Fragen zur span. Inquisition

Kassia

Aktives Mitglied
Ich habe mir bereits einen älteren Thread zum Thema durchgelesen, aber ganz klar ist mir manches noch nicht, speziell, was die Person Tomas de Torquemada betrifft.
Im Wiki-Artikel zu Tomas ist in der Diskussion von 826 Todesurteilen für die SI von 1540 bis 1700 die Rede, womit die Zahl von etwa 8000 zurückgewiesen wird.
In der Catholic Enyclopedia ist von etwa 2000 Judenverbrennungen die Rede. Welche Zahl kommt den Tatsachen nahe? Ist Opfer nicht gleich Opfer? Muß man (konvertierte) Juden und Muslime gesondert rechnen? Welche Rolle spielte Torquemada überhaupt? Dafür daß er das große Schreckgespenst sein soll, findet man in der Literatur aber eher wenig dazu (LThK, HBdKG). Handelte er auf Geheiß seiner Könige oder hatte er persönliche Motive? Kann man ihn als "machtversessen" bezeichnen?



Gruß
Kassia


 
Welche Zahl kommt den Tatsachen nahe?

Ergänzend zu den Hinweisen in http://www.geschichtsforum.de/f52/die-spanische-inquisition-2794/ ("einige Tausend") und http://www.geschichtsforum.de/f52/die-inquisition-504/
hier die Zusammenfassung bei Schwerhoff (Die Inquisition, S. 68):
Insgesamt reichen die Schätzungen über die Zahl der in persona zum Tode Verurteilten für ganz Spanien (1481-1530 von 1500 bzw. 2000 bis zu 12.000 allein für Kastilien.​
 
Ergänzend zu den Hinweisen in http://www.geschichtsforum.de/f52/die-spanische-inquisition-2794/ ("einige Tausend") und http://www.geschichtsforum.de/f52/die-inquisition-504/
hier die Zusammenfassung bei Schwerhoff (Die Inquisition, S. 68):
Insgesamt reichen die Schätzungen über die Zahl der in persona zum Tode Verurteilten für ganz Spanien (1481-1530 von 1500 bzw. 2000 bis zu 12.000 allein für Kastilien.​

Bei der Zahl von Schwerhoff ist aber zu bedenken, daß Torquemada 1530 längst tot war. Mich interessiert, wieviel auf sein Konto geht. Trotzdem Danke.
 
Auf Seite 194 in Theologische Realenzyklopädie - Google Buchsuche werden ebenfalls einige Abschätzungen getroffen - allerdings wiederum eher allgemein für die Spanische Inquisition.

Die englische(!) Wikipedia will es bzgl. ca. 2000 Opfern zwischen 1480 und 1530 ganz genau wissen und schreibt u.a.:
Tomás de Torquemada schrieb:
...
... The number of autos-de-fé during Torquemada's tenure as Inquisitor General have been hotly debated over the years. Today, there is a general consensus that about 2000 people were burned by the Inquisition in the whole Spain between 1480 and 1530...
...
Anm.: Referenziert wird dafür Henry Kamen,Inkwizycja Hiszpańska, Państwowy Instytut Wydawniczy, 2005, S. 62; Helen Rawlings, The Spanish Inquisition, 2004, S. 15; William Monter, Anticlericalism and the early Spanish Inquisition, [in:] Anticlericalism in Late Medieval and Early Modern Europe, BRILL, 1993, S. 238
Vgl. dazu Tomás de Torquemada - Wikipedia, the free encyclopedia

Was die Zahlen unter Torquemada betrifft, so liefert Durch Folter zum Geständnis die Zahl von ca. 3000 Opfern allein zu seiner Zeit:
Durch Folter zum Geständnis schrieb:
...
In seiner Zeit als Großinquisitor war Torquemada für schätzungsweise 3.000 Todesurteile verantwortlich...
...
Anm.: Die Seite erscheint mir jedoch etwas suspekt... :S:grübel::S
 
Einen guten Überblick über die verschiedenen Opferzahlen, die zum Thema Inquisition (auch der spanischen im Speziellen) liefert Arnold Angenendt in seinem Buch "Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert", erstmals 2007 erschienen. Torquemada wird, glaube ich, nicht gesondert erwähnt, aber man hat mit dem Bucg zumindest ein gutes Kriterium an der Hand, um die verschiedenen Zahlen und Schätzungen besser einordnen zu können, da Angenendt auch penibel offenlegt, woher er seine Zahlen hat, und warum er eher diesem als jenem Historiker zustimmt.
 
Einen guten Überblick ... liefert Arnold Angenendt in seinem Buch "Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert"...
Guter Hinweis! Der Autor hält eine Schätzung von 6.000 Hingerichteten für "zuverlässig" (S. 283) und bezieht sich dabei unter anderem auf Gustav Hennigsen, Charles Henry Lea und Henry Kamen.

Angenendt war bis 1999 Theologieprofessor in Münster, gilt also manchen als voreingenommen. Umso wichtiger seine eigene Fragestellung (S. 294):
"Wie konnte sich in einer Kirche, die auf Gewaltlosigkeit verpflichtet sein wolte, sich zudem als von Gottes Geist geleitet sah und sieht, konkret sich vom (Papst-)Amt gelenkt verstand und bis heute versteht, solches ereignen? Die Vergebungsbitte Johannes Pauls II. im Heiligen Jahr 2000 dringt bis dahin nicht vor. ..."
Torquemada wird auch erwähnt, aber im Zusammenhang mit der Verfolgung der "Conversos" (S.532).
 
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