Kultur, Sprache, Rasse ... Ethnographie und -genese

Pope

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Was ist eigentlich ein Volk?

Aus Wikipedia: Ethnogenese

„Völker sind aber Abstraktionen, deren scheinbare Evidenz auf ganz wenigen Merkmalen aus der Vielfalt menschlicher Lebensformen beruht.“ So Walter Pohl. Schon Max Weber sprach explizit vom „subjektiven Glauben an eine Abstammungsgemeinschaft“, der ein Volk ausmache.

Ich denke, dieses Zitat verdeutlicht, vor welchem Problem wir im Forum oft stehen: Worüber reden wir eigentlich, wenn wir von Völkern reden?

Nehmen wir die Germanen, Pelasger, Slawen, "Seevölker" oder Kelten. Sie selbst haben uns leider nicht verraten, wer sie waren und als was sie sich selber sahen. Uns bleibt die Beschreibung Aussenstehender, welche nicht immer unvoreingenommen gewesen sind.

Um die Sache noch komplizierter zu machen, beschreiben diese Exonyme mal eine (von Aussen vermutete) Sprachgemeinschaft, mal die Bewohner eines Landstriches und mal wiederum einen "rassischen" Menschentyp, mal Menschen einer (wieder von Aussen vermuteten) materiellen oder kulturellen Verwandtschaft.

Wenn wir nun "Volk" neuerdings hauptsächlich als Gemeinschaft mit dem Merkmal des subjektive Zugehörigkeitsempfindens definieren, dann stellt sich die Frage, inwiefern und in welcher Form sich die Menschen damals als Kollektiv verstanden.

Wir wissen es zwar nicht, aber wir können Vermutungen anstellen. Einige definierende oder "bekennde" Merkmale will ich aufzeigen:

Verwandschaft (Familie, Clan, mythische Abstammung)
"Rasse" (körperliche Merkmale)
Sprache
Kultur (Kleidung, Lebensweise, Technologie, Bräuche, Gesetze, Glaube,...)
Lebensraum (Nachbarschaft)

Welche sind die "volksbildenden" Merkmale? Welche wiegen mehr als andere? Sicherlich etwa die Sprache. Oder gibt es Völker, die sich trotz unterschiedlicher Sprachen zur ethnischen Einheit bekennen?

Völker lassen sich auch als organische Netzwerke betrachten. Sie wachsen, verschmelzen, schrumpfen, teilen sich. Sie stehen untereinander stärker in Verbindung (setzt eine Kommunikation voraus), als nach Aussen. Das ist natürlich eine deskriptiver Zirkelschluss. Aber Kommunikation und Interaktion ist nun mal Grundvoraussetzung für jede Gemeinschaft. Reisst die Interaktion ab, kann mittel- bis langfristig kaum mehr von einem Volk gesprochen werden.

(War Ostdeutschland auf dem Weg ein neues Volk zu begründen? Sind Österreicher, Deutschschweizer und Deutschluxemburger schon dort angelangt, oder finden sie langsam via Europa, Tourismus und Mediengesellschaft wieder zurück zum deutschen Volk???)

Ich habe jetzt zwei Faktoren beschrieben, die ich für wichtig halte. 1. die Ähnlichkeit und Verbundenheit via assoziative Merkmale. 2. der Grad der Kommunikation und Interaktion. Ein weiterer Faktor soll nicht unbeachtet gelassen werden:

3. der Druck von Aussen. Eroberung, Kolonialisation, Verdrängung, Naturkatastrophen, usw.. Viele Völker sind nur deshalb entstanden, weil ihnen die Zusammengehörigkeit von externen Kräften auferlegt wurde. Jüngstes Beispiel sind die "Coloureds" in Südafrika.

Was soll nun dieser Thread?

Ich möchte gerne sehen, dass hier differenzierter über Pauschalbegriffe geredet wird. Insbesondere die Suche nach dem "Germanischen", "Slawischen", usw. usw. DARF sich nicht auf genetische oder linguistische Merkmale beschränken, weil es einfach dem doch faszinierenden Prozess der Ethnogenese keine Rechnung trägt. Wir müssen daher zumindest die Komplexität der Frage im Hinterkopf behalten und uns mit Pauschalurteilen zurückhalten.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Kommentare?
 
Da hast du ein ein nicht nur interessantes, sondern auch konfliktträchtiges Thema aufgemacht, Pope. Es wird spannend, wie die Diskutanten im einzelnen den Begriff "Volk" füllen.

Zunächst gibt es eine ganz klassische Definition des Begriffs "Volk", die so lautet:

"Als Volk bezeichnet man eine durch gemeinsame Herkunft, Geschichte, Kultur und meist auch Sprache verbundene Gesamtheit von Menschen. Die Begriffe 'Volk' und 'Nation' sind im Hinblick auf den Sprachgebrauch nicht klar voneinander abgrenzbar."
(Brockhaus-Lexikon, Mannheim 1986)

Diese Definition fasst wesentliche Elemente des Volks-Begriffs gut zusammen. Man könnte - etwas verändert - auch sagen, dass als Merkmal eines Volks gemeinsame Abstammung, Sprache, Kultur und Geschichte sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl der in einem Gebiet zusammenlebenden Menschen zu gelten hat..

Schwierig wird es bereits dann, wenn einer dieser Faktoren ausfällt, wenn z.B. keine gemeinsame Sprache mehr da ist, die anderen Elemente aber vorhanden sind. Oder wenn es keine gemeinsame Kultur und Geschichte gibt, aber Abstammung und Sprache als verbindende Elemente bestehen. Kann man auch dann noch von Völkern sprechen? Wie viele dieser Elemente müssen fehlen, bis man NICHT mehr von einem Volk sprechen kann?

Das alles sind Fragen, die schwer zu klären sind, und auf die es vermutlich ganz unterschiedliche Antworten gibt.
 
Was ist eigentlich ein Volk?

Ersteinmal Danke Pope für dieses wie ich finde wichtige Thema, das uns ja, wie du selbst anmerkst, in vielen Threads begegnet.

Wenn wir nun "Volk" neuerdings hauptsächlich als Gemeinschaft mit dem Merkmal des subjektive Zugehörigkeitsempfindens definieren, dann stellt sich die Frage, inwiefern und in welcher Form sich die Menschen damals als Kollektiv verstanden.
Das "subjektive Zugehörigkeitsempfinden" ist es nicht allein. Vielmehr muß zusätzlich zum Zugehörigkeitsgefühl die Zugehörigkeit von der sozialen Gruppe (dem "Volk") anerkannt und von außen (d.h. den ANDEREN [Völkern bzw. den einzelnen Volksangehörigen]) auch wahrgenommen werden. Letzteres spielt aber imho eine nur untergeordnete Rolle.

Die Faktoren, welche dem Gefühl, der Akzeptanz und der (Außen-) Wahrnehmung zugrunde liegen hast du (abschließend, denke ich) auch schon genannt:
Verwandschaft (Familie, Clan, mythische Abstammung)
"Rasse" (körperliche Merkmale)
Sprache
Kultur (Kleidung, Lebensweise, Technologie, Bräuche, Gesetze, Glaube,...)
Lebensraum (Nachbarschaft)
"Sprache" halte ich hierbei auch für das entscheidende, wenn auch nicht alleinige Moment. Die Gewichtung der Faktoren ist aber wohl von Volk zu Volk recht unterschiedlich. Hierzu einige Beispiele:

- Ein Mensch, der sich selbst dem jüdischen Volk zurechnet, dürfte wohl am ehesten bei der (mythischen) Abstammung und dem Glauben ansetzen und auch nur beim Vorliegen dieser Voraussetzungen anerkannt werden, egal ob er hebräisch, jiddisch oder englisch spricht und egal, wo er leben mag.

- Hutu und Tutsi sprechen dieselbe Sprache, sehen sich aber als eigenständige Völker. Hier ist, neben der (ursprünglichen) Lebensweise, die "physische Erscheinungsform" (die Rasse) der ausschlaggebende Faktor.

- Jemandem, der sich dazu bekennt, Deutscher zu sein, wird die Masse dieses kaum abnehmen (ihn anerkennen), wenn er nicht in der Lage ist, dieses Bekenntnis auf deutsch abzulegen.

(War Ostdeutschland auf dem Weg ein neues Volk zu begründen? Sind Österreicher, Deutschschweizer und Deutschluxemburger schon dort angelangt, oder finden sie langsam via Europa, Tourismus und Mediengesellschaft wieder zurück zum deutschen Volk???)
Gerade in Bezug auf unser Volk kommt wohl noch ein politischer Faktor hinzu. Interessant aber die Frage, ob eine "Rückkehr zum Muttervolk" generell stattfinden kann.

3. der Druck von Aussen. Eroberung, Kolonialisation, Verdrängung, Naturkatastrophen, usw.. Viele Völker sind nur deshalb entstanden, weil ihnen die Zusammengehörigkeit von externen Kräften auferlegt wurde. Jüngstes Beispiel sind die "Coloureds" in Südafrika.
Der "Druck von außen" will mir in diesem Beispiel nicht recht einleuchten. Auch ist die Frage zu stellen, wann (und ob?) die Eigenwahrnehmung als "Volk" einsetzte und andersherum die "Farbigen" von außen als solches wahrgenommen wurden.
Vielleicht erläuterst du dein Beispiel noch etwas oder gibst ein weiteres? Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, egal wie groß der äußere Druck (außerdem, wie gestaltet der sich denn?) auch sein mag, daß sich eine wie auch immer geartete "Schicksalsgemeinschaft" als Volk versteht, wenn es an den o.g. Faktoren, insbesondere der Sprache, fehlt.

Ich möchte gerne sehen, dass hier differenzierter über Pauschalbegriffe geredet wird.
Das würd ich auch gern an anderen Stellen sehen... ;)

Insbesondere die Suche nach dem "Germanischen", "Slawischen", usw. usw. DARF sich nicht auf genetische oder linguistische Merkmale beschränken
Richtig. Doch darf ich diese andererseits auch nicht ausklammern.

Wir müssen daher zumindest die Komplexität der Frage im Hinterkopf behalten
Sicher. Diese "Komplexität der Frage" zeigte sich wohl auch im Thread "ein paar Fragen zu den Germanen". Bei der Ethnogenese sind auch noch die Umstände von Überlagerung und Verdrängung indigener Bevölkerungen zu bedenken.

Der Begriff ist schon bei heute lebenden Menschen vielschichtig und mitunter nur intuitiv (im Kontakt mit den Volksangehörigen) greifbar. Umso schwieriger ist die Verwendung bei historischen Sozialgruppen, bei denen wir oftmals nur die (eigentlich zu vernachlässigende, s.o.) Wahrnehmung von außen (und dazu noch "zeitlich versetzt) haben. Manchmal kann uns die überlieferte Wahrnehmung von Zeitgenossen der Völker (?) helfen, wo aber ist das Zugehörigkeitsgefühl und die Anerkennung niedergelegt?
 
Tekker schrieb:
Der "Druck von außen" will mir in diesem Beispiel nicht recht einleuchten. Auch ist die Frage zu stellen, wann (und ob?) die Eigenwahrnehmung als "Volk" einsetzte und andersherum die "Farbigen" von außen als solches wahrgenommen wurden.
Vielleicht erläuterst du dein Beispiel noch etwas oder gibst ein weiteres? Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, egal wie groß der äußere Druck (außerdem, wie gestaltet der sich denn?) auch sein mag, daß sich eine wie auch immer geartete "Schicksalsgemeinschaft" als Volk versteht, wenn es an den o.g. Faktoren, insbesondere der Sprache, fehlt.

Guck mal hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Coloured

(Man beachte mal das Foto ... )

In the South African, Namibian, Zambian and Zimbabwean context, the term Coloured [...] refers to a heterogeneous group of people of "mixed race," many of whom claim ancestry from Europe, Indonesia, South India, Ceylon, Madagascar, Mozambique, Mauritius, St. Helena, and from across southern Africa.

Die ganze Geschichte der Ethnogenese kann ich Dir nicht erzählen, aber grob verlief es folgendermaßen: Die Seggregationspolitik der Apartheid machte aus einem Sammelsurium verschiedenster Minderheiten und Mischgruppen, die nicht "weiss" oder "schwarz" waren, eine eigene rassische Kategorie (wobei die Inder wiederum ausgenommen wurden). Sie bekammen - wie jede andere Rasse - eigene Wohnviertel zugeteilt, hatten nur untereinander zu heiraten sowie bestimmte Rechte und standen leicht besser da, als die "Schwarzen". Aus der Abgrenzung entsprang ein kollektives Bewusstsein, das sie sich selbst heute noch als coloureds bezeichnen.

Eigentlich sind sämtliche Völkerschaften der Karibik (Kubaner, Haitianer, Jamaikaner, ...) aus Verschleppten und recht zufällig zusammengewürfelten Gruppen entstanden, die von ihren Kolonialherren eine gemeinsame Sprache auferlegt bekamen. Auch die Assyrer haben durch ihre Umsiedlungspolitik u.a. versucht, ein Staatsvolk zu gründen. Bessere Beispiele fallen mir jetzt nicht ein.
 
Danke für den Link. (Auf dem Foto war leider nicht zu hören, welche Sprache die Leute sprechen...)

Was du zur Karibik sagst, ist natürlich richtig. Aber hatten wir nicht festgestellt, daß es so oder ähnlich letztlich auf jedes Volk zutrifft? Was ich meine, jedes Volk ist doch letztendlich ein "genetisches Sammelsurium".

Zu den Farbigen. Erstens steht in deinem Auszug ganz deutlich heterogen und zweitens finde ich einen anderen Satz viel entscheidender:

"This is not to say that they identify themselves as such"

Dazu sollte man beachten, daß das Apartheitssystem (welches ja erst DIE Farbigen "schuf") anhand rassischer und nicht völkischer Kriterien aufgebaut war.

Ich denke, dieses Beispiel zeigt deutlich, wie vorsichtig man bei der Außenwahrnehmung (die bei historischen Völkern ja oft die einzige Quelle ist) sein muß.
 
Danke für den Link. (Auf dem Foto war leider nicht zu hören, welche Sprache die Leute sprechen...)

Was du zur Karibik sagst, ist natürlich richtig. Aber hatten wir nicht festgestellt, daß es so oder ähnlich letztlich auf jedes Volk zutrifft? Was ich meine, jedes Volk ist doch letztendlich ein "genetisches Sammelsurium".

Zu den Farbigen. Erstens steht in deinem Auszug ganz deutlich heterogen und zweitens finde ich einen anderen Satz viel entscheidender:

"This is not to say that they identify themselves as such"

Dazu sollte man beachten, daß das Apartheitssystem (welches ja erst DIE Farbigen "schuf") anhand rassischer und nicht völkischer Kriterien aufgebaut war.

Ich denke, dieses Beispiel zeigt deutlich, wie vorsichtig man bei der Außenwahrnehmung (die bei historischen Völkern ja oft die einzige Quelle ist) sein muß.

1. Es ist nicht mehr eine Rassenfrage, "coloured" zu sein. Es gibt sicherlich Menschen, die den Begriff per se ablehnen oder ihn nicht auf sich bezogen haben wollen. Die Coloureds, die ich kennengelernt habe, nennen sich durchaus so, haben "coloured friends" und gehen auch in Clubs und Bars, wo ihresgleichen sich bewegt. Mehrheitlich sprechen sie untereinander afrikaans.

2. Apartheid war sicherlich rassistisch, aber die Rassenkategorien "European, Indian, Coloured, Bantu" sind nun mal identitätsstiftend gewesen und bilden heute noch die Grundlage des Selbstverständnisses. Man spricht in der Öffentlichkeit auch oft von "communities", was für mich eben das Zeichen ist, dass nicht wie früher pauschalisieren oder sich festlegen will: Eine Gemeinschaft kann man einfacher wechseln, als eine Ethnizität.

3. Es ist wohl so, dass die Mehrzahl der modernen Völker einem genetischen Obstsalat gleichen. Manche vielleicht etwas exotischer als andere. Aber es macht m.E. einen Unterschied, ob wir von einem Landstrich reden, dessen Einwohnerschaft durch mehrmalige Einwanderwellen geprägt wurde und die verschiedenen Menschen sozusagen zu einer neuen Volksgruppe geformt haben, oder ob jemand von aussen verschiedene Menschen in eine Kategorie gepresst hat.

Verkürzt: Ethnogenese durch "Wir-Gefühl" im Gegensatz zu jener durch "Ihr-Befehl".
 
Eine interessante Frage wäre z.B., ob es ein "südafrikanisches Volk" gibt. Immerhin sitzen Bantus und Weiße dort am Kap schon seit etwa 400 Jahren.

Pikant ist dabei, dass beide die eigentliche Urbevölkerung, nämlich die Buschmänner und Hottentotten, gemeinsam verdrängt und/oder ausgerottet haben.
 
Eine interessante Frage wäre z.B., ob es ein "südafrikanisches Volk" gibt. Immerhin sitzen Bantus und Weiße dort am Kap schon seit etwa 400 Jahren.
Ja, sehr interessant. "Am Kap" haben sie aber nicht zusammengesessen. Der große Fischfluß, den die Bantu (in diesem Fall die Xhosa) nicht überschritten, bildete lange die Grenze.
Bei den großen Trecks fanden dann die Buren im Innern (nicht aber in Natal) menschenleeres, von den Zulu entvölkertes Gebiet vor.

Vielleicht gibt es sogar verschiedene Gruppen, die sich als "südafrikanisches Volk" fühlen, jede für sich, ohne daß es eine Gesamtidentität gäbe.

Zu bedenken gebe ich ferner, daß Bantu - wie auch Weiße - sich aus verschiedenen Ethnien zusammensetzen.
 
Zu bedenken gebe ich ferner, daß Bantu - wie auch Weiße - sich aus verschiedenen Ethnien zusammensetzen.

Das wäre ein Thema für sich ;)

Vielleicht gibt es sogar verschiedene Gruppen, die sich als "südafrikanisches Volk" fühlen, jede für sich, ohne daß es eine Gesamtidentität gäbe.

Das "südafrikanische Volk" sehe ich nicht. Realität ist immernoch die Seggregation. Die Menschen ordnen sich mittlerweile auch ohne staatliche Vorgaben nach ethnischen Gesichtspunkten.

Und kulturell ist das nachvollziehbar. Die Menschen sind in Vielem sehr verschieden - nicht nur in der Sprache die sie sprechen.
 
Der "Druck von außen" will mir in diesem Beispiel nicht recht einleuchten. Auch ist die Frage zu stellen, wann (und ob?) die Eigenwahrnehmung als "Volk" einsetzte und andersherum die "Farbigen" von außen als solches wahrgenommen wurden.
Vielleicht erläuterst du dein Beispiel noch etwas oder gibst ein weiteres? Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, egal wie groß der äußere Druck (außerdem, wie gestaltet der sich denn?) auch sein mag, daß sich eine wie auch immer geartete "Schicksalsgemeinschaft" als Volk versteht, wenn es an den o.g. Faktoren, insbesondere der Sprache, fehlt.
Das würd ich auch gern an anderen Stellen sehen... ;)

hallo, tekker!
ein beispiel für diesen druck von außen und der beginnenden spaltung der volksidentität wäre zypern, wo menschen, die vorher zusammengelebt haben, nach der invasion der türkei dort getrennt worden, in nord- und südzyprioten. so wie ich erfahren habe, fühlten sich nur wenige nordzyprioten als türken, die nichts mit den griechen im süden zu tun haben wollen.
diese wiederum haben durch die teilung keine so stark ausgebildete "volksidentität", dass sie ihre ressetiments überwinden können und ungeachtet der wirtschaftlichen not im norden mit diesem sich wiedervereinigen würden. und das ist letztendlich dem einmarsch der türkei dort zuzuschreiben, also einem druck von außen.

übrigens, auch große teile der ddr-bevölkerung in den 70-er sahen sich nicht mehr als ein getrenntes volk, das die westlichen brüder vermisste. es hatte sich z.b. eine andere, systembedingte alltagskultur herausgebildet. und was war der ausgangspunkt?
die vereinnahmung ostdeutschlands durch die sowjets und der erzwungene aufbau eines sozialistischen staates.
 
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