tod im gefängnis von "politisch unerwünschten Personen" im 3. Reich

chrissis

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hallo, ich habe eine frage, mir wurde erzählt, das es im 3. reich eine anweisung gab politisch unerwünschte menschen zu töten und dieses in der todese ursache mit einem luftangriff oder einem schlag anfall zu umschreiben. weis jemand in welcher anweisung das steht?

ich arbeite gerade mit ein paar freunden den tod eines priesters auf, der 1941 in bochum unter "ungeklärten" umständen 4 wochen vor seiner entlassung aus dem gefängnis starb. dafür brauche ich den befehl den es für diese fälle gab.

es gibt 2 begründungen für seinen tod. 1. ein luftangriff. (es ist so das wir belegen können das es zu dem datum keinen luftangriff gab. oder 2. ein schlaganfall.

beide begründungen riechen sehr nach tot durch misshandlung, da mir augenzeugen (die noch leben) berichtet haben, das er schwere äußerliche verletzungen gehabt haben soll.

vielen dank für die schnell und gute hilfe
 
Ich kenn "nur" den Fall von Georg Elser. Das war aber dann 1945.

Da wurde seine Ermodung follgendermassen angeordnet:

Der besondere Schutzhäftling "Eller" (Deckname für Georg Elser) habe bei einem Fliegerangriff tödlich zu verunglücken. Dazu sei er in absolut unauffälliger Weise beim nächsten Fliegerangriff zu liquidieren. Der Vollzug sei wie folgt zu melden: "Am ... anlässlich des Terrorangriffs auf ... wurde u.a. der Schutzhäftling 'Eller' tödlich verletzt."

Quelle: Georg Elser: Ermordung
 
danke für die informationen. das hilft mir zur zeit leider nicht weiter. ich hoffe das sich noch jemand findet, der etwas von dem befehl weis. unser pastor starb damals 4 wochen vor seiner entlassung.
 
Einer zentralen Anordnung bedurfte es nicht. Diejenigen Täter, die sich noch eiinen Rest von Unrechtsbewusstsein erhalten hatten, dachten sich schon selbst und im eigenen Interesse eine Ausrede aus.

Was es aber gab, war:

Postenpflicht ? Wikipedia
 
danke für die informationen. das hilft mir zur zeit leider nicht weiter. ich hoffe das sich noch jemand findet, der etwas von dem befehl weis. unser pastor starb damals 4 wochen vor seiner entlassung.

M.E. gab es keinen generellen Befehl zur Verschleierung der Todesursache von Opfern die an Folter gestorben sind oder Mordopfer waren, "T4-Aktion" und "prominente Opfer" außen vorgelassen, ebenso der Tod deutscher Schutzhäftlinge.

Wenn wir Dir helfen sollen, dann nenne uns den Namen des Pastors und den Ort, darüber ließe sich etwas im net recherchieren z.B. via Aktenbestände (Archive) der zuständigen Stapo-Leitstellen, eventuell auch der zuständigen Staatsanwaltschaften, allerdings nur bis zur Ebene der Findbücher in den Archiven.

M. :winke:
 
Nazis, die politische Gegner misshandelten oder umbrachten, hatten staatlicherseits nichts zu befürchten. Im Gegenteil war das erwünscht. Verschleiert wurde das eher wegen "der Leute" oder im Fall von "Selbstmord", um die Opfer als "Feiglinge" darzustellen. Für die Hinterbliebenen gab es aber keinen Zweifel am wahren Sachverhalt. Noch Jahrzehnte später war die Floskel "auf der Flucht erschießen" Synonym für das gesetzlose Umbringen von Menschen.

Schutzhaft ? Wikipedia
 
Systematische Verschleierung gab es (nur) bei der sog. "Euthanasie". Gegen deren Opfer ließ sich kein derartiges Feindbild aufbauen, dass sich ein brutales Vorgehen gegen sie hätte öffentlich begründen lassen. Jüngst wird zwar diskutiert, dass die Mordaktionen mit stillschweigendem Einverständnis der Angehörigen erfolgt seien/ sein könnten. Für die Mehrheit der Angehörigen oder der Öffentlichkeit lässt sich das mMn aber nicht sagen.

Aktion T4 ? Wikipedia

http://www.welt.de/kultur/literaris...-Eltern-ihre-Kinder-in-den-Tod-schickten.html
 
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hallo,

es geht um pastor anton spieker, er war zuletzt in meinem ort als pfarrer tätig. geboren 1880 in lütmarsen. alle infos die zur zeit im netz gefunden werden von ihm sind allerdings schon von mir ;-)

Pastor Anton Spieker

von einem ehemaligen stadtarchivar der stadt bochum weis ich allerdings das es eine solche weisung gegeben haben muß. dieser hat mir informationen geben können, das es zu der zeit keine bombenangriffe gegeben hat. es gab wohl so eine anweisung für konzentrationslager oder gefangenenlager, die frage ist nur ob es die nur für konzentrationslager oder auch für "normale" gefängnisse gab.
 
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Systematische Verschleierung gab es (nur) bei der sog. "Euthanasie". Gegen deren Opfer ließ sich kein derartiges Feindbild aufbauen, dass sich ein brutales Vorgehen gegen sie hätte öffentlich begründen lassen. Jüngst wird zwar diskutiert, dass die Mordaktionen mit stillschweigendem Einverständnis der Angehörigen erfolgt seien/ sein könnten. Für die Mehrheit der Angehörigen oder der Öffentlichkeit lässt sich das mMn aber nicht sagen.

Aktion T4 ? Wikipedia

Euthanasie im NS-Staat : Wie Eltern ihre Kinder in den Tod schickten - Nachrichten Kultur - Literarische Welt - DIE WELT

Es gab aber durchaus Propaganda gegen "Sie". In Form von "Damit diese ("minderwertigen") Geschöpfe betreut werden können, müssen auch Sie aufkommen", während von den Geschöpfen gesprochen wird werden kranke Menschen gezeigt (Down-Syndrom etc) und beim "finanziellem Aufkommen" werden dann kerngesunde arische Krankenpflegerinnen in Persilweiß gezeigt.

Das ist eine ganz bestimmte NS-Doku wo der Sprecher etwas sagt was etwa auf Darwinismus hinausläuft, sprich die Natur sorgte ganz bewusst dafür, dass solche Leute ursprünglich nicht alleine überlebensfähig sind und dass "wir" gegen die Regeln der Natur ganz furchtbar verstoßen hätten. Wenn man diesen Zustand also ändert (dürfte jedem klar sein was gemeint ist), dann stellt man damit nur das natürliche Gleichgewicht wieder her...

Ob dieser Film damals jedoch "Freigabe" erhielt oder wie so viele Filmdokumente aller Art von Göbbels nicht freigegeben wurde, weiß ich nicht.

Zu Zeiten als nicht fast jede solche Person Medikamente bekam und damit riesige Pharmakonzerne ein Interesse daran haben, dass Menschen auch mit schwersten Krankheiten bis zu ihrem natürlichen Tod in Anstalten verbleiben war dies leider eine Idee die von einigen in Zeiten großer Not immer wieder ausgesprochen wurde bzw. sich in der (Viehähnlichen) Unterbringung von psychisch Kranken z.b. während des 19 und frühem 20. Jahrhunderts zeigt.

Alleine Zwangslobotomie bis in die frühen 1980er in Skandinawien sowie zahlreiche US-Studien wieviel günstiger eine Lobotomie gegenüber den Folgen einer Nicht-Lobotomie sei sind... abartig. Zumal auch dieser Darwinismus-Kram IMHO oft Blödsinn ist, da ich glaube dass viele Stämme sich um ihre Kranken gekümmert haben, auch um die Langzeitkranken sofern diese nicht kriminell/gefährlich waren. Die haben sich dann eben so gut sie konnten in den Stamm eingebracht. Etwas zu tun gab es immer, die waren dann eben langsam oder übernahmen nur die simpelsten Sachen.
 
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Diese Filme gab es und da steht auch noch ein bisschen zu der von mir angesprochenen eher mäßigen Resonanz in der Bevölkerung.
Nationalsozialistische Rassenhygiene ? Wikipedia

Wobei man durchaus wieder Unterschiede sehen muss zwischen den Gruppen, die den Nazis als "erbkrank" und "lebensunwert" galten. "Asoziale", "Berufsverbrecher", "Zigeuner" etc. "auszumerzen" konnte mehr Zustimmung finden, als "harmlose geistig Minderbemittelte". Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten und andere "Abweichler" wiederum konnten (wie oben schon verlinkt und am Pogrom 1938 zu sehen) sogar öffentlich ungestraft misshandelt und umgebracht werden.
Pfarrer, deren einziges "Verbrechen" darin bestand, von der Kanzel gepredigt zu haben, kann man irgendwo zwischen diesen beiden "Extremen" ansiedeln. Gewalt gegen diese konnte hinsichtlich der Öffentlichkeitswirkung, zumindest in ihrer Gemeinde, leicht nach hinten losgehen. Wer gegen unseren Pfarrer und damit gegen Gott ist, der kann nicht recht haben. Deshalb blieb es auch meist bei relativ kurzen Inhaftierungen, Amtsenthebungen, Versetzungen. Wenn doch einmal einer zu Tode kam, war es durchaus tunlich, die wahre Ursache zu verschleiern und eine natürliche oder Unfallursache zu behaupten. Aber dafür genügte die "Professionalität" der Tater, ohne ausdrückliche Vorgabe.
 
Pfarrer, deren einziges "Verbrechen" darin bestand, von der Kanzel gepredigt zu haben, kann man irgendwo zwischen diesen beiden "Extremen" ansiedeln. Gewalt gegen diese konnte hinsichtlich der Öffentlichkeitswirkung, zumindest in ihrer Gemeinde, leicht nach hinten losgehen. Wer gegen unseren Pfarrer und damit gegen Gott ist, der kann nicht recht haben.

Ja, so hat man die Verfolgung von Bischof von Galen aus Rücksicht auf die katholischen westfälischen und emsländischen Sturköppe z.B. auf die Zeit nach dem "Endsieg" verschoben, wenn man sie, als Wehrbauern im Osten ("Ingermanland", "Gotengau" u.a. "Reichsmarken") angesiedelt, los war.
 
ich habe jetzt noch mal eine menge lesen dürfen. aber das eigentliche thema nämlich die anweisung von "oben" die ich für meine unterlagen brauche. ist hier irgendwie nicht wirklich thema geworden.

nochmal die frage.

weis jemand von dieser anweisung.

den tod von häftlingen mit eventuellen bombenangriffen zu verbinden. so das auf den totenschein geschrieben wurde tod durch bombenangriff.

oder ähnliches.
 
Ich will unser bescheidenes Forümchen nicht überschätzen und deshalb das Maul auch nicht allzuweit aufreißen. Aber vielleicht liegt die Erfolglosigkeit daran, dass es das, was du suchst, doch nicht gibt. Der Archivar, der die Behauptung aufgestellt hat, ist wohl nicht mehr greifbar?
Ich will nicht ausschließen, dass irgendein Gauleiter, Reichsstatthalter oder sonstiger Goldfasan für seinen Machtbereich oder speziell deinen Fall tatsächlich so etwas angeordnet hat. Falls du doch noch fündig werden solltest, könntest du es uns wissen lassen. Würde mich echt interessieren:friends:
 
Zustimmung zu Liborius. Soweit ich es weiss, sind viele dieser konkreten Aktionen mündlich befohlen worden.

Es ist mehr als fraglich, ob für einzelne Aktionen dokumentierte und archivierte Schriftstücke zu finden sind.

Wahrscheinlicher ist es, aus der allgemeinen Praxis, bzw. allgemeinen Anweisungen, auf konkrete Situationen zu schließen.
 
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