Warum immer nur Kolonialgeschichte?

El Quijote

Moderator
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Warum eigentlich ist Afrika der Kontinent, den wir - vielleicht abgesehen vom muslimischen Norden - immer nur als Kontinent der Kolonialgeschichte wahrnehmen? Wir wissen zwar meist nicht viel über die Azteken, Olmeken, Tlaztalteken, die Maya, die Aymara und die Guarani - aber immerhin - sie kommen in unserem Geschichtsbild vor. Afrika dagegen ist vorkolonial in unserem Geschichtsbewusstsein eine weiße Landkarte. Die Geschichte keines anderen nichteuropäischen Kontinents wird so eurozentrisch betrachtet, wie die Afrikas. Warum ist das so?
Warum finden Großsimbabwe, Aksum, Ankole, Buganda, das alte Mali, welches schon vor seiner Islamisierung eine wichtige Handelsregion war in unseren Köpfen so gut wie nicht statt? (Großsimbabwe außer den nordafrikanischen Gebieten noch am ehesten).
 
Ausnahmen bestätigen die Regel: eine fiktive äthiopische Prinzessin der Antike brachte es immerhin zum internationalen Opernstar (noch ist Verdijahr, sodass Aida erwähnt werden darf)

die äthiopische Kirche aus frühchristlicher Zeit
Punier und Karthager
Afrika als Projektionsfläche von philosophischen Abenteuerromanen der aufklärung (Diderot, Voltaire, Wezel)
-- also ein klein wenig vorkoloniales Afrika gibt es schon in der europ. Kulturgeschichte, aber schon klar: das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
 
Ich vermute mal, mangels Einbindung in die europäische Geschichte. Das Interesse an altamerikanischen Kulturen beschränkt sich doch in erster Linie auch auf diejenigen, mit denen die Spanier oder sonstige Europäer in Kontakt kamen, also insbesondere die Azteken, die Inka und die Maya. (Die Olmeken sind auch schon eher Spezialinteresse.) Die meisten Reiche Schwarzafrikas hatten keine (unmittelbaren) Berührungspunkte mit der europäischen Geschichte.

Ich würde aber nicht sagen, dass das nur für Afrika gilt. Die frühen Reiche und Kulturen in Südostasien werden doch in Europa genauso wenig wahrgenommen. Aksum ist wohl noch eher ein Begriff als Champa. Aber auch Zentralasien taucht im hiesigen Geschichtsbewusstsein nur auf, wenn es Berührungen mit Europa gab, insbesondere durch Alexander den Großen und die Mongolen.
 
Warum eigentlich ist Afrika der Kontinent, den wir - vielleicht abgesehen vom muslimischen Norden - immer nur als Kontinent der Kolonialgeschichte wahrnehmen?

Vielleicht, weil die Kolonialgeschichte am längsten auf diesen Kontinent angehalten hat und fast ausschließlich von europäischen Mächten geprägt war.
Hinzukommt kommt, daß Afrika über hunderte von Jahren als das Sammelbecken für die Sklaverei diente. Zumal sich auch die eigene Bevölkerung versklavte oder an die Europäer verkaufte, kommt vielleicht noch hinzu, daß es keine so großen Reiche gegeben hat, wie in Mittel oder Südamerika, sondern zich tausend verschiedenen Stämme, die auch bald schnell von der afrikanischen Landkarte verschwunden sind.
 
..., kommt vielleicht noch hinzu, daß es keine so großen Reiche gegeben hat, wie in Mittel oder Südamerika, sondern zich tausend verschiedenen Stämme
Man könnte die Ausgangsfrage auch ergänzen um "Warum nur die Geschichte großer Reiche ?".

Auch der nicht-heroische Teil der Geschichte ist interessant. Wir leben heute in einer Welt, in der sich die europäisch-industrielle Kultur praktisch überall durchgesetzt hat. Die Beschäftigungen mit existierenen oder vergangenen Kulturen, die ganz andere Spielregeln und Wertesysteme haben/hatten und trotzdem (?) gut funktionierten, vielleicht etwas ganz anderes hervorgebracht haben als unsere, ist ungeheuer interessant.
 
:confused:

Das Mali-Reich war doch wohl größer als alle mittelamerikanischen Reiche.

Malireich ? Wikipedia

Darum schrieb ich ja auch "vielleicht" ... aber sehr lang hat sich dieses Reich nicht gehalten und bestand auch aus mehreren Stämmen, in die es letztlich auch wieder zerfiel.
Die ersten Entdeckungsfahrten an die afrikanische Westküste liegen in der Zeit, als das Reich sich auflöste, oder?
Aber dennoch wäre es sinnvoll, Beiträge vorher richtig zu lesen, bevor Kurzschuß antworten kommen!

Aber interessant ist der HInweis zu den Quellen des Reiches für die EF El Quijote:
ziatat schrieb:
Da es in fast allen afrikanischen Reichen – so auch im heutigen Mali – lange Zeit keine Tradition der Geschichtsschreibung im abendländischen Sinne gab, erfolgte die Überlieferung durch mündliche Erzählungen. Weitere Quellen liegen mit den Angaben arabischer Geographen und Historiker vor, die sich auf die Berichte berberischer und arabischer Händler und malischer Mekka-Pilgerer stützen. Während der Kolonialzeit wurde die Geschichte des mittelalterlichen Malireiches erstmalig aufgrund von Quellenstudien systematisch bearbeitet.
 
Man könnte die Ausgangsfrage auch ergänzen um "Warum nur die Geschichte großer Reiche ?".

Im ET ist ja auf die großen Reiche Amerikas eingegangen worden, vielleicht siegt es auch daran, daß je größer bzw. je länger ein Reich bestand hatte, mehr in der Geschichte überliefert wurde, was uns in der Gegenwart dieses Reich in Erinnerung ruft.
 
Darum schrieb ich ja auch "vielleicht" ... aber sehr lang hat sich dieses Reich nicht gehalten und bestand auch aus mehreren Stämmen, in die es letztlich auch wieder zerfiel.

300 Jahre sind vielleicht "nicht lang", aber haben die Reiche der Inka und Azteken länger gehalten?

Die "Stämme" waren Staaten, die z. T. eine sehr lange Geschichte haben.
Schau mal unter dem Stichwort "Songhai"

File:WestAfrica1350.png - Wikipedia, the free encyclopedia
File:WestAfrica1530.png - Wikipedia, the free encyclopedia
 
Warum eigentlich ist Afrika der Kontinent, den wir - vielleicht abgesehen vom muslimischen Norden - immer nur als Kontinent der Kolonialgeschichte wahrnehmen? Wir wissen zwar meist nicht viel über die Azteken, Olmeken, Tlaztalteken, die Maya, die Aymara und die Guarani - aber immerhin - sie kommen in unserem Geschichtsbild vor. Afrika dagegen ist vorkolonial in unserem Geschichtsbewusstsein eine weiße Landkarte. Die Geschichte keines anderen nichteuropäischen Kontinents wird so eurozentrisch betrachtet, wie die Afrikas. Warum ist das so?
Warum finden Großsimbabwe, Aksum, Ankole, Buganda, das alte Mali, welches schon vor seiner Islamisierung eine wichtige Handelsregion war in unseren Köpfen so gut wie nicht statt? (Großsimbabwe außer den nordafrikanischen Gebieten noch am ehesten).

Die Kulturen Mittel- und Südamerikas genießen in Europa die Einschätzung als Hochkulturen, von denen Oswald Spengler acht ausmachte, die eine ähnliche Dauer besaßen. Afrikanische vokolniale Geschichte ist an den meisten Hochschulen eher Gegenstand der Ethnologie als der Geschichtswissenschaft. Bis in das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts war in Europa von Afrika nur die Küstensäume bekannt. Die Quellen des Nils, der Kongo und sein Verlauf waren Terrae incognitae. Wirtschaftlich waren Südostasien und die Amerikas interessanter, und das Klima eher ungüstig für Europäer. Afrika interessierte nur marginal als Reservoir für Sklaven. Es war der "dunkle", schwarze Erdteil, und seinen Bewohnern sprach man schlichtweg Kulturleistungen ab. Als dann Afrika auf der Kongokonferenz aufgeteilt wurde, war mit Ausnahme von Stanley, der offiziell als berater der US- Delegation, inoffiziell als Agent Leopold II. agierte, kein einziger Teilnehmer der Konferenz in Afrika gewesen. Stanley gab offen zu, dass er Afrika hasste. kein einziger Afrikaner wurde gehört, von den kulturen hatten die Teilnehmer keine Ahnung. Es galt die Zivilisation zu verbreiten, wofür Afrika dankbar sein müsste, denn es war fast rührend grotesk, wie sehr sich Europa um die Afrikaner sorgte, die es zu missionieren galt, die man vor arabischen Sklavenhändlern und vor sich selbst beschützen musste. Es ließen sich die Teilnehmer der Kongokonferenz ernsthaft darüber aus, wie man "den Neger" vor dem Dämon Alkohol beschützen solle, der natürlich überall verkauft wurde.
 
Ich habe ein Fable für die äthiopische Geschichte, aber Äthiopien ist ja kulturell und historisch gesehen eher naher Osten und wurde auch nie von den Europäern so angesehen wie der Rest von Afrika unter der Sahara.
 
Und das nächste Problem dürfte sein, das kaum Schriftliche Quellen aus der Vorkolonialen Zeit vorhanden sind. Nordafrika war schon in der Antike bekannt, Kunststück, und vor allem haben die antiken Überlieferungen aus Ägypten Nordafrika immer im Blick gehalten. Und spätesten seit Napoleons Ägyptenfeldzug auch wieder in den Blickpunkt weiter teile der Bevölkerung gebracht.
Gold und Silberschätze konnte Schwarzafrika nicht bieten, im Gegensatz zu Südamerika. Und Diamanten waren ja auch erst spät in Südafrika entdeckt worden. Und was ist an volkstümlicher Kunst in Europa bekannt? Holzschnitzereien und Tonwaren.

Apvar
 
Und das nächste Problem dürfte sein, das kaum Schriftliche Quellen aus der Vorkolonialen Zeit vorhanden sind.

Das gilt doch auch für die amerikanischen Kulturen.
Bei Azteken und Inkas sieht es mit der schriftlichen Überlieferung sogar noch viel schlechter aus als bei den Mali und Songhai.
 
Warum eigentlich ist Afrika der Kontinent, den wir - vielleicht abgesehen vom muslimischen Norden - immer nur als Kontinent der Kolonialgeschichte wahrnehmen? Wir wissen zwar meist nicht viel über die Azteken, Olmeken, Tlaztalteken, die Maya, die Aymara und die Guarani - aber immerhin - sie kommen in unserem Geschichtsbild vor. Afrika dagegen ist vorkolonial in unserem Geschichtsbewusstsein eine weiße Landkarte. Die Geschichte keines anderen nichteuropäischen Kontinents wird so eurozentrisch betrachtet, wie die Afrikas. Warum ist das so?
Warum finden Großsimbabwe, Aksum, Ankole, Buganda, das alte Mali, welches schon vor seiner Islamisierung eine wichtige Handelsregion war in unseren Köpfen so gut wie nicht statt? (Großsimbabwe außer den nordafrikanischen Gebieten noch am ehesten).

Weil wir in weiten Teilen noch das Bild haben, dass uns in der Kolonialzeit in Europa vorgesetzt und vermittelt wurde. Der Glaube an den edlen Wilden ist immer noch stark verwurzelt. Wenn man außerhalb die sehr spezialisierte Historik geht wird kaum jemand auch nur annehmen, dass es in Afrika (z.B. Mali-Reich und seine Nachfolger) vergleichsweise effiziente gegliederte Gesellschaften gab, die der europäischen Feudalgesellschaft in nichts nachstanden (inkl. sehr standesbewusstem Rittertum).

An keinem Ort der Erde wurden zugleich die historischen Strukturen der Gesellschaften so getilgt wie in Afrika, zunächst durch den Sklavenhandel, dann durch die direkte Unterwerfung. Die letzten Strukturen der Staatlichkeit wurden dann mit der Schaffung postkolonialer Vielvölkerstaaten ausgelöscht. Selbst in Südamerika haben wir über die Aufzeichnungen der Spanier viel über diese Hochkulturen erfahren und konnten trotz kolonialer Überdeckung den Reiseberichten viel mehr entnehmen, als über die verschiedenen afrikanischen Reiche berichtet wurde. Eiinzig Äthiopien konnte seine Kultur und seine Staatlichkeit über die letzten 200 Jahre wirklich bewahren.
 
Ich kann mir vorstellen, daß es daran lag, daß die ersten Eindrücke der europäischen Entdecker nicht die waren, wie sie sie aus Südamerika hatten. Eben keine funktionierenden, großen Staatssystem, keine Bauwerke, die die Europäer mit einer Hochkultur in Verbindung brachten. Die Ruinen, die heute als Spuren afrikanischer Hochkulturen bekannt sind, wurden ja erst spät entdeckt und anerkannt.

So blieben die Einschätzungen lange festgefahren.
 
Ich würde aber nicht sagen, dass das nur für Afrika gilt. Die frühen Reiche und Kulturen in Südostasien werden doch in Europa genauso wenig wahrgenommen. Aksum ist wohl noch eher ein Begriff als Champa. Aber auch Zentralasien taucht im hiesigen Geschichtsbewusstsein nur auf, wenn es Berührungen mit Europa gab, insbesondere durch Alexander den Großen und die Mongolen.

Ja, da hast du natürlich recht. Dennoch ist Asien in unserem Bewusstsein, auch wenn wir von der asiatischen Geschichte wenig wissen, anders. Unser Bild vom vorkolonialen Schwarzafrika ist doch das, dass dort in einer steinzeitlichen Kultur "wilde Negerstämme" [bitte Anführungszeichen beachten!] hausten, die vielleicht durch Handel ein paar Metallgegenstände hatten und deren Horizont nicht weit über ihren Kral hinausging. Bei Asien dagegen haben wir dann doch als erstes China und Indien im Sinn, wenn wir an ihre Kolonialisierung denken, also entwickelte Reiche.
 
Unser Bild vom vorkolonialen Schwarzafrika ist doch das, dass dort in einer steinzeitlichen Kultur "wilde Negerstämme" [bitte Anführungszeichen beachten!] hausten, die vielleicht durch Handel ein paar Metallgegenstände hatten und deren Horizont nicht weit über ihren Kral hinausging. Bei Asien dagegen haben wir dann doch als erstes China und Indien im Sinn, wenn wir an ihre Kolonialisierung denken, also entwickelte Reiche.
(gleich vorweg: die nachfolgenden Überlegungen haben nicht direkt mit Geschichte, sondern mit Stoff- und Motivgeschichte zu tun)

die sagenhaften Reichtümer, die Goldländer, man projizierte diese entweder in ferne, noch zu erobernde, noch zu entdeckende Länder, oder in von Ferne bekanntes: sagenhaft reich muss der Maharadscha von Indien sein, die Seidenstraße, der Kaiser von China. Indien, Indienfahrten, Marco Polo. El Dorado, das Goldland der terra nova.
...aber Afrika? Afrika lag vor der Tür, just auf der anderen Seite des Mittelmeers, und das war zu nah, um Berühmtheit und Wünsche zu erlangen. Die Königin von Saba? Antik, mythisch. Pyramiden und Sphinxe? Ägyptisch: kannte man längst, und in Kairo herrschten beinahe europäische Sitten, wurden europäische Opern uraufgeführt. Karthago schon von den Römern längst zerstört. Lästige Muselmanen hausen an den nordafrikanischen Küsten, da muss man schon ein wenig Angst haben und allerlei Abenteuerromane und Singspiele verfassen, in welchen solche ausgetrickst werden. Und das Hinterland? Da war kein Alexander der Große, da war kein Cortez, kein Pizarro - da herrschten schmutzige Geschäfte, schwarzes Gold, Sklavenhandel großen Stils, und das war - schließlich war man Christ, gegebenenfalls auch aufgeklärt - unangenehm.
Noch im 19. Jh. (!) eher antik-mythisches als belle epoche Projektion, man denke an Flauberts Salambo, an Saint-Saens Samson - kein Balzac, kein Zola widmete sich den Sklavenhändlern.
...stoff- und motivgeschichtlich: ist Afrika sozusagen peinlich. Da hatte sich niemand ein Ruhmesblatt geholt, und später, im 19. Jh., waren die Expeditionen zur Entdeckung der Nilquellen gar nicht soo sehr der Renner wie Humboldts Amazonasreise.

Südamerika, Australien, Nordwest-Passage, sodann Weltumsegelungen (als Botaniker hatte Adalbert von Chamisso, der romantische Dichter, an einer teilgenommen) - aber Afrika blieb peinlich, unangenehm, hinter vorgehaltener Hand. Auch die Gemälde von Delacroix verarbeiteten nur nordafrikanische Motive.

Seltsam, dass der Kontinent der Löwen und Elefanten so im Windschatten blieb - und im Windschatten der populäreren Motive grausam ausgeplündert wurde.
 
- und im Windschatten der populäreren Motive grausam ausgeplündert wurde.
ganz sonderbar:
"Nordsee" Schnellrestaurantkette, schon einige Jahre her. Das Design der Resopaltische: alte Pläne von Sklavenschiffen [sic], wo wie viele eingefangene Sklaven auf hoher See eingepfercht waren, dazu Zahlen, Listen usw -- man aß seine Chips und Backfische im Anblick von Sklaven...
nein, das war nicht vor hundert Jahren oder mehr, sondern noch gar nicht so lange her in einer süddeutschen Universitätsstadt. Dass sich jemand beschwert hätte, ist mir nicht erinnerlich; das Design dieser Tische war da jahrelang in Gebrauch.
 
ganz sonderbar:
"Nordsee" Schnellrestaurantkette, schon einige Jahre her. Das Design der Resopaltische: alte Pläne von Sklavenschiffen [sic], wo wie viele eingefangene Sklaven auf hoher See eingepfercht waren, dazu Zahlen, Listen usw -- man aß seine Chips und Backfische im Anblick von Sklaven...
nein, das war nicht vor hundert Jahren oder mehr, sondern noch gar nicht so lange her in einer süddeutschen Universitätsstadt. Dass sich jemand beschwert hätte, ist mir nicht erinnerlich; das Design dieser Tische war da jahrelang in Gebrauch.

Mit Kolonialbildern und -geschichten kann man scheinbar sogar noch heute Werbung machen.
Immerhin hat Sarotti seinen Mohren in Magier umbenannt und auf dieser Seite hat er sogar die Farbe gewechselt. SAROTTI - Die Kakaoschokolade
Bei Machwitz-Kaffee muß man wohl noch lange auf eine Logomodernisierung warten, die 3 Machwitz-Mohren bilden pure koloniale Vorstellungen ab und das stört offensichtlich die Käufer nicht. Besonders schlimm ist deren Homepage Machwitz Kaffee, da werden fast die Kochtopfwitze der 50er wieder heraufbeschworen.
 
da werden fast die Kochtopfwitze der 50er wieder heraufbeschworen.
die Kochtopfwitze, die drei Machwitzkaffe-Negerlein, der Süßkram namens "Negerkuss", der Sarottimohr und der "Nickneger" in der Weggentalkapelle: das ist relativ harmlos bzw. bedarf keines moralischen Aufschreis - es sind Verniedlichungen von in der Kaiserzeit produzierten kolonialafrikanischen Bildern (zahlreich auch die werbenden Publikationen jener Zeit). Wenn man so will der Bild gewordene Kolonialwarenladen mit seinen exotischen Spezereien.

Was das Design bei Nordsee, an welches ich mich erinnert habe, betrifft, so ist die Geschmacklosigkeit irgendwie ärger: man stellte dort den eignen Essnapf auf Bilder von massenweiser Sklavenhaltung. Keine niedlichen Mohrenkindlein, keine "zehn kleine Negerlein", auch keine "Woodoo-Mutti mit Riesendutti aus Jibutti" (erste allgemeine Verunsicherung), also weder Verniedlichung noch zynische Satire. Sondern Pläne zum einpferchen von versklavten Leuten, engst gedrängt, gequetscht auf Schiffen: wieviel Wasser, wieviel Bewegungsspielraum, welche Reisedauer - das sind (waren) Berechnungen in einem Geist, wie man ihn derart merkantil-industriell erst später (während kürzester tausend Jahre) wieder finden wird...

wie auch immer: dieses appetitverderbende Design auf Resopal, quasi eingeschweißt unter durchsichtigem Kunstharz, damit´s nicht weggewischt werden kann -- irgendwie hat das mit dem insgeheim peinlich-unangenehmen Charakter der Afrikabildes der Europäer zu tun (?!)
 
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