Frauen die sich als Männer verkleiden

Theophano

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Das Thema mag sich komisch anhören, und aufgrund der vielen historischen Romane, in denen es vorkommt, ist es vielleicht auch langsam nervig, aber mir ist gerade die Frage gekommen, ob es wirklich Fälle gab, in denen sich Frauen als Männer verkleidet haben, um etwa in den Krieg zu ziehen o.ä. (etwa wie man es aus 'Der Herr der Ringe' bei Eowyn kennt). Und damit meine ich jetzt nicht die allseits bekannten Geschichten von Jeanne d'Arc oder der (fiktiven) Päpstin Johanna (die durchaus als Frau an Bildung hätte gelangen können, denn Frauen war ja zu ihren 'Lebzeiten' möglich, Bildung in Klöstern zu erlangen, sie waren nicht, wie Donna Cross uns weismachen will, davon gänzlich ausgeschlossen, sodass sie nur als Jungen verkleidet in Männerklöstern an Bildung kamen:nono:), sondern andere Geschichten oder auch in Quellen verbürgte Personen, die in einem solchen Zusammenhang auftauchen. In einer Vorlesung vor zwei Jahren hat ein Professor von mir einmal genau auf so einen Fall angespielt, in meinen Aufzeichnung von damals finde ich noch den Namen "Hildegard von Schönau", den ich mir aus diesem Anlass notiert habe, aber ich finde dazu nichts im Internet:confused:. Wisst ihr von solchen Geschichten?
 
, in meinen Aufzeichnung von damals finde ich noch den Namen "Hildegard von Schönau", den ich mir aus diesem Anlass notiert habe, aber ich finde dazu nichts im Internet:confused:. Wisst ihr von solchen Geschichten?

Zu Deiner Notiz:

Sollte es in der Vorlesung um Bildung von Frauen im MA gegangen sein, "dechiffriert" der erste Google-Eintrag vielleicht bereits Deine Notiz:

Elizabeth von Schönau , die mit Hildegard von Bingen in Kontakt stand:

Willkommen auf der Homepage des Klosters Schnau
 
Ja die hab ich auch gefunden, aber das is ja ne Heilige... und in der Vorlesung ging es um Lesen und Schreiben im Mittelalter und den Zugang von Frauen dazu, zumindest im diesem Teilabschnitt der Veranstaltung. Und irgendwie is der der Prof eben auf diesen Namen mit Hildegard von Schönau gekommen. Vielleicht habe ich ihn auch falsch notiert, aber da war was in die Richtung, von wegen dass sich Frauen als Männer verkleiden, angelehnt eben an die Päpstin, die das ja auch tun muss (das Beispiel hat er angeführt in dem Sinne, dass Frauen das ja gerade nicht tun mussten). Aber in dem anderen Beispiel ging es eben darum, dass eine Frau sich aus kriegerischen Absichten verkleidet hatte.
 
Die sind auch nicht uninteressant. Aber dann scheint es wohl im Mittelalter kein solches Phänomen gegeben zu haben... oder in den Quellen wird keines überliefert?
 
In der Seeschlacht von Lepanto, 1571, befand sich an Bord des spanischen Flaggschiffes eine als Arkebusier verkleidete Flamencotänzerin namens Maria de la Bailadora. Sie hatte ihren Geliebten in den Krieg begleitet. Sie soll eine der Ersten gewesen sein, die mutig mit dem Schwert in der Hand die gegnerische Galeere enterte.

Ist zwar kein Mittelalter mehr aber sicher gab es solche Fälle auch in früheren Zeiten.
 
Das Thema mag sich komisch anhören, und aufgrund der vielen historischen Romane, in denen es vorkommt, ist es vielleicht auch langsam nervig, aber mir ist gerade die Frage gekommen, ob es wirklich Fälle gab, in denen sich Frauen als Männer verkleidet haben, um etwa in den Krieg zu ziehen o.ä. (etwa wie man es aus 'Der Herr der Ringe' bei Eowyn kennt). Und damit meine ich jetzt nicht die allseits bekannten Geschichten von Jeanne d'Arc oder der (fiktiven) Päpstin Johanna (die durchaus als Frau an Bildung hätte gelangen können, denn Frauen war ja zu ihren 'Lebzeiten' möglich, Bildung in Klöstern zu erlangen, sie waren nicht, wie Donna Cross uns weismachen will, davon gänzlich ausgeschlossen, sodass sie nur als Jungen verkleidet in Männerklöstern an Bildung kamen:nono:), sondern andere Geschichten oder auch in Quellen verbürgte Personen, die in einem solchen Zusammenhang auftauchen. In einer Vorlesung vor zwei Jahren hat ein Professor von mir einmal genau auf so einen Fall angespielt, in meinen Aufzeichnung von damals finde ich noch den Namen "Hildegard von Schönau", den ich mir aus diesem Anlass notiert habe, aber ich finde dazu nichts im Internet:confused:. Wisst ihr von solchen Geschichten?


Zwar ebenfalls nicht mehr Mittelalter, doch zwei legendäre Piratinnen gelangten inkognito zur (un)christlichen Seefahrt. Mary Read wurde von ihrer Mutter als Junge ausgegeben, weil sie so eine Sonderrente einstreichen konnte. Später zog Mary, als Mann verkleidet mit der Armee des Herzogs von Marlborough in den Spanischen erbfolgekrieg nach Flandern und schloss sich wieder inkognito der Crew des Freibeutzers Jack Rackham an, wo sie Anne Bonney kennen lernte. In den Piratenstatuten waren Frauen eigentlich als Besatzungsmitglieder verboten,weil die sage ging, dass Frauen Unglück bringen und noch mehr Ärger, als Klabautermänner.
 
Die sind auch nicht uninteressant. Aber dann scheint es wohl im Mittelalter kein solches Phänomen gegeben zu haben... oder in den Quellen wird keines überliefert?
Aus meiner Sicht ist zu bedenken: Bis zum Ende des Mittelalters war Kriegführung Sache einer "Kriegerkaste". Sich in diese unbekannterweise einzuschleichen, war kaum möglich. Erst mit den Söldnerheeren und später der "Volksbewaffnung" im Gefolge der Französischen Revolution hatte frau eine Chance zu sagen: "Hallo, ich bin der Fritz. Darf ich mitmachen?"
 
In der Seeschlacht von Lepanto, 1571, befand sich an Bord des spanischen Flaggschiffes eine als Arkebusier verkleidete Flamencotänzerin namens Maria de la Bailadora. Sie hatte ihren Geliebten in den Krieg begleitet. Sie soll eine der Ersten gewesen sein, die mutig mit dem Schwert in der Hand die gegnerische Galeere enterte.

Ist zwar kein Mittelalter mehr aber sicher gab es solche Fälle auch in früheren Zeiten.

Erscheint María la Baila(d)ora auch in irgendwelchen Quellen vor 1992? Damals erschien namlich La otra mano de Lepanto mit María in der Hauptrolle. Der Titel bezieht sich natürlich auf Cervantes, der in der Seeschlacht eine Hand verlor, die mexikanische Autorin dieses Romans versucht auch Cervantes' Stil zu imitieren.
 
Hier ein historischer Roman zu einem Fall des 16. Jahrhunderts:
Astrid Fritz: Die Vagabundin.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Erscheint María la Baila(d)ora auch in irgendwelchen Quellen vor 1992?
Ich habe mehrere Bücher, die sich mit Lepanto befassen. Manche aus den sechziger Jahren. Dort steht die Episode mit der Tänzerin überall drin. Es soll aus dem Bericht Don Juan de Austrias stammen. Z. B. "Die Venezianer" von Colin Thubron ,deutsche Ausgabe 1981: Zitat: " Auf der Real stellte sich heraus, dass einer der Arkebusiere eine Frau war, genannt Maria la Bailadora. Sie ging mit einem Enterkommando an Bord der Sultana, tötete im Handgemenge einen Türken und erhielt zum Lohn später die Erlaubnis in ihrem Regiment zu bleiben."
Ich muss mal nachsehen ob Furttenbach die Episode auch berichtet.
 
Bis zum Ende des Mittelalters war Kriegführung Sache einer "Kriegerkaste".
Nur was die Führungspositionen betraf, da blieben die adligen Ritter unter sich. Aber der größte Teil auch eines mittelalterlichen Heeres bestand ja aus nicht-adligen Kämpfern und Hilfskräften, da waren Frauen im Prinzip genauso möglich wie später.
 
Nu ja, sich in einem Heerlager als Frau als Mann zu verkleiden... ob das funktioniert? Stimme, Verhalten, Körperbau, die kleinen Nöte in einer Intimität kaum zulassenden Umgebung - da müsste man schon sehr geschickt und voller Testosteron sein, um nicht aufzufallen.
 
Es geht ja erstmal darum, wie das bewerkstelligt werden soll.

Sprechen wir von einem Aufgebot eines sagen wir Ritters, der seine Bauern versammelte? Der kannte seine Pappenheimer und diese sich gegenseitig.

Wenn dann könnte ich mir das am ehesten im Zusammenhang mit einem Söldnerheer vorstellen, wo die Wahrscheinlichkeit sich irgendwie anwerben zu lassen, dann doch größer war. Ich frage mich dann aber eher nach der Motivation und wie das klappen sollte, v.a. wenn die Söldner ihre Waffen und Ausrüstung evtl. selber zu stellen hatten.
 
Das Thema mag sich komisch anhören, und aufgrund der vielen historischen Romane, in denen es vorkommt, ist es vielleicht auch langsam nervig, aber mir ist gerade die Frage gekommen, ob es wirklich Fälle gab, in denen sich Frauen als Männer verkleidet haben, um etwa in den Krieg zu ziehen o.ä. (

Eines der bekanntestens Beispiele für mutige Frauen, die in Männerkleidern unerkannt in den Krieg zogen, ist Eleonore Prochaska. Sie wurde 1785 in Potsdam geboren und begeisterte sich schon früh für die Freiheitskriege gegen Napoleon. Somit meldete sie sich als Mann verkleidet zur Truppe, wurde auch eingesetzt und 1813 in der Schlacht an der Göhrde schwer verwundet. Als ein Feldscher ihre Wunden versorgen wollte, wurde ihre wahre Identität entdeckt, doch erlag sie leider wenige Wochen später ihren Verwundungen. Ihrem Bruder schrieb sie:

Wir exerciren, tirailliren und schießen recht fleißig, woran ich sehr viel Vergnügen finde ... Meiner Klugheit kannst du zutrauen, dass ich unerkannt bleibe.
In der Folge wurde sie als "Heldenjungfrau" gefeiert, als "Jeanne d'Arc von Potsdam" verehrt und Beethoven komponierte sogar eine ihr gewidmete Bühnenmusik.

Daneben gab es u.a. Katharina Lanz und Anne Lührung, die sich zur Truppe meldeten, deren Identität allerdings schon zuvor entdeckt wurde.

Eleonore Prochaska ? Wikipedia
 
Nu ja, sich in einem Heerlager als Frau als Mann zu verkleiden... ob das funktioniert?
Dürfte zwar schwierig sein, ist aber wohl immer wieder mal gelungen. Natürlich sollte die Frau nicht ausgeprägt weiblich wirken. Gibt es ja immer wieder mal, daß die Figur etwas kräftiger und/oder die Stimme etwas tiefer ist. Und da es früher ja keine wirkliche Altersgrenze gab, war "Knabe" natürlich immer eine mögliche Rolle.

Funktioniert natürlich dann am besten, wenn in der entsprechenden Zeit Hygienie klein geschrieben bzw. die Kleider fast nie ausgezogen wurden.
 
Wenn dann könnte ich mir das am ehesten im Zusammenhang mit einem Söldnerheer vorstellen, wo die Wahrscheinlichkeit sich irgendwie anwerben zu lassen, dann doch größer war.
Richtig. Und dafür gibt es ja schon im Mittelalter genug Optionen, später noch viel mehr.

Ich frage mich dann aber eher nach der Motivation und wie das klappen sollte, v.a. wenn die Söldner ihre Waffen und Ausrüstung evtl. selber zu stellen hatten.
Die Motivation könnte oft alleine schon dadurch gegeben sein, daß keine vernünftige Alternative da ist. Gerade im Krieg, wenn die normale Lebensumgebung vielleicht zerstört worden ist.
Oder "Abenteuerlust", wobei ich das weit fassen würde in dem Sinne, daß verkleidet abhauen für Mädchen wohl die einzige Option überhaupt war, ihre Lebenssituation zu verändern (man denke da mögliche Gründe wie dörfliche Enge, Familienprobleme, Zwangsheirat, wirtschaftliche Not).

Was Waffen und Ausrüstung betrifft, so sind die Probleme für verkleidete Frauen ja dieselben wie für Männer. D.h. wenn es nicht bei einer regulären Söldneranwerbung etwas gab, mußte man sich wohl quasi hochdienen, vom unbewaffneten Hilfsknecht durch Plünderung bis zum "echten" Soldaten.
 
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