In einem anderen Thread enstand die Frage, warum die Menschen vor ungefähr 12.000 Jahren in verschiedenen Teilen der Welt angefangen haben, sesshaft zu werden und Keramik herzustellen.
Vor allem unter dem besonderen Aspekt: Warum erst so spät?
Noch platter und in älterer Terminologie: Warum hat die Altsteinzeit so lange gedauert, wenn diese unsere gemeinsamen Vorfahren doch gar nicht so blöd gewesen sein können, wie man uns immer hat weiß machen wollen?
Es geht um diese beiden Szenarien:
a) 12.000 - ca. 2000 Jahre vor heute: Beginn des Auftretens von Keramik und Siedlungen an isolierten Orten der Erde.
b) davor: zigtausende, wahrscheinlich hunderttausende Jahre keinerlei derartige Spuren ABER Menschen, die das von ihrer genetischen Ausstattung her sehr wohl gekonnt hätten.
WARUM haben unsere Vorfahren das so lange NICHT getan, WENN SIE ES DOCH KONNTEN?
Man könnte auch fragen: Warum wurde das Schießpulver erst im Mittelalter erfunden (fast zeitgleich in Europa und in China)? Die Römer waren ja nicht zu blöd, es herzustellen, und hätten auch sicher Ideen zur Nutzung gehabt.
Man könnte auch fragen: Warum gab es in der Bibliothek von Alexandria noch keine gedruckten Bücher?
Die Fragen klingen ein wenig albern, sind aber gar nicht so albern gemeint.
Ich hoffe auf einige ernsthafte Beiträge.
Mit deinen nicht albern gemeinten Beispielfragen hast du das Thema in eine Richtung gelenkt, die du wahrscheinlich gerade nicht beabsichtigt hast, Sepiola. Denn das Thema ergab sich aus einer anderen Fragestellung.
Gleichzeitig ist dein Beitrag ein schönes Beispiel, wie unser Denken funktioniert. Du gibst 2 eher technische Entwicklungen (Schießpulver + Buchdruck) vor und schon sprudeln die Gedanken und Beiträge in Richtung technische Erfindungen. Wir denken und entwickeln uns entlang von einmal eingeschlagenen Pfaden, meistens jedenfalls. Kreuzungen, an denen ein kompletter Richtungswechsel vorgenommen wird, sind selten, möchte ich behaupten.
Um bei der Steinzeit zu bleiben. Es ist ja nicht so, dass die Lebensumstände der Menschen über Jahrhunderttausende gleich geblieben wären. Sie entwickelten die verschiedensten Steinwerkzeuge, Fisch- und Jagdwaffen. Das kann nachgewiesen werden, wegen der Haltbarkeit von Stein. Bei neuen Entwicklungen aus organischem Material ist das schwieriger, man kann aber annehmen, dass es diese ebenso gab. Die Bezeichnung "Steinzeit" ist deshalb etwas irreführend.
Die lange steinzeitliche Entwicklung lief auf dem Jäger/Sammler-Pfad. Es gab Verbesserungen bei Werkzeugen, Alltagsgegenständen, Methoden und Praktiken. Diese wurden von einer Generation an die nächste weitergegeben, manchmal dabei verbessert. Manche Verbesserungen gingen komplett verloren, weil die Menschen teilweise weit voneinander entfernt in kleinen Gruppen lebten. Je weniger Menschen, desto weniger Ideen und desto größer das Risiko, keine geeigneten Nachkommen zur Weitergabe des Wissensstandes zu haben.
Trotzdem vermehrten sich die Menschen langsam und breiteten sich dabei über die gesamte Erde aus. In einer Gruppe hatte vielleicht ein helles Köpfchen die Idee einer Speerschleuder, woanders kam man auf die Fischreuse. Die einzelnen, getrennten Gruppen dachten und entwickelten evtl. etwas "engstirnig", zugeschnitten auf die Anforderungen ihres Lebensraums. Traf man sich jedoch zufällig, konnte man voneinander lernen. Irgendwann war die kritische Masse erreicht und wenn dann noch klimatische Umstände, wie ein Eiszeitende dazukam, war man an einem Kreuzungspunkt und wechselte die Entwicklungspfadrichtung. Heute nennen wir das Revolution.
Edit: Die Threadtitelfrage ist für einen Romkenner bestimmt einfacher zu beantworten. Auf welchem Pfad befanden sich denn die Römer? Nach meinem Kenntnisstand waren sie auf dem Militärtrip erfolgreich unterwegs. Von deswegen hätten militärisch nutzbare Erfindungen folgerichtig auf ihrem Pfad gelegen. Warum also nicht?