Das Goldene Zeitalter der Niederlande

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rike

Gast
Hallo ihr Geschichts-Interessierten!
Ich schreibe im Moment meine Facharbeit über das "Goldene Zeitalter" der Niederlande. Meiner Meinung nach ein sehr interessantes Thema!
Ich bin eigentlich auch fast fertig, aber komme nicht so gut mit Einleitung/Fazit voran.
Mein Hauptteil umfasst drei Hauptpunkte 1. Gesellschaft 2. Wirtschaft 3. Kultur (Malerei als Spiegel des Zeitalters). In diesen Punkten gehe dann wieder auf bestimmte Dinge ein (Bsp: Bereich Malerei: den Themenwandel in der Kunst).
Naja in meinem Fazit stelle ich halt fest, dass Kommerzialisierung, Innovation in allen 3 Bereichen vorhanden ist und wie diese 3 Punkte zusammenhängen...Das reicht aber nicht.

Nun mein Problem: Ich hatte heute ein Gespräch mit meinem Lehrer und er hat mir folgende Stichpunkte genannt:
"Modernisierung Europas", "Globalisierung", "Kapitalismus", "Modelcharakter für ges. Europa", "Modernisierung der Kultur Europas für Neuzeit"

Auf diese Stichpunkte soll ich im Fazit noch genauer eingehen, ich wäre sehr dankbar für Gedankenanregungen, Hilfen weil ich irgendwie im Moment nicht weiterkomme...

Vielen Dank, rike
 
Wenn Dein Lehrer diese Stichpunkte nennt, gehört wohl unbedingt die Ostindienkompanie in die Arbeit. Hast Du dazu schon Material?
 
Dein Lehrer spielt wohl darauf an, dass er gerne die europäische Dimension hätte: Wie strahlte diese niederländische Epoche auf ganz Europa aus?

Da lässt sich doch in allen Bereichen etwas sagen. Mode, Kunst, Wirtschaft, Technologie, usw..
 
Damit kommste weiter:

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Niederlande im goldenen Zeitalter: Die Herrschaft der »Pfeffersäcke«

Die Gründung der Vereinigten Ostindischen Kompanie


Im 17. Jahrhundert etablierte sich eine neue Handelsmacht im Konzert der europäischen Kolonial- und Seemächte: die Republik der Vereinigten Niederlande. Gewinne aus Heringsfang und Ostseehandel seit dem ausgehenden Mittelalter sowie aus Stapelmärkten und Seefrachtdiensten, vor allem für Getreide und Schiffsbauholz ab dem 16. Jahrhundert, die Ersetzung der alten Tuchindustrie durch spezialisierte Gewerbezweige und neue, produktionssteigernde Methoden in der Landwirtschaft hatten zu einem überdurchschnittlichen Wachstum der niederländischen Wirtschaft geführt. Als Folge entstanden hoch entwickelte Waren- und Kapitalmärkte, die den Aufstieg der Niederlande zur führenden Handels- und Seemacht in Europa bewirkten. Amsterdam, dessen Bevölkerung im Laufe des 17. Jahrhunderts auf 200000 Einwohner anwuchs, wurde zum bedeutendsten Warenumschlagplatz und Finanzzentrum der Welt. Daneben existierten eine ganze Reihe ähnlich geschäftiger Städte, in denen eine breite bürgerliche Mittelklasse zu Wohlstand, mitunter Vermögen gelangte.

Die Entwicklung des kleinen Landes an Rhein und Maas ist zweifellos auch durch seine republikanisch-föderale Struktur gefördert worden, die sich gegen das vorherrschende absolutistische Prinzip der Zeit richtete und naturrechtlich-demokratischen Tendenzen Vorschub leistete. Eine ebenso wichtige Rolle dürfte die Religion in Form der Lehre Johannes Calvins gespielt haben, die sich seit Mitte des 16. Jahrhunderts durchgesetzt hatte. Die calvinistische Prädestinationslehre, in der weltlicher Erfolg gleichsam als sichtbarer Ausdruck der Erwählung diente, die die Menschen somit zu rastloser Tätigkeit anspornte, war wie geschaffen für die aufstrebende Bürgergesellschaft. Außerdem lebte aber auch der christliche Humanismus eines Erasmus von Rotterdam in der niederländischen Gesellschaft fort. Er offenbarte sich in einer vergleichsweise weltoffenen, toleranten politischen Kultur, wie nicht nur die aufgeklärten Streitschriften der Zeit belegen, sondern auch die Duldsamkeit gegenüber politischen Flüchtlingen aus ganz Europa ausweist.

Wirtschaftliche Blüte und freiheitliche Atmosphäre bildeten wiederum den Nährboden für die geistige Entwicklung, Literatur und bildende Kunst. In der niederländischen Städtelandschaft entfalteten sich ein breit gefächerter Wissenschaftsbetrieb mit einer beachtlichen Buchproduktion, ein ausgeprägtes Kulturleben und ein weit über die Grenzen der Republik ausstrahlendes Kunstschaffen, vor allem in der Malerei, wofür Namen wie Rembrandt, Peter Paul Rubens, Frans Hals und Jan Vermeer stehen. Zeitgenossen und Nachwelt haben dieses Zeitalter gleicherweise mit dem Ausdruck »goldenes Jahrhundert« umschrieben, womit sie eine aus der Antike stammende Formulierung für eine Epoche einzigartiger Schöpfungen in vielen Bereichen übernahmen.

Was den Kolonialhandel betraf, der gewissermaßen den wirtschaftlich-machtpolitischen Schlussakkord des Aufstiegs zur Weltmacht bildete, hatten sich die Niederländer zunächst als Konzessionäre am lukrativen indischen Pfefferhandel der Portugiesen beteiligt. Diese Konstellation änderte sich jedoch in dem Moment, in dem das portugiesische Kontraktsystem die Nachfrage nach asiatischen Erzeugnissen in Europa nicht mehr decken konnte, vor allem aber, nachdem der spanische König Philipp II., aus dessen Herrschaftsbereich man sich gerade zu lösen suchte, 1580 auch die portugiesische Krone übernahm und den Niederländern 1594 alle iberischen Häfen sperrte. Die vermögenden, politisch einflussreichen niederländischen Kaufleute zogen daraus die Konsequenz, dass sie direkte Verbindungen zu den asiatischen Produzenten aufnahmen und ein eigenes Handelssystem in Asien errichteten. Obwohl die Kenntnis der Seewege dorthin einer strengen Geheimhaltungspolitik vonseiten der Portugiesen unterlag, besaßen die Niederländer doch hinreichende kartografische, wirtschaftsgeografische und nautische Kenntnisse. Ein für die damalige Seefahrt so bedeutendes Werk wie der »Spiegel der Seefahrt« von 1584 stammte von dem Niederländer Lucas Jansz. Waghenaer. Sein Landsmann Petrus Plancius, ein calvinistischer Prediger und Schüler Gerhard Mercators, verarbeitete in seinen Karten die neuesten Erkenntnisse des Entdeckungszeitalters. Der wichtigste Informant und zugleich Propagandist eines niederländischen Kolonialexpansionismus in Asien war indessen Jan Huyghen van Linschoten, der als Schreiber des Erzbischofs von Goa systematisch Informationen über das portugiesische Kolonialreich gesammelt hatte. Er veröffentlichte diese 1595 in seiner »Reisebeschreibung der portugiesischen Schifffahrten im Orient« sowie in seinem ein Jahr darauf publizierten autobiografischen »Itinerario«, einer Beschreibung der Seewege nach Asien und der dortigen Märkte und Warenströme. Die Niederländer verfügten ohnedies über mehr Geld und Personal als die Portugiesen. Außerdem waren sie mit ihren technisch und waffenmäßig besser ausgerüsteten Schiffen, den Fleuten (fluyt), allen damaligen Konkurrenten - auch an Zahl - überlegen.

Nachdem zunächst jede Provinz ihre eigene Handelsgesellschaft gegründet hatte - zwischen 1595 und 1601 fuhren insgesamt 65 Kauffahrteischiffe nach Ostasien -, schlossen sich diese Vorkompanien, nicht zuletzt, um sich gegenüber dem iberischen Erzrivalen besser behaupten zu können, aber auch, um einen Preisverfall als Folge des eigenen Wettbewerbs zu vermeiden, am 20. März 1602 zur Vereinigten Ostindischen Kompanie (Ver- enigde Oostindische Compagnie; VOC) zusammen. Die Generalstaaten, das heißt die Abgeordnetenversammlung der sieben niederländischen Provinzen, der Regierungsfunktion zukam, gaben der Gesellschaft ein Patent, das ihr das Monopol für den gesamten Bereich zwischen dem Kap der Guten Hoffnung und der Magellanstraße verlieh mit dem quasi obrigkeitlichen Recht, dort Verträge zu schließen, Land zu erwerben, Kriege zu führen und Festungen zu bauen. Bereits das Gründungskapital der VOC war zehnmal so hoch wie dasjenige der englischen Ostindischen Kompanie. Dividenden konnten nach 1630 regelmäßig ausbezahlt werden - im Durchschnitt der fast 200-jährigen Geschichte der VOC 18,5 Prozent -, und die Gewinne dieses im 17. und 18. Jahrhundert größten Handelsunternehmens der Welt erreichten gelegentlich bis zu 300 Prozent. Kreditformen stellten die anticipatiepenningen sowie Obligationen dar. Erstere waren Gelder, die die Kaufleute als Vorschuss für eine kommende Versteigerung angelaufener Waren in einen Fonds einzahlten und dafür einen Vorrang bei der Versteigerung erhielten. Mit Obligationen sowie den Anteilen, die jeder Bürger zeichnen konnte - die niedrigste Einlage belief sich auf 50 Gulden -, wurde zugleich ein schwunghafter Handel betrieben. Damit hatte sich der Wandel der VOC von einer Gesellschaft mit gemeinsamem Anfangskapital von etwa 6,5 Millionen Gulden zu einer modernen Aktiengesellschaft vollzogen, deren Werte an der Amsterdamer Börse gehandelt wurden. Im Jahr des Westfälischen Friedens 1648 beispielsweise erreichte der Kurs mit 539 Punkten über pari seinen Höchststand.

Die VOC besaß eine ausgesprochen oligarchische Struktur; hatten doch etwa die Kleinaktionäre keinen Einfluss auf die Geschäftsführung, die sich ihrerseits durch Zuwahl ergänzte und ein Vorkaufsrecht für Aktien besaß. Das Leitungsgremium, die berühmte Versammlung der 17 Direktoren (Heren XVII), wurde aus der Mitte patrizischer Amtsträger aus den sechs Kammern Amsterdam, Seeland, Delft, Rotterdam, Hoorn und Enkhuizen bestellt. In Niederländisch-Indien, wie man bald das Kolonialreich nennen sollte, amtierte ein Generalgouverneur. Der namhafteste war zweifelsohne Jan Pietersz. Coen, der in seinen beiden Amtsperioden von 1618 bis 1623 und von 1627 bis 1629 die niederländische Kolonialmacht in Ostasien begründete. Die Generalgouverneure verfügten - erst recht, wenn sie erfolgreich agierten - über einen relativ weiten Spielraum. In den Niederlanden besaß die VOC einen festen Platz im politischen und ökonomischen Gefüge der Republik mit dem Höhepunkt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zwischen 1602 und 1795 sind allein 1450 Schiffe von ihr gebaut worden.


Expansion in Asien

Es sollte euch ehrenwerten Herren aus Erfahrung bekannt sein, dass der asiatische Handel betrieben und beschützt werden muss mithilfe Eurer eigenen Waffen, und diese Waffen müssen aus den Erträgen des Handels bezahlt werden; das heißt, wir können den Handel nicht treiben, ohne Krieg zu führen, und wir können den Krieg nicht führen, ohne Handel zu treiben.« Diese Bemerkungen, die Coen 1614, im gleichen Jahr ernannter »Generaldirektor über alle Handelskontore in Indien« und Verfechter eines niederländischen Siedlungskolonialismus in Südostasien, an die Heren XVII richtete, umschreiben prägnant den kommerziell-militanten Charakter des niederländischen Expansionismus in Asien. In der Tat bestimmten Kriege und Konflikte nahezu die gesamte Geschichte der VOC, die selbst nach der Eroberung von Bantam auf Java und der endgültigen Unterwerfung von Ternate in den Molukken im Jahre 1684 nur vorübergehend abflauten. Allerdings richteten sich die Feindseligkeiten nicht in erster Linie gegen Asiaten, sondern gegen Engländer, Spanier und vor allem Portugiesen. Gegenüber den einheimischen Völkern bevorzugte man die in der kolonialen Expansion bewährte Ausnutzung der Rivalitäten einzelner Fürstentümer und von Thronstreitigkeiten, ohne freilich vor Gewalt zurückzuschrecken.

Zentrales Anliegen der VOC war der Zugang zu den wertvollen Gewürzen Asiens, womit sich das Augenmerk von vornherein auf den Malaiischen Archipel mit den Molukken und den südlich von ihnen gelegenen Bandainseln als den eigentlichen Gewürzinseln richtete. Einen ersten Schritt zum Aufbau des Kolonialreichs machte die Kompanie - nach der Errichtung von Kontoren auf Java, Amboina (Ambon), Ternate, Ceylon (Sri Lanka) und in Japan - mit der Ernennung eines Generalgouverneurs und der Einsetzung eines »Rates von Indien« als Leitungsorgane für Niederländisch-Indien sowie der Errichtung einer Zentrale in Bantam, einem bedeutenden Stapelplatz für asiatische Waren an der Nordostspitze Javas. Da sich der Ort jedoch als Sammelplatz für Schiffe und aus strategischen Gründen als ungeeignet erwies, verlegte man den Sitz des projektierten Kolonialimperiums etwas weiter östlich nach Batavia, dem heutigen Jakarta, das 1619 von Coen gegen die Engländer und einheimische Herrscher gesichert und befestigt wurde.

Als Nächstes stand an, das angestrebte Gewürzmonopol durchzusetzen. Vollständig gelang dies vorerst nur für Muskatnüsse und Muskatblüten, die auf den Bandainseln geerntet wurden und auf europäischen Märkten Höchstpreise erzielten. Bei der Verwirklichung des Muskatmonopols ging die VOC mit geradezu brutaler Härte gegen die Bevölkerung vor. Deren fortgesetzten Widerstand nach bereits erfolgter Kapitulation definierte die Kompanieleitung unter Coen als Rebellion und ließ 47 im Kastell »Nassau« auf Lontor - der größten der Bandainseln - gefangen gehaltene Anführer von eigens dafür angeheuerten Japanern köpfen und vierteilen. Die übrige Bevölkerung, soweit sie nicht bei der Flucht in die Berge verhungert oder erfroren war, wurde deportiert und in die Sklaverei verkauft. Die entvölkerten Eilande besiedelte man mit niederländischen Kolonisten (perkeniers), die ein Stück Land und kompanieeigene Sklaven erhielten und dafür die Produkte ihrer Muskatpflanzungen ausschließlich an die Kompanie abzuliefern hatten. Auf den umliegenden Inseln ließ die VOC alle Muskatnussbäume abholzen. 1622 war das Muskatmonopol erreicht.

Erst etwa 40 Jahre später konnte auf ähnlich gewalttätige Weise das Monopol für Gewürznelken durchgesetzt werden, während dies hinsichtlich der Pfeffergewächse nie gelang; hier musste man sich mit einer Reihe von Kontrakten begnügen.

Das Einsatzgebiet der VOC erstreckte sich überdies auf Indien. Zum Ankauf der Gewürze benötigte die Kompanie unter anderem indische Textilien, aber auch Salpeter und Opium. Sie errichtete daher Faktoreien in Bengalen und an der Koromandelküste, während die Malabarküste selbst Pfeffer an die dortigen Kontore lieferte. Für ihre Niederlassung brauchte die VOC allerdings die Erlaubnis der einheimischen Fürsten. Kontakte nach Persien und zum Roten Meer führten auch dort zu Handelsstützpunkten. Besonders erfolgreich agierte die VOC auf Ceylon. Ihre Etablierung auf der wichtigsten Zimtinsel stand in Zusammenhang mit den großen Operationen gegen die Portugiesen. Nachdem 1641 die Eroberung Malakkas endlich gelungen war, besetzten die Niederländer zwischen 1638 und 1658 die gesamte Küste Ceylons, danach die wichtigsten portugiesischen Stützpunkte an den indischen Küsten.

Nur teilweise oder zeitweilig erfolgreich gestalteten sich die Kontaktaufnahmen mit Japan und China. 1622 scheiterte Coens Versuch, den Portugiesen Macao, das Tor zum Chinahandel, fortzunehmen. Dagegen konnte die VOC von 1624 bis 1662 mit ihrer Festung Zeelandia auf der Insel Taiwan Fuß fassen. Im Hinblick auf den Chinahandel waren die Niederländer mithin auf den einzigen europäischen Zugang über Kanton angewiesen. In Japan durften sie sich nach der Abschließung des Landes im Jahre 1639 als einzige Europäer - für 10000 Gulden Miete pro Jahr - auf der künstlichen Insel Dejima im Hafen von Nagasaki niederlassen. Einmal im Jahr erhielten sie die Erlaubnis zu einem Besuch im Kaiserpalast in Edo, dem heutigen Tokio. Engelbert Kaempfer, ein deutscher Arzt und Naturforscher, der im Dienst der VOC stand, hat über diese von Japan geduldeten Kontakte anschaulich berichtet.

Vorübergehende Handelsstützpunkte besaß die VOC zudem in Birma, Siam, dem heutigen Thailand, und in Tongking, dem nördlichen Teil des heutigen Vietnam. Mit der Sunda- und Malakkastraße beherrschte sie vor allem aber die wichtigsten Durchfahrtsstraßen vom Indischen Ozean zur Javasee und zum Südchinesischen Meer. Als Versorgungsstation für die niederländischen Indienfahrer diente schließlich die von Jan van Riebeeck am 6. April 1652 mit einer Gruppe von 90 Männern, Frauen und Kindern am Kap der Guten Hoffnung eingerichtete Kolonie. Etwa hundert Jahre später lebten in der »Indischen Zeeherberg«, wie die Niederländer die afrikanische Zwischenstation nannten, 4000 verstreut siedelnde Freibauern und 1500 Angestellte der VOC.


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Neu-Niederland in Amerika

Als die Niederländer ihr asiatisches Kolonialimperium errichteten, traten sie weitgehend in die Spuren der Portugiesen, auch hinsichtlich der Seefahrtsrouten. Das war nicht von Anfang an so beabsichtigt. Zunächst hatten sie noch gehofft, auf einer nördlichen, schnelleren Durchfahrt den Weg nach Osten zu bewerkstelligen. Schon in der Zeit der Vorkompanien versuchte eine Expedition unter Willem Barents, »die Königreiche China und Cathay« über eine Route oberhalb des eurasischen Kontinents zu erreichen. Vor Nowaja Semlja musste er aufgeben, ebenso scheiterten zwei weitere Versuche.

1609 erhielt Henry Hudson von der VOC den Auftrag, eine Nordostpassage nach Asien ausfindig zu machen. Entgegen seiner Anweisung suchte der englische Seefahrer jedoch - da sein Versuch, einen nordöstlichen Durchgang zu finden, am Packeis und der meuternden holländischen Mannschaft scheiterte -, den Pazifik durch eine Nordwestpassage zu erreichen. Bei dieser Gelegenheit fand er die Mündung des nach ihm benannten Hudson River, den er bis in die Gegend der heutigen Stadt Albany befuhr, wo er dann erkennen musste, dass es von dort keine Durchfahrt in den Pazifik gab. Während der spätere Entdecker der Hudsonbai wieder in englische Dienste treten musste, errichteten die Niederländer am Endpunkt der Reise Hudsons Fort Nassau, womit sie sich in den Gewinn bringenden Pelzhandel von Franzosen und Engländern in Nordamerika einreihten. Das Zentrum der Handelsaktivitäten verlagerte sich jedoch an den unteren Hudson, wo Peter Minnewit auf der Halbinsel Manhattan 1626 Neu-Amsterdam als Direktionssitz der inzwischen eingerichteten Westindischen Kompanie (West-Indische Compagnie; WIC) gründete.

Das höchst einträgliche Pelzgeschäft, aber auch die Absicht, den Spaniern durch einen fortgesetzten Kaperkrieg militärischen Schaden zuzufügen, hatten 1621 zur Bildung der WIC geführt. Mit den ihr ebenfalls verliehenen quasi-souveränen Rechten und ihrer Struktur stellte sie das amerikanische Pendant zur asiatischen VOC dar. Die Leitung lag in diesem Fall bei 19 Direktoren, den Heren XIX. Mit einem Vertreter der Generalstaaten im Kollegium war allerdings eine stärkere Aufsicht durch die Regierung beabsichtigt, was sich in der Wirklichkeit jedoch als bedeutungslos herausstellte.

Als entscheidender erwies sich hingegen der Gedanke der Siedlungskolonisation, wurden doch in der Republik inzwischen Stimmen laut, die für ein niederländisches Kolonialreich Neu Niederland in der Neuen Welt eintraten. Unter ihnen ragte die des streng calvinistischen Kaufmanns Willem Usselincx hervor, der große Siedlungskolonien einrichten und die in diesen Gebieten lebenden Indianer zum calvinistischen Glauben bekehren wollte. Aber nur sehr zögernd und auf Druck der Generalstände betrieb die WIC seit Ende der 1630er-Jahre eine etwas siedlerfreundlichere Politik. Die Anzahl der europäischen Kolonisten stieg daraufhin zwar an, blieb aber weit hinter den Erwartungen zurück. Zudem verschärften sich mit jedem Fortschreiten der Siedlung die Gegensätze zu den Indianern. Die kurzerhand von dem energischen Generaldirektor Petrus Stuyvesant 1655 vorgenommene Annexion der seit 1638 bestehenden schwedischen Kolonie Neu-Schweden bedeutete zwar eine Erweiterung des am Hudson River gelegenen niederländischen Siedlungsgebiets in Richtung auf den Delaware. Aber die Niederländer vermochten sich ihrerseits nicht gegen die zah- lenmäßig weit überlegenen Engländer zu halten. 1664 gliederten diese problemlos Neu-Niederland in ihr Kolonialgebiet ein und benannten Neu-Amsterdam in New York um.

Eine weitere Zielsetzung, die sich hinter der Gründung der WIC verbarg, betraf das Geschäft des transatlantischen Sklavenhandels und die Beteiligung an der Zuckerproduktion, die seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in Brasilien und der Karibik prosperierte. Nach einigen Rückschlägen gegen die Portugiesen vermochten sich die Niederländer schließlich im Gebiet von Pernambuco (heute Recife) zu etablieren. Erster Gouverneur der ebenfalls Neu-Niederland genannten Kolonie wurde Moritz von Nassau-Siegen, der auch der neu gegründeten Mauritsstad mit ihrem an europäische Höfe erinnernden Kunst- und Wissenschaftsbetrieb den Namen gab. Die geplante Siedlungskolonisation kam indessen nicht zuletzt ob eines Mangels an geeigneten Interessenten nur schwer in Gang. Wenn die Niederländer auch versuchten, gegenüber den Indianern eine aufgeklärtere Politik zu betreiben als die Portugiesen, stand deren Einsatz als Arbeitskräfte auf den Zuckerrohrplantagen und in den Zuckermühlen gleichwohl nicht infrage. Vor allem misslang die Missionierung der bereits von den Portugiesen getauften Indianer völlig. Das niederländische Experiment einer Siedlungs- und Pflanzungskolonie in Brasilien endete schließlich mit der Wiedereroberung Pernambucos durch die von indianischen Kräften unterstützten Portugiesen im Jahre 1654. Als Entschädigung für ihre Besitzungen erhielten die Niederländer in einem 1661 abgeschlossenen Friedensvertrag vier Millionen Cruzados.

Demgegenüber vermochte die WIC ihre Besitzungen in der Karibik nicht nur zu halten, sondern noch auszubauen. Wie bei Engländern und Franzosen bestand ihre anfängliche Hauptbeschäftigung in diesem Raum in Kaperfahrten, für die direkte Kaperbriefe ausgestellt wurden. Nach dem Niedergang des Freibeuterwesens traten das Geschäft mit afrikanischen Sklaven und die Plantagenwirtschaft an die erste Stelle. Schon 1634 hatten die Niederländer den Spaniern Curaçao entrissen und zu einem zentralen Sklavenumschlagplatz ausgebaut. Von hier belieferten sie die Zucker- und Tabakpflanzungen der englischen und französischen Antillen. Von Curaçao aus erfolgte zugleich eine Besitznahme weiterer Antilleninseln.

In größerem Stil betrieben die Niederländer eine auf Sklavenhaltung beruhende Plantagenwirtschaft am unteren Suriname, ein Gebiet, das sie 1667 im Frieden von Breda, der den 2. Seekrieg mit England beendete, definitiv für den Verlust von Neu-Amsterdam zugesprochen bekamen. Da die niederländischen Pflanzungen in Niederländisch-Guayana, die Zucker, Kaffee und Kakao produzierten, eher größeren Bauernhöfen glichen, gestaltete sich das Verhältnis zu den zahllosen Haussklaven zwar etwas persönlicher als auf den englischen und französischen Großplantagen, letztlich jedoch kaum weniger inhuman.

Die Verbindung zwischen den südamerikanischen und karibischen Kolonien der Niederländer und ihren afrikanischen Handelsstützpunkten stellte der transatlantische Sklavenhandel her. 1637 eroberten die Niederländer Elmina, die bedeutendste Niederlassung der Portugiesen an der afrikanischen Westküste. Damit fielen ihnen sowohl die dort ankommenden Goldlieferungen aus dem Innern Afrikas als auch der von dort in die Neue Welt gehende Sklaventransport in die Hände. Anfang der Vierzigerjahre kamen weitere bedeutende Sklavenhandelsplätze hinzu, so Luanda in Angola und die Insel São Tomé im Golf von Guinea. Über eine halbe Million Sklaven sind vom Beginn des 17. Jahrhunderts an bis in das 19. Jahrhundert auf niederländischen Schiffen in die Neue Welt gebracht worden, was einen Anteil von ungefähr fünf Prozent am Gesamtumfang des europäischen Sklavenhandels ausmacht. Auf diesen Sklavenhandel, dessen Profitrate bei einem durchschnittlichen Wert von fünf Prozent lag, beschränkte sich das Geschäft der WIC seit 1674 weitgehend, nach 1730 erlosch auch dieses Monopol. Die Dividenden sanken bis auf Werte zwischen 2,5 und 1,5 Prozent, ab 1784 erfolgte überhaupt keine Zahlung mehr. 1791 löste sich die Gesellschaft auf.


Handel und Herrschaft

Während die Westindische Kompanie mit Massenerzeugnissen der Plantagenwirtschaft handelte und in begrenztem Umfang Siedlungskolonisation betrieb, war die Vereinigte Ostindische Kompanie auf den Handel mit Luxusgütern spezialisiert. Die VOC war aber nicht nur ein Instrument des Handels, sondern auch der Herrschaft. Territoriale Machtentfaltung blieb anfangs noch auf Küstenregionen und einzelne Stützpunkte beschränkt. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts rückte jedoch Java, die kleinste der Großen Sundainseln, immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Damit wuchs die Bereitschaft, in innerjavanische Konflikte einzugreifen. Nachdem die Küstenregentschaften durch Verträge und Konzessionen gebunden waren, gelangte auch das mächtige Großreich Mataram in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts immer mehr in Abhängigkeit von der VOC. Gleichwohl beschäftigten die drei Javanischen Erbfolgekriege die Kompanie noch die gesamte 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, bevor ihr der letzte Herrscher von Mataram schließlich die Souveränität über ganz Zentraljava übertrug. Außerhalb Javas und der eigentlichen Gewürzinseln war territoriale Herrschaft eher gering. Auf Sumatra wurde nur die Westküste beherrscht, intensive Kontakte zu anderen Inseln wie Borneo fielen gar erst in das 19. Jahrhundert.

Wenn auch auf den Schiffen der VOC und ihren Stützpunkten in Asien die Todesraten noch sehr hoch lagen - einer von drei Angestellten kehrte in der Regel nicht zurück -, gab es doch weit mehr Bewerber als Stellen. 1750 standen 35000 Angestellte auf den Lohnlisten der VOC, die sich für drei beziehungsweise fünf Jahre verpflichtet hatten. Die Hälfte des Personals war auf Java und Ceylon eingesetzt, davon die meisten, entsprechend dem kriegerischen Charakter der VOC, als Soldaten. Bei einer Großzahl der VOC-Angestellten handelte es sich um Ausländer. Der Schiffschirurg Nicolaas de Graaf schrieb in seinem »Oost-Indise Spieghel«, Ostindien sei ein Zufluchtsort für Skandinavier, Dänen und vor allem Deutsche, »allerhand Muffel, Trottel, Flegel, Hollandgänger und andere grüne Kaschuben, denen das Gras noch zwischen den Zähnen steckt«. Neben dem »Pöbel« (grauw) bildeten die Kaufleute, Chirurgen, Ingenieure und Prädikanten eine gewisse Mittelschicht, während an der Spitze eine sich großenteils durch Günstlingswirtschaft ergänzende und vielfach auf Selbstbereicherung bedachte Beamten- und Kaufmannsaristokratie stand.

Administratives, kommerzielles und maritimes Zentrum des seegestützten Imperiums der Niederländer in Südostasien war Batavia, mit dem Generalgouverneur und dem Indienrat Sitz der »Hohen Indischen Regierung«. Ihr unterstanden die regionalen Gouverneure, Direktoren und Kommandeure der Stützpunkte sowie die Residenten bei den einheimischen Fürsten. Um 1700 lebten etwa 70000 Einwohner, hundert Jahre später etwas mehr als die doppelte Anzahl in der Stadt, die den Niederländern schon wegen ihres Amsterdam ähnlichen Charakters mit den heimischen Grachten als »Königin der östlichen Meere« galt. Die Kaufmannsaristokratie wohnte allerdings in Villen mit großen Parks in gesünder gelegenen Gebieten außerhalb der Stadtmauern. Nur wenige Kolonisten betrieben als »Freibürger« eine Siedlungskolonisation, unterstützt von afrikanischen und indischen Sklaven. Die große Masse der Fremden waren Chinesen, die als Kaufleute, aber auch als Steuer- und Zollpächter ein höheres Ansehen genossen als die allgemein verachteten Einheimischen. Das hinderte viele Europäer indes nicht, »Indianerinnen« als Frauen zu nehmen, die aber keine Chance besaßen, bei einer Rückkehr ihrer Ehemänner in die Niederlande mitgenommen zu werden.

Eine tiefer gehende kulturelle Begegnung fand kaum statt, was sich auch in dem geringen Missionsbetrieb niederschlug. Zwar hatte die VOC 1622 ein eigenes Predigerseminar, das »Seminarium Indicum«, eingerichtet, aber es diente in erster Linie der geistigen Versorgung und Disziplinierung der VOC-Angestellten. Wo sich die Niederländer definitiv durchgesetzt hatten, wie auf Amboina und Ceylon, verließen sie jedoch ihr Prinzip der strikten Trennung von Politik beziehungsweise Handel und Religion. Sie gingen mit ähnlicher zelotischer Härte wie die Portugiesen gegen die religiös-kulturellen Einrichtungen der Einheimischen vor, indem sie buddhistische Tempel zerstörten und den Gemeinden die protestantisch-calvinistische Religion aufzwangen. Wo Teile der Bevölkerung bereits von den Portugiesen zum Katholizismus bekehrt worden waren, zwangen sie diese sogar zu einer erneuten Konversion. Auf diese Weise existierte im 17. und 18. Jahrhundert eine holländische Kolonialkirche neben einer katholischen Untergrundkirche.

Daneben stehen immerhin einige beachtliche kulturelle Leistungen der Niederländer. Mitarbeiter der VOC leisteten bedeutende Beiträge zur europäischen Kenntnis Asiens. In diesem Zusammenhang entstand eine umfangreiche Literatur, zum Beispiel Wörterbücher, Abhandlungen über die asiatischen Religionen und Lebensformen sowie Beschreibungen der Tier- und Pflanzenwelt. Namentlich Schiffsärzte und Geistliche widmeten sich der Schilderung von Land und Leuten. Der reformierte Pfarrer und Missionar François Valentijn gab zwischen 1724 und 1726 ein neunbändiges enzyklopädisches Werk über Ostindien heraus, das über Politik, Alltag, Kultur und Religion im Archipel berichtete.

Zum bekanntesten Gelehrten des asiatischen Kolonialreichs wurde Georg Everhard Rumphius, ein Deutscher, der 49 Jahre als Angestellter und Verwalter im Dienst der VOC auf Amboina und den Molukken lebte. Seine Arbeiten zur Tier- und Pflanzenkunde, zur Mineralogie, Geografie und Paläontologie der Molukken bildeten lange Zeit die Grundlage europäischer Wissenschaft zu diesem Raum. Das Gleiche gilt mit Blick auf Indien für das zwölfbändige, zwischen 1678 und 1703 erschienene pflanzenkundliche Werk »Hortus Indicus Malabaricus« des Barons Hendrik Adriaan Reede tot Drakestein. Das Verlangen des breiten Publikums nach exotischer Literatur befriedigten dagegen so viel gelesene Autoren wie Olfert Dapper und der wesentlich gründlichere Johan Nieuhof, in deren Darstellungen noch zahlreiche Klischees des traditionellen Asienbildes fortlebten.


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Der Niedergang der Vereinigten Ostindischen Kompanie

Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen verzichtete die VOC sowohl auf eine Siedlungskolonisation als auch auf eine eigene Produktion. Im Mittelpunkt stand der Handel, den man entweder kraft eigener Eroberung beherrschte oder der auf erzwungenen Exklusivverträgen oder Vereinbarungen zum beiderseitigen Nutzen beruhte. Dort, wo die Kompanie die Macht besaß, wurde die Produktion monopolisiert, limitiert und reglementiert. Bei einer Überproduktion wurden Teile der Pflanzungen verwüstet, mitunter die Bevölkerung ausgerottet, verjagt oder umgesiedelt. Regelmäßige Inspektionsreisen mit der Vernichtung »illegaler« Produkte, das hongitochten, sorgten für die Einhaltung der aufgezwungenen Kontrakte.

Dennoch besaß die VOC keineswegs ein allumfassendes Monopol, nicht einmal im Seeverkehr. Etwa im Hinblick auf die Versorgung Batavias mit Reis blieb sie auf die asiatischen Händler und Transporteure angewiesen. In Indien, China und Japan waren die Niederländer ohnehin allenfalls geduldete Gäste. Auch die Schifffahrt der Asiaten hat die VOC - mit Ausnahmen - nicht ruiniert, eher durch ihre Nachfrage das Gegenteil bewirkt. Bei einigen Produkten errang die Kompanie eine Vorrangstellung im Handel, selten - wie bei den Gewürznelken - ein Monopol. Im Pfefferhandel besaß sie eine starke, aber keine marktbeherrschende Position. Überhaupt wurden die meisten Gewürze im innerasiatischen Verkehr umgeschlagen. Der »Handel von Indien nach Indien« galt auch für Textilien vom indischen Subkontinent, Edelmetalle aus Japan, Zinn aus Malakka, Porzellan aus China, Sandelholz von Timor und Solor sowie Elefanten aus Ceylon. Lukrativ war nicht zum wenigsten der Opiumhandel.

Nach 1680 verschlechterte sich erstmals die Situation für die VOC. Während die Pfefferpreise in Europa sanken, stieg die Nachfrage nach Textilien aus Indien, Kaffee aus Mokka und Tee aus China. Die Kompanie verfügte aber zum einen über zu wenig Edelmetall zum Ankauf dieser Produkte in Asien - was zu ständigen Kreditaufnahmen führte -, zum anderen hatte sie sich bei diesen nicht monopolisierten Produkten mit der Konkurrenz, vor allem dem Indien- und Chinahandel der Engländer, auseinander zu setzen. Eine wirtschaftliche Umorientierung auf den Inseln Java und Madura brachte vorübergehende Besserung. Da sich das Prinzip des Monopolhandels, mit möglichst geringen Quantitäten gefragter Produkte Maximalpreise zu erzielen, nicht mehr halten ließ, mussten größere Mengen produziert werden. Unter diesen veränderten Vorzeichen wurden erstmals auch landesfremde Kulturen wie die Kaffeepflanze auf Java eingeführt. Das Zentrum des Kaffeeanbaus lag im Priangan im südwestlichen Java. Das dort praktizierte Preanger-stelsel verpflichtete die Bevölkerung zur Abgabe landwirtschaftlicher Produkte, und hier vor allem von Kaffee, in Form von verplichte leveranties, das heißt zu Zwangslieferungen festgelegter Kontingente bei niedrigsten Preisen. Gleiches galt für Zucker und Indigo.

Trotz einer vorübergehenden Verbesserung der finanziellen Situation der VOC, die bis in die 1730er-Jahre währte, beruhten ihre Einkünfte im 18. Jahrhundert nur noch zu 60 Prozent auf dem Handel, der Rest kam aus Steuern, Zöllen und Vergütungen für die Überlassung des Opiumhandels. Die wachsenden Kosten des überseeischen Herrschafts- und Verwaltungsapparates bedeuteten eine immer stärkere Belastung für die Kompanie. Fehler in der Geschäftsführung im Mutterland sowie die allgemeine Korruption und Bereicherung der Beamten durch einen ausgedehnten Privathandel in Asien förderten den Niedergang. Den Todesstoß versetzten der angeschlagenen Kompanie aber der 1780 ausbrechende Krieg mit Großbritannien sowie schließlich französische Revolutionstruppen, die im Bündnis mit der demokratisch-bürgerlichen Patriotenpartei die Batavische Republik begründeten. Da die VOC als Repräsentantin der konservativen niederländischen Oligarchie schlechthin galt, ging am 31. Dezember 1799 das hoch verschuldete Unternehmen samt seiner asiatischen Besitzungen in das Eigentum der Republik über.

Nach Beruhigung der revolutionären Situation in Europa und einer Einigung mit dem britischen Mitkonkurrenten in Asien - die Briten erhielten 1824 die Malaiische Halbinsel, die Niederländer den Malaiischen Archipel - begann der niederländische Kolonialstaat, den einheimischen Herrschern gegenüber Souveränität nach dem Muster des modernen europäischen Machtstaates zu demonstrieren. Der vollständigen Unterwerfung Javas Ende der Zwanzigerjahre folgte mit Beginn der Dreißigerjahre die militärische Eroberung der zentralen Hochländer der Inseln, vor allem auf Sumatra, Borneo und Celebes. Gleichzeitig wurde, dem Vorbild der monopolistischen Anbaupolitik der VOC und dem Muster des systematischen Kaffeeanbaus im Priangan folgend, von Generalgouverneur Johannes van den Bosch das Kultursystem (cultuurstelsel) eingeführt, ein Zwangsanbausystem für Exportprodukte wie Kaffee, Zucker, Tabak und Indigo, verbunden mit einem Handelsmonopol des Kolonialstaates. Um die Jahrhundertmitte gehörte Niederländisch-Indien zu den ertragreichsten Kolonien der Welt, dessen Einnahmen ein Drittel des niederländischen Staatshaushalts ausmachten.

Prof. Dr. Horst Gründer
Brockhaus"

Viel Spass mit deinem Fazit. :)
Ahoi, LG, lynxxx
 
Die Generalstaaten der Niederlande waren in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der am dichtesten bevölkerte und kosmopolitischste Staat Europas. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatten Amsterdam und Rotterdam Antwerpen den Rang abgelaufen. Selbst die Spanier mußten im Niederländischen Unabhängigkeitskrieg Nachschub und Güter bei den Holländern einkaufen, der berühmt berüchtigte Handel op de vijnd. In Amsterdam kam das Versicherungswesen auf, Banken und Börsen begannen mit Krediten zu handeln, es bildeten sich multinationale Konzerne wie die Oost und Westindia Compagnie. Es kamen Frachtformulare auf. Amsterdam waren Zentren des Handels, ebenso wie der Wirtschaftsspionage. In Zandam wurden die modernsten Schiffe Europas gebaut. Dorthin reiste auch Zar Peter I., um dort den Schiffsbau von der Pike auf zu lernen. Im Güterverkehr besaßen die Holländer fast das Monopol, sie besaßen 4000 Kauffahrer, mehr als alle anderen Staaten Europas zusammen. Auch in der Landwirtschaft waren die Holländer führend. Durch ein ausgeklügeltes Entwässerungssystem hatte man Land dem Meer abgewonnen. Während in Europa die Landwirtschaft meist nur den Eigenbedarf decken konnte, war ein holländischer Bauer bereits in der Lage, zwei Mitbürger ernähren zu können. Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ aus den Niederlanden Kolonisten kommen.
Selbst militärisch waren die Generalstaaten eine Großmacht. Sie unterhielten eine Armee von mehr als 100.000 Mann und die zweitgrößte Kriegsflotte. Der zähe Widerstand, den die Holländer im Krieg gegen Louis XIV. leisteten, erregte in ganz Europa Bewunderung. Als die Franzosen schon bis in Sichtweite der Kirchtürme von Amsterdam vorgerückt waren, ließ Willhelm von Oranien die Deiche durchstechen. In Kunst und Wissenschaft glänzten die großen niederländischen Meister Van Dyk, Rembrandt van Rijn, Frans Hals, Vermeer u.a. Leuvenhoek und entdeckte 1678 die Spermazellen. Bekannter als er oder der Philologe Lipsius, wurden Baruch de Spinoza und Hugo Grotius, der Begründer des modernen Völkerrechts.
 
Ich mußte gerade beim lesen von lynxxxs Beiträgen an den Kaffeehandel der Niederländer denken. Lange Zeit war das einzige Anbaugebiet der Jemen, der Mokka hat heute noch seinen Namen von einem jemenitischen Hafen. Die Holländer schalteten sich zunächst in den Zwischenhandel ein und dominierten bald den Kaffeehandel innerhalb des Osmanischen Reichs. Es waren auch die Holländer, die die ersten Kaffeepflanzen in der Karibik kultivierten. Sie verstanden es übrigens, die Kaffeesamen zu imprägnieren, so daß sie keine keimfähigen Samen produzierten, ähnlich wie die Grassamen heute. Einem Franzosen gelang es als erster, Kaffeesamen von den niederländischen Antillen zu schmuggeln, in einem Blumenstrauß, den ihm eine Botschaftergattin geschenkt hatte.
 
Horst Gründer ist ein exzellenter Kenner der Kolonialgeschichte. Ich habe ihn in Münster selbst oft gehört, gebe aber zu bedenken, dass er nicht immer unumstritten in seinen Ansichten ist.
 
ja, zur VOC habe ich schon einiges geschrieben, aber ich werde mir das alles hier mal durchlesen! also vielen DANK an euch!!! :)
 
Halli hallo ihr Geschichtsinteressierten,

ich habe ein großes Problem. Ich soll ein Referat mit 3 anderen Kumpels über das goldene Zeitalter der Niederlande halten. Ich hab den Teil "Kolonien". Aber ich finde dazu einfach nichts brauchbares im Netz. Mein Kumpel hat das Thema "VOC" . Daher fällt das auch schonmal weg. Ihr seid so ziemlich meine letzte Hoffnung. Vielleicht habt ihr ein paar Links für mich? Ideen? Wissen? Alles was euch so einfällt. Wäre euch seeeeehr dankbar.

lg
 
Die Niederlanden im "Gouden Eeuw"

Unbedingt lesen, Conrad Busken Huet, Het Land van Rembrandt(Teil 2,
Kapitel 2):
DBNL . Cd. Busken Huet, Het land van Rembrand
Ich habe leider keine Zeit um das für dich zu übersetzen. Hier kannst du
das selber versuchen:
Google bersetzer

Ökonomische Aspekte :
J.G. van Dillen, Van Rijkdom en Regenten (Den Haag 1970),
oder Ähnliches:
http://www.lowcountries.nl/2003-9.pdf
http://books.google.de/books?id=FsX1aGqPkNAC&pg=PA128&lpg=PA128&dq=J.G.+van+Dillen,+Van+rijkdom+en+regenten&source=web&ots=zuqtNDGFTq&sig=lsn6a2VaiRgXFgQArhNxiz-bFjk&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=1&ct=result#PPA129,M1
The Economic Origins of Cleanliness in the Dutch Golden Age by Bas van
Bavel and Oscar Gelderblom, Utrecht University
http://www.lowcountries.nl/antwerpen2008/2008_antwerpen_bavel.pdf

Auch hier schauen (Table 1. + 2.):
Van Zanden J. L. (2002) The revolt of the early modernists and the first modern economy Economic History Blog
http://deepblue.lib.umich.edu/bitstream/2027.42/51011/1/237.pdf

Entwicklung der Bevölkerung:
B.H. Slicher van Baths, De demografische ontwikkeling tijdens de
Republiek auch erhältlich in der Gesamtausgabe Vaderlands Verleden in
Veelvoud(Den Haag 1978) oder
The prices of the most important consumer goods, and indices of wages
and the cost of living in the western part of the Netherlands, 1450-1800
by Jan Luiten van Zanden
Prices and wages and the cost of living in the western part of the Netherlands, 1450-1800


Landwirtschaft:
Jan de Vries, The Dutch Agrarian Economy in the Golden Age, 1500-1700
(New Haven, 1974), auch
http://eh.net/XIIICongress/cd/papers/25deVries412.pdf

Allgemein:
WHKMLA : History of the Netherlands : Golden Age, 1609-1650
http://www.verlagdrkovac.de/pdf/0375/0375_5.pdf
International Socialism: The Dutch Revolt: a social analysis

Hier ist die ganze Geschichte in einem Videofilm(ganz unten), Leven in de
Gouden Eeuw,von ca. 7 min. zusammengefasst.
Schooltv: Vroeger & zo - Werkstuk
voorbeeld frames

Liste der niederländischen Kolonien:
Lijst van Nederlandse koloniën - Wikipedia
 
Hallo,
Weiß jemand von euch was der Begriff "Goldenes Zeitalter" in der Geschichte der Niederlande in Politik, wirtschaft und Kirche bedeutet?
 
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