Die Franziska

"Franziska" hieß die Streitaxt der Franken.
Was weiß man über sie?

Wie sie aussah und daß sie geworfen wurde (weswegen wir auch eher von einer Wurfaxt statt einer Streitaxt sprechen sollten) - sowie ihre zeitliche Einordnung: Merowingerzeit.
Vgl. für einen Überblick folgende Abhandlungen:
Franziska (Waffe) - Wikipedia
www.axtwerfen.de - Devices - List - Axes - Francisca
germanische Waffen (2) - Repliken, Replik, Germanen, Römer, Kelten, Wikinger, Schmuck, Waffe, Asatru, Nachbildung, Bronzezeit, Germanen, Thorshammer
Für tiefergehende Betrachtungen empfehle ich Fachliteratur :fs:
 
Sagen wir es so: die Archäologen gehen aufgrund der Formgebung davon aus, daß die Franziska geworfen wurde; und auch militärhistorisch wird sie gewöhnlich als Wurfaxt klassifiziert - vgl. bspw. David Harding "Waffenenzyklopädie: 7000 Jahre Waffengeschichte - Vom Faustkeil bis zum Cruise Missile" - Spezialausgabe Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000 im Kapitel Wurfäxte und Wurfklingen.
Franziska..., die eiserne Wurfaxt der Franken. Dieser germanische Stamm siedelte im 5. und 6. Jh. in Ostfrankreich und Südwestdeutschland. Diese Franziska (bezieht sich auf die Abbildung im Buch - Anm. von mir) wurde jedoch in der englischen Grafschaft Kent gefunden. (Britisches Museum, London)
...
Franziska aus dem 5. oder 6. Jh. Fundort: Insel Wight an der englischen Südküste. (Britisches Museum, London) (wiederum Bezug auf Abb. im Buch - Anm. von mir)
(Aus David Harding "Waffenenzyklopädie: 7000 Jahre Waffengeschichte - Vom Faustkeil bis zum Cruise Missile" - Spezialausgabe Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000)

Diese Klassifikation wird allerdings bspw. in Reenactorkreisen und/oder historischer Darstellung kontrovers diskutiert - vgl. dazu folgende:
Die Bajuwaren - merowingerzeitliche Darstellung
Tempus vivit! - Thema: Franziska
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, ich hatte versäumt dazuzuschreiben, daß dies Überlegungen bzw. Diskussionen im Umfeld von Reenactment und/oder Living History sind - wurde von mir nachträglich korrigiert.

Noch einige archäologische Links zur Thematik...

Archäologie Krefeld
Fürstengrab Seite 2 (Punkt 14)
Die zugehörige Abbildung zur Fundlage befindet sich auf der folgenden Seite - hier der Link: http://www.archaeologie-krefeld.de/Bilder/Museum/1Etage/Raum 3/frankepirling/abb43.jpg

DHM Ausstellung zur Fundlage Eichstetten
B. Sasse: Eichstetten
 
In spätantiken Quellen, wie Jordanis Gotengeschichte, wird sie als Sonderbewaffnung der Franken auch beschrieben. Die Handhabung und Beschreibung der Waffe deckt sich dort mit dem Wiki- Artikel.
 
Meine Frage ist erst einmal grundsätzlich:

Ist eine Axt nicht eine schlechte Waffe?

Als Wurfaxt ist sie nur einmal einsetzbar. Wenn sie geworfen wurde, steht der Werfer ohne Waffe da. Also: als Einzelwaffe ist sie völlig ungeeignet!

Als Nahwaffe ist ihre Wucht schon vorteilhaft. Doch ob da nicht ein Langschwert und ein kurzer Dolch bessere Ergebnisse erzielen?

Was meint ihr zu einer Axt als Waffe?!

Alkuin
 
Es muss ja nicht heißen, dass man nur eine Wurfaxt mit sich führt bzw. dass diese Wurfaxt die einzige Waffe ist.

Die Wucht hat dann sofort ihre Vorteile, wenn der Gegner ein Kettenhemd trägt.

Darüber hinaus hat ein freier Bauer wohl durchaus häufiger eine Axt zur Hand (auch als Werkzeug), als ein Langschwert.
 
Es muss ja nicht heißen, dass man nur eine Wurfaxt mit sich führt bzw. dass diese Wurfaxt die einzige Waffe ist.

@Papa_Leo:

Führte man mehrere Äxte mit sich?
Hatten die Franken auch noch andere Waffen?

Die Wucht hat dann sofort ihre Vorteile, wenn der Gegner ein Kettenhemd trägt.

Diese Aussage ist mir nicht ganz klar.

Darüber hinaus hat ein freier Bauer wohl durchaus häufiger eine Axt zur Hand (auch als Werkzeug), als ein Langschwert.

Das ist sicher so. Frei nach 'Wilhelm Tell':

die Axt im Haus erspart den Zimmermann (nicht den von Aktenzeichen XY)

Alkuin
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwar bin ich nicht Papa_Leo, aber nur kurz dazu:

Führte man mehrere Äxte mit sich?
Hatten die Franken auch noch andere Waffen?

Hast Du den verlinkten Artikel zur DHM Ausstellung nicht gelesen?
Dort ist u.a. eindeutig ausgeführt:
Charakteristisch sind im 6. Jahrhundert neben den bis auf geringfügige Unterschiede gleichbleibenden Pfeilspitzen kleine Saxe (einschneidige Hiebschwerter), Spathen (zweischneidige Langschwerter), selten Lanzen und Äxte, letztere in zwei Formen, als Franziska (Wurfaxt für den Fernkampf) und als schwere Bartaxt, die für tödliche Hiebe geeignet war...
Vgl. B. Sasse: Eichstetten
 
Bzgl. Axt und Kettenhemd: ein Kettenhemd eignet sich hervorragend zum Schutz gegen scharfe Schneiden - also Klingenwaffen. Auch gegen einige Stichwaffen schützt es ganz gut (sofern die Spitze der Stichwaffe nicht noch dünner ist, als der Durchmesser der kleinen Kettenringe).

Aber die Wucht eines Schlages gibt das Kettenhemd - da es ja "elastisch" und kein starrer Panzer ist - an den weiter, der drinsteckt. Von daher sind Waffen mit mehr Wucht (Äxte, große Keulen usw.) hier wirkungsvoller.
 
Ist eine Axt nicht eine schlechte Waffe?

Als Nahwaffe ist ihre Wucht schon vorteilhaft. Doch ob da nicht ein Langschwert und ein kurzer Dolch bessere Ergebnisse erzielen?

Was meint ihr zu einer Axt als Waffe?!


Kannst du "bessere Ergebnisse" erzielen noch genauer definieren?
Warum ist eine Axt als Waffe nicht geeignet?

Darüber hinaus hat ein freier Bauer wohl durchaus häufiger eine Axt zur Hand (auch als Werkzeug), als ein Langschwert.
Da schließe ich mich an. Das war einer der Hauptgründe warum eine Axt sehr häufig verwendet wurde.
 
Franziska

1.
Wurfwaffe?

Ob sich eine Axt ordentlich werfen lässt, hängt von der Form ihres Blattes und ihres Stieles ab sowie von der Gewichtsverteilung zwischen diesen beiden.

Man hat aber nur die Axtblätter von Franziskas gefunden; der hölzerne Stiel ist im Laufe der Jahrhunderte vergangen. Von daher lässt die reine Fundlage keinen Schluss zu, die Franziska wäre eine Wurfaxt.

Allerdings hat das Blatt eine für Kriegsäxte eher unerwartet schlanke und leicht geschwungene Form. Das verleitete irgendwann ein paar Historiker zu dem Gedanken, man hätte hier womöglich eine Wurfwaffe vor sich.
In der Folge davon wurden zahlreiche Versuche durchgeführt, für diese Axtblätter Stiele zu erfinden, mit denen sie sich gut werfen ließe. Diese Suche nach dem "optimalen" Stiel für die Franziska dauert immer noch an.

Aber Vorsicht:
Alle bisher für die Franziska "erfundenen" Stiele sind, so gut sie mitunter auch das Flugverhalten beeinflussen, keine Funde!
Es ist nicht bekannt, was für Stiele die Franziska tatsächlich hatte.
Somit sind sämtliche modernen Wurfversuche lediglich Untersuchungen zu der Frage, ob sich eine Axt mit der Blattform der Franziska prinzipiell und unter Verwendung eines geeigneten Stieles werfen lässt.

Man kann daher nur vermuten, dass es sich bei der Franziska tatsächlich um eine dedizierte Wurfwaffe gehandelt haben könnte.


2.
Sinn, eine Axt (weg-)zu werfen

Ob es Sinn macht, eine Axt als Wurfwaffe einzusetzen muss jeder für sich selber durchdenken. Im Vergleich zu einem Speer dürfte die Axt aufwändiger herzustellen sein, schlechter fliegen und durch die Eigenrotation im Flug im Verlauf der Flugbahn nur auf ganz bestimmten Streckenabschnitten optimale Wirkung im Ziel haben. (Da nur während weniger als der Hälfte des Fluges die Schneide nach vorne zeigt)

Die vermeintlichen Vorteile der Axt als Wurfwaffe sollten kritisch betrachtet werden:

a)
Der Effekt als Wuchtwaffe bräuchte keine Axt; sollte dies das Ziel sein, reicht eine (viel einfacher herzustellende) Wurfkeule aus.

b)
Die angebliche Fähigkeit der Axt, Schilde zerschmettern und so unbrauchbar machen zu können, halte ich für unrealistisch. Dafür wäre, nach meiner Erfahrung, ein etwas größeres Kaliber nötig als die recht filigrane Franziska. Außerdem erzielten die Römer mit geeigneten Wurfspeeren (Pilum) nachweislich in dieser Disziplin recht brauchbare Ergebnisse, und das unter Beibehaltung der Vorteile eines Speeres als Wurfwaffe (s.o.)
Die merowingischen Franken hatten mit dem Ango eine dem Pilum recht ähnliche Waffe in ihrem Arsenal. Es ist also fraglich, welchen Sinn eine Redundanz in diesem Bereich gemacht hätte, zumal unter der Berücksichtigung der schon genannten Nachteile einer Axt als Wurfwaffe

c)
Um massive Wirkung gegen ein Kettenhemd zu erzielen, reicht ein Speer mit Drei- oder Vierkantspitze, wie eben der Ango, aus.
(Abgesehen davon trug man zu allen Zeiten unter dem Kettenhemd irgendetwas Gepolstertes, und seien es nur eine oder mehrere dicke Filz- oder Wolltuniken. Das dämpfte die Wucht eines Aufpralls merklich ab. Eine Waffe in der Gewichtsklasse der Franziska hätte bei einem Rumpftreffer wahrscheinlich nur ein oder zwei Rippenbrüche unter der Rüstung zur Folge gehabt. Und damit kann man erst einmal recht gut weiterkämpfen, das weiß ich verbindlich... :S)

d)
Dass die Franziska wohl hin und wieder geworfen wurde (Wie diverse römische Geschichtsschreiber das überliefern) muss nicht bedeuten, dass sie speziell zu diesem Zwecke gedacht war. (Auch Caesar soll mit dem Schreibgriffel auf seine Mörder eingestochen haben, trotzdem werden Schreibgriffel nicht primär als Stichwaffe hergestellt)
Abgesehen davon sind die Behauptungen römischer Chronisten über ihre miltiärischen Gegner durchaus mit Vorsicht zu genießen (Den Kelten verbogen dauernd die Schwerter, die Germanen waren alle riesig und blond, dafür hatten sie keine Ausdauer und waren nur für den kurzen Angriff zu gebrauchen usw...)


3.
Bessere Verfügbarkeit der Axt für einfache Leute.

Es ist mit Sicherheit richtig, dass der einfache Bauernkrieger im Frankenheer wahrscheinlich eher eine Axt zu Hause hatte als ein Schwert. Und da eine Axt prinzipiell eine brauchbare und starke Nahkampfwaffe ist, hätte er diese auch im Kriegsfalle benutzt. Zumal er mit dieser Axt - im Gegensatz zu einem Schwert - schon umzugehen wusste.
Auch weist die Axt für den einfachen Mann ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis auf, da sie zivil (meiste Zeit) und militärisch genutzt werden konnte. Sie ist darüber hinaus weit einfacher herzustellen als ein Schwert.

Das alles sind gute Argumente für die Verbreitung der Axt als Nahkampfwaffe beim einfachen (Kriegs-)Volk.
Sie sind aber weitgehend unbrauchbar, um über eine Wurfaxt zu diskutieren.
Denn es bleiben weiterhin die Fragen:

a) Warum sollte der Bauer seine Waffe wegwerfen?
b) Wieviele von den Dingern hatte er dabei (um a) zu entkräften)
c) Wozu taugt eine Axt von der Form der Franziska im zivilen Leben?
(Denn zum Holzhacken oder gar zum Bäume fällen ist sie minder geeignet)
 
In der kürzlich auf "arte" gelaufenen Reihe "Die Germanen" hat man eine Franziska nach Grabfunden rekonstruiert. Ein Axtwerfer hat in einem wissenschaftlichen Studio die Wurf- und Flugeigenschaften dieser Waffe getestet.

Das Ergebnis war durchaus beeindruckend. Die kinetische Energie (Masse mal Geschwindigkeit zum Quadrat) der geworfenen Waffe wird von der schmalem Schneide auf das Ziel übertragen - mit fatalen Folgen für das Opfer. Ich kann mir schon vorstellen, dass ein gezielter Wurf eines Könners Helm und Schädel spalten konnte.
 
Ob es Sinn macht, eine Axt als Wurfwaffe einzusetzen muss jeder für sich selber durchdenken.
Wurde die Bartaxt von den Wikingern nicht auch als Wurfwaffe verwendet? Wäre doch sehr unwahrscheinlich, wenn es so uneffizient gewesen wäre, oder? Immerhin wurden die ältesten Bartäxte auf fränkischem Gebiet gefunden und sollen aus der Franziska entstanden sein. Aber natürlich kann man sie auch gut als Nahkampfwaffe verwenden. Aber mit dem Ango konnte man bestimmt auch jemanden erstechen.

Um massive Wirkung gegen ein Kettenhemd zu erzielen, reicht ein Speer mit Drei- oder Vierkantspitze, wie eben der Ango, aus.
Naja so häufig waren Kettenhemde jetzt auch nicht. In Alamannien sind zum Beispiel für die gesamte Reihengräberzeit nur ein Kettenhemd und ein Lamellenpanzer bekannt. Es mag zwar wahr sein, dass der Ango effektiver war, allerdings war er sicher auch wesentlich teurer und die normalen Speere hatten keine panzer- oder schildbrechende Wirkung.

Es ist mit Sicherheit richtig, dass der einfache Bauernkrieger im Frankenheer wahrscheinlich eher eine Axt zu Hause hatte als ein Schwert.
Neben den Franzisken kamen auch Äxte vor, die man als "Werkzeuge" verwenden konnte. Ich bin mir jetzt nicht sicher bei welcher Gesellschaftsschicht bzw. in den Gräbern welcher Qualitätsgruppen die Franzisken gefunden wurden. Aber die meist benutzte Waffe war der normale Speer.
 
Jacobum:
In der kürzlich auf "arte" gelaufenen Reihe "Die Germanen" hat man eine Franziska nach Grabfunden rekonstruiert. Ein Axtwerfer hat in einem wissenschaftlichen Studio die Wurf- und Flugeigenschaften dieser Waffe getestet.
Mich würde interessieren, ob in besagtem Grab auch der Stiel der Franziska erhalten war.
Beinhaltete der Test auch einen direkten Vergleich zu einem Wurfspeer?
(Ich habe die Sendung leider nicht gesehen)

Außerdem ist die beeindruckende Wirkung eben auch in diesem Experiment offenbar nur dann eingetreten, wenn die Schneide traf und das täte sie auf weniger als 50% der Flugstrecke. Ein Test in einem "wissenschaftlichen Studio" (was immer das ist;)) findet unter Laborbedingungen statt, wie etwa exakte Entfernungen und unbewegliche Ziele. Ob eine Waffe, die unter solchen Laborbedingungen brauchbare Reslutate erzielt, die in sie gesetzten Erwartungen auch auf einem Schlachtfeld erfüllen kann, bleibt unklar.
Analoge Argumentation dazu: Dass geworfene Messer sehr effektiv sein können, beweist der Messerwerfer im Zirkus regelmäßig. Trotzdem sind Wurfmesser als militärische Ausrüstung im Frühmittelalter meines Wissens nicht relevant.

Um mal Witeges Argument auszuleihen: Wenn sie tatsächlich so effektiv war, warum lief der Gebrauch dann im 6. Jahrhundert schon aus?

Unabhängig davon ist der Test auf Arte sicherlich sehr interessant. Falls das noch bekannt sein sollte: Wann genau lief er denn, ich würde mir gerne einen Mitschnitt davon besorgen.

Witege:
Wurde die Bartaxt von den Wikingern nicht auch als Wurfwaffe verwendet? Wäre doch sehr unwahrscheinlich, wenn es so uneffizient gewesen wäre, oder? ... Aber mit dem Ango konnte man bestimmt auch jemanden erstechen.
Genau so ist es. Man kann prinzipiell mit jeder Wurfwaffe auch im Nahkampf agieren und ebenso kann man natürlich prinzipiell (fast) alles werfen.
Natürlich reicht die Tatsache, dass irgendetwas hn und wieder geworfen wurde - selbst wenn es im speziellen Falle effektiv war und die Aktion auch belegt sein mag - nicht aus, das entsprechende Objekt als "Wurfwaffe" zu definieren.

Abgesehen davon würde mich eventuell ein (oder sogar mehrere) Beleg(e) für die geworfene Axt interessieren, da ich derzeit privat versuche, frühmittelalterliche Kampftechniken und -weisen zu rekonstruieren. Ist da eventuell noch was bekannt, Witege?

Witege:
Naja so häufig waren Kettenhemde jetzt auch nicht. In Alamannien sind zum Beispiel für die gesamte Reihengräberzeit nur ein Kettenhemd und ein Lamellenpanzer bekannt. Es mag zwar wahr sein, dass der Ango effektiver war, allerdings war er sicher auch wesentlich teurer und die normalen Speere hatten keine panzer- oder schildbrechende Wirkung.
Korrekt. Körperschutz ist in Mitteleuropa zu dieser Zeit sehr schwach verbreitet, zumindest was die Grabfunde angeht. Allerdings mag die (potentielle) Wirkung der Franziska gegen Körperpanzerung durchaus ein Argument für ihre Existenz sein, zumindest im Rahmen dieser Diskussion.

Ob ein Ango tatsächlich wesentlich teurer ist - da bin ich mir gar nicht mal so sicher; da müsste man mal einen diesbezüglich erfahrenen Schmied fragen, was mehr Arbeit macht.
Er ist allerdings, da stimme ich zu, als reine Waffe ohne zivilen Verwendungszweck für den normalen (Bauern-)Krieger kostentechnisch wesentlich ineffektiver. (Wobei natürlich immer noch die Frage bleibt, wozu eine Axt in der Form einer Franziska im zivilen Leben ihre Vorteile haben mag. Sie scheint eben, auch was die Eigenschaft als Grabbeigabe in Kriegergräbern angeht, ebenfalls eine Kriegswaffe gewesen zu sein. Obwohl: Saxe wurden auch in erklecklicher Zahl beigegeben obwohl sie nicht als reine Kreigswaffe gelten. Das Argument müsste ich also mal ordentlich durchdenken:grübel:... )

PS
Nicht missverstehen bitte: Ich will nicht bestreiten, ich will nur relativieren.
 
...
Natürlich reicht die Tatsache, dass irgendetwas hn und wieder geworfen wurde - selbst wenn es im speziellen Falle effektiv war und die Aktion auch belegt sein mag - nicht aus, das entsprechende Objekt als "Wurfwaffe" zu definieren.

Sehr interessante Diskussion hier, obwohl ich kein Waffenexperte bin. Ich habe auch diese ARTE-Doku gesehen und musste auch gleich an diesen Thread denken als man dort die Franziska geworfen hatte.

Mich würde mal interessieren ob Franken, Goten oder andere Völker des Frühmittelalters ihren Waffen speziellen Definitionen zugeordnet haben wie wir es ihr tun, oder ob es ihnen schlicht egal war ob ihre Waffe eine Hiebwaffe oder Wurfwaffe war.

Ich meine das so, wenn ich ein Frankenkrieger ausgerüstet mit einer Franziska am Vorabend einer Schlacht wäre, würd ich mich dafür entscheiden diese Waffe als Hiebwaffe zu gebrauchen auch wenn ich mir darüber im Klaren bin das diese Waffe auch sehr tödlichen sein kann wenn ich sie werfe. Allerdings ist sie auch die einzige Waffe die ich mit mir führe und da ist es nicht gerade von Vorteil wenn ich sie gleich zu Beginn der Schlacht wegwerfe.
Mir würden nur drei Ausnahmesituationen einfallen diese Waffe doch noch gegen einen Feind zu werfen.
*um mein eigenes Leben zu retten, indem ich den Feind der mit dem Bogen auf mich zielt mit einem Wurf niederzustrecken
*um eventuell das Leben meines Anführers zu retten
*oder die vielleicht einmalige Möglichkeit zu nutzen einen Anführer des feindlichen Heeres zu töten (wie es der Protagonist in der ARTE-Doku gemacht hatte)
Dies würde ich auch nur dann tun wenn ich die Möglichkeit habe eine Alternativwaffe (die von einem getöteten Krieger) zu übernehmen.
 
"Ich als Frankenkrieger hätte..."

Joinville:
Mich würde mal interessieren ob Franken, Goten oder andere Völker des Frühmittelalters ihren Waffen speziellen Definitionen zugeordnet haben wie wir es ihr tun, oder ob es ihnen schlicht egal war ob ihre Waffe eine Hiebwaffe oder Wurfwaffe war.
Hmmm,

jetzt geht's langsam ein bisschen weg von der ursprünglichen Franziska-Geschichte hin zu allgemeinen Waffenansichten.
Eigentlich würde sich nun ein anderer Thread anbieten, aber weil's dafür noch keinen gibt, können wir auch genauso gut hier weitermachen:

Um zu wissen, ob die Franken und ihre Kollegen ähnliche Waffendefinitionen verwendeten wie wir, müssten wir einen Vertreter dieser Völker fragen (da zumindest mir eine systematische, waffentechnische Enzyklopädie aus der Frankenzeit nicht bekannt ist). Das erweist sich allerdings aus biologischen Gründen als schwierig.
Wir können also bestenfalls auf logischer Basis mit unserem modernen Grips vermuten.
Da auf diese Weise zustande gekommene "Erkenntnisse" aber nur sehr wenig Beweiskraft haben, ist eine derartige Vorgehensweise bei Historikern verständlicherweise nicht sehr beliebt.
(Ich persönlich mag die logische Methode sehr gerne, und zwar speziell zu dem Zweck, Erkenntnisse aus Belegen auf ihre Plausibilität zu überprüfen. Denn egal wie deutlich ein Beleg sein mag, wenn die daraus resultierenden Erkenntnisse fundamentalen logischen Überlegungen widersprechen, muss er wohl falsch interpretiert worden sein.)

Aber nun gut, argumentieren wir (ohne konkreten Beleg) mal rein logisch:

1.
Unterscheidung nach der Wirkungsart

Die Krieger sahen sich mit verschiedenen Waffen konfrontiert und hatten grundsätzlich vor, diese Konfrontation zu überleben. Sie dachten sich also zwangsläufig mehr oder weniger geeignete Schutzmethoden gegen diese Waffen aus. (Selbst die Skandinavier, die ja laut ihren Sagas eher weniger Berührungsängste mit dem Gedanken an eine Reise nach Walhalla hatten, benutzten nachweislich Rüstungen und Schilde.)

Da aber verschiedene Waffenarten (nach heutiger Einteilung) auf verschiedene Art und Weise wirken, müssen sich die Schutzmethoden dieser Wirkungsweise anpassen. Dass die Leute das damals verstanden hatten, zeigt z.B. die Tatsache, dass man unter einem Kettenhemd (Guter Schnitt- aber miserabler Stich- und noch schlechterer Hiebschutz) für gewöhnlich irgend etwas Gepolstertes anzog und trotz Kettenhemd auch noch einen Schild benutzte (rein prinzipiell, die reelle Verteilung und Häufigkeit von metallenem Körperschutz tut an dieser Stelle nichts zur Sache)

Wenn man nun seine Schutzmaßnahmen im Rahmen seiner Möglichkeiten optimieren wollte (und ich gehe mal davon aus, dass der typische Krieger das sehr wohl wollte), musste man sich zwangsläufig über die verschiedenen Wirkungsweisen unterschiedlicher Waffen im Klaren sein.
Daraus folgt, dass die Wirkungsarten Schnitt, Stich und Hieb, wie wir sie heute kennen, zumindest inhaltlich bekannt gewesen sein mussten.

2.
Unterscheidung nach der "Verbringungsmethode"

Grundsätzlich gilt, das wurde schon erwähnt, dass man mit jeder Wurfwaffe auch im Nahkampf agieren kann und, andererseits, so ziemlich alles werfen kann. Rein von daher scheint eine Unterscheidung nicht unbedingt notwendig.

Aber:
Man kann zwar so ziemlich alles werfen, aber eben nicht alles gleich gut. Manches sogar hundsmiserabel.
Es gibt aber nachweislich Waffen, die sich durch gute Wurfeigenschaften auszeichneten und dafür Abstriche bei anderen Kriterien hinnahmen. So existierten beispielsweise nebeneinander leichte Speere, die auch mit Sicherheit geworfen wurden (wissen wir aus zahlreichen Schriftquellen) und schwere, zum Wurf denkbar ungeeignete Speere zum Stoß (oftmals als "Lanzen" bezeichnet, siehe "Flügellanze")
Ähnlich verhält es sich bei der Franziska, die hier im Mittelpunkt steht: Es existieren nebeneinander leichte Axtblätter, deren Form zum Flug nicht ungeeignet erscheint, und schwerere Exemplare, die mit Sicherheit schlecht fliegen, aber dafür mehr "Bumms" haben als eine Franziska.

Diese Zweigleisigkeit zeigt, dass man einige Waffenfamilien wohl absichtlich für unterschiedliche Zwecken optimierte. Diese Absicht setzt voraus, dass man sich über die unterschiedlichen Anforderungen dieser Zwecke im Klaren war und das Design bewusst dem Zweck anpasste (form follows function).

Die einzige alternative Erklärung für die verschiedenen Formen wäre eine rein modische Formgebung, bei der sich später herausstellt, dass man diese spezielle Form viel besser werfen kann als die andere. (function follows form) Selbst wenn dies bei der Erfindung einer Wurfwaffe geschehen sein sollte, so ist doch spätestens die Replizierung dieser Form mit Absicht geschehen.
Somit ist m.E. auch die Kenntnis und Einteilung nach verschiedenen Verbringungsarten zwingend logisch.

3.
Absicht des einzelnen Kriegers in speziellen Situationen

Dazu muss wohl jeder einzelne Krieger sich seine eigenen Gedanken machen. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass eine Franziska meines Wissens in keinem Grab die einzige Waffe war...
 
Als ich den Thread über die Franziska bei Tempus-Vivit gelesen habe kam öfter auf, dass der Stiel der Franziska dazu neigt zu zerbrechen.
Vermutet wurde, dass dies Absicht sei, damit der Gegner die Axt nicht zurückwerfen kann.
Allerdings länger her, dass ich das gelesen hab.
 
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