Zitierregel: Fussnote im Zitat

Dennis

Mitglied
Hallo,
obwohl ich meine Diss schreibe und es vielleicht wissen sollte, weiß ich es nicht.
Welche praktikalble Möglichkeit bietet sich an, eine Passage aus Sekundärliteratur zu zitieren, in der sich ein Autor auf einen andere Quelle bezieht. Sagen wir, diese Fussnote wird inmitten meines Zitats gesetzt und nicht am Ende des Zitats. Und sagen wir, der Literaturbeleg ist unangenehm lang.
Dieses Szenario kommt ja bei einer größeren Arbeit mehr oder weniger regelmäßig vor.
Wie ist damit umzugehen?

Danke & Gruß
Dennis
 
Hallo Dennis,

Zitate im Zitat bieten sich mE in einer Diss eher nicht an. Zitiere am besten das jeweilige Original. Ansonsten "zit. nach" setzen.

Ein erfundenes, etwas dümmliches Beispiel:

Max Mustermann, Die Geschichte der Muster, München 2001, S. 124: "Bereits der frühneuzeitliche Chronist Schaumbergius hält fest: 'Die Geschichte der Muster geht zurück auf den antiken Historiker Josephus, der in seinen Histörchen 1.2.3 die Grundform der Muster erstmals umfassend erwähnt.' Aus diesem Blickwinkel..."

Hier hat man nun einige Möglichkeiten, zu zitieren:

- man kann Josephus im Original aufsuchen und zitieren, wenn es um ihn primär geht,
- man kann Schaumbergius im Original aufsuchen und zitieren,
- man kann zumindest Schaumbergius mit "zit. nach Mustermann" zitieren, wobei das aus meiner Sicht nur dann gemacht werden sollte, wenn Schaumbergius für das eigene Thema ziemlich randständig ist,
- man kann Mustermann direkt paraphrasieren und dann eine Fußnote auf ihn setzen, was aber vielleicht auch nicht das Passende ist.

Bring vielleicht ein Beispiel aus Deiner Arbeit, konkret kann man vielleicht besser weiterhelfen. Ich hoffe, ich habe Deine Frage richtig verstanden und konnte Dir zumindest etwas weiterhelfen.

Gruß, Peterchen
 
[FONT=&quot]Vielleicht hilft Dir dieses weiter (Uni Duisburg-Essen).[/FONT]

[FONT=&quot]Hier wird unterschieden zwischen:[/FONT]
· [FONT=&quot]Form: Belege als Fußnote oder[/FONT]
· [FONT=&quot]Form: Harvard-Beleg.[/FONT]

[FONT=&quot]Nach Deinen Text zu urteilen, trifft wohl der Harvard - Beleg zu.[/FONT]
 
Danke für die Antworten!
@Peter:
Aber vielleicht ist es tatsächlich so, dass meine Frage nicht ganz deutlich geworden ist.
Es geht mir natürlich um eine Fussnote, nicht um ein Zitat.
Ich habe eine Passage von mehreren Sätzen und inmitten dieser Passage setzt jemand eine Fussnote, weil einen Teilaspekt mit weiterführender Literatur belegen möchte.

Wie zitieren ich diese Passage mit ihrer Fussnote?

Ps. Wo wir aber dabei sind: Wenn ich aus der Sekundärliteratur eine längere Passage zitieren möchte, die wiederum selbst ein komplettes Zitat ist, klar, dann ist es eigentlich besser und schöner, sich zu bequemen und die Originalquellen zu finden. Aber oft ist es ja auch so, dass nur eine kurze Formulierung, eventuell nur ein, zwei Wörter, zitiert werden. In diesem Fall ist es aus meiner Sicht nicht sinnvoll und wahrscheinlich auch alles andere als praktikabel, für jedes Partikel extra in die Bib zu fahren.

Beste Grüße
Dennis
 
Ehrlich gesagt verstehe ich noch immer nicht genau, um was es geht. Ist das eine philologische Arbeit oder eine Edition? In einem Fließtext würde ich persönlich es vermeiden, viele Zitate ineinander zu schachteln. Das stört den Lesefluss und gibt meiner Erfahrung keinen schönen Text.
 
Aber vielleicht ist es tatsächlich so, dass meine Frage nicht ganz deutlich geworden ist.
Es geht mir natürlich um eine Fussnote, nicht um ein Zitat.
Ich habe eine Passage von mehreren Sätzen und inmitten dieser Passage setzt jemand eine Fussnote, weil einen Teilaspekt mit weiterführender Literatur belegen möchte.

Wie zitieren ich diese Passage mit ihrer Fussnote?

Also Du willst jetzt Marina Musterfrau, Die ultimative Geschichte der Muster, München 2011, S. 1124, zitieren, die mit Fußnote schreibt:

Seit Schaumbergius wird die Geschichte der Muster auf den antiken Historiker Josephus zurückgeführt.³²³ Die Entzifferung der Scheibe von Mustershausen hat indes zu neuen Diskussionen Anlass gegeben.

³
²³ Vgl. Max Mustermann, Die Geschichte der Muster, München 2001, S. 124


Ich würde es so probieren:

"Seit Schaumbergius wird die Geschichte der Muster auf den antiken Historiker Josephus zurückgeführt. Die Entzifferung der Scheibe von Mustershausen hat indes zu neuen Diskussionen Anlass gegeben.

² Marina Musterfrau, Die ultimative Geschichte der Muster, München 2011, S. 1124. Zur Zurückführung der Geschichte der Muster auf Josephus seit Schaumbergius verweist Musterfrau hier (in Fußnote 323) auf Max Mustermann, Die Geschichte der Muster, München 2001, S. 124.
 
Ich schließe mich Sepiola an. Möglich, aber weniger elegant, wäre auch:

"Seit Schaumbergius wird die Geschichte der Muster auf den antiken Historiker Josephus zurückgeführt.² Die Entzifferung der Scheibe von Mustershausen hat indes zu neuen Diskussionen Anlass gegeben.³

² Marina Musterfrau, Die ultimative Geschichte der Muster, München 2011, S. 1124.
³ Ebd., Anm. 323.
 
Ich hab's auch schon einfach in Klammern gesehen. Oder die Fußnote am Ende des Zitats 'per Hand' mit zitiert. Gefällt mir am Besten. Aber das muss nichts heißen. Es gibt ja verschiedenste Richtlinien.
 
Ja, ich meine genau den Fall den Sepiola dargestellt hat. Danke dafür!
Und der Lösungsvorschlag ist auch völlig plausibel und ich denke, so in der Art muss man es machen.
In der der Literatur etablierter Wissenschaftler habe ich das jedoch so noch nie gesehen. Sicher macht sich manch einer darum auch gar keinen großen Kopf und lässt die FN/den Beleg einfach weg. Und eigentlich würde ich das natürlich auch am liebsten machen, - einfach weglassen.
Stellenweise ist meine Arbeit recht zitatgesättigt und wenn man dann Passagen zitiert, in der viele Belege/Zitate verwendet werden, muss man es halt regelmäßig so machen, wie Sepiola vorschlägt. Und das nervt natürlich und führt zu einem umfangreichen Anmerkungsapparat, was ich vermeiden möchte.
Ich habe mich schon dabei erwischt, wie ich ein tolles Zitat lieber paraphrasiert habe, weil es eine FN enthielt und ich diese Problematik umgehen wollte.
 
Schön, dass eine Lösung gefunden wurde. Bin selber kein großer Freund allzu dicker Fußnoten. Sie sollten insgesamt - bis auf Ausnahmen wie Editionen - nicht mehr als ein Drittel der Seite einnehmen, finde ich.

Als erheiternde Lektüre zum Thema möchte ich empfehlen Anthony Grafton, The (German) Footnote.
 
Nachdem ich es mir nochmal durchgelesen habe, stimme ich Sepiola zu. Es ist einfach besser lesbar.

Und ja, die Fußnote. Da erinnere ich mich an einige abstruse Diskussionen. Ein Kommilitone hatte einen ganzen Ordner verschiedener Zitieranweisungen gesammelt. Und dabei hatten bei uns schon die Fachbereiche Richtlinien herausgegeben, um die Flut einzudämmen. Und dabei erklärte der Großteil der Lehrenden, dass es dabei vor allem auf Konsistenz und Einheitlichkeit ankomme...

Wobei ich mich gerade frage, ob es schon eine Geschichte der Fußnote gibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wobei ich mich gerade frage, ob es schon eine Geschichte der Fußnote gibt.
Siehe z.B. "Prolegomena zu einer Theorie der Fußnote" von Peter Riess, Münster 1995, sowie "Die tragischen Ursprünge der deutschen Fußnote" von Anthony Grafton, München 1998 (engl. auch: The footnote - a curious history). [1]


[1] Dazu viele interessante Aufsätze, u.a. von Ludger Lütkehaus.

PS: Fußnoten kann es nie genug geben. Ich lese derzeit in einer Dissertation von 874 Seiten, dazu 373 Seiten Endnoten (nach meiner Zählung genau 8.215 Stück).
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich lese derzeit in einer Dissertation von 874 Seiten, dazu 373 Seiten Endnoten

Finde ich grenzwertig. Es gibt Texte, da besteht mehr als die Hälfte aus Fußnote. Wobei man auch fragen könnte, ob knapp 900 Seiten Diss noch zeitgemäß sind? - In meinen Augen mehr als das Doppelte vom gewöhnlichen Maß. Es soll ja Dissen geben, wo der Autor seinen Schrieb auf 2 Bände verteilen und an einen Verlag fürn Druck zehntausend bezahlen musste...
 
Es gibt Texte, da besteht mehr als die Hälfte aus Fußnote.

Das können sehr gute Texte sein.
Es kommt immer darauf an, worüber man schreibt.
Manchmal ist es sinnvoll, einen straffen roten Faden zu verfolgen - und den Lesern, der sich für die vielen Hintergrundinformationen interessieren, diese diese im Fußnotentext anzubieten.
 
Das können sehr gute Texte sein.
Es kommt immer darauf an, worüber man schreibt.
Manchmal ist es sinnvoll, einen straffen roten Faden zu verfolgen - und den Lesern, der sich für die vielen Hintergrundinformationen interessieren, diese diese im Fußnotentext anzubieten.
In Fachliteratur und bei schwierigen Übersetzungen find ich's auch ok. Doch generell gelten Fußnoten ab einer gewissen Länge pro Seite als abschreckend für eine breite Leserschaft; auch ein Grund, weshalb sie leider zu oft hinten im Buch versteckt werden, was z.B. das Lesen im Liegen mühsam macht (diesbezüglich bin ich für die Lese-Kline und gegen Fußnoten und Glossare zuhinterst).

Bei einer Diss muss man natürlich die üblichen Regeln befolgen (die an der Uni abzuklären wären{!}). Ansonsten ist die übersichtlichste Zitierweise die beste. Sepiolas Lösung ist zwar schön sauber, gibt aber mehr Text; da würde ich mich eher beschränken auf: […]; Fn. „323“: Max Mustermann, Die Geschichte der Muster, München 2001, S. 124. (wobei ich die Fußnote „323“ im Zitat belassen würde, nicht zuletzt, da es bei längeren Zitaten zu Unklarheiten kommen könnte, bzw. viel zu erklären gäbe)
 
In amerikanischen oder englischen Büchern gibt es traditionell Endnoten, das ist da normal, sie fallen abschnittweise aus. im französischen Kulturraum gibt es eine gänzlich andere Tradition: Dort muss nicht belegt werden! Der Erkenntniszweck von Geschichte ist ein anderer, sie muss v.a. elegant und unterhaltsam geschrieben sein.

Mir sind 3 bis 5 - kurze - Fußnoten pro Seite am liebsten. Leider haben deutsche Historiker die unschöne Angewohnheit, regelrechte Subtexte zu schreiben, teilweise mit Kommentaren. Darunter leidet meist auch der Haupttext. Jedenfalls ein kontroverses Thema, um das die Debatte nicht enden wird.
 
Ausnahmen mögen die Regel bestätigen. Dein Beispiel ist Mittelalterhistorie. Dort sind Franzosen von Deutschland, zB den MGH, beeinflusst. Mir jedenfalls ist häufig aufgefallen, dass Franzosen weniger belegen, die Deutschen dagegen gerne "blähen". Ich persönlich finde einen Mittelweg zwischen bibliographischer Exuberanz und reinem Essay am besten. Man wird sicher in beiden Fällen weitere Ausnahmen finden, die das Gegenteil belegen. "Nicht belegen" ist vielleicht auch etwas zu stark von mir formuliert.
 
Es kommt ja auch auf den Inhalt an. Bei einem Übersichtswerk reichen meist weniger Angaben, als wenn Quellen, teils unterdrückt, zu einem entlegenen Thema ausgewertet werden. Oder wenn ein Handbuch ein Gebiet erschließen will.

Ab einem gewissen Punkt erhebt sich natürlich die Frage, ob nicht ein Forschungsüberblick wie bei Heuss Römischer Geschichte oder Wilkinson, Aufstieg und Fall des Alten Ägypten besser ist, wenn man sich schon die Mühe macht.

Inhalt in der Fußnote, der in den Text gehört geht gar nicht. Man denke an Ludwig Schmidts Werk zu den Germanen, wo in Fußnoten sogar wichtige Argumentationen stehen und sogar von einer zur anderen Fußnote verwiesen ist. Obwohl es ein toller Überblick über die ältere Forschung ist, ist dies doch eine Fehlerquelle.

[ ;) ] Endnoten, wohlgar noch bei jedem Kapitel neu nummeriert, sind Verbrechen am Leser. [ / ;) ]
 
Ausnahmen mögen die Regel bestätigen. Dein Beispiel ist Mittelalterhistorie.
Es sind zwei Beispiele, das erste ist Kolonialgeschichte (19. Jahrhundert), ich hätte Hunderte solcher "Ausnahmen" verlinken können...


[ ;) ] Endnoten, wohlgar noch bei jedem Kapitel neu nummeriert, sind Verbrechen am Leser. [ / ;) ]

Kommt auch wieder darauf an.

Wenn die Endnoten keine Zusatzinformationen enthalten, sondern ausschließlich Quellenangaben, habe ich gegen Endnoten nichts einzuwenden.

Über Endnoten, die bei jedem Kapitel neu nummeriert sind, habe ich allerdings auch schon geflucht. Wozu das gut sein soll, weiß ich wirklich nicht.
 
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