Oh ja... Gib mir Tiernamen!

El Quijote

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Bei Recherchen für mir noch unbekannte Haltepunkte auf meiner kommenden Andalusienreise bin ich auf das Örtchen Bujalance gestoßen (wo ich vermutlich nicht halten werde). Bujalance ist die spanische Verschleifung von Burǧ al-Ḥanaš, 'Turm der Schlange' (in den frühesten spanischen Ortsnennungen ist das -r- noch erhalten). Nun hat man es ja häufiger mal, dass irrtümlich Tiernamen in Ortsnamen wiedererkanntwerden, z.B: Schweinfurt, was etwas mit Sumpf zu tun hat, oder León, welches natürlich den Löwen im Wappen trägt, eigentlich aber das Lager der Legio VII war. Auch Gateshead am Tyne wurde von Beda Venerabilis mit Caput Caprae übersetzt und wir kennen natürlich Katzenfurt, Ochsenfurt/Oxford und Schwanenwerder (wobei ich bei Ochsenfurt/Oxford, jetzt ohne Recherche mal annehme, dass der Name tatsächlich sprechend ist). Die Ebergruppe ist umstritten, ob es sich um einen waskonischen Ursprung oder nicht doch eher um einen keltischen handelt, eine Herleitung vom Tier kann aber in nahezu 100 % der Fälle ausgeschlossen werden. Jedoch mal abgesehen von etymologischen Fehldeutungen (die natürlich trotzdem gerne genannt werden dürfen): Fallen euch Ortsnamen ein, die nach Tieren benannt sind?
 
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Hm, Berlin fällt mir natürlich zuerst ein. Der Name hat aber wahrscheinlich nichts mit Bären zu tun, sondern mit einem slawischen Wort für Sumpf. Verdammt, offensichtlich könnte man es auch Slawisch-Schweinfurt nennen...
:rofl:

In der Gegend, in der meine Mutter aufwuchs (Südthüringen) gab es den Ort Biberau. Der Name kommt vom Fluß Biber, aber ob der Flußname was mit Biebern zu tun hat, oder von einem fränkischen Wort für Sumpf abstammt, weiß ich nicht.

EDIT
Und als Reinecke sollte ich vermutlich Reinickendorf nicht vergessen. Auch hier bin ich nicht sicher, ob der Name wirklich vom Meister Reineke stammt, von einem Fu... äh Menschen gleichen Namens oder einen ganz anderen Ursprung hat.

Im Fläming gibt es Burg und Dorf Rabenstein.
 
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Hier gibt es den Ort Verne, dessen Namen auf eine alte Bezeichnung für Forellen zurückgehen soll. Eine Forelle war auch das Wappen des dortigen -im 15. Jahrhundert ausgestorbenen- Ministerialengeschlechts.

Dann gibt es bei Salzkotten das Gut Wulfstal. Ich kann mich gerade nicht erinnern, ob das auf eine Wüstung zurückgeht.

Die Hahnenburg bei Büren hat sich nur aus einer Hünenburg entwickelt und nie ganz als Name durchgesetzt.

Vienenburg soll auf das Weidevieh zurückgehen. Hier heißt so eine Burg, bei Goslar auch ein Ort.

Orte wie Wolfsburg, die den Tiernamen durch ein Adelsgeschlecht vermittelt bekommen haben, hattest Du ja wahrscheinlich nicht im Sinn.
 
Wolfhagen ...

"Hinter diesem Bild steckt eine Sage, die sich um die Stadtgründung rankt. Bauern wollten den Wald „Hagen“ roden. Aus dem Wald kam ein Wolf, der sich friedlich verhielt und die Bauern nicht angriff. Er lief einfach weiter. Die Bauern waren daher so dankbar, dass sie den Ort auf der nun gerodeten Fläche Wolfhagen nannten."
(wikipedia)

An der A44 ist auch ein entsprechendes Schild mit einem heulenden Wolf angebracht. Liegt am Habichtswald.
 
Zwei für die Reiter:

Stuttgart =Stutengarten
Mehrstetten (LK RT) = soll von Mähre kommen

Ochsenhausen bei Biberach
Biberach bei Ochsenhausen
 
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weiter in BW:

Aalen
Stutensee (bei Karlsruhe)
Wolfschlugen
Holzmaden (wenn Insekten auch gelten)
Walheim
Affalterbach
Widdern
Löwenstein
Ottersweiler
Hirschberg an der Bergstrasse
Bärenthal
Fischingen
Laichingen
Wolfegg
 
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In meiner Heimatregion (nordöstliches Niederösterreich) gibt es ein Dorf Oberparschenbrunn; darin sollen tatsächlich die Barsche stecken, also in etwa "bei dem Wasser, in dem Barsche leben". Ein anderes Dorf, Peigarten, soll "Bienengarten" bedeuten; das Dorf Kiblitz "Stutenort".
Der Name der niederösterreichischen Stadt Gänserndorf soll auf "Gänsetreiberdorf" zurückgehen.
 
weiter in BW:

Aalen
Stutensee (bei Karlsruhe)
Wolfschlugen
Holzmaden (wenn Insekten auch gelten)
Walheim
Affalterbach
Widdern

Aber Aalen kommt nicht von Aal, sondern von Ala. Walheim bestimmt nicht vom Walfisch und ...maden gibt's auch in Heumaden und ich würd da eher an Mahd\Ernte als an Gewürm denken
 
Ob Katzenelnbogen wirklich etwas mit Katzen zu tun hat, wage ich zu bezweifeln. Aber der Name ist zu außergewöhnlich, sodass ich ihn einfach nennen muss...
 
Mir fällt der merkwürdige Ortsname Ziegenhals ein, von denen es zwei gibt: einen in Brandenburg und einen weiteren im heute polnischen Oberschlesien. Das Stadtwappen des letztgenannten zeigt in der Tat einen Ziegenhals:

184px-POL_G?ucho?azy_COA.svg.png

https://de.wikipedia.org/wiki/Ziegenhals
https://de.wikipedia.org/wiki/Głuchołazy

Da beide Orte in einem historisch slawischen Sprachgebiet liegen, könnte ich mir vorstellen, dass ein slawischer Ortsname mißverstanden wurde und zu einem deutschen Ziegenhals umgedeutet wurde (ähnlich wie Berlin und der Bär, der auch als Wappentier dient).



Aber Aalen kommt nicht von Aal, sondern von Ala. Walheim bestimmt nicht vom Walfisch und ...maden gibt's auch in Heumaden und ich würd da eher an Mahd\Ernte als an Gewürm denken

Bei Walheim könnte ähnlich wie in Wallonien und Wales eine Ableitung von Welsche (Kelten bzw. romanisierte Kelten) vorliegen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Welsche#Orts-_und_Flurnamen_der_fr.C3.BChen_Sprachschichten

Es gibt drei Orte mit dem Namen Walheim (https://de.wikipedia.org/wiki/Walheim_(Begriffsklärung)): in NRW bei Aachen, im südlichen Elsaß und im nördlichen Baden-Württemberg. Allesamt im Bereich, der in der Antike zum Römischen Reich gehörte. Da könnten im FrühMA noch romanische Siedlungen bestanden haben, die zu dem Namen führten.
 
Wo wir schon in Polen sind, fällt mir Rybnik ein, Rybe der 'Fisch', Rybnik im Prinzip 'der Fischer'.
Und wo wir schon Berlin und Bern hatten, fällt mir noch Bernkastel-Kues ein, wobei Bernkastel wohl tatsächlich von primum castellum kommt. Aber eine Legende zu dem Bären gibt es natürlich auch.
 
Da Bienen seit Tagen die Krokusblüten ansteuern, fällt mir Immenhausen in Nordhessen ein.

Der polnisch-brandenburgischen Ziegenhals-Herde führe ich einen hessischen Hammel zu: Hammelbach (Kreis Bergstraße)
 
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Eberbach gibt's mehrere

Die Ebergruppe ist umstritten, ob es sich um einen waskonischen Ursprung oder nicht doch eher um einen keltischen handelt, eine Herleitung vom Tier kann aber in nahezu 100 % der Fälle ausgeschlossen werden.

Und letztlich geht es mir ja um Ortsnamen, die tatsächlich von Tiernamen abzuleiten sind und nicht volksetymologisch umgedeutet wurden. Klar, ich habe natürlich geschrieben

etymologischen Fehldeutungen (die natürlich trotzdem gerne genannt werden dürfen):
Leider sind wohl bisher mehr volksetymologische Um- und Fehldeutungen genannt worden als echte von Tieren abgeleitete Namen.

Wobei das auch ganz interessant ist. Z.B. zu Finsterhennen:

Hist. Lex. d. Schweiz schrieb:
Um 1220 Freineshun, 1453 Veisten Hennen, franz. früher Grasse Poule.
Also die finsteren Hennen waren früher mal die feisten Hennen und in dieser Wahrnehmung des Ortsnamens ist der Ort als fette Henne ins Französische übersetzt worden.

Italien soll ja nach dem Vieh und Spanien nach dem Karnickel bzw. Klippschliefer benannt sein.
 
nicht ganz so sattelfest
Naja, man muss sich ja nur das Pekarí anschauen. Ist kein Schwein, in unseren Breiten aber als Neuwelt- oder Nabelschwein bekannt, oder im Amerikanischen als Javelina:

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Pikant dabei ist, dass das Wort javelina eine Ableitung vom spanischen jabalina ist, was wiederum eine Verniedlichungsform von jabalí, 'Wildschein' ist, also 'Wildschweinchen'.

Natürlich sind die Ähnlichkeiten zwischen Pekarí und Wilschwein größer als die von Klippdachs und Karnickel, aber Größe und Fellfarbe stimmen einigermaßen und die Lebensweise ist auch nicht so unterschiedlich. Lediglich die Ohren sind ein auf größere Entfernung ein klares Unterscheidungsmerkmal.
 
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