Spitznamen für andere Völker

Jacobum

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Man mag es bedauern oder begrüßen, aber es ist nun mal so, dass viele Völker ihre Nachbarn mit Spitz- oder Schimpfnamen belegen.

Es gibt Fälle, in denen der korrekte Name lediglich abgewandelt wurde, z.B. Franzmann, Polack oder Jerry (für German).

In anderen Fällen liegen die Ursachen in der Geschichte zurück.

Warum werden die Deutschen vor allem von den Briten als "Krauts" oder "Huns" bezeichnet?

"Kraut" ist einer, der gern Kraut isst, logisch. Und da die Deutschen bekanntlich vom Sauerkraut leben (neben Bier und Bretzel) liegt ein solcher Spitzname nahe.

Eine etwas differenzierte Erklärung habe ich wie folgt vernommen: Als man vor einigen Jahrhunderten feststellte, dass man der gefürchteten Skorbutkrankheit auf Schiffen vorbeugen kann, wenn man ausreichend Vitamine zu sich nimmt, wurde auf den deutschen Schiffen Sauerkraut mitgeführt (das sich gut lagern lässt) und an die Mannschaft verteilt.

Die Engländer haben das zuerst auch gemacht, sind dann aber zu Zitronen gewechselt. Die Deutschen wurden dann zuerst von den englischen Seefahrern als "Krauts" bezeichnet, später hat sich der Ausdruck allgemein durchgesetzt.

Interessant ist, dass die Sache mit den Zitronen (engl.: lemon) dazu geführt hat, dass im englischen Sprachgebrauch der Engländer heute noch als "limey" bezeichnet wird.

Und dass die Deutschen heute noch als "huns" (Hunnen) tituliert werden, ist auf Kaiser Wilhelm II. zurückzuführen, der im Juli 1900 anlässlich der Verabschiedung des deutschen Ostasienkorps die berüchtigte "Hunnenrede" hielt.

"... Kommt Ihr vor den Feind, so wird er geschlagen, Pardon wird nicht gegeben; Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in Eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutschland in China in einer solchen Weise bestätigt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen..."

Kennt ihr noch weitere Beispiele für historisch bedingte Spitznamen anderer Völker?

Gruß

Jacobum
 
"Stimmt es, dass das Wort "Kanake" die nach Deutschland eingewanderten Türken bezeichnet?
Ursprünglich ist das Wort "Kanake" die Bezeichnung von melanesischen Eingeborenen in Neukaledonien, einer Inselgruppe im Südwestpazifik. Fast die Hälfte der Einwohner dieser Inselgruppe sind Kanaken. Das Wort entstammt vermutlich der hawaiianischen Bezeichnung für "Mensch" (kana)."
weiter hier:

http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,AE388CA299C16F20E034080009B14B8F,,,,,,,,,,,,,,,.html
 
Die Österreicher heißen bei uns in Mainz "Zwoggel ", was vom "Zweigerl " kommt,daß die hier in der Bundesfestung stationierten K&K-Jäger am Hut stecken hatten.
 
Wenn man in den 80ern durch Europa reiste, bekam man als Deutscher manches Unerfreuliche zu hören. In Amsterdam, das damals von deutschen Methadontouristen wimmelte, sprachen manche, vor allem ältere Holländer von den "Moffen". In Frankreich waren wir "les boches" bei den Briten "The Krauts" oder "The Huns". Dennoch war man bei der Dorfjugend eigentlich als deutscher Austauschschüler angesehener, als die "Frenchies". In Österreich hatten die deutschen Touristen mit Kampfplauze, Shorts und Bildzeitung bald den Namen "Piefkes" weg. In waren erlebnishungrige Deutsche, die sich weniger für goldene Tempel, als für die Puffs und Massagesalons auf der Phat Pong Road degoutierten, als "Neckermann" bestens bekannt.
Die Mädchen, die seit den 90er Jahren vom verblassenden Glanz des "Goldenen Westens" angelockt wurden, waren bald als "Terminfrauen" oder etwas abwertend, als "Nataschas" bekannt. Die Aussiedler hatten bald den Namen "Wodgadeutsche" weg.
 
Ich hab mal in einem Geschichtsbuch über das Mittelalter gelesen, dass im Hundertjährigen Krieg die Engländer in Frankreich den Namen "les godams" erhalten haben sollen, weil wohl jedes zweite Wort von ihnen der Fluch "Goddam!" war.

Diese Bezeichnung soll sich noch Jahrhunderte gehalten haben.

Jacobum
 
Im arabischen Sprachraum sind noch uralte "Spitznamen" lebendig. Europäer werden heute noch als "Franken" und/oder "Rumi" (Römer) bezeichnet.
Im Türkischen Sprachraum gibt es die eher abfällige Bezeichung "Arab" damit ist aber kein Araber gemeint, sondern Schwarzafrikaner.
 
Hartnäckig hält sich die Legende, dass die abwertende Bezeichnung gringo von Seiten der Latinos gegenüber den Nordamerikanern sich auf die amerikanischen Uniformen während des mexikanisch-amerikanischen Krieges 1846 - 1848 bezöge, diese Uniformen seien grün gewesen und deshalb hätten die mexikanischen Soldaten "green go" oder ähnliches gerufen, woraus sich gringo gebildet habe. Eine andere Variante dieser urban legend meint, das green bezöge sich auf die Farbe der Dollarnote. Sowohl auf die Iren der bolivianischen Armee, als auch auf die amerikanischen Soldaten im bezeichneten Krieg bezieht sich die Behauptung, sie hätten die Zeilen des Gedichtes von Robert Burns gesungen "Green goes the rushes" bzw. "Green goes the lilacs", was aber ebenso nur Legende ist. Eigentlich ist die Bezeichnung gringo schon viel früher nachgewiesen, nämlich im Madrid des 18. Jahrhunderts. Hier wurden Mittel- und Nordeuropäer wegen ihrer unverständlichen Sprache als gringos bezeichnet. Das Wörterbuch der Real Academia Española gibt wegen der unsicheren Etymologie an, das Wort sei unbekannten Ursprungs, dass Sprachirrtümerwörterbuch aus dem selben Haus aber sagt, dass es sich vermutlich um eine Variante von griegos, was 'Griechen' bedeutet, handeln würde.
 
Die Aussiedler hatten bald den Namen "Wodgadeutsche" weg.
Das liegt am ursprünglichen Siedlungsgebiet im Russischen Reich. Die Bezeichnung kam nicht erst durch den Zuzug von Aussiedlern zustande, den gab's vorher auch schon und bezeichnete die dort lebende Volksgruppe.
 
Wàckes od´r Waggis ésch àm Ow´rrhin e g´brüchli un de ditsch-frànzeesch Grenz làng bis éns Saarland - un wie´s schiint selbsch noch àn de belgisch Grenz - bekànnt´r pejorativ Üssdruck f´r de Nochbere üss Frànkrich, speziell de - tràditionell ditschsprochigi - Bevellikerung àn de Grenz, àlso d´ Elsasser und (Ditsch-)Lothringer.

http://als.wikipedia.org/wiki/Wackes
 
Die Franzosen wurden in Spanien früher als "Gabachos" bezeichnet, was anscheinend von dem provenzalischen Wort "Gavach" stammen soll, das jemanden bezeichnet, der unklar spricht.

Das Wort wird heute in Mexiko für die US-Amerikaner verwendet.
 
Ich habe mal gelesen, das der Begriff "Yankee" angeblich von "Jan Kaas" abstammen soll, damit sollen die ehemals holländischen Bewohner von Neu-Amsterdam gemeint sein.
 
Ich habe mal gelesen, das der Begriff "Yankee" angeblich von "Jan Kaas" abstammen soll, damit sollen die ehemals holländischen Bewohner von Neu-Amsterdam gemeint sein.

Ich kenne es als Jan Kees, aber mit gleicher Bedeutung.

Interessant, dass Yankee in den US-Südstaaten eher beleidigend für einen Nordstaatler gemeint ist.

In England war es jahrelang Synonym für jemanden aus New-England, also von der US-Ostküste (egal ob Nord- oder Südstaaten).

Und außerhalb der USA ist es eine Bezeichnung für US-Amerikaner.
 
"Stimmt es, dass das Wort "Kanake" die nach Deutschland eingewanderten Türken bezeichnet?
Ursprünglich ist das Wort "Kanake" die Bezeichnung von melanesischen Eingeborenen in Neukaledonien, einer Inselgruppe im Südwestpazifik. Fast die Hälfte der Einwohner dieser Inselgruppe sind Kanaken. Das Wort entstammt vermutlich der hawaiianischen Bezeichnung für "Mensch" (kana)."


Also ich kenne es als beleidigende Bezeichnung für alle Menschen dunklerer Hautfarbe.
:grübel:

Aber auch der Ursprung Neukaledonien ist mir natürlich bekannt.
 
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Also ich kenne es als beleidigende Bezeichnung für alle Menschen dunklerer Hautfarbe.
:grübel:

Aber auch der Ursprung Neukaledonien ist mir natürlich bekannt.
lies doch bitte den Link weiter:

" Im späten 19. Jahrhundert war "Kannakermann" oder "Kannaker" noch positiv besetzt. Deutsche Seemänner nannten ihre Kameraden aus der Südsee so, die in der Regel als sehr zuverlässig und treu galten. Um 1900 tauchte "Kanake" dann im Berliner Wortschatz (im Gaunerjargon) auf und wurde dort gleichbedeutend wie "Hanake" gebraucht. Unter einem "Hanaken" verstand man einen groben, plumpen oder sogar niederträchtigen Menschen. Eigentlich war "Hanake" aber die Bezeichnung für die in Mähren (Tschechische Republik) angesiedelten Slawonen, und diese Bezeichnung ist wegen des Abwehrkampfes der deutschsprachigen Böhmen gegen die Minderheiten der slawischen Volksstämme negativ besetzt. Vermutlich stammt daher die Verbindung zwischen "Kanake" und "Hanake" und die parallele negative Besetzung des Wortes "Kanake".
Erst in den 70er Jahren bekam das Wort eine neue, extrem abwertende Bedeutung. Mit der ersten Anwerbephase von Gastarbeitern tauchte auch das Wort "Kanake" wieder im deutschen Sprachschatz auf. Meist wurden alle Ausländer aus dem arabischen oder süd- und südosteuropäischen Raum so bezeichnet. In erster Linie wurde "Kanake" - und wird immer noch - als Schimpfwort für junge männliche Türken benutzt. Erst in den letzten Jahren ist ein Umschwung im Gebrauch von "Kanake" festzustellen. Junge Türken haben einfach den Spieß umgedreht und nennen sich jetzt - in Anlehnung an schwarze Rapper aus den USA, die sich selbst als "Nigger" bezeichnen - selbstbewusst "Kanake"."
 
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