Paläodiät sinnvoll?

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gästchen

Gast
Guten Tag,

vegane Ernährung scheint, wenn man die Neuerscheinungen bei Kochbüchern und Zeitschriften so sieht, voll im Trend zu liegen. Beinahe das Gegenteil von Vegan ist wiederum die Paläo-Diät, die aber deshalb nicht weniger trendy ist. Dabei handelt es sich um keine Diät im klassischen Sinn mit Kalorienzählen etc. sondern um ein Ernährungskonzept, das auf der Idee basiert, dass der Mensch der Altsteinzeit (paläo bezieht sich auf Paläolithikum = Altsteinzeit) gesund gelebt habe. Die paläolithische Ernährung (Fleisch, Obst, Wurzelgemüse, Eier), so wird argumentiert, sei unsere natürliche Ernährung und nicht nur die industriell hergestellte Nahrung sei für unseren Organismus schadhaft sondern auch bereits die Nahrungsmittel, welche wir Menschen uns im Laufe der letzten Jahrtausende seit der neolithischen Revolution erschlossen hätten (Getreide, Hülsenfrüchte; Milchprodukte). Diese Schadnahrung, so heißt es in den einschlägigen Publikationen, sei verantwortlich für unsere Zivilisationskrankheiten.

Für die industriell hergstellte Nahrung ist das ja ganz nachvollziehbar. Aber auch für die kohlhydrathaltigen Hülsenfrüchte und Getreide? Was meinen die Historiker dazu?
 
Alles Bullsh..:D Paläodiät ist nur dann gesund,wenn Du Deine Nahrung auch tatsächlich jagst und sammelst, weil du dann nämlich genügend Bewegung hast,um die paläomäßig gegrillte Schweinshaxe zu verdauen, in die Du deine Zähne geschlagen hast,i.
in der Steinzeit gab es ebenso Mangelernährung wie in späterer Zeit, nur starben die Jäger- und Sammler meist vorher an Infektionskrankheiten, durch Kindersterblichkeit und akute Verletzungen, bevor sich die langfristigeren ernährungsbedingten Folgen einstellen konnten.
 
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Guten Tag,

vegane Ernährung scheint, wenn man die Neuerscheinungen bei Kochbüchern und Zeitschriften so sieht, voll im Trend zu liegen. Beinahe das Gegenteil von Vegan ist wiederum die Paläo-Diät, die aber deshalb nicht weniger trendy ist. Dabei handelt es sich um keine Diät im klassischen Sinn mit Kalorienzählen etc. sondern um ein Ernährungskonzept, das auf der Idee basiert, dass der Mensch der Altsteinzeit (paläo bezieht sich auf Paläolithikum = Altsteinzeit) gesund gelebt habe. Die paläolithische Ernährung (Fleisch, Obst, Wurzelgemüse, Eier), so wird argumentiert, sei unsere natürliche Ernährung und nicht nur die industriell hergestellte Nahrung sei für unseren Organismus schadhaft sondern auch bereits die Nahrungsmittel, welche wir Menschen uns im Laufe der letzten Jahrtausende seit der neolithischen Revolution erschlossen hätten (Getreide, Hülsenfrüchte; Milchprodukte). Diese Schadnahrung, so heißt es in den einschlägigen Publikationen, sei verantwortlich für unsere Zivilisationskrankheiten.

Für die industriell hergstellte Nahrung ist das ja ganz nachvollziehbar. Aber auch für die kohlhydrathaltigen Hülsenfrüchte und Getreide? Was meinen die Historiker dazu?

Auch die Ernährungsgewohnheiten sind dem evolutionären Prozess unterworfen. Nicht nur der Mensch, auch Wiltiere reagiern auf Umweltveränderungen und Änderungen im Nahrungsangebot, indem sie sich entsprechend anpassen und ihre "Ernährung umstellen". Ungesund kann dies für die Tiere nicht sein, sonst wäre die entspr. Gattung ausgestorben. Das ist eigentlich ein uralter Hut und konnte bereits zu Darwins Zeiten auf den Galapagos festgestellt werden, wo sich aufgrund des unterschiedlichen Nahrungsangebots neue Untergattungen entwickelten, die sich anders ernährten.

Unter diesem Gesichtspunkt (industriell hergestellte Nahrung fällt nicht darunter) können Getreide, Hülsenfrüchte und Milchprodukte gar nicht ungesund sein. Allfällige Einschränkungen gelten für Gruppen, welche eine entsprechende Anpassung nicht durgemacht haben. Inuits beispielsweise haben sich immer von Fleisch, Fisch und vielleicht noch gelegentlich Beeren ernährt. Insofern dürfte ein Inuit mit weit wengier Begeisterung in ein Knäckebrot beissen, wie ein Mitteleuropäer.

An Hand der Laktoseintoleranz lässt sich im Übrigen einfach nachweisen, dass "gesunde Nahrung" eine Frage der Gewöhnung ist. Am höchsten ist die Laktoseintoleranz bei den Inuit, bei den Aborigines, in China und in Südostasien (Thailand, Kambodscha, Vietnam, Laos etc), also in Regionen, in denen Milchwirtschaft keine Tradition hat. In Europa sieht das anders aus: Bei einem Skelett aus der Merowingerzeit konnte nach DNA-Untersuchungen festgestellt werden, dass diese Person in der Lage gewesen sein musste, Latkose zu verdauen während dies beim Özi noch nicht der Fall war.

Und ansonsten, wenn die Paläo-Diät nur das abosult "Ursrüngliche" als gesund gelten lässt, müsste sie noch weiter, vor die Erfindung des Feuermachens zurückgehen und das Fleisch müsste roh verzehrt werden. Die Idee ist im Übrigen kalter Kaffee: Es gab so etwas mal schon vor Urzeiten und nannte sich franz. "Instincto", resp. deutsch "instinktive Rohkost", welches den "naturbelassenen Verzehr" der Nahrungsmittel propagierte. Alles wird dabei roh, unerhitzt (ohne Braten, Sieden oder kochen), ungewürtzt und nich miteinander vermischt gegessen. Nicht einmal zerkleinert darf das Produkt werden - es ist also direkt in das erlegte Tier hineinzubeissen.
 
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An Hand der Laktoseintoleranz lässt sich im Übrigen einfach nachweisen, dass "gesunde Nahrung" eine Frage der Gewöhnung ist. Am höchsten ist die Laktoseintoleranz bei den Inuit, bei den Aborigines, in China und in Südostasien (Thailand, Kambodscha, Vietnam, Laos etc), also in Regionen, in denen Milchwirtschaft keine Tradition hat.

Ist das nicht das gleiche Problem wie das mit der Henne und dem Ei?

Es wäre ja nun absurd, wenn etwa in Vietnam verstärkt Milchwirtschaft betrieben würde, wenn das Produkt sowieso keiner verträgt.
 
Ist das nicht das gleiche Problem wie das mit der Henne und dem Ei?

Es wäre ja nun absurd, wenn etwa in Vietnam verstärkt Milchwirtschaft betrieben würde, wenn das Produkt sowieso keiner verträgt.

Nicht ganz. Im vorliegenden ist das Ei die Laktoseintoleranz. Das sieht man in Europa beim Vergleich des Skeletts aus der Merowingerzeit und Ötzi.
Es sei denn, Ötzi ist aus Vietnam eingewandert :)
 
Nicht ganz. Im vorliegenden ist das Ei die Laktoseintoleranz. Das sieht man in Europa beim Vergleich des Skeletts aus der Merowingerzeit und Ötzi.
Es sei denn, Ötzi ist aus Vietnam eingewandert :)

Daraus, dass es in Europa schon recht lange Michwirtschaft gibt, können wir doch schließen, dass es schon ebenso lange einen signifikanten Bevölkerungsanteil gab, der mit Laktose keine Probleme hatte.
Was uns ein Einzelfund wie Ötzi in diesem Zusammenhang sagen soll, ist mir nicht ganz verständlich.
 
Daraus, dass es in Europa schon recht lange Michwirtschaft gibt, können wir doch schließen, dass es schon ebenso lange einen signifikanten Bevölkerungsanteil gab, der mit Laktose keine Probleme hatte.
Was uns ein Einzelfund wie Ötzi in diesem Zusammenhang sagen soll, ist mir nicht ganz verständlich.

Zur Zeit des Ötzi gab es noch keine Milchwirtschaft (Haustierhaltung natürlich schon), deshalb gab es auch noch keine Laktosetoleranz. Die wurde erst entwickelt, als man mit der Milchwirtschaft anfing. Ursprünglich hatten alle Vertreter des homo sapiens eine Laktose-Intoleranz, genauer gesagt, bekamen diese nach der Entwöhnung.

Säuglinge haben in der Regel (wenn kein entspr. Gendefekt vorliegt) naturgemäss keine Latoseintoleranz, die kommt erst nach der Entwöhung. Ich vermute, dass irgendwann nach Ötzi ein paar Frauen zu wenig Muttermilch hatten und auf die Idee kamen, dafür die Milch ihrer Haustiere zu verwenden. Und irgendwann gab es Kinder, die weiterhin Milch konsumierten und dadurch ihre Laktosetoleranz beibehielten. Das war dann gewissermassen der Anfang der Milchwirtschaft - ist aber natürlich nur eine Spekulation meinerseits.

Ich habe noch bei Wikipedia nachgeschaut: Im letzten Abschnitt wird dort auf Untersuchungen an europäischen Skeletten der Jung- und Mittelsteinzeit verwiesen, wonach offenbar alle diese Personen eine Laktoseintoleranz aufwiesen resp. Milchzucker nicht verdauen konnten. Dort wird eigentlich das behauptet, worauf ich hinaus will: Die Fähigkeit, Michzucker zu verdauen hat sich erst mit der Milchwirtschaft entwickelt.
Übrigens: Ötzi und das Merowinger-Skelett werden dort ebenfalls erwähnt.

Im unteren Teil des Wikis findest Du auch eine Liste der Laktose-Intoleranenzen von Bevölkerungsgruppen nach Regionen. Die Zahlen stimmen meiner Meinung nach mit der Verbreitung der Michwirtschaf überein. Dass die Tuareg ebenfalls eine tiefe Intoleranz aufweisen lässt sich ebenfalls erklären (Kamelmilch). Die Tutsi, die ebenfalls einen tiefe Intoleranz zeigen, waren schon immer Viehzüchter - es ist eigentlich alles stimmig.
Einzig der hohe Intoleranz-Anteil der Massai, welche ebenfalls traditionelle Viehzüchter sind, passt nicht ins Bild. Man könnte dies jetzt mit der Ausnahme, die die Regel bestätig begründen oder aber damit, dass die Massai möglicherweise neben dem Fleisch schon immer eher das Blut anstatt die Milch der Tiere getrunken haben. Das Abzapfen von Blut ist, so meine ich, auch bei einigen anderen Viehzüchterethnien Afrikas üblich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Laktoseintoleranz
 
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Zur Zeit des Ötzi gab es noch keine Milchwirtschaft (Haustierhaltung natürlich schon), deshalb gab es auch noch keine Laktosetoleranz. Die wurde erst entwickelt, als man mit der Milchwirtschaft anfing.

So funktioniert das aber nicht.

Wenn ein Mensch Laktose nicht verdauen kann, dann kann er sie nicht verdauen.
Daran ändert sich nichts, wenn der Mensch anfängt, immer mehr Laktose zu konsumieren. Er kriegt dann nur immer öfter den Dünnpfiff.

Einer Gesellschaft, deren Mitglieder insgesamt laktoseintolerant sind, bringt es nichts, die Milchwirtschaft einzuführen.

Unserer Gesellschaft wird es auch nichts nützen, Kieselsteine als Grundnahrungsmittel einzuführen, solange sie niemand verdauen kann. Deswegen entwickelt sich auch keine Kieselsteintoleranz.
 
So funktioniert das aber nicht.

Wenn ein Mensch Laktose nicht verdauen kann, dann kann er sie nicht verdauen.
Daran ändert sich nichts, wenn der Mensch anfängt, immer mehr Laktose zu konsumieren. Er kriegt dann nur immer öfter den Dünnpfiff.

Einer Gesellschaft, deren Mitglieder insgesamt laktoseintolerant sind, bringt es nichts, die Milchwirtschaft einzuführen.

Unserer Gesellschaft wird es auch nichts nützen, Kieselsteine als Grundnahrungsmittel einzuführen, solange sie niemand verdauen kann. Deswegen entwickelt sich auch keine Kieselsteintoleranz.

Und wie erklärst Du dir dann die entpsrechenden Befunde an den steinzeitlichen Sekeletten ? Wurde da ausschliesslich die statistische Minderheit untersucht, deren bedauernswerte Nachkommen ohne Fondue- oder Raclette existieren müssen ?

Säuglinge haben in der Regel keine Laktose-Intoleranz (oder sonst haben sie eben ständig Dünnpfiff). Die Intoleranz bildet sich erst bei den Erwachsenen resp. nach der Entwöhnung. Wieso kann jetzt, wenn das Kleinkind weiter mit Milch ernährt wird, diese Intoleranz nicht gestoppt werden ? Hingegen habe ich aber noch nie von einer Mutation gehört, welche Säuglinge in die Lage versetzt, Kieselsteine zu verdauen. Insofern hinkt dein Vergleich natürlich.

Gemäss Joachim Burger (Molekularbiologe und Anthropologe) sei die Fähigkeit, noch als Erwachsener Laktose zu verdauen eine junge genetische Neuerung.
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Burger behauptet zwar (wo ich das gelesen habe, weiss ich leider nicht mehr) dass für das Ansteigen der Laktosverträglichkeit unter der eruop. Bevölkerung Individuen mit entspr. Mutation verantwortlich sein müssen, welche durch ihre Laktoseverträglichkeit einen Überlebensvorteil hatten und deshalb ihre Gene in grösserem Massstab weitergaben als die grosse Mehrheit.

Wieso man jetzt nicht annehmen darf, dass solche Mutationen nicht durch evolutionäre Gewöhnung (vom Säuglingsalter an) entstanden sind sondern quasi "schon immer" existierten, erschliesst sich mir nicht. Schliesslich trat diese Mutation erst mit der Milchwirtschaft (und zwar auch in Europa) in Erscheinung und nicht mit der Haustierhaltung. Dazu kommt, dass es ich offenbar in Afrika um eine andere Mutation gehandelt hat. (Hat die jetzt auch einfach so schon existiert ?)
Solange man kein Skelett ohne Laktose-Intoleranz vor Einführung der Milchwirtschaft findet, darf die "schon immer" Behauptung jedenfalls angezweifelt werden.

Der Beweis, das vor Einführung der Milchwirtschaft eine Gesellschaft existiert hat, "deren Mitglieder insgesamt laktosetolerant" war, ist nicht erbarcht. Die Sekelettuntersuchungen deuten sogar auf das Gegenteil hin.

Ich hoffe jetzt aber, dass niemand auf die Idee kommt, ein "indoeuropäisches Laktose-Toleranz-Gen" zu postulieren und dann zu behaupten, Mongolen, Tutsis und Berber wären ebenfalls .... usw.
 
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Hingegen habe ich aber noch nie von einer Mutation gehört, welche Säuglinge in die Lage versetzt, Kieselsteine zu verdauen. Insofern hinkt dein Vergleich natürlich.

Ja, insofern hinkt der Vergleich.

Am grundsätzlichen Einwand ändert das nichts: Die Einführung der Milchwirtschaft bringt einem Menschen, der Laktose nicht verträgt, erst einmal nichts. Im Gegenteil!


Burger behauptet zwar (wo ich das gelesen habe, weiss ich leider nicht mehr) dass für das Ansteigen der Laktosverträglichkeit unter der eruop. Bevölkerung Individuen mit entspr. Mutation verantwortlich sein müssen

Da hat Burger recht.
Anders geht es nicht.
Laktoseverträglichkeit ist genetisch bedingt und lässt sich nicht durch Milchkonsum erzwingen.

Der Beweis, das vor Einführung der Milchwirtschaft eine Gesellschaft existiert hat, "deren Mitglieder insgesamt laktosetolerant" war, ist nicht erbarcht.
Diese Behauptung hat niemand aufgestellt, sie muss auch von niemand bewiesen werden.

Solange man kein Skelett ohne Laktose-Intoleranz vor Einführung der Milchwirtschaft findet, darf die "schon immer" Behauptung jedenfalls angezweifelt werden.
Behauptungen, die niemand aufgestellt hat, müssen auch nicht angezweifelt werden.
Die Mutationen, die zur Laktoseverträglichkeit führen, gibt es natürlich nicht seit Anbeginn der Welt. Sie sind aber auch sicher nicht erst nach der Einführung der Milchwirtschaft entstanden.
 
Nicht nur Viehhaltung, auch Milchwirtschaft kann von Gruppen betrieben werden, die - komplett oder teilweise - laktoseintolerant sind - siehe dazu denselben oben bereits verlinkten Wikipedia-Artikel:

https://de.wikipedia.org/wiki/Laktoseintoleranz#Behandlung

Fermentierte Milcherzeugnisse, darunter alle Sauermilchprodukte, Käse und Quark, enthalten z. T. auch das Enzym Laktase, sodass diese gegebenenfalls Laktose gar nicht oder nur in sehr geringen Mengen enthalten. Dies hängt vor allem mit der Herstellung, insbesondere der in die Milch zugegebenen Menge Bakterien, die das Enzym Laktase produzieren und dadurch den Milchzucker abbauen, sowie dem Reifungsprozess und der -dauer bei Käsesorten und Joghurts zusammen. Bei Käse gilt grundsätzlich: Je länger der Reifungsprozess, desto geringer der Laktoseanteil.
Die gehaltenen Tiere (Ziegen, Schafe, Rinder) wurden (und werden) ja nicht nur aufgrund der abgegebenen Milch gehalten. Aber in Form von Käse, Quark etc sind Milchprodukte in der Regel auch für laktoseintolerante Konsumenten kein Problem. Was ich, wenn es denn auch nur anekdotischen Charakter haben kann, aus eigener Erfahrung gerne bestätige. Ebenso wie Sepiolas treffsichere Bemerkung:

Daran ändert sich nichts, wenn der Mensch anfängt, immer mehr Laktose zu konsumieren. Er kriegt dann nur immer öfter den Dünnpfiff.
 
Aber in Form von Käse, Quark etc sind Milchprodukte in der Regel auch für laktoseintolerante Konsumenten kein Problem.

Wobei die Erfindung von Käse und Quark (ich meine den aus der Milch) voraussetzt, dass vorher Milch konsumiert wurde.
Die Leute, die die Milchwirtschaft erfunden haben, dachten wohl noch nicht in erster Linie an Käse und Quark.
 
Wobei die Erfindung von Käse und Quark (ich meine den aus der Milch) voraussetzt, dass vorher Milch konsumiert wurde.
Die Leute, die die Milchwirtschaft erfunden haben, dachten wohl noch nicht in erster Linie an Käse und Quark.

Es ist genauso gut möglich, daß die Milch den Kindern gereicht wurde und dann mal ein Rest zu Sauermilch wurde... Und von da aus das Rumprobieren weiter ging. Aber okay, das ist insofern kein grundsätzlicher Widerspruch zu deiner Anmerkung: Um zu wissen, daß du von einem Nahrungsmittel Bauchkrämpfe, Blähungen und Dünnpfiff bekommst, mußt du da erst den Praxistest machen... :abtauch: Bei dem vermutlich auch aufgefallen ist: oh, die kleinen Kinder vertragen die Milch genauso wie Quark und Käse, aber irgendwann ist Schluß mit lustig, da geht nur noch Käse und Quark ohne - äh: Begleitmusik durch die Innereien.
 
Ja, insofern hinkt der Vergleich.

Am grundsätzlichen Einwand ändert das nichts: Die Einführung der Milchwirtschaft bringt einem Menschen, der Laktose nicht verträgt, erst einmal nichts. Im Gegenteil!




Da hat Burger recht.
Anders geht es nicht.
Laktoseverträglichkeit ist genetisch bedingt und lässt sich nicht durch Milchkonsum erzwingen.


Diese Behauptung hat niemand aufgestellt, sie muss auch von niemand bewiesen werden.


Behauptungen, die niemand aufgestellt hat, müssen auch nicht angezweifelt werden.
Die Mutationen, die zur Laktoseverträglichkeit führen, gibt es natürlich nicht seit Anbeginn der Welt. Sie sind aber auch sicher nicht erst nach der Einführung der Milchwirtschaft entstanden.

Ihr habt offensichtlich recht (Hevorhebung durch mich):

.... eine Punktmutation vorlag, dass also die Menschen des Keramischen Neolithikums größtenteils wohl keine Lactase-Persistenz aufwiesen. Dies spricht eindeutig für die Kulturhistorische Hypothese und für eine Coevolution von Kultur und Genetik: Einige wenige lactosetolerante Menschen begannen mit der Milchviehhaltung,wodurch auf Grund der stark positiven Wirkung des Milchverzehrs ein hoher Selektionsdruck auf die LP-Allele entstand, die sich dann sehr schnell innerhalb dieser Lebensgemeinschaft ausbreiteten. Dadurch, dass sukzessiv immer mehr Erwachsene lactosetolerant wurden, wurde es sinnvoll, die Milchviehhaltung weiter zu fördern und die Milchverarbeitung weiter zu entwickeln.
Das Zitat stammt von hier:
Geschichte und Evolution der Lactose(in)toleranz. Das Erbe der fr[]hen Viehz[]chter - H[]ffeler - 2009 - Biologie in unserer Zeit - Wiley Online Library

Wobei es mir nach wie vor nicht einleuchtet, weshalb sich hier - im Sinne der Darwinischen Selektionstheorie - eine solche Mutation, welche die lebenslange Lactose-Verwertung ermöglicht, einfach so gebildet haben soll.

Für mich wäre das Ganze jedenfalls verständlicher, wenn es sich bei diesen "wenigen lactosetolerante Menschen" die mit der "Milchviehhaltung begannen" um solche handelte, welche als Säuglinge mit Tiermilch, zum Mindesten als Ergänzung, aufgezogen worden wären. So könnte ich mir jedenfalls das Enstehen dieser Mutation zufriedenstellend erklären.


 
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Die paläolithische Ernährung (Fleisch, Obst, Wurzelgemüse, Eier), so wird argumentiert, sei unsere natürliche Ernährung und nicht nur die industriell hergestellte Nahrung sei für unseren Organismus schadhaft sondern auch bereits die Nahrungsmittel, welche wir Menschen uns im Laufe der letzten Jahrtausende seit der neolithischen Revolution erschlossen hätten (Getreide, Hülsenfrüchte; Milchprodukte). Diese Schadnahrung, so heißt es in den einschlägigen Publikationen, sei verantwortlich für unsere Zivilisationskrankheiten.
Der Mensch ist ein Allesfresser.
Seine Lebenserwartung ist gerade in Ländern, in denen es ein Überangebot an o.g. "Schadnahrung" und noch viel schlimmerem Zeugs wie Süßgetränken, Schokoriegeln etc. gibt, außergewöhnlich hoch.
Er hat Medikamente entwickelt, er hat Fitnessstudios erfunden etc.
Nebenbei bemerkt und nicht übermäßig ernst zu nehmen: Dieses Paläozeugs könnte in Massen genossen doch zu einer Übersäuerung führen, die wiederum den armen Knochen Kalzium entzieht. Da kommen doch Linsen und Bohnen mit ihrer basischen Wirkung ganz groß raus ;)
und... Wer genug und mehr als genug zu essen hat, macht sich Luxusgedanken... ...
 
Am grundsätzlichen Einwand ändert das nichts: Die Einführung der Milchwirtschaft bringt einem Menschen, der Laktose nicht verträgt, erst einmal nichts. Im Gegenteil!

Die Ausnahme bestätigt die Regel:

Es gibt einige wenige Völker, wie beispielsweise die Dinka und Nuer im Sudan und einige somalische Populationen, die nicht Lactase-persistent sind und dennoch Milchvieh züchten und Milch verzehren. Einige dieser LNP-Populationen verarbeiten die Milch zu Joghurt und Käse, die kaum oder keine Lactose mehr enthalten. Die Somali trinken zwar Milch, leiden aber nicht unter den typischen Beschwerden der Lactose-Intoleranz, was auf eine andersartige Darmflora zurück zu führen ist
 
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Die Fähigkeit, Milch zu verdauen, ist keine Folge von Gewöhnung, sondern eine der Genmutation. Man findet in allen Populationen einen mehr oder weniger großen Anteil von laktosetoleranten Individuen. Bei der europäischen Bevölkerung ist dieser besonders hoch, wobei es hier ein Nord-Süd-Gefälle gibt.

Laut diesem Aufsatz scheint die Laktosetoleranz gerade in den nördlichen Breiten einen evolutionären Vorteil zu haben, so dass dort der Anteil von Laktosetoleranz besonders hoch ist:

An Evolutionary Whodunit: How Did Humans Develop Lactose Tolerance? : The Salt : NPR

Zu erwähnen ist, dass die Fähigkeit, Milch als Erwachsener zu verdauen, durch ein dominantes Gen verursacht wird, d. h. im Regelfall reicht es aus, wenn man irgendwann einen Vorfahren gehabt hat, der laktosetolerant war.

Hier noch ein weiterer Artikel zu dem Thema:

Archaeology: The milk revolution : Nature News & Comment
 
Wobei es mir nach wie vor nicht einleuchtet, weshalb sich hier - im Sinne der Darwinischen Selektionstheorie - eine solche Mutation, welche die lebenslange Lactose-Verwertung ermöglicht, einfach so gebildet haben soll.

Mutationen bilden sich eigentlich immer "einfach so". (Sie können verstärkt ausgelöst werden durch radioaktive Strahlung, Chemikalien und andere bedenkliche Einflüsse.)
Sie lassen sich aber nicht gezielt hervorrufen.
Mutationen sind schlicht Kopierfehler.

Darwin wusste zwar noch nichts von der DNA und wie die Kopierfehler entstehen, aber seine Theorie besagt:

Selektion bringt keine Mutationen hervor.
Selektion bedeutet nichts anderes als Auswahl zwischen vorhandenen Mutationen.


So könnte ich mir jedenfalls das Enstehen dieser Mutation zufriedenstellend erklären.
Lies mal bitte hier nach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mutation
 
Selektion bringt keine Mutationen hervor.
Selektion bedeutet nichts anderes als Auswahl zwischen vorhandenen Mutationen.

Das ist mir natürlich schon klar.
Mein Problem ist, dass im vorliegenden Fall beim Auftreten der Mutation (Spontanmutation) durch das Fehlen der Milchwirtschaft die Gegebenheiten für die "richtige" Selektion noch gar nicht vorhanden waren.

Ich nehme an, Du kennst das Paradebeispiel des Birkenspanners - ein meisten schwarz-weiss gemusterter Falter, dessen Aussehen variiert und der auf heller oder mit Flechten bedeckter Baumrinde gut getarnt ist. 1848 wurde in Manchester estmals die damals äusserst seltene schwarze Form beobachtet. Ein halbes Jahrhundert danach gab es dann praktisch nur noch schwarze Birkenspanner, angepasst an die infolge der Industriellen Revolution nun russgeschwärtzen (oder durch Absterben der Flechten jetzt dunkleren) Bäume. Hier hat sich eine Spontanmutation aufgrund der veränderten Umweltbedingungen in einem "klassischen Selektionsverfahren" durchgesetzt.
Die Mutation der lebenslangen Laktoseveträglichkeit hingegen, wie sie hier als "Co-Evolution von Kultur und Genetik" postuliert wird, vermittelt mir den Eindruck, als hätte hier die Mutation gewissermassen aktiv eingegriffen und die Selektionskriterien selbst geschaffen resp. verändert. Es ist diese Vorstellung, mit der ich Mühe habe.

Aus diesem Grund bin ich auch auf die "Gewöhnung" gekommen: Durch die Verabreichung von Tiermilch haben Säuglinge länger als üblich Milch getrunken, womit sich deren Überlebenschance erhöht hat, was dann wiederum die "Selektionskriterien" verändert und den laktosetoleranten Individuen erst zur Duchsetzung verholfen hat. Aber zugegeben, so ausformuliert, ist das Ganze doch arg konstruiert.
 
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