Historische Filme angesiedelt um 1800

Brissotin

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Anlässlich des Todes von Ulrich Mühe sind mir gleich zwei seiner Paraderollen eingefallen, einmal selber als Hölderlin in dem sehr eindringlichen Film "Die Hälfte des Lebens" und dann als Bankier, bei dem Hölderlin arbeitete in "Der Feuerreiter".
 
Feuerreiter (1998)

Die Handlung des Films spielt in der schafferisch bedeutenden Phase des Dichters Hölderlin (1770-1845) von 1796 bis zu seiner Einweisung.

Im Zentrum des Films steht neben dem umtriebigen, fast gehetzten und facettenreichen Charakter des Dichters (Martin Feifel), dessen Liebe zu Susette Gontard, bei dessen Gemahl (Ulrich Mühe) Hölderlin Haushofmeister ist. Neben dieser verhängnisvollen Liebe, befindet sich Hölderlin noch in einem Dilemma durch seine Beziehung zu seinem Verleger und Förderer Baron von Sinclair (Ulrich Matthes). Obwohl die Liebesbeziehung einen ganz enormes und mitreißendes Thema ist, wird aber auch der Dichter Hölderlin und seine Denkungsweise nicht vernachlässigt. Er ist der Revolutionär, Wirrkopf, das verkannte Genie seiner Dekade. Bewundert, belächelt und einzigartig. Dem zerrissenen Charakter des Dichters und Menschen Ausdruck zu verleihen, das ist schon eine Herausforderung. Schließlich münden die Konflikte in der Katastrophe, nämlich Susettes (Marianne Denicourt) Tod.

Der Film brilliert durch hervorragende Schauspieler bei allen Hauptrollen und einer recht zutreffenden Schilderung der bürgerlichen Gesellschaftsschicht. Außer durch Ulrich Mühe selbst, ist Hölderlin sicherlich noch nie so intensiv verkörpert worden. Aber auch der zweifelnde, aber kühle Herr Gontard ist sehr gut getroffen und sicherlich keine zu unterschätzende Rolle.
Insgesamt also ein sehr guter deutscher Film, wie wenige des letzten Jahrzehnts.

Hier einige Kritiken: "Feuerreiter" - Filmkritik und Details zum Film
 
Ein uralter Mantel- und Degenschinken, spielt im Vorfeld der französischen Revolution und als Kind einer meiner Lieblingsfilme: Scaramouche. Laut Wikipedia mit der besten Fechtszene der Filmgeschichte (wobei ich die Fechtszene zwischen dem Nochschmiedegehilfen Will Turner und "Oberpirat" Jack Sparrow auch nicht schlecht finde): zehn Minuten Fechterei im anfangs voll besetzten Theater, die ohne Hintergrundmusik auskommt.
 

Die Handlung endet um 1789, Lady Lyndon stellt Barry einen Scheck aus, der für dieses Jahr datiert ist.

Barry Lyndon habe ich mir für heute abend schon vorgemerkt.
 
Die Handlung dieser beiden Streifen spielt freilich etwas später, der eine um 1805, der andere wohl so um 1808-1809.

"Des Königs Admiral" ist eine Verfilmung eines Romans aus der Hornblower Serie von Forrester. Ich mochte die Romane sehr gerne, zumal der passionierte Whistspieler und Gibbon Verehrer Hornblower ein sympathischer Held ist.

Die verfilmung lehnt sich eng an die literarische Vorlage an und ist zuweilen etwas schmalzig, dennoch gebe ich insgesamt dem Film wegen eines herausragenden Gregory Peck den Vorrang vor einer anderen Literaturverfilmung:

"Master and Commander"
 
"Des Königs Admiral" ist eine Verfilmung eines Romans aus der Hornblower Serie von Forrester. Ich mochte die Romane sehr gerne, zumal der passionierte Whistspieler und Gibbon Verehrer Hornblower ein sympathischer Held ist.

Die verfilmung lehnt sich eng an die literarische Vorlage an und ist zuweilen etwas schmalzig, dennoch gebe ich insgesamt dem Film wegen eines herausragenden Gregory Peck den Vorrang vor einer anderen Literaturverfilmung:

"Master and Commander"
Ich glaube "Des Königs Admiral" ist nicht die Verfilmung eines Romans sondern mehrerer Romane, nämlich "Der Kapitän" und "Unter wehender Flagge". Für einen so alten Streifen wie "Des Königs Admiral" sind die Uniformen und die Ausstattung, außer der Damenkleidung, sogar einigermaßen ordentlich.

Natürlich kann man das nicht mit "Master and Commander" vergleichen, welches von der Ausstattung her ausgezeichnet gemacht ist und viel eindringlicher das Leben an Bord eines Kriegsschiffes verdeutlicht und so ganz ohne schmalzige Liebesgeschichte auskommt. Ohne Scheu können daher auch Nahaufnahmen der Hemden und Ausrüstung gezeigt werden, da einfach alles sehr authentisch hergestellt ist, wenngleich das Verhalten der Akteure, wie der Offizier, der nur im Hemd an Deck rumspaziert, eher unrealistisch erscheint. "Master and Commander" ist ein Film zur Marinegeschichte, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Seegefechte und die Gewalt des Meeres, die Enge des Schiffes und die Konflikte an Bord kommen geradezu spürbar herüber, sicherlich ein Meilenstein in dem Genre und mit passablen Schauspielern besetzt, wobei auch positiv zu nennen ist, dass das Alter der Darsteller durchweg stimmig war. Allerdings wurde ziemlich an der Romanvorlage gebastelt und nur derjenige, der Interesse an der Marinegeschichte hat, erkennt die Vernichtung der amerikanischen "Essex" im "War of 1812" durch zwei britische Fregatten als Grundmotiv des Filmes wieder.
 
Ich glaube "Des Königs Admiral" ist nicht die Verfilmung eines Romans sondern mehrerer Romane, nämlich "Der Kapitän" und "Unter wehender Flagge".

Dreier Romane eigentlich, der zweite ist "An Spaniens Küsten". Allerdings fiel diese Handlung größtenteils der Zeit zum Opfer, so daß in erster Linie Buch 1 und 3 verfilmt wurden. Aber beim Lesen habe ich mich wieder daran erinnert, daß es mich stets verstört hat, wie extrem kurz Hornblower im Film die "Sutherland" hat, ehe er sie so spektakulär verschrottet. Das wäre dann die Handlung von Buch 2 gewesen ...
 
Ich glaube "Des Königs Admiral" ist nicht die Verfilmung eines Romans sondern mehrerer Romane, nämlich "Der Kapitän" und "Unter wehender Flagge". Für einen so alten Streifen wie "Des Königs Admiral" sind die Uniformen und die Ausstattung, außer der Damenkleidung, sogar einigermaßen ordentlich.

Natürlich kann man das nicht mit "Master and Commander" vergleichen, welches von der Ausstattung her ausgezeichnet gemacht ist und viel eindringlicher das Leben an Bord eines Kriegsschiffes verdeutlicht und so ganz ohne schmalzige Liebesgeschichte auskommt. Ohne Scheu können daher auch Nahaufnahmen der Hemden und Ausrüstung gezeigt werden, da einfach alles sehr authentisch hergestellt ist, wenngleich das Verhalten der Akteure, wie der Offizier, der nur im Hemd an Deck rumspaziert, eher unrealistisch erscheint. "Master and Commander" ist ein Film zur Marinegeschichte, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Seegefechte und die Gewalt des Meeres, die Enge des Schiffes und die Konflikte an Bord kommen geradezu spürbar herüber, sicherlich ein Meilenstein in dem Genre und mit passablen Schauspielern besetzt, wobei auch positiv zu nennen ist, dass das Alter der Darsteller durchweg stimmig war. Allerdings wurde ziemlich an der Romanvorlage gebastelt und nur derjenige, der Interesse an der Marinegeschichte hat, erkennt die Vernichtung der amerikanischen "Essex" im "War of 1812" durch zwei britische Fregatten als Grundmotiv des Filmes wieder.

Master and Commander enstand ja auch nach einer literarischen Vorlage, ich habe den Autor vergessen. Der Film ist, was Kostüme und Ausstattung betrifft gut gemacht. Aber wie du schon sagst, wurde am Drehbuch viel "gebastelt", und irgendwie fehlt mir im Drehbuch ein roter Faden der Handlung, und Captain Albreys "Durchhalterede" fand ich als Filmhöhepunkt auch nicht so doll.
 
Patrick O'Brian war der Autur der Reihe um Jack Aubrey. Ich glaube eben das gefiel mir ganz gut übrigens an dem Film "Master and Commander": die Rede vor der Kaperung der "Acheron" war in dem Stil der Polemik gehalten, wie sie uns auch von den Karikaturen eines Gillray entgegen strotzt. (Auch gut, waren die Aufmunterungen bei den Schießübungen, "Wollt ihr eine Guillotine auf dem Piccadilly?") Es wurde ganz deutlich gemacht, dass Jack Aubrey nunmal ein Geselle seiner Zeit und Zunft ist und nicht die Rede eines Braveheart daher brüllen kann, sondern stattdessen, wie auch aus Seegefechten tatsächlich überliefert, vor allem an den seemännischen Stolz der Matrosen appelierte und an den militärischen des Befehlshabers der Seesoldaten.

Besonders hervorzuheben sind natürlich die Einspielungen besonders schöner Musik von Bach, Mozart und nochmehr Boccherini La Musica Notturna Delle Strade Di Madrid No. 6, Op. 30.:yes: Das ist zwar alles für die Handlungszeit des Films antiquiert, aber v.a. Letzteres wirklich Musik mit Gänsehautfaktor, wenn man sich darauf einlässt.
 
wenngleich das Verhalten der Akteure, wie der Offizier, der nur im Hemd an Deck rumspaziert, eher unrealistisch erscheint.
Das ist m. W. durchaus realistisch.
Die Bedingungen auf See sind vorsichtig gesagt nicht sehr praktisch für Uniformen, diese wurden nur bei besonderen Anlässen getragen (z. B. für eine Schlacht!).
 
Das ist m. W. durchaus realistisch.
Die Bedingungen auf See sind vorsichtig gesagt nicht sehr praktisch für Uniformen, diese wurden nur bei besonderen Anlässen getragen (z. B. für eine Schlacht!).
Gibt es dafür eigentlich Reglements, welche das Tragen der vollständigen Uniform für bestimmte Anlässe vorsah? Ich meine nur folgendermaßen, die Uniform zumindest bei den Marineoffizieren bis hinunter zum Seekadetten musste doch den Matrosen anzeigen, dass sie einen Offizier vor sich hatten. Bei einem kleineren Fahrzeug mag es ja noch allen Matrosen klar gewesen sein, wer Offizier war, aber bei einem großen Schiff mind. ab Größe eines Linienschiffes, ist die Zuordnung von Gesichtern, abgesehen von den Offizieren welchen man direkter unterstand (z.B. im Rahmen der Geschützbedienung) schon schwieriger.:grübel:
 
Gibt es dafür eigentlich Reglements, welche das Tragen der vollständigen Uniform für bestimmte Anlässe vorsah?
Für einige Anlässe war es m. W. explizit vorgeschrieben (z. B. bei einem Kriegsgericht).
Ansonsten aber waren wohl die Konventionen klar genug.
In vielen Bereichen waren auch die Vorlieben des jeweiligen Kommandanten maßgebend - manche erwarteten einen deutlich höheren formalen Aufwand, das konnte für Offiziere ohne privates Einkommen (die offizielle Besoldung war mager) eine große Belastung sein.

musste doch den Matrosen anzeigen, dass sie einen Offizier vor sich hatten.
Der Verzicht auf eine Uniform heißt ja noch nicht, daß ein Offizier dieselben Klamotten trug wie ein Matrose. Auch bei "nur" Hemd und Hose war der Qualitätsunterschied wohl deutlich genug.
Abgesehen davon waren Auftreten und Selbstbewußtsein wohl deutlich zu erkennen.
Man merkt das ja, wie jemand übers Deck geht in der Erwartung, daß alle ihm Platz machen. Und wer sich traut Befehle zu geben, wird dazu auch die Berechtigung haben.

Im übrigen laufen sich Mannschaften und Offiziere gar nicht so leicht über den Weg - beide Seiten haben für sie vorgesehene Bereiche auf dem Schiff, die sie nur in besonderen Situationen verlassen.

aber bei einem großen Schiff mind. ab Größe eines Linienschiffes, ist die Zuordnung von Gesichtern, abgesehen von den Offizieren welchen man direkter unterstand (z.B. im Rahmen der Geschützbedienung) schon schwieriger
Das ist nur eine recht überschaubare Anzahl von Gesichtern. Selbst in einem großen Linienschiff mit 800-1000 Mann Besatzung gab es nur etwa zwei Dutzend Offiziere und einige Dutzend andere Respektspersonen (Unteroffiziere, Pfarrer, ...).

In einem 1000-Mann-Unternehmen kennt heute auch jeder Neuling nach kurzer Zeit die Vorstandsmitglieder und meist auch die anderen wesentlichen Führungspersonen - obwohl man da nicht über Wochen Tag und Nacht zusammen ist.

Und bei einem großen Linienschiff gilt noch stärker, daß ein Matrose fast nie einem Offizier über den Weg läuft, der nicht direkt für seinen Bereich zuständig ist.

Bei "Master und Commander" ist es ja nur eine Fregatte - die 200 Leute kennen sich wahrscheinlich schon wenige Wochen nach dem Auslaufen alle gegenseitig.
 
Der Verzicht auf eine Uniform heißt ja noch nicht, daß ein Offizier dieselben Klamotten trug wie ein Matrose. Auch bei "nur" Hemd und Hose war der Qualitätsunterschied wohl deutlich genug.
Abgesehen davon waren Auftreten und Selbstbewußtsein wohl deutlich zu erkennen.
Für 1805 stimmt das wohl noch. Die Offiziere hatten Westen, Hosen etc. in einer bestimmten Farbe, die Hemden waren deutlich aus besseren Materialien, das heißt recht feines Leinen, und die Hemdverzierungen an Jabot (Schlitz vom Kragen bis ca. auf Brusthöhe) und Hemdpreischen aus Leinen oder gar Leinenbatist dürften auch auf die Offiziersränge und einige wenige wie Schiffsarzt etc. beschränkt gewesen sein.
 
Als ich vorhin einen Beitrag von R. A. las, fiel mir eine weitere Filmproduktion ein, an die ich gerne zurückdenke. Es war eine dieser DEFA Produktionen in mehreren Teilen:

"Scharnhorst" Das muss so zu Anfang der 80er gewesen sein, als die DDR das alte Preussen wiederentdeckte.
 
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