Cicero: oder Der letzte Kampf um die Republik

ursi

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Keine Persönlichkeit der Antike kennen wir besser als Cicero – dank seiner zahlreichen Reden und seiner zahllosen Briefe. Schon den Zeitgenossen galt seine Sprachkunst als Latein in höchster Vollendung. Doch war für ihn selbst rhetorische Meisterschaft stets nur Mittel seines politischen Lebenszwecks: Erhalt und Verteidigung der Römischen Republik. Für dieses Ziel hat er mit äußerster Hingabe gekämpft und sein Leben geopfert. Wolfgang Schuller hat mit einer meisterhaften Biographie dem großen Republikaner und seinem letzten Kampf um die Republik ein Denkmal gesetzt.
Der Autor erzählt die dramatische Geschichte des Marcus Tullius Cicero, der für seine politischen Ideale zu sterben bereit war und dadurch unsterblich wurde: Geboren 106 v. Chr. – Ritter, Rhetor und Jurist – wird Cicero im Jahre 63 Konsul und deckt die Verschwörung des Catilina auf. Dann stellt sich der Vater des Vaterlandes gegen die autokratischen Bestrebungen Caesars, unterstützt Octavian, wird von ihm verraten und, längst auf verlorenem Posten kämpfend, im Jahr 43 von den Gefolgsleuten des Marcus Antonius ermordet.

Wolfgang Schuller • Cicero. Oder der letzte Kampf um die Republik • C.H. Beck Verlag • 2013 • 256 Seiten
 

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Ich hoffe mal, es ist nicht die ganze Biographie so eine Lobpreisung wie dieser Text. Da wird einiges schon arg beschönigt oder verdreht.

Dass sich z. B. "der Vater des Vaterlandes gegen die autokratischen Bestrebungen Caesars" stellte, stimmt nur eingeschränkt: Als es zum Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius kam, schwankte Cicero eine Weile und schloss sich erst im letzten Moment an Pompeius an. Nach der Schlacht von Pharsalos gab er auch schon wieder auf, und statt sich den anderen flüchtigen Republikanern anzuschließen, die den Widerstand in Afrika und Spanien fortsetzten, wartete er auf seine Begnadigung durch Caesar. Während Caesars Alleinherrschaft murrte er nur im privaten Rahmen, aber öffentlich hielt er mehrere Reden, in denen er Caesar pries. Erst nach Caesars Ermordung (mit der er nichts zu tun hatte) betonte Cicero dann laut und gerne, dass er immer schon gegen Caesar gewesen sei und so gerne auch an der Verschwörung teilgenommen hätte.

Dass Cicero "für seine politischen Ideale zu sterben bereit war", kann man auch nur sagen, wenn man einiges ausblendet. Ich will nicht behaupten, dass Cicero ein kompletter Feigling war. Dass er noch während Sullas Diktatur den von einem Günstling Sullas angeklagten Sextus Roscius verteidigte, verdient Respekt. Aber als nach Caesars Ermordung Marcus Antonius faktisch die Macht in Rom übernahm, floh Cicero aus der Stadt und kehrte erst wieder zurück, als er wieder sicher zu sein glaubte. Seine "Philippischen Reden" gegen Marcus Antonius hielt er großteils zu einer Zeit, als Marcus Antonius in Gallia cisalpina im Abseits war und Ciceros Gesinnungsgenossen Rom kontrollierten. Als Cicero während eines Aufenthalts auf seinem Landgut bei Tusculum erfuhr, dass er auf der Proskriptionsliste stand, wollte er zu Brutus nach Makedonien fliehen, wurde aber auf der Flucht von seinen Mördern eingeholt. Erst im Tod zeigte er Mut.
Natürlich war Ciceros Verhalten menschlich verständlich, und die meisten würden ebenso gehandelt haben, aber zum Helden und Widerstandskämpfer, der "für seine politischen Ideale zu sterben bereit war", machte ihn das nicht.

"Für dieses Ziel hat er mit äußerster Hingabe gekämpft und sein Leben geopfert.": Sein Leben hat er nicht bewusst geopfert, und die Hingabe war mitunter auch nicht so "äußerst".
 
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