Geschlechterrollen in der Steinzeit

Nvth

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In einem Spiegelartikel habe ich folgendes gelesen:

„Gern begründen Soziobiologen die Rollenverteilung der Geschlechter mit uralter Steinzeitbiologie. So werfen ihnen zufolge Kerle die Darts öfter ins Schwarze als ihre Frauen, weil sie das in Jahrtausenden als fleischbeschaffende Mammutjäger trainiert haben, bis es festsaß in ihren Genen. […] Der paläolithische Weiberclub dagegen sammelte Wurzeln und kleine, fragile Beeren. So erwarben die Damen das Fingerspitzengefühl, das sie heute noch zum Zwiebelhacken und zum Ostereiermalen mit den Kindern befähigt. […] Inzwischen ist bekannt, dass diese Theorien größtenteils der Phantasie entspringen. Es gibt im Gegenteil gute Belege dafür, dass die Frauen mitgejagt haben damals in paläolithischen Tagen.“
(Aus: von Bredow, Rafaela: Das gewollte Klischee Liebe, Lust & Rollenspiele: Das gewollte Klischee - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft)

Tatsächlich findet man solche Steinzeit-Argumente mit antiemanzipatorischer Richtung häufig, siehe z.B. Eva Hermann. Mich würde jetzt interessieren, ob jemand weiß, wie es in der Steinzeit tatsächlich mit den Geschlechterrollen aussah und was darüber überhaupt bekannt ist. Stimmt es, dass die Frauen mitgejagt haben, wie es in dem Artikel heißt?
 
Ich denke, das kann man eher durch Beobachtung noch vorhandener Naturvölker beurteilen.

Und bis auf die gelegentliche Mitarbeitet bei Treibjagden ist mir zumindest nicht bekannt, dass bei irgend einem Urvolk (Amazonas-Indianer, Eingeborene auf Borneo, Aborigines, Inuits, Buschmänner oder Pygmäen) die Frauen in der Regel mitjagen.

Die Rollen sind eigentlich wie in der klassischen Vorstellung stark differenziert.
 
Ob Frauen mitgejagt haben, lässt sich heute wohl kaum nachweisen. (Der Vergleich mit heutigen Wildbeutern spricht gegen jagende Frauen.)
Dass Frauen dazu anatomisch in der Lage sind, will ich gar nicht in Abrede stellen.
Aber bei hoher Kindersterblichkeit und niedriger Lebenserwartung erscheint es mir naheliegend, dass die Schwangerschaften der Frauen nur von Geburten und Fehlgeburten unterbrochen wurden. Eine Schwangerschaft erschwert sicherlich die Jagd und die Jagd gefährdet das ungeborene Kind. Und zur Versorgung von Säuglingen sind steinzeitliche Hausmänner nicht geeignet, da sie einfach nicht stillen können. (Anders als in Zeiten von Milupa und Nuckelflasche)
Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die frühen Menschen die Küste bevorzugten, um dort Muscheln zu sammeln. Die Jagd auch diese Tiere ist auch schwangeren Frauen zumutbar, die auch noch einen Säuglind auf dem Rücken tragen. Anstrengender als Beeren, Nüsse und Wurzel Sammeln ist es aber auch nicht.
Für die Feministinnen bleibt nur die Wunschvorstellung unfruchtbarer oder jungfräulicher Amazonen, die sich mit Mammuts anlegten.:autsch:
 
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Aber bei hoher Kindersterblichkeit und niedriger Lebenserwartung erscheint es mir naheliegend, dass die Schwangerschaften der Frauen nur von Geburten und Fehlgeburten unterbrochen wurden.
Bei den Pygmäen bekommt eine Frau alle vier Jahre ein Kind. Entsprechend lange wird ein Kind auch gestillt (was verhütend wirkt).
 
Ich denke, das kann man eher durch Beobachtung noch vorhandener Naturvölker beurteilen.


Da muß ich Einspruch gegen die Vorstellung erheben, daß es 'Naturvölker' gibt, die seit der Steinzeit unverändert leben, und die man als 'Versuchsgruppe' benutzen kann. Der Anthropologe Eric Wolf hat ein sehr interessantes Buch zum Thema geschrieben, in dem es um die eurozentrische Ansicht geht, daß andere Völker ausserhalb von Zeit und Geschichte, und somit fernab von Veränderungen gelebt haben, bevor sie von den Europäern 'entdeckt' wurden. Eric Wolf (1982) 'Europe and the People without history'. Ich glaube, es heißt zu Deutsch 'Die Völker ohne Geschichte', erschienen 1986.

Bloß weil wir es aus westlicher Warte als 'steinzeitlich' sehen oder empfinden, heißt das nicht, daß wir bei einem sogenannten Naturvolk tatsächlich die Steinzeit im Labor betrachten können, und aus benutzten Werkzeugen kann man noch lange nichts über Geistesverfassung oder soziale Gegebenheiten schließen. Ein einfaches Beispiel für 'steinzeitliche' Gebrauchsgegenstände wären ja auch Nähnadeln. Rückschlüsse von der Lebensweise z.B.: der Aborigines auf die Steinzeit zu ziehen, finde ich ein höchst bedenkliches und undifferenziertes Unterfangen.
 
OT: Was haben die Soziobiologen eigentlich immer mit den armen Mammuts? :grübel:Und warum wird hier eigentlich jedem Mann schlichtweg unterstellt, er habe sich seit Zeiten der möglichen Mammutjagd nicht verändert hat? Es ist doch eigentlich beleidigend zu behaupten, daß die Hälfte der Menschheit noch immer von solchen Trieben geplagt wird, daß sie hin und wieder das Bedürfnis verspürt, sich mit einem Speer/Netz/was auch immer einem wolligen/wütenden Mammut in den Weg zu werfen. :motz: :)
 
@saint-Simone kann ich mir nur anschließen, allmählich werden die Steinzeit-Klischees ermüdend, die todesmutigen Männer mit den kleinen Speeren vor den großen Mammuts und die sich mühsam immer hochschwanger (im 9. Monat) umherschleppenden armen Frauen, dabei sammelnd und mit dem Sammelgut auch noch die armen enttäuschten Männer fütternd, weil denen das Mammut mal wieder weggelaufen war. :motz:
Nein, im Ernst, ich glaube diese Cave-man-Comedy ist z.Zt. zu populär?? :autsch:
 
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Bevor Eure Empörung über den mutmaßlichen Ausschluss der Steinzeitfrauen von der Mammutjagd überkocht, möchte ich doch zu bedenken geben, dass bei den - sehr wenigen verbleibenden - heutigen Jäger- und Sammlerkulturen zwar die Männer zur Jagd gehen und die Frauen die Feldfrüchte ausgraben, dass aber der Beitrag der Feldfrüchte zur Ernährung größer ist als der der Fleischbeilage.

Gleichwohl werden die Männer von den Kindern umjubelt, wenn sie von der Jagd zurückkommen, die Frauen nicht. Die dortigen Frauen sind der Meinung, das sei schon in Ordnung so. Die Europäischen meinen, dass das nicht so sei. Was die Cro-Magnon-Frauen meinten ? Wenn ich es wüsste, würde ich es Euch nicht sagen. Ihr würdet es mir ja doch nicht glauben.
 
Bevor Eure Empörung über den mutmaßlichen Ausschluss der Steinzeitfrauen von der Mammutjagd überkocht.

Ich glaube diese Empörung hast du falsch verstanden. Es geht nicht um den Ausschluß von Steinzeitfrauen von der Mammutjagd. Der Ärger bezog sich auf die pauschalisierte Vorstellung, daß irgendwo tief in einem jeden Mann ein 'Mammutjagdgen' schlummert, welches heutiges Handeln und Denken bestimmt.

Steinzeitjäger = moderner Mann ?

Diese absolute und totale Reduzierung menschlichen Verhaltens auf Ur-Instinkte erscheint mir höchst dubios. Es handelte sich also um einen Ärger über Klischees, und jetzt ärgere ich mich, daß mir hier unterstellt wird, ich hätte mich über den vermeintlichen Ausschluß von Frauen geärgert. Bei genauem Lesen wäre es aufgefallen, daß dieser mutgemaßte Ausschluss von meiner Seite mit keinem Wort erwähnt wurde. Soviel Zeit muss sein.

Gleichwohl werden die Männer von den Kindern umjubelt, wenn sie von der Jagd zurückkommen, die Frauen nicht. Die dortigen Frauen sind der Meinung, das sei schon in Ordnung so. Die Europäischen meinen, dass das nicht so sei. Was die Cro-Magnon-Frauen meinten ? Wenn ich es wüsste, würde ich es Euch nicht sagen. Ihr würdet es mir ja doch nicht glauben.

Du darfst mir gerne sagen, was du denkst was die Cro-Magnon Frauen dachten, und ich bin sicher wir könnten angeregt mutmaßen. Aber ich wage zu bezweifeln, daß entweder du oder ich, wirklich in der Lage wären mit Gewissheit zu sagen, was die Cro-Magnon Frauen dachten. Dafür fehlen die Primärquellen. ;)

Meines Erachtens nach, ist es ein Trugschluß aus dem Verhalten heutiger Menschen verschiedener Kulturen, zu versuchen zu definieren wie es sich vor tausenden von Jahren verhielt. Vielleicht kann man sagen, daß die Jagd als besonderes Ereignis und da Fleisch etwas besonderes war durchaus gefeiert und gewürdigt wurde, aber diesen Schluß direkt auf dem Sozialverhalten heutiger Kulturen zu basieren finde ich gewagt.

Nur um jegliche weiteren Mißverständnisse auszuschließen: Wenn die 'dortigen'- wo auch immer das sein mag- Frauen meinen es sei in Ordnung, daß ihre Männer von den Kindern umjubelt werden, dann ist es das meiner Ansicht nach. Die Leute wissen was sie tun und wie es sich bei ihnen gehört, und es steht mir nicht an Werturteile über ihre Bräuche zu fällen.

Die Gleichung Aboriginie/Pygmäen etc = Steinzeit ist mir zu undifferenziert.
 
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Frauen hatten folgende Aufgaben:
- Kinder bekommen, Kinder hüten, Kinder erziehen
- Beeren, Obst, Gemüse, Pilze sammeln
- Lager aufräumen, defekte Kleidung ausbessern
- Schmuckideen ausdenken und entweder selbst oder von einem Mann herstellen lassen, vielleicht waren auch Frauen an den Höhlenmalereien beteiligt
- bei Höhlenumzug Kinder tragen, "Alte" stützen

Dass Frauen zu Treibjagden mitkamen halte ich für ein Gerücht. Wenn, dann waren es junge Mädchen (ca. 13. Lebensjahr bis das erste Mal schwanger). Dass genügend Frauen für Jagden zur Verfügung standen ist zahlenmäßig nicht möglich. Eine Menschenhorde war nicht groß.

Wer sich intensiver mit der Frage der Geschlechterverteilung befassen will muss weiter in die Menschheitsgeschichte zurückgehen.
Fragen:
Sind Affenweibchen ebenso "mutig", "aggressiv" wie Affenmännchen? Sind Affenweibchen langsamer als Affenmännchen?
Welchen Einfluss spielt der erworbene aufrechte Gang auf das spätere Frausein eine für emanzipatorische heutige Frauen eine vielleicht negative Geschlechterrolle?
 
Es gibt noch einen wesentlichen Unterschied zwischen den (sub)tropischen Jäger- und Sammler-Kulturen und dem eiszeitlichen Europa : in der Mammutsteppe gab es keine Feldfrüchte, nur Gras. Und das fraßen die Mammuts (und andere Herbivoren), deren Fleisch die einzige Nahrungsquelle für ie Menschen war. Man sollte deshalb eher mal bei den Innuit-Frauen nachfragen (sofern es noch welche mit traditioneller Lebensweise gib), ob sie (mit) auf Wafang gehen.

Die Frage, in wie weit man heutige Menschen mit denen vor 30.000 Jaren vergleichen kann, wurde bereits im Thread http://www.geschichtsforum.de/f72/haben-sich-die-menschen-ver-ndert-24677/ diskutiert. Meine Meinung ist, dass der Homo Sapiens sich genetisch praktisch nicht verändert hat und dass sich die Unterschiede hauptsächlich auf kulturell erlerntes Verhalten beziehen. Diese hängen aber stark von den Erfordernissen der Lebensumstände ab. Wenn die ähnlich sind, sollten sich auch ähnlich ausgerichtete Verhaltensweisen herausbilden.

Überhaupt lehne ich die Sichtweise ab, dass wir als Individuen "höher" entwickelt seien als die Cro Magnons oder als die Yanomamis. Eher im Gegenteil. Zwar haben wir heutigen Europäer durch unsere stärker arbeitsteilige Gesellschaft mehr technischen Schnickschnack hervorgebracht als diese, dadurch scheinen unsere individuellen Fertigkeiten aber eher nachgelassen zu haben. Eine Europäische Couch-Potatoe wirkt auf mich wenigstens primitiver als ein täglich in jeder Hinsicht geforderter Khoi-San-Jäger. Daher ist die Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen einem Cro-Magnon und einem Khoi-San für keinen von beiden despektierlich.
 
Frauen hatten folgende Aufgaben:
[...] vielleicht waren auch Frauen an den Höhlenmalereien beteiligt

In Teilen des heutigen Irans ist es traditionell Aufgabe der Frauen die Häuser mit Bemalungen zu verzieren. Ich will nicht sagen, daß du falsch liegst mit deiner Eisnchätzung, nur das es schwer zu sagen ist, wer, wann, was gemacht hat, und sich im Laufe der Zeit immer mal wieder Aufgaben verschieben, oder nie so rigide festgelegt waren. Was Männerarbeit und was Frauenarbeit ist kann sich extrem ändern, und kan von Kulturkreis zu Kulturkreis sehr verschieden sein. Das das Kinderkriegen den Frauen zufällt möchte ja auch hier niemand bestreiten. Das nur zur Ergänzung.



 
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Überhaupt lehne ich die Sichtweise ab, dass wir als Individuen "höher" entwickelt seien als die Cro Magnons oder als die Yanomamis. Eher im Gegenteil. [...] Eine Europäische Couch-Potatoe wirkt auf mich wenigstens primitiver als ein täglich in jeder Hinsicht geforderter Khoi-San-Jäger. Daher ist die Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen einem Cro-Magnon und einem Khoi-San für keinen von beiden despektierlich.

Dem schließe ich mich gerne an. :) Meiner Überzeugnung nach jedoch sollte jede Kultur auf eigener Basis untersucht und verstanden werden, weswegen ein soziokultureller Vergleich von Khoi-San und Cro-Magnon jedoch schlichtweg unmöglich ist. Da ich von keinem Cro-Magnon Antworten erhalten werde, von einem Khoi-San oder Pygmäen jedoch schon, gehen Rückschlüsse von der Denkart des Einen auf die Denkart des Anderen immer irgendwo ins Leere.
 
Ich muss da mal was fragen, entschuldigt.
Ausgehend von der Threadfrage, wie kann man denn heute diese Frage überhaupt beantworten? Jeder hat seine eigene Meinung und keiner kann es beweisen.
Ich könnte noch so viel studieren, aber weiss immer noch nicht, wie es wirklich war.
Ich würde gerne wissen, wie man in der Forschung so eine Frage beantworten kann?
 
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Eventuell könnte man es an den Lagerplätzen festmachen. Je fester ein Lagerplatz ist, umso eher macht es Sinn das ein Teil der Gruppe dortbleibt und sinnvolle Aufgaben erfüllt.

Bzw. umso notwendiger ist es auch um diesen Lagerplatz zu schützen. Je mehr man unterwegs ist umso umfassender die Beteiligung aller an der Jagd, schlicht weil es keine anderen Aufgaben für sie gibt, und ohnehin alle schon dabei sind.

EDIT: Auch die Jagdbeute wäre sicher nicht unwichtig zu hinterfragen. Speer und Mammut ist ja letztlich doch eher die Ausnahme. Wer Vögel mit verharzten Pfählen und anderen Fallen fängt, Fallgruben anlegt oder Tiere über eine Klippe jagd begibt sich schon auf ein Feld wo es stärker auf die blosse Masse an Leuten ankommt als auf Kraft und Geschick.

Gerade die vielfältigen Jagdmethoden sprechen eigentlich gegen eine starke Beeinflussung unserer Fähigkeiten denn nicht alle davon benötigen wirklich Kraft oder Zielgenauigkeit.
 
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In der Humanethologie (Verhaltensforschung am Menschen) versucht man, sogenannte "Universalien" zu identifizieren, das sind Verhaltensweisen, die in jeder Kultur gleich sind. Besonders interessant sind natürlich solche Kulturen, die möglichst unbeeinflusst von anderen sind, insbesondere noch von der Dampfwalze der "gobalen Einheitskultur" verschont geblieben sind.

Auch die Verhaltensweisen von Kindern, die sich ohne Anleitung von Erwachsenen herausbilden, können dabei helfen, Universalien zu identifizieren.

Solche Universalien finden sich zum Beispiel in der Mimik von Freude, Angst, Überraschung usw. Auch der "reziproke Altruismus" (eine Hand wäscht die andere) ist ein universelles gesellschaftsbildendes Element. Siehe dazu auch den Thread http://www.geschichtsforum.de/f22/von-der-brutpflege-zur-gesellschaftsbildung-25234/.

Thema dieses Threads sind aber nun geschlechtsspezifische Verhaltensweisen.

In der Gruppe ist es so, dass der Blick der Frau mehr nach innen gerichtet ist, sie kümmert sich mehr um das Austarieren der soziale Beziehungen innerhalb der Gruppe. Ihr Ziel ist es, von der Gruppe akzeptiert zu werden. Sie sind mehr af Ausgleich bedacht. Am meisten Anerkennung genießen Frauen untereinander, die sich besonders intensiv um die anderen kümmern. Schönheit ist dabei nicht hilfreich. Mädchenspiele sind einzeln auf die Mutterrolle (Puppen) und in der Grupe auf gelingende Kooperation ausgerichtet, also lieber Seilspringen als Tauziehen. Beziehungen von Frauen sind exklusiver, das heißt abgeschirmter gegenüber dritten. Geistig gehen die Funktion der rechten und linken Gehirnhälfte stark ineinander über, Denken und Fühlen erfolgt ganzheitlich. Frauen haben eine große sprachliche Kompetenz.

Die Aufmerkamkeit des Mannes ist mehr nach außen gerichtet, er beobachtet die Umgebung, sichert die Gruppe und repräsentiert sie gern nach außen. Er möchte in der Gruppe dominieren, sich in der Gruppe durchsetzen und durch Taten außerhalb die Anerkennung inneralb der Gruppe gewinnen. Besonderes Ansehen genießen unter Männern sportliche, tatkräftige und gutaussehende Geschlechtsgenossen. Jungen bevorzugen raumgreifende, kraft- und wettkampforientierte Spiele. Geistig neigen Männer mehr zur Lateralsierung, d. h. sie trennen die Funktionen der rechten und der linken Hirnhälfte, Emotion und Ratio. Daher liegen ihre Stärken in der räumlichen Vorstellung und im mathematischen Bereich.

Meiner Meinung nach hat sich diese Polarisierung eben aus dem Verhältnis der beiden Geschlechter zueinander ergeben : Da die Frau die Kinder kriegt - was für sie ein hohes Engagement bedeutet - ist ihr Verhalten auch darauf ausgerichtet, die Familie (später : die Gesllschaft) zu organisieren. Der Mann hingegen muss sich gegen die anderen Männer durchsetzen (später : Krieg führen), um sich der Frau als Kindsvater zu empfehlen.

Tja, und das mit dem Mammut ergibt sich eben zwanglos daraus.
 
In der Humanethologie (Verhaltensforschung am Menschen) versucht man, sogenannte "Universalien" zu identifizieren, das sind Verhaltensweisen, die in jeder Kultur gleich sind. Besonders interessant sind natürlich solche Kulturen, die möglichst unbeeinflusst von anderen sind, insbesondere noch von der Dampfwalze der "gobalen Einheitskultur" verschont geblieben sind.

Auf dem Gebiet der Sozialanthropologie gibt es weder 'unbeeinflusste' Kulturen noch 'globale Einheitskultur', und die Pauschalisierungen über Männer und Frauen werden hinterfragt, anstatt als absolut und gegeben betrachtet. Kein Volk und keine Kultur existiert komplett isoliert und ist als näher an der Natur anzusehen als andere, da der Begriff 'Natur' alleine schon so mit kulturellen Vorstellungen behaftet ist, daß eine solche Aussage über ein Volk mehr über den Betrachter als die Betrachteten sagt. Die Anthropologie ist immer daran interessiert ein Volk aus der Sicht des Angehörigen zu betrachten und zu verstehen, und tut dies durch Langzeitstudien vor Ort. Ebenso ist die Anthropologie daran interessiert zu erfahren, was Männer und Frauen denken, wie sie sich sehen, wie sie andere sehen etc, nicht daran was Andere in sie hineininterpretieren, was dann wieder mehr über den Betrachter aussagt.

In der klassischen Sozialanthropologie gibt es genau ein 'Universal', welches auf alle Menschen gleich zutrifft, aber dieses zu erklären sprengt hier den Rahmen und geht zu weit OT. Das Problem mit 'Universalen' ist ja immer, das es meistens, vor Allem beim Menschen, zu viele Ausnahmen und Interpretationsmöglichkeiten gibt. Deswegen finde ich den Anspruch der in der Humanethologie gestellt wird, es sei in der Gruppe so, daß der Blick der Frau immer mehr nach innen gerichtet sei [...] und andere Pauschalisierungen die hier über Männer und Frauen gemacht werden höchst fragwürdig. Vor meinem akademischen Hintergrund sind solche Aussagen näherer Betrachtung würdig, aber können als 'universell' erstmal von der Hand gewiesen werden, da es dabei die realen Lebensumstände zu vieler Männer und Frauen außer Acht gelassen werden, und stattdessen Verhalten von Beobachtern in einem bestimmten Rahmen interpretiert wird.

Sicher hat die Humanethologie auch ihre Kritikpunkte an der Anthropologie, aber da das unbedingte Ausharren auf eigenem akademischen Posten einer historischen Diskussion nicht zuträglich ist, werden sich hier wohl die Geister über Humanethologie und die Sozialanthropologie einfach scheiden müssen.
 
Ob Frauen mitgejagt haben, lässt sich heute wohl kaum nachweisen. (Der Vergleich mit heutigen Wildbeutern spricht gegen jagende Frauen.)
Dass Frauen dazu anatomisch in der Lage sind, will ich gar nicht in Abrede stellen.

Ausgehend von der Threadfrage, wie kann man denn heute diese Frage überhaupt beantworten? Jeder hat seine eigene Meinung und keiner kann es beweisen.
Ich könnte noch so viel studieren, aber weiss immer noch nicht, wie es wirklich war.
Ich würde gerne wissen, wie man in der Forschung so eine Frage beantworten kann?

Die Anthropologie kann solche Fragen zumindest tendenziell beantworten. Nicht nur vom HSS, auch von anderen Menschenformen hat man Individuen gefunden, die schwere Verletzungen aufwiesen, die wieder verheilt waren. Was zunächst als Beleg für ein ausgeprägtes Sozialverhalten herangezogen werden kann (genauso wie es auch Spuren von zahnlosen Alten gibt, die miternährt wurden, von wegen "unnütze Fresser" wären ausgestoßen worden). Die schweren Verletzungen - sprich Knochenbrüche - werden meist im Jagdkontext vermutet, ganz egal, ob Zusammmenstoß mit einem Eber oder einem Wollnashorn etc. Davon, dass man bei Überresten einer Frau solche Jagdverletzungen nachweisen konnte, habe ich noch nie gehört, das Ggt. allerdings auch nicht. Wenn man diese Frage klären wollte, müsste man, neben der Beobachtung an "Naturvölkern" - wobei der Begriff eine sozialromantische Vorstellung impliziert, der Mesnch könne im Einklang mit der Natur leben - anthropologische Studien an Frauenknochen aus den sogenannten primitiven Gesellschaftsstufen unternehmen: Kann man Jagdunfälle nachweisen, dann wird man davon ausgehen dürfen, dass Frauen mitgejagt haben. Überprüfen müsste man das dann an den Männerknochen. Wieviele Individuen einer Jäger- und Sammlergesellschaft weisen schwere Knochenbrüche auf?
 
Ich muss da mal was fragen, entschuldigt.
Ausgehend von der Threadfrage, wie kann man denn heute diese Frage überhaupt beantworten? Jeder hat seine eigene Meinung und keiner kann es beweisen.
Ich könnte noch so viel studieren, aber weiss immer noch nicht, wie es wirklich war.
Ich würde gerne wissen, wie man in der Forschung so eine Frage beantworten kann?

Das mag Philosophisch ein Schritt zur Weisheit sein und diplomatisch geschickt um hier einen Streit zu vermeiden. Wenn man diese Denkweise jedoch weiterführt können wir gleich das Forum schließen und sämtliche Historiker, Prehistoriker, Anthropologen und Paleoanthropologen, Archäologen etc. nach Hause schicken.
 
Mich würde bei diesem Thema Folgendes interessieren.

Wenn die Männer gemeinschaftlich auf die Jagd gehen und die Frauen Sammeln gehen und sich um den sozialen Erhalt der Gruppe kümmern (grobe Voraussetzung), wer bitteschön hat dann die Wohnstatt gegen Feinde jeglicher Art verteidigt?
Angenommen ein Berglöwe schleicht um die Höhle und will sich eins von den Kindern zum Frühstück holen, salopp gesagt, wer hat ihn verjagt/getötet/aufgehalten? Haben die Frauen, Alten und Kinder in der Höhle gesessen und gehofft, der Löwe verzieht sich von selbst wieder? Könnte es nicht sein, dass der Mangel an Wunden darauf zurückzuführen ist, dass Frauen weniger Risiken eingehen und mehr oder weniger "erfolgreicher" jagen? Beim Autofahren sieht man es doch auch - Frauen fahren besonnener als Männer, sie gehen weit weniger Risiken ein.

Und was ist mit dem Mutterinstinkt? Jedes Tier, auch der Mensch, hat diesen. Eine Mutter würde über Leichen gehen, wenns zum Schutz ihrer Kinder notwendig ist und das ist bei Menschen, wie auch bei anderen Säugern, ja sogar bei Vögeln (Bsp. Vogel Strauß) der Fall.

Wenn wir also von dem Modell "die Männer gehen auf die Jagd und die Frauen hüten die Höhle/den Unterschlupf" ausgehen, frage ich mich, wie so ein Instinkt zustande kommt, immerhin sollte man davon ausgehen, dass sich kaum eine derart ausgeprägte Aggression ausbilden kann (und genetisch weiterentwickeln) wenn sie nicht in irgendeiner Weise nützlich ist. Wenn nur die Männer "kämpfen" auf der Jagd oder untereinander, woher kommt dann das instinktive Aggressionspotential der Frau?

Übrigens, mir ist beim Lesen des Threads ein Zitat aus einem Buch eingefallen, ich weiß momentan nicht aus welchem: "Frauen sind genauso klug wie Männer. Sie machen nur nicht soviel Geschrei darum, wenn ihnen etwas Kluges einfällt."

Dieses Zitat enthält einen wahren Kern wie mir scheint, bezogen auf die Art, Anerkennung zu bekommen. Während Männer die Anerkennung von außen zur Stütze des eigenen Egos brauchen, reicht den Frauen das Ergebnis einer erfolgreichen Taktik, um sich bestätigt zu fühlen. Aber das ist nur eine Überlegung.
 
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