Lili
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Ganz falsch ist es nicht was Repo sagt. Maximilian I. berief sich in seiner Proklamation als erwählter Kaiser durchaus auf die goldene Bulle. Genauso wie seine ganzen Nachfolger als Kaiser des HRRDN eben auch. Vielmehr legte beirets der Kurverein von Rhense fest, dass alleine die Kurfürsten entscheiden wer König und Kaiser (@Ravenik: ich meine das beantwortet auch deinen Einwurf - auch Vadianus, der die Feierlichkeiten in Bologna beschreibt spricht explizit von einer Bestätigung des Kaisers durch die päpstliche Krönung und nicht von einer - nachgeholten - Krönung zum Kaiser) wird und sprechen sich damit eindeutig gegen eine päpstliche Aprobation der Kaiser durch den Heiligen Stuhl aus. Damit ist nach der Auslegung seit Maximilian I. und seiner Nachfolger auch eine päpstliche Krönung obsolet.Habe von der Zeit nicht viel Ahnung.
Aber ist mit der "goldenen Bulle" die Kaiserkrönung durch den Papst nicht abgeschafft worden?
Ab da "erwählter Kaiser"
Nein, der erste der sich erwählter Kaiser* nannte war Maximilian I. weil er sich mit Julius II. nicht über die Kaiserkrönung einigen konnte. (Danach wollte er sich sogar selbst zum Papst wählen lassen um die beiden höchsten Ämter der Christenheit zu vereinen, gab diesen aberwitzigen Plan aber bald wieder auf).
Wenn es dir lediglich um die Ausdrucksweise geht, bitte, mein Fehler."Gekrönter Kaiser"...
Steht wo bzw. sagt wer?Dass man nur durch den Papst oder allenfalls einen Bevollmächtigten des Papstes zum Kaiser gekrönt werden konnte, dieses Bewusstsein ging anscheinend nie verloren.
Das vorhergehende "divina favente clementia" verschwand aber trotzdem nicht.Alle römischen Kaiser nach Karl V. nannten sich nur "erwählter römischer Kaiser",...
Na aber hallo! Wie extrem gerne mal am Beispiel der Medici während der Renaissancekriege:In Tat und Wahrheit habe ich aber dennoch den Eindruck, dass die norditalienischen großen Familien immer wieder, um nicht zu sagen "ihre Fahne nach dem Wind richteten", so doch dem Auf und Ab des Kriegsglücks der beiden Parteien (Valois und Habsburg) Rechnung trugen.feif:
ab 1494 mit Sizilien (citeriore) gegen Frankreich - Kapitulation im gleichen Jahr
ab 1521 mit dem Kaiser, dem Vatikan und England wieder gegen Frankreich
ab 1524 mit Frankreich und dem Vatikan gegen den Kaiser
ab 1529 mit dem Kaiser und dem Vatikan (der Kaiser war auch grad so freundlich die aufständischen Florentiner zu unterwerfen und die Medici zu Herzögen zu erheben)
Schon klar, im Falle der Lombardei und damit im Zusammenhang mit der Bekrönung Karls V. mit der eisernen Krone war er drolligerweise aber weder noch. Formal war die Lombardei zu diesen Zeitpunkt - nach einer kürzeren Besatzung zunächst durch die Franzosen, dann durch die Schweizer - unabhängig (Friede von Madrid), die Sforza in einem Bündnis der italienischen Liga gegen den Kaiser und die Lombardei ziemlich weit oben auf dem Wunschzettel Frankreichs.Reichrechtlich zählte Italien - und zwar "Reichsitalien" bis zur Grenze des Kirchenstaats - zum Heiligen Römischen Reich. Es war aus dem Langobardenreich in Nord- und Mittelitalien hervorgegengen und bildete seit dem Italienzug Ottos I. 951 das "Regnum Italiae". Allerdings wurde die Zugehörigkeit zum Reich seit dem Mittelalter immer schattenhafter, doch betrachteten die norditalienischen Fürsten den Kaiser noch in der frühen Neuzeit formal als ihren Oberlehnsherrn.
Unterscheiden davon muss man die Territorialpolitik der Habsburger in Italien, die sie nicht als Kaiser des HRR ausübten, sondern als Terrorialfürsten. So z.B. bei der Übernahme des Großherzogtums Toskana 1737 vom letzten Medici, was sie nicht in ihrer Funktion als Kaiser taten, sondern als habsburgische Territitorialfürsten. In der Praxis sind diese beiden Funktionen - Kaiser oder habsburgischer Landesfürst - allerdings nicht immer leicht zu trennen.