Die Thüringer Fürsten und ihr Verpflichtung zur Reichsarmee

von Bredow

Mitglied
Ich suche nach Informationen über Thüringer Einheiten bei der Reichsarmee.

Herzoglich Sächsisches Infanterie-Regiment (2 Batl. mit je 5 Komp.) (Sachsen-Weimar, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld)

Infanterie-Regiment Schwarzburg-Reuß

Dragoner-Regiment Sachsen-Gotha (2 Eskadrons)

Infanterie-Regiment Sachsen-Gotha(in hannoverschem Dienst)

Hat jemand etwas zu diesem Thema?
 
Bei Militärgeschichte geht mein Wissen schon fast in den Minusbereich, leider auch wenns um die Reußen und die Schwarzburger geht.
Aber ich hab ein Buch gefunden, was vielleicht deine Fragen zum Regiment Schwarzburg-Reuß klären könnte.
Ich kenne das Buch nicht, aber es wurde vom Landesmuseum der Heidecksburg - der ehemaligen Residenz der Grafen und Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt - herausgegeben.


Das Schwarzburger Militär. Truppengeschichte - Bewaffnung - Uniformierung: H Fleischer: Amazon.de: Bücher
 
Ganz interessant fand ich, als ich jüngst dieses Buch über die sächsische Armee las, dass Johann Georg III., als er sein stehendes Heer von über 10.000 Mann aufstellte, auch mit verschiedenen kleineren Herrschaften verhandelte. Für 58.446 Taler wollte sich Johann Georg III. verpflichten für
die Grafen von Schönburg, die Grafschaften Schwarzburg, Mansfeld, Reuß, Barby und Stollberg sowie die Stifte Quedlinburg, Merseburg und Zeitz
deren Kriegsdienstleistungen für die Reichsarmee zu übernehmen, da diese Staaten keine oder nur sehr bescheidene Truppen hatten. Zu dieser Zeit war allerdings Graf HeinrichVI., Reuß ältere Linie auch Generalwachtmeister in der sächsischen Armee.

Ich spreche hiermit allerdings von den 1680ern. Seit dieser Zeit mag sich einiges verändert haben. Markant daran bleibt das Streben der sächsischen Kurfürsten innerhalb des Obersächsischen Kreises auf die kleineren Staaten einen großen Einfluss auszuüben. So wie es Kurbrandenburg in seinem Umkreis freilich auch praktizierte.
 
Zum Infanterieregiment Reuß-Schwarzburg.

Also ich habe jetzt diesen Artikel gefunden: http://www.kukri.de/Schwarzburg-Kurzgewehr.pdf
Darin scheint es, dass Schwarzburger und Reußen aus Gründen der Reichsexekution gegen Mecklenburg aufgefordert wurden ein Regiment zu stellen. Letztlich erklärten sich aber nur die Schwarzburger dazu bereit und bildeten ein Regiment, welches zu je einem Bataillon von der Sondershausener und der Rudolstädter Linie aufgebracht wurde. Diese Truppen kamen dann rasch nach der Erledigung ihrer Aufgabe in Mecklenburg in holländische und danach kurz vor dem 7-jährigen Krieg in preußische Dienste 1756. Trotz der angeblichen Neutralität Schwarburg-Rudolstadts, gelang es scheinbar, so verstehe ich zumindest den Artikel, nicht, die an Preußen vermieteten Truppen zurück zu ziehen. Jedenfalls taucht in der mir vorliegenden Literatur auch keine Rückkehr dieser Infanterie nach Schwarzburg auf.

Die Schwarzburg-Rudolstädter hatten an Militär Musketiere, Grenadiere (eine Art Leibgarde, welche v.a. zu Wachdiensten auf der Heidecksburg eingesetzt wurde) und ein wenig Kavallerie, auch gab es ein paar Geschütze auf der Heidecksburg, welche aber scheinbar nur zu repräsentativen Zwecken wie Salutschießen Verwendung fanden.

In dem Band von Fleischer zum Leben in der Rudolstädter Residenz sind auch kleine Wimpel des Reuss-Schwarzburger Reichskontingents abgebildet, die mit den Buchstaben "R" und "S" versehen sind. Leider kann ich nicht ausmachen wieviel Militär dem Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt noch nach dem Wegzug der Truppen nach Preußen verblieben ist und ob sich daraus evtl. Truppen für den Reichskrieg gegen Preußen aufbieten ließen. An einer Stelle erwähnt Fleischer, dass Schwarzburg-Rudolstädter Militär eingesetzt wurde, um den Forderungen der eingefallenen Preußen nach Rekruten nachzukommen und sozusagen für die Preußen offenbar zwangsrekrutierten. Zur Verteidigung gegen die Preußen hat es also scheinbar nicht gereicht, aber man hatte noch genug, um sich von den Preußen für dergleichen einspannen zu lassen.
Aus dem Umgang mit dem Prinzen von Sachsen-Hildburghausen und anderen Kommandeuren der Österreicher und der Preußen auf der anderen Seite, lässt sich keine Parteilichkeit der Schwarzburg-Rudolstädter schließen.

In Summa kann ich mir nicht vorstellen, dass das kleine Schwarzburg-Rudolstädter Territorium dazu in der Lage war mehr Truppen als das dann 1756 an Preußen verliehene Kontingent aufzustellen. (Unter Zwang ließ sich freilich dann im Siebenjährigen Krieg noch mancher Rekrut durch die Preußen einfangen.)
 
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Militär der Herzöge zu Sachsen

1755 - 1765


Weimar-Eisenach
Garde du Corps Kommandant Generalmajor von Burgsdorf
Husaren-Corps Kommandant Rittmeister von Pritzelwitz
Garde zu Fuß (1*) Kommandant Oberst von Lassberg
Landregiment Weimar Inhaber Oberst-Lieutenant von Berck
Landregiment Eisenach Inhaber Oberst-Lieutenant
Landbataillon Jena Inhaber Major

Gotha-Altenburg
Garde zu Pferd
Dragoner-Regiment
Leib-Inf.Reg.
Infanterie-Reg.-Erbprinz
Landregiment Gotha
Landregiment Altenburg

Meiningen
Kürrasier-Garde (Kreiskontingent)
Leib-Inf.-Garde (Kreiskontingent)
Landregiment Meiningen

Hildburghausen
Landregiment Hildburghausen

Coburg-Saalfeld
Grenadier-Garde (Kreiskontingent)
Landregiment Coburg

Kennt jemand die Uniformen, Fahnen, Stärke der Einheiten oder Offiziere?
Gabe es noch mehr Einheiten?
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Reichsregiment Herzöge zu Sachsen
1* Weimar 1758 668 Mann in 5 Kompanie unter Oberst von Lassberg

Danke
 
Ganz interessant fand ich, als ich jüngst dieses Buch über die sächsische Armee las, dass Johann Georg III., als er sein stehendes Heer von über 10.000 Mann aufstellte, auch mit verschiedenen kleineren Herrschaften verhandelte. Für 58.446 Taler wollte sich Johann Georg III. verpflichten für die Grafen von Schönburg, die Grafschaften Schwarzburg, Mansfeld, Reuß, Barby und Stollberg sowie die Stifte Quedlinburg, Merseburg und Zeitz deren Kriegsdienstleistungen für die Reichsarmee zu übernehmen, da diese Staaten keine oder nur sehr bescheidene Truppen hatten. [...]

Ich spreche hiermit allerdings von den 1680ern.

Zur Zeit Kurfürst Johann Georg III. existierten ja auch noch alle seit dem 1. Mai 1657 die von seinem Großvater Johann Georg I. initiierten albertinischen Sekundogenituren Sachsen-Merseburg [Msbg] (-1738), -Zeitz[Zz] (-1718) und Weißenfels [Wsf] (-1746), die bisher auch aufgrund der kurzen Existenz eher unbelichtet sind.
Deren Territorien umfassten auch Gebiete, die oben in der Liste aufgeführt sind - d.h. man hat für die eigene, albertinische Verwandtschaft Truppen (natürlich für Bezahlung) gestellt.
Aus "Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster" (Katalog zu den Ausstellungen anlässlich 350 Jahre albertin. Sekundogenituren im Jahr 2007 aus dem Michael Imhof Verlag) kann man die Stifte Merseburg (Msbg) und Naumburg-Zeitz (Zz) sowie die Gft. Barby (Wsf) den Sekundogenituren zuordnen.
Was mich auf der Karte von 1657 etwas stutzig macht ist, dass auch die Gft. Stollberg sowie das Mansfelder Land Teil des Kfsm. Sachsen sind. Hm?:confused:

Um 1680 war insbesondere im Gebiet des heutigen Thüringen die maximale Zersplitterung reicht - 4x albertinisches, 10x ernestin. Sachsen (WE, ESA, J; HBN, MGN, SLF, COB, GTH, Römh., Eisenbg.) sowie 9x reußische Herrschaften plus Schwarzburger plus weitere. Selbst für die Interessierten vor Ort wird es schwierig, da noch den Überblick zu behalten.

Mit Informationen zu militärischen Dingen kann ich leider nicht dienen.

Die neuen ernestinischen Herzögtümer der Gothaer Linie ab 1680 (mit Ausnahme Gothas selbst) waren in der Anfangszeit wahrscheinlich häufig erst einmal mit dem Bau repäsentativer Gebäude und dem Aufbau einer eigenen Hofhaltung beschäftigt, sofern sie nicht schon bald wieder verschwanden wie Eisenberg (-1707) und Römhild (-1710).
Im Falle Sachsen-Hildburghausens war die Verschuldung so groß, dass es unter die Zwangsverwaltung einer Debitkommission (1769) gestellt wurde.
 
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Militär der Herzöge zu Sachsen

1755 - 1765


Weimar-Eisenach
Garde du Corps Kommandant Generalmajor von Burgsdorf
Husaren-Corps Kommandant Rittmeister von Pritzelwitz
Garde zu Fuß (1*) Kommandant Oberst von Lassberg
Landregiment Weimar Inhaber Oberst-Lieutenant von Berck
Landregiment Eisenach Inhaber Oberst-Lieutenant
Landbataillon Jena Inhaber Major

Gotha-Altenburg
Garde zu Pferd
Dragoner-Regiment
Leib-Inf.Reg.
Infanterie-Reg.-Erbprinz
Landregiment Gotha
Landregiment Altenburg

Meiningen
Kürrasier-Garde (Kreiskontingent)
Leib-Inf.-Garde (Kreiskontingent)
Landregiment Meiningen

Hildburghausen
Landregiment Hildburghausen

Coburg-Saalfeld
Grenadier-Garde (Kreiskontingent)
Landregiment Coburg

Kennt jemand die Uniformen, Fahnen, Stärke der Einheiten oder Offiziere?
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Hilfreich zu den Uniformen könnte Dir ein Buch zum Wasunger Krieg sein, das es mittlerweile als Digitalisat gibt: http://digital.bib-bvb.de/view/bvbm...d=2562554&locale=de&usePid1=true&usePid2=true

Die Garde von Sachsen-Weimar, damals nur etwa 200 Mann stark, soll 1748 im Zuge der Unterstützung Friedrich II. von Preußen an Preußen gegangen sein. Das scheint Herzog Friedrich III. von Sachsen-Gotha über den Kopf des jungen Herzogs von S.-W. hinweg entschieden zu haben, der unter seiner Vormundschaft stand. Wäre fast erstaunlich, wenn man in 8-9 Jahren die Garde wieder so rasch aufgefüllt hätte.

Zu Sachsen-Gotha erfährt man aus dem Buch von Major von Witzleben immerhin, dass die Leibgarde zu Pferd nur eine kleine Truppe (ca. 50 Mann) von Husaren war. Offenbar aber eine recht zuverlässige Einheit, wenn man das Geplänkel bei Niederschmalkalden von 1747 als Beispiel nimmt.
Was bei Dir fehlt ist das Landdragonerregiment. Während das Felddragonerregiment zumindest im Frieden unberitten war, waren die Landdragoner scheinbar beritten.
Was Du nicht erwähnst ist die Schlossgrenadiergarde, die sich zwar nicht als richtige Feldsoldaten sahen, aber zumindest gegen Meiningen auch im Felde eingesetzt wurden. Sie konnten offenkundig mit Granaten umgehen und scheinen keine so schlechte Truppe gewesen zu sein.
Neben diesen Truppen, die Du erwähnst, gab es zumindest in den 1740ern auch zwei Infanterieregimenter und ein Dragonerregiment in holländischen Diensten. Ob diese bis 1756 wieder heimgekehrt waren, bliebe zu überprüfen.
Die bedeutende Armee Sachsen-Gothas stand unter dem Befehl des Generalleutnants von Seebach, der allerdings 1757 mit 79 Jahren verstarb. Auf ihn folgte der Generalmajor von Rautenkranz. Beide waren kriegserfahren, da ja das Sachsen-Gothaer Militär laufend in Kriegseinsätzen als Subsidientruppen verwickelt war.
Das Offizierskorps der sachsen-gothaischen Truppen findet sich in einem Staatskalender von 1756: Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg/Staatskalender/Digitalisate ? GenWiki

Für Sachsen-Meiningen gibt Witzleben an, dass die Grenadierkompanie Röcke von lichtbraunem Tuch mit roten Rabatten nebst weißen Unterkleidern gehabt haben sollen. Allerdings widerspricht das der Abbildung der Becherschen Bilderhandschrift, wo ein Grenadier des Regiments von Ferntheil (1747 noch von Sternheim) einen blauen Rock mit roten Rabatten und hellem Unterzeug trägt. Gallica - Deutsche Reichs-Armee nebst einigen verbündeten oesterreichischen und französischen Truppen, 1757, 1759, 1762. Es scheint mir zweifelhaft, dass es unterschiedliche Uniformfarben im selben Bataillon gab, auch wenn im bambergischen Grenadierbataillon Bärenfellmützen getragen wurden, während das anspachische (das mit Meininger Beteiligung) welche nach preußischem Vorbild hatte.
Neben der Grenadierkompanie für den fränkischen Kreis musste Sachsen-Meiningen auch Musketiere für den obersächsischen Kreis aufbieten. Davon war wegen Streitigkeiten mit Sachsen-Coburg nur 1 Hauptmann 1747/48 vorhanden. Man kann diese Truppe aber wohl bis 1756 zusammengebracht haben.
Die beiden Meininger Landbataillone sollen dunkelblaue Röcke (evtl. auch rote) mit gelben Rabatten und weißem Unterzeug gehabt haben.
Zumindest im Ernstfall hat Sachsen-Meiningen auch ein kleines Jägerkorps aus Berufsförstern zusammen getrommelt. Es kann gut sein, dass es im Siebenjährigen Krieg in Fällen von feindlichen Truppendurchzügen aufgeboten wurde.

Es wäre natürlich möglich, dass die Uniformen seit 1748 verändert wurden, was ich aber eher für unwahrscheinlich halte.
 
Schwarzburg hatte offenbar zwei Bataillone. Eines der Linie Sondershausen und eines der Linie Rudolstadt. Die Uniformen waren (1748) verschieden. Die Sondershausener Grenadiere hatten Fellmützen und die Rudolstädter diese hohen Mützen wie damals in Preußen und Großbritannien üblich. Auch hatten sie unterschiedliche Initialien auf den Beschlägen. Ich habe in einem anderen Forum dankbarerweise nützliche Auskünfte dazu bekommen. Dann muss ja die Streitmacht des Regiments zumindest 1748 noch recht bedeutend gewesen sein.
 
Ein bisschen verwirrend ist die Sache mit dem Schwarzburger Regiment schon. Was machten da denn die Reußen, die doch ursprünglich auch einen Teil der Truppen stellten? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die habsburgfreundlichen Linien auch nur eine Kompanie den Preußen gegeben hätten, v.a. da sich 56 der Krieg abzeichnete.

Dass die Schwarzburger dann einfach nach Verkauf des Regiments faktisch unarmiert weiterexistierten, mag schon einleuchtend sein. Zuvor hatten sie ja auch praktisch keine Verwendung für diese Infanterie, weshalb sie sie in fremde Dienste geben konnten. Es gab ja keine Festung zu verteidigen und für repräsentative Zwecke der Rudolstädter beispielsweise reichte offensichtlich die Grenadiergarde auf der Heidecksburg und die wenigen berittenen Truppen. Letzteres werden sich auch nur ein paar Dutzend gewesen sein wie das pfälzische Husarencorps nach der Reduktion der pfälzischen Armee unter Carl Theodor 1745.
 
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