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Ich geb dir ein bisschen was zur Struktur mit:
Im 17. Jhd. war es in Europa weitestgehend üblich, dass Herrscher im Kriegsfall Söldner anwarben, die dann so lange kämpften, wie sie entlohnt wurden (->Dreißigjähriger Krieg).
Ludwig XIV. war beispielsweise einer der Vorreiter, die ein stehendes Heer einführten. Im 18. Jhd. machten es ihm viele Monarchen gleich, so wie sie fast alles von ihm kopiert haben *zwinker*.
Mmmh! Es gibt nicht unbedingt ein Widerspruch zwischen Söldnerheeren und stehenden Armeen. Die ersten Stehenden Regimenter bestanden noch aus Söldnern.
Man kann eventuell zwischen den irgendwo (In- oder Ausland) geworbenen Söldner und den im eigenen Land geworbenen Berufssoldaten unterscheiden, aber auch da sind die grenzen Fliessend und bis zur Revolution dienten dem König von Frankreich Deutsche, Iren, Schweizer, so wie es auch in anderen Armeen üblich war, ausländische Regimenter zu haben so z.B. die Hessen bei den Briten, die Vallonen, Iren und Schweizer bei den Spaniern, etc.
Ludwig XIV. hat dieses auch nicht erfunden. Die Notwendigkeit ergab sich aus dem langen und zähen Krieg zwischen den Niederlanden und Spanien. Die Niederländer bildeten mit der oranischen Heeresreform das erste stehende Heer in Europa und die Spanier mussten Ihnen notgedrungen folgen (wobei diese vorher auch schon einige dauerhafte Einheiten im Mittelmeer hatten). Die Schweden und Dänen hatten auch frühzeitig stehende Armeen.
Und bereits noch früher hatten die Osmanen bereits ein gewichtiges stehendes, sehr diszipliniertes und uniformiertes Kernkontingent in Form der Janitscharen.
Dann kamen mit der Einführung des Bayonettes Formationen auf, mit denen sich die Musketiere vor bsp. Kavallerie schützen konnten, wie das Karree (also Aufstellung in quadratischer Formation; jeder Schütze mit Blick nach außen).
"Quadratische" Formationen gab es schon zur Zeit der Piken. Das Hohle Karree ist eher aus der napoleonischen Zeit typisch. Die gut trainierten und feuerkräftigen Berufssoldaten Friedrichs des Grossen oder des oben bereits erwähnten Britisch-Hannoverschen Heeres, schlugen Kavalleriangriffe auch in Linienaufstellung zurück. Das 18. Jahrhundert ist eigentlich die Zeit der Linienformation.
Die Geschütze wurden auch leistungsfähiger: Früher (im 17. Jhd) mussten die meisten noch von zwanzig Pferden gezogen werden, nun waren mobile Kanonen und Haubitzen mit hoher Feuerrate erfunden und wurden angewandt.
Du verwechselst hier, glaube ich, mit den großen Steinbüchsen aus dem spätmittelalter.
Leichte Geschütze hatten bereits die Burgunder und die Husitten im 15. Jahrhundert, später waren die Schweden für ihre diesbezüglichen Experimente bekannt (stichwort "Lederkanonen").
Schwere Geschütze für die man Zwanzig Pferde benötigte, gab es auch noch später, auch wenn meistens für den Belagerungsdienst und zur besseren Handlichkeit in Lasten aufgeteilt. Friedrich der Große holte für die Schlacht bei Zorndorf sich zwei große Festungsgeschütze aus Küstrin heranschaffen lassen. Er hat aber auch eine effektive leichte berittene Artillerietruppe bilden lassen, die er leicht auf dem Schlachtfeld herumbewegen konnte um sie an Brennpunkten einzusetzen. Dieses wird häufig erwähnt, und kann zu dem Irrtum führen, dass die Artillerie generell leichter wurde, was jedoch nicht stimmt, da man weiterhin auch gerne auf "Heavy Metall" setzte.
Die Artillerietechnik der Vorderladerära war bereits zur Zeit des 30-Jährigen Krieges ausgereift. Weder die Reichweiten, die Präzision noch die Feuerraten vergrößerten sich merklich bis zur Einführung gezogener Geschütze und vor allem Hinterlader im späten 19. Jahrhundert.
Hohlkugeln und Steilgeschütze gab es ebenfalls bereits, wobei diese sich auf Belagerungsgeschütze begrenzten. Die Granaten verschießende Haubitze verbreitete sich zu Ende des 18. Jahrhunderts (
Obusier de 6 pouces Gribeauval - Wikipedia, the free encyclopedia) und Das Hohlgeschoss im verbreiteten Felddienst kam erst nach Napoleon mit der Bombenkanone des Major Paixhans auf.
Der einzige deutliche Fortschritt der Artillerie im 18. Jahrhundert war die Systematisierung der Kaliber und die Begrenzung auf wenige Typen (Reform System Valliere und später System Gibreauval). Siehe dazu z.B.:
Jean-Baptiste Vaquette de Gribeauval - Wikipedia, the free encyclopedia und
Gribeauval system - Wikipedia, the free encyclopedia ) Ähnliche Reformen gab es in allen bedeutenden Heeren damals, man reduzierte von über einem Dutzend verschiedenen Kalibern erst auf 6 und später auf 4 Größen.
Das vereinfachte enorm die Logistik und auch die Berechnung der Flugbahnen wodurch es möglich war, die Artilleristen mit standardisierten Tabellen zu versehen.
Wenn es zum Nahkampf kam, war es nicht so, wie es heutzutage gerne romantisiert wird: Damals endeten Scharmützel im Nahkampf in einem Massaker. Man kämpfte mit allem, was man finden konnte: Bayonett, Gürtel, Steine, Hüte. ....
Verbissene Nahkämpfe waren zur Zeit der "Kabinettkriege" eher selten, man kämpfte für Geld, nicht aus Hass. Beim Angriff mit dem Bajonett hat meistens eine Seite vorher Fersengeld gegeben. Die wenigen bekannten Fälle (z.B. der Sturm von Lobositz) gingen gerade desshalb verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung.