Aber dann müßten die heftigsten Kampfspuren doch eher bei der Nachhut und nicht am Wall zu finden sein ?
Ich habe keinen Überblick über die archäologische Fundlage. Meine laienhafte Skepsis begründet sich auf der Vorstellung, dass es unwahrscheinlich sein dürfte, allein anhand einer Fundlage auf Brennpunkte der Schlacht zu schließen, wenn das Schlachtfeld 2000 Jahre anthropogenen und geogenen Einflüssen ausgesetzt gewesen ist. Es dürfte selbst bei jüngeren Schlachten scheitern, den Ablauf anhand von Bodenfunden nach Jahrhunderten zu rekonstruieren (ich denke da wieder an Austerlitz und den dortigen Ablauf mit Berg/Senke/Teiche), und auf Schwerpunkte zu schließen.
Aber die Vorstellung kann natürlich falsch sein.
Die Spuren am Wall deuten doch eher daraufhin, das die Römer hier, zumindest zeitweise die Initiative hatten.
Bei einem "Zugriff" während der Passage entspräche das der militärischen Logik, da auf germanischer Seite vermutlich die Masse gefasst werden sollte, sich also am Kalkrieser Berg westlich, nördlich und östlich des Walls befunden haben sollte.
Ausserdem hätten die hinten kollabierenden Truppen durch den verstopften Engpass gemusst.
Der Druck der Masse von Mensch und Tier in der Nachhut auf die "Mitte" dürfte ein erhebliches Chaos verursacht haben, verbunden mit einem Lauffeuer, dass die Nachhut besiegt wurde.
Wie oben schon mal erwähnt. So ungünstig finde ich die Position der Römer gar nicht. Sie standen wahrscheinlich eng gestaffelt und wurden nur von einer Seite aus angegriffen. Das Kollabieren kann ich mir eigentlich nur bei einer Umfassung glaubhaft vorstellen.
Das Umfassen ist topographisch einfach lösbar, mit Ausnahme der Moor-Seite.
Am Wall wird die römische Position anfangs günstig gewesen sein, so dass Angriffe auf den Wall in der Frühphase logisch sind. Siehe #2648.
Das war Ausgangspunkt, dass der Wall anfangs Defensivfunktion hatte (wofür man einen Wall auch eigentlich braucht), sodann nach dem Kulminationspunkt und mit einsetzendem römischen Kollaps als Ausgangspunkt der Offensive auf den gebildeten "Kessel" dienen konnte.
Interessant wird das Fundbild auf der Kalkrieser Berg-Kuppe, möglicherweise und nach militärischer Logik der zentrale Ausgangspunkt der germanischen "Bewegungen".