeit ab und vollzogen ein Spakat zur gemeinsamen deutschen Geschichte, dh. alles was irgendwie in das ideologische Konzept passte (überspitzt, Kommunist Thoma Müntzer u.a. z.B. auch der Störtebeker) wurde gepflegt, anderes konnte man zwar nicht leugnen, aber damit hatte man nichts zu tun.
Aber nicht nur die gemeinsame deutsche Vergangenheit, nein auch gegenwärtiges. Als Beispiel stellvertretend das Geziehe und Gezerre bei uns mit der „Deutschen Nationalität“ in Fragebögen und Ausweisen.

Unser Eindruck war, die Politik der DDR Gewaltigen lies sich von der Volksweisheit leiten: „lieber den Spatz in der Hand (DDR), als die Taube auf dem Dach“. Das schließt natürlich nicht den Glauben an die Weltrevolution aus.

Man lebte in einer friedlichen politischen und wirtschaftlichen Koexistenz, keinesfalls war daran gedacht, diese auch auf ideologischen Gebiet auszudehnen (siehe hierzu auch N.S. Chruschtschow – 1961 Parteitag der KPdSU). Wobei die Gefahr eines Krieges, natürlich ausgelöst durch die Imperialisten, immer gesehen und propagiert wurde.

Um auf die Frage zu kommen.
Ich meine die „Neue Ostpolitik“ und „Wandel durch Annäherung“ wurde in der Propaganda der SED im Land nicht als subversiv eingestuft.
Eher in der Richtung, mit (eng begrenzten) menschlichen Erleichterung verbessert man sein schon in der damaligen Zeit ramponiertes Ansehen (Image) im eigenen DDR – Volk. Motto, man stimmt einiges zu, weil die auf uns eingehen.

Wir hatten da den Eindruck, wenn die da drüben garantieren dass keiner drüben bleibt, kann man auch zustimmen zu Reisen in dringenden Familienangelegenheiten.
Das war eine Zeremonie, grauenvoll, fahren durfte nur der unmittelbar Betroffene (gab aber auch Verweigerungen durch die Behörden!), kein Familienmitglied war da dabei und wenn man zurückkam, keine Reden im Arbeitskollektiv oder Vereinen usw. wie es da drüben war, was man erlebt hat.

Vergessen sollte man dabei aber nicht, diese Politik „Wandel durch Annäherung“, hielt die DDR Gewaltigen nicht davon ab, in diese Zeit den G. Guillaume zu installieren (Torpedo in die Entspannungspolitik).

Anmerkung: Hier war noch die Rede von der Kuba – Krise. Da sehe ich keinen direkten Zusammenhang.
Ebenso ist mir unbekannt die Regierung der USA hätte damals Einfluss auf die BRD zur Novellierung dieser neuen Ostpolitik genommen. Schließt allerdings nicht aus das man sich konsultierte.
Klar war ja, die BRD ist in der NATO (1955), es gibt das Potsdamer Abkommen, und die gewählten Parteien garantierten den freiheitliche-demokratischen und sozialen Rechtsstaat.
 
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