Vatlära

Edith

Neues Mitglied
Hallo,

ich weiß, dass es ein Gebirge in Österreich gibt, welches sich Vatlära nennt, doch keiner konnte mir die Bedeutung dazu erklären, niemand wusste, woher der Name stammt - kennt sich da von euch jemand aus?
Mir wäre sehr geholfen damit!

DANKE!!!

LG, Edith
 
Hallo,

Vatlära ist kein Gebirge, sondern eine Anhöhe, ein Flurname.

Leider habe ich keine Ahnung, was der Name bedeutet.

Gemeinde Satteins

Vielleicht können Dir folgende Personen weiterhelfen:
Hubert Allgäuer
Schnabelweid: Ein neues Vorarlberger Mundartwörterbuch | Schweizer Radio DRS
(wohnt in Feldkirch, findest Du ev. unter www.herold.at)

Oder vielleicht Inge Resch-Rauter, Autorin diverser Bücher (auch Toponomie, ist aber nicht unumstritten).

Anderer Suchtipp: www.123people.at

btw: es stellt sich noch die Frage, in welcher Sprachschicht wir uns hier befinden: könnte auch Rätischer Sprache sein oder Rätoromanisch. Ebenfalls die Kelten waren in dieser Gegend präsent.
 
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Wenn, dann ist es eher Rätisch, nicht Rätoromanisch. Ich komm aus dieser Region und sprech den Dialekt. Dieses Wort kenn ich aber leider nicht, weil wir sehr Ortsgebundene Dialekte haben und ich komm nicht aus Satteins...

Hier noch eine Kleinigkeit von der alemannischen Wikipedia: "S'Gemeindegebiet vo Sattaas isch infolge vo da geografischa und klimatischa Lag scho vor Christi Geburt b'siedelt gsi. A paar Funde dütand druf hi, dass dia Sidlig uf dr Vatlära us dr Urnafelderzit (1200 - 800 v. Chr.) stamma künnt." (http://als.wikipedia.org/wiki/Satteins)

Also Besiedelung bereits zur Urnenfeldzeit. Vielleicht kommt der Name ja noch aus dieser Zeit. Ich hab jetzt auch nur rausgefunden, dass der Name sehr alt ist.
 
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...vielen Dank auch für deine Antwort, ich werde einfach überall ansetzen, aber damit bin ich sicher schon viel näher dran...

LG, Edith
 
Also Besiedelung bereits zur Urnenfeldzeit. Vielleicht kommt der Name ja noch aus dieser Zeit.

Sehr wahrscheinlich nicht, denn von der Urnenfelderzeit bis in die Zeit der schriftl. Überlieferung ist viel Zeit vergangen und in dieser Zeit gab es einige großer Bevölkerungsverschiebungen.
Viel überzeugender finde ich in dem Wikiartikel angesprochene Möglichkeit das sich der Name des Orts auf mglw. keltische Wurzeln zurückführen lässt.
 
Sehr wahrscheinlich nicht, denn von der Urnenfelderzeit bis in die Zeit der schriftl. Überlieferung ist viel Zeit vergangen und in dieser Zeit gab es einige großer Bevölkerungsverschiebungen.
Viel überzeugender finde ich in dem Wikiartikel angesprochene Möglichkeit das sich der Name des Orts auf mglw. keltische Wurzeln zurückführen lässt.

hm... und was wäre dann die Deutung? Vielleicht in Bezug auf das Wort Gutuater (oder Gutvater, denn ursprünglich gab es keine Unterscheidung zwischen u und v) die Silbe vat (oder uat), die am Anfang des Wortes Vatlära steht? Dann -ära (man vergleiche z.B.) mit Falera, dessen Suffix mit Area (Gegend) in Verbindung gebracht wird? Was bedeutet dann das l in der Mitte? Diminutiv?
 
Das ist echt toll, dann liegen wir ja gar nicht so falsch mit unserer Vermutung. Ich danke euch allen sehr, das war große Hilfe pur!

LG, Edith
 
Ich habe die Frage noch an eine Dokumentalistin gestellt.

Folgende Antwort:

Ich beziehe mich auf Ihre telefonische Anfrage betreffend des Flurnamens Vatlära.
Ihrer Vermutung, Vatlära sei rätoromanischer Herkunft, kann ich beipflichten, wobei die Frage nach dem Etymon offen bleibt. Das Rätische Namenbuch von Andrea SCHORTA (RN 2, 1020) ordnet Vatlera lateinisch VITELLUS zu. Im 1. Teil «Namen romanischen, lateinischen und vorrömischen Ursprungs» lesen wir: lateinisch VITELLUS ‘Kalb‘ REW 9387, rätorom. vdè (E), vadi (S), vadel (C), unter 3. Ableitungen – ARIU (> rätorom. vadler ‘Kälberhirt‘) (cf. auch Anhang PDF).
Vatlera als Flurnamen finden wir in ganz Graubünden einzig in der Gemeinde Disentis/Mustér (RN 1, 20). Im Weiteren waren weder im Liechtensteiner Namenbuch (Hrsg. Hans STRICKER, Toni BANZER und Herbert HILBE) noch im St. Galler Namenbuch (Romanistische Reihe) irgendwelche Hinweise auf Vatlära ausfindig zu machen.
Neben lateinisch VITELLUS kommt als Ursprungswort lautlich auch lateinisch VALLIS, bzw. eine entsprechende Ableitung mit Doppelsuffix (– ITTU + – ARIA) in Frage, wobei die resultierende Form Valetera nach dem Sprachwechsel entstellt worden wäre (Valetera > Vatelera > Valtera).
Mehr dazu könnten sicher Sprachwissenschaftler und Namenforscher der Region sagen, weshalb ich Ihnen vorschlage, sich direkt an sie zu wenden, so z. Bsp.: Guntram A. PLANGG oder Paul VIDESOTT.

Ich hoffe, dass Ihnen meine Ausführungen nützlich sind und verbleibe mit amiaivels salids

V. Spinas, Dokumentalistin

Beilagen: – SCHORTA, Andrea: Rätisches Namenbuch , BD 2, Francke Verlag Bern, 1964, 369 (PDF: VITELLUS) und 356-361 (PDF: VALLIS)

Ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen. Aber die Ueberlegungen sind eine nähere Betrachtung wert. Die Vallis-Variante hingegen scheint mir unglaubwürdig: wie konnte sich das t dazwischenschmuggeln?
 
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Ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen. Aber die Ueberlegungen sind eine nähere Betrachtung wert. Die Vallis-Variante hingegen scheint mir unglaubwürdig: wie konnte sich das t dazwischenschmuggeln?

Deine Gewährsfrau schreibt ja:

Neben lateinisch VITELLUS kommt als Ursprungswort lautlich auch lateinisch VALLIS, bzw. eine entsprechende Ableitung mit Doppelsuffix (– ITTU + – ARIA) in Frage, wobei die resultierende Form Valetera nach dem Sprachwechsel entstellt worden wäre (Valetera > Vatelera > Valtera).

Demnach also Vallittaria. (bzw. Valetera). Die Metathese würde dann daraus das Vatelera und schließlich Vatlära machen (möglicherweise analog zur i-Umlautung der regressiven Assimilation, was erklärte, wie aus dem a (Valitaria) ein ä würde. (Die regressive i-Umlautung haben wir im Deutschen regelmäßig bei den sogenannten -jan-Verben, die im mhd und nhd zur Umlautung neigen).
 
Demnach also Vallittaria. (bzw. Valetera). Die Metathese würde dann daraus das Vatelera und schließlich Vatlära machen (möglicherweise analog zur i-Umlautung der regressiven Assimilation, was erklärte, wie aus dem a (Valitaria) ein ä würde. (Die regressive i-Umlautung haben wir im Deutschen regelmäßig bei den sogenannten -jan-Verben, die im mhd und nhd zur Umlautung neigen).

Man kann mit einer Metathese argumentieren. Aber eine Metathese findet in der Regel bei einer schwierigen Aussprechbarkeit bzw. bei einer Aussprache-Vereinfachung statt. Diese Voraussetzung erachte ich bei einer angenommen Grundform von *Valitaria oder *Valetera nicht gegeben. Das hätte wohl eher Valtära oder sogar Valter, Valters ergeben. Meistens findet bei einer Sinnentleerung bald eine radikale Aussprachevereinfachung statt, nach dem Motto des geringsten Widerstandes.
 
eine Metathese findet in der Regel bei einer schwierigen Aussprechbarkeit bzw. bei einer Aussprache-Vereinfachung statt.

Im Spanischen finden regelmäßig Metathesen statt, wenn in einem Wort die Laute /l/ und /r/ vorkommen. Mit Aussprachevereinfachung hat das nichts zu tun. Wenn du dir mal die deutsche Metathese anschaust, die du in Born und Brunnen findest, dann empfinde ich das veraltete Born ('Quelle') sehr viel artikulationsfreundlicher, als das heute geläufigere Brunnen.

Ich will dabei gar nicht die Vallis-Hypothese zwingend verteidigen. Du hattest danach gefragt ("Die Vallis-Variante hingegen scheint mir unglaubwürdig: wie konnte sich das t dazwischenschmuggeln?"), deine Gewährsfrau hatte die Antwort schon gegeben.

Gegen ein Vitellus-Derivat spräche z.B. dass das /t/ im rätoromanischen regelmäßig lenisiert wird. Wobei allerdings wiederum durch Auslautverhärtung in der ersten Silbe Vatlära geschrieben werden könnte, wo Vadlära "richtig" wäre.

Solange wir keine Belege für ältere Formen von Vatlära finden, können wir keine der Hypothesen sinnvoll bestätigen oder ausschließen.
 
Die Alternative wäre, du, megatrend, studiertest Romanistik mit rätoromanischem Schwerpunkt. :D

...was aber noch kein Beweis für die Metathese ist. Man kann nicht (oder: man kann doch, aber was bringt es????) eine These für eine Metathese aufstellen, aber wenn sie nicht logisch begründbar ist????

Rätoromanisch ist eine sehr interessante Sprache, vermutlich relativ nahe an Latein, aber doch nicht ganz??? Ich vermute eine indoeuropäische Sprache (rätisch), die sich an weitere indoeuropäische Sprachen (lateinisch, germanisch, keltisch) "angeschmiegt" hat.
 
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...was aber noch kein Beweis für die Metathese ist. Man kann nicht (oder: man kann doch, aber was bringt es????) eine These für eine Metathese aufstellen, aber wenn sie nicht logisch begründbar ist????

Eine Metathese muss nicht logisch begründbar sein. Zumindest nicht so, wie du das jetzt meinst. Eine Metathese muss logisch begründbar sein, insofern dass ich z.B. erklären kann, dass sich aus lat. periculum span. peligro entwickelt hat. Aber einen logischen Anlass muss es für eine solche Metathese nicht geben. In Sevilla und Granada gibt es ganz interessante Sprachphänomen, den seseo und den ceceo. Seseo bedeutet, dass Laute, die mit <c> bzw. <z> geschrieben werden und gemeinspanisch /θ/ ausgesprochen werden stattdessen /s/ ausgesprochen werden, der ceceo ist das umgekehrte Phänomen. Gemeinspanisch mit /s/ ausgesprochene Laute werden gelispelt. Dies gibt es in Spanien und Lateinamerika durchaus verbreiteter, aber in den beiden genannten Städten ist das Phänomen dadurch so besonders interessant, als dass sich die Stadt hier jeweils genau vom Umland abhebt. Sevilla ist ceceante, aber das Umland seseante, Granada seseante, das Umland aber ceceante. Eine sinnvolle Erklärung gibt es dafür nicht.

Rätoromanisch ist eine sehr interessante Sprache, vermutlich relativ nahe an Latein, aber doch nicht ganz??? Ich vermute eine indoeuropäische Sprache (rätisch), die sich an weitere indoeuropäische Sprachen (lateinisch, germanisch, keltisch) "angeschmiegt" hat.

Nein, das Räto- bezieht sich allein auf die geographische Region, nicht auf die vorromanische Sprache. Es ist ein romanistischer Hilfsbegriff, keine Eigenbezeichnung. Die Eigenbezeichnung rumantsch kennen auch andere romanische Sprachen für sich selbst, wie etwa die ibero-romanischen Sprachen (romance).
 
Eine Metathese muss nicht logisch begründbar sein. Zumindest nicht so, wie du das jetzt meinst. Eine Metathese muss logisch begründbar sein, insofern dass ich z.B. erklären kann, dass sich aus lat. periculum span. peligro entwickelt hat. Aber einen logischen Anlass muss es für eine solche Metathese nicht geben. In Sevilla und Granada gibt es ganz interessante Sprachphänomen, den seseo und den ceceo. Seseo bedeutet, dass Laute, die mit <c> bzw. <z> geschrieben werden und gemeinspanisch /θ/ ausgesprochen werden stattdessen /s/ ausgesprochen werden, der ceceo ist das umgekehrte Phänomen. Gemeinspanisch mit /s/ ausgesprochene Laute werden gelispelt. Dies gibt es in Spanien und Lateinamerika durchaus verbreiteter, aber in den beiden genannten Städten ist das Phänomen dadurch so besonders interessant, als dass sich die Stadt hier jeweils genau vom Umland abhebt. Sevilla ist ceceante, aber das Umland seseante, Granada seseante, das Umland aber ceceante. Eine sinnvolle Erklärung gibt es dafür nicht.

Ich will mir nicht anmassen, alles begründen zu können, aber die allermeisten Metathesen dürften begründbar sein.

Beispiel: das heutige Wort Bernstein hiess früher Brenstein. Bei Bernstein wird das r nur geschlagen, während bei Brenstein es aus Verständlichkeitsgründen gerollt werden muss (ansonsten könnte man auch Bdenstein raushören). Bernstein ist also gegenüber Brenstein eine sprachliche Vereinfachung.

Bei den allermeisten Metathesen dürfte der Grund die sprachliche Vereinfachung gewesen sein. Danach gibt es auch Metathesen aus Gründen der Dissimilation und aus Gründen der Assimilation. Bei Deinem Beispiel seseante/ceceante dürfte die Dissimilation vorhanden sein: man wollte sich vom umliegenden Umland abgrenzen/abheben.

Nein, das Räto- bezieht sich allein auf die geographische Region, nicht auf die vorromanische Sprache. Es ist ein romanistischer Hilfsbegriff, keine Eigenbezeichnung. Die Eigenbezeichnung rumantsch kennen auch andere romanische Sprachen für sich selbst, wie etwa die ibero-romanischen Sprachen (romance).

Es gab aber eine rätische Sprache. Dass davon noch Ueberreste (in welcher Anzahl?) in der rätoromanischen Sprache vorkommen, ist unbestritten: Rätische Sprache – Wikipedia
 
Ich will mir nicht anmassen, alles begründen zu können, aber die allermeisten Metathesen dürften begründbar sein.

Beispiel: das heutige Wort Bernstein hiess früher Brenstein. Bei Bernstein wird das r nur geschlagen, während bei Brenstein es aus Verständlichkeitsgründen gerollt werden muss (ansonsten könnte man auch Bdenstein raushören). Bernstein ist also gegenüber Brenstein eine sprachliche Vereinfachung.

Dann erkläre doch mal, warum bei Born-Brunnen trotz derselben "Problematik" die Metathese genau umgekehrt stattgefunden hat, oder warum das Wortfeld Brand, brennen uns ganz problemlos von der Zunge geht.


Bei den allermeisten Metathesen dürfte der Grund die sprachliche Vereinfachung gewesen sein.

Das ist zwar plausibel, aber keineswegs hinreichend. Es erklärt nämlich nicht die Parallelentwicklungen. Born-Brunnen kann man erklären durch eine unterschiedliche Entwicklung in der Bedeutung (Quelle, gemauerter Brunnen). Wie aber ist es z.B. mit Dorf/dorp und drup? Wie ist es mit den geanzen Metathesen vom Deutschen zum Niederländischen?

Danach gibt es auch Metathesen aus Gründen der Dissimilation und aus Gründen der Assimilation. Bei Deinem Beispiel seseante/ceceante dürfte die Dissimilation vorhanden sein: man wollte sich vom umliegenden Umland abgrenzen/abheben.

Mag sein. Aber warum galt in Sevilla der ceceo als schick, in Granada aber der seseo?

Es gab aber eine rätische Sprache.

Ja, es gab auch eine iberische Sprache und eine gallische Sprache. Trotzdem sind die galloromanischen Sprachen oder die iberoromanischen Sprachen keine Mischsprachen. Es gibt allenfalls ein mehr oder weniger reiches Substrat.

Dass davon noch Ueberreste (in welcher Anzahl?) in der rätoromanischen Sprache vorkommen, ist unbestritten: Rätische Sprache – Wikipedia

Wie gesagt, ein Substrat. Allerdings eignet sich der Artikel nicht gerade dazu das zu belegen:

Das (im früheren Churrätien der Schweiz gesprochene) (Bündner-)Romanische wie auch das Ladinische – beide heute mit dem Friulanischen zum Rätoromanischen zusammengefasst – geht nicht auf die rätische Sprache zurück, sondern auf das Vulgärlatein der romanisierten Bevölkerung dieser Gebiete. Dabei ist nicht auszuschließen, dass sich Sprache und Kultur der vorrömischen (im Osten und Südosten rätischen, im Westen und Südwesten möglicherweise keltisch-ligurischen und/oder lepontischen) Bevölkerung in irgendeiner Form in der romanischen Kultur erhalten haben und die Grundlage für das Selbstverständnis der Romanen bilden.
 
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