Du scheinst von einem natürlichen Nord-Süd-Gegensatz der israelitischen Stämme auszugehen, sodass also die Stämme des Nordens einen natürlichen Widerwillen gehabt hätten, vom Stamm Juda aus regiert zu werden, und daher - wenn überhaupt - nur erzwungenermaßen seine Herrschaft akzeptiert hätten. Worauf stützt Du diese Sichtweise? Welche Hinweise gibt es darauf, dass sich die nördlich von Juda siedelnden Stämme als Einheit fühlten und in Gegensatz zu Juda standen? Oder schließt Du einfach von der späteren Reichsteilung zurück? Wenn man der biblischen Darstellung folgt, dann erfolgte die Reichsteilung ohnehin nicht aufgrund eines Nord-Süd-Gegensatzes, sondern aufgrund der Abneigung der Stämme gegenüber König Rehabeam, der seine Herrschaft nur in Juda wahren konnte, demzufolge wäre die Teilung also kein Abfall von Juda, sondern nur ein Abfall vom König gewesen. Nun mag es ja sein, dass die ganz im Norden lebenden Stämme wie Naftali und Ascher nicht gern vom weit entfernten Juda aus regiert werden wollten, aber Ephraim, das zu Beginn der Reichsteilung das politische Zentrum des Nordens war, lag auch nicht viel näher, sondern im Süden des neuen Staates. Bei einem Nord-Süd-Gegensatz wäre wohl eher zu erwarten gewesen, dass sich die Stämme Naftali, Ascher, Issachar und Sebulon zusammentun und sich vom Rest abspalten.