Die Affäre Königsmarck - gefälschter Briefwechsel?

Hans forscht

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Dieses Thema hat schon vor Jahunderten die Gemüter in Hannover erregt: Die Tochter Ernst-Augusts von Hannover war aus dynastischen Gründen mit ihrem Vetter, dem späteren König George I von Großbritannien verheiratet worden. Nachdem das Paar zwei Kinder zustande gebracht hatte, fiel die Gemahlin in Ungnade, da sie angeblich eine Affäre mit dem Grafen Königsmarck hatte. Es wurde ein angeblicher Briefwechsel zwischen Sophie Dorothea und Graf Königsmarck vorgelegt, der beweisen sollte, daß beide eine gemeinsame Flucht vorbereiteten. Sie wurde auf das Schloß Ahlden verbannt, wo sie rund 30 Jahre später als Gefangene starb. Königsmarck war in etwa zeitgleich mit ihrer Arretierung verschwunden und offenbar ermordet worden.

Meine Recherche per Google ergibt im Wesentlichen Wiedergaben dessen, was Meyers Conversationslexikon 1888 darübr sagte und eine weitere Quelle ähnlichen Alters. Auch was in Wikipedia steht basiert praktisch nur auf Meyers 1888.

Weiß hier jemand, ob es inzwischen klare Beweise für die Echtheit oder Fälschung des Briefwechsels zwischen Sophie Dorothea und Graf Königsmarck gibt?
 
Im Sommer 1694 schließlich plante sie die Flucht zusammen mit Königsmarck und ihrer Hofdame Eleonore von dem Knesebeck, die entweder nach Wolfenbüttel zu Herzog Anton Ulrich oder nach Kursachsen führen sollte, wo der Graf eine Offiziersstelle innehatte. Dies war der Augenblick, in dem der Kurfürst Ernst August eingriff: Graf Königsmarck wurde heimlich ermordet und seine Leiche in die Leine geworfen; Sophie Dorothea und die Knesebeck wurden verhaftet und verhört. Die Prinzessin wurde später wegen böswilligen Verlassens von ihrem Ehemann geschieden und für den Rest ihres Lebens bis 1726 (also insgesamt 32 Jahre lang) in Ahlden in der Lüneburger Heide festgesetzt.
ZEITENBLICKE - Online-Journal für die Geschichtswissenschaften
 
Im Sommer 1694 schließlich plante sie die Flucht zusammen mit Königsmarck und ihrer Hofdame Eleonore von dem Knesebeck, die entweder nach Wolfenbüttel zu Herzog Anton Ulrich oder nach Kursachsen führen sollte, wo der Graf eine Offiziersstelle innehatte. Dies war der Augenblick, in dem der Kurfürst Ernst August eingriff: Graf Königsmarck wurde heimlich ermordet und seine Leiche in die Leine geworfen; Sophie Dorothea und die Knesebeck wurden verhaftet und verhört. Die Prinzessin wurde später wegen böswilligen Verlassens von ihrem Ehemann geschieden und für den Rest ihres Lebens bis 1726 (also insgesamt 32 Jahre lang) in Ahlden in der Lüneburger Heide festgesetzt.
ZEITENBLICKE - Online-Journal für die Geschichtswissenschaften

Danke für den Link.

Daraus eine wesentliche Passage zur Haltung des Artikels:

Damit soll nicht angezweifelt werden, dass die beiden ein ganz reales Liebesverhältnis miteinander hatten, aber was und wie sie sich in ihren Briefen geschrieben haben, die Form ihrer nächtlichen Stelldicheins, der Fluchtplan, all das ist Teil der Romane, Opern und Gedichte, auf die in den Briefen angespielt wird - literarische Texte, die die Grundmuster liefern für das reale Verhalten der beiden, das dann ohne große Änderungen wieder in Literatur überführt werden konnte.

Der Wikiartikel Philipp Christoph von Königsmarck ? Wikipedia bezeichnet den Briefwechsel zwischen Philipp Christoph von Königsmarck und Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg als wahrscheinlich gefälscht.
 
Dank für den Link an Mercy. Allerdings teile ich Brissotins Skepsis. Der Artikel ist literaturhistorischer Natur und gibt nicht preis, warum der Autor den Briefwechsel für echt hält. Genau genommen erkennt man auch keine Auseinandersetzung mit der Frage, ob er echt ist oder nicht.

Da wären wir dann wieder bei den Ringschlüssen in der Beweisführung: Meyer hat 1888 eine Sichtweise als richtig veröffentlicht, alle schreiben dort ab oder von Leuten, die von Leuten abgeschrieben haben, die von Meyer abgeschrieben haben. Irgendwann meinen dann alle, ganz viele Quellen gelesen zu haben.

Deshalb wäre es wichtig Quellen zu finden, die aus eigener Kenntnis und nicht vom bloßen Hörensagen her berichten. Gibt es z.B. graphologische Untersuchungen, in denen der belastende Briefwechsel mit anderen, zweifelsfrei von den angeblichen Urhebern stammenden Schriftstücken verglichen wurde? Beide werden ja früher in anderen Zusammenhängen reichlich geschrieben haben.
 
Auf tagesschau.de wird vermeldet, man habe die sterblichen Überreste des Grafen von Königsmarck unter dem Landtag gefunden. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln - Mord verjährt ja nicht.

Liest man weiter, stellt man fest, die Todesursache nicht ermittelt ist und auch die Identität wohl noch nicht geklärt ist. Ein Gentest ist erst geplant.
 
Das wäre aber wirklich interessant, nach Richard III. nun der Graf von Königsmarck - das 21. Jahrhundert als Zeitalter der "rätselhaften" Knochenfunde. "Zwinkern"

Was den Briefwechsel betrifft, so soll dieser, von dem auch nur ein Teil erhalten ist, schon im 20. Jahrhundert als echt bestätigt worden sein.
 
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