Die Gründung Roms

pavement

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In der modernen Forschung werden nach Kolb, Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike. München 1995 drei Theorien zur Entstehung Roms vertreten.
Erstens die Theorie der Stadtgründung. Nach Kolb lassen sich hierbei zwei Varianten unterscheiden: Die dualistische Konzeption (Synoikismos zweier ethnisch ungleicher Siedlungen, d.h. einer latinischen Siedlung auf dem Palatin und einer Siedlung der Sabiner auf dem Quirinal) und eine "pluralistische“ Konzeption. Ein Vertreter der pluralistischen Version der Theorie der Stadtgründung wäre etwa der schwedische Archäologe Gjerstad. Dieser geht von voneinander unabhängigen Siedlungen auf dem Boden des späteren Roms aus; diese Siedlungen wurden dann durch eine starke Persönlichkeit zu einem Zusammenschluss (Synoikismos) veranlasst.
Zweitens die Theorie der Stadtwerdung, wie sie etwa Müller-Karpe vertritt, demzufolge von einer allmählichen Stadtwerdung aus eine "Ursiedlung" heraus auszugehen ist. Rom war laut Müller-Karpe bereits in der Mitte des 8. Jhs. eine Stadt.
Eine Synthese beider Forschungstraditionen ist bei Grandazzi zu finden: Unter mehreren, voneinander getrennten Siedlungen auf dem Boden des späteren Rom hat sich die Palatinsiedlung bis zur Mitte des 8. Jhs. als die wichtigste herauskristallisiert. Die Palatinsiedlung hat nach einem Gründungsakt in Gestalt einer Pomeriumslinie die anderen Siedlungen dann politisch kontrolliert und mit der Zeit aufgesogen.

Meine Frage bezieht sich nun darauf, wie sich Kolbs eigene Ausführungen zu diesen drei Theorien verhalten - handelt es sich um eine neue Theorie oder schließt er an eine von den drei genannten Theorien an? Theoretisch könnte ja Gjerstads "starke Persönlichkeit" schon ein etruskischer König sein, d.h. Kolb würde dann wohl Gjerstads Theorie beipflichten; ich konnte aber leider nicht erfahren, wie Gjerstad sich das genau vorstellt und welchen Zeitpunkt er ansetzt. Kolb geht leider nicht auf sein Verhältnis zu diesen drei Theorien ein. Ihm zufolge ist im Hinblick auf Rom ja gegen Ende des 7. Jhs. von einer Stadt zu sprechen. Die Urbanisierung Roms ist dabei seiner Ansicht nach das Ergebnis der etruskischen Expansion, d.h. Rom wurde durch einen etruskischen König urbanisiert.

Für Hilfe schon im Voraus vielen Dank!

Grüße,
pavement
 
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In der modernen Forschung werden nach Kolb, Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike. München 1995 drei Theorien zur Entstehung Roms vertreten.

Dazu würde ich erst einmal sagen, ohne die genannte Arbeit von Kolb zu kennen, daß solche Theorieklassifikationen die historische Forschung eher hemmen. In bezug auf Rom ist eine "Theorie der Stadtgründung" eigentlich nur der Legende geschuldet, von der man nicht weiß, ob man sie aufgeben und ihr einen historischen Kern zugestehen soll. Allerdings sehe ist die Abgrenzung zu einer Theorie der Satdtwerdung in deiner Darstellung nicht deutlich:

Erstens die Theorie der Stadtgründung. Nach Kolb lassen sich hierbei zwei Varianten unterscheiden: Die dualistische Konzeption (Synoikismos zweier ethnisch ungleicher Siedlungen, d.h. einer latinischen Siedlung auf dem Palatin und einer Siedlung der Sabiner auf dem Quirinal) und eine "pluralistische“ Konzeption.


Eigentlich muß man tatsächlich bei jedem einzelnen Autoren, der sich dazu äußert nachschauen, wie er sich das vorstellt. Wenn Kolb sich dazu nicht äußert, hat er dazu auch keine dezidierte Meinung. Wahrscheinlich neigt er eher einem - von dir auch erwähnten - Modell pluralistischen Synthese zu.

Ein Vertreter der pluralistischen Version der Theorie der Stadtgründung wäre etwa der schwedische Archäologe Gjerstad. Dieser geht von voneinander unabhängigen Siedlungen auf dem Boden des späteren Roms aus; diese Siedlungen wurden dann durch eine starke Persönlichkeit zu einem Zusammenschluss (Synoikismos) veranlasst.

Allerdings sieht Gjerstad das Eindringen der Etrusker (und damit wohl der "Stadtgrünung") dieses Ereignis erst sehr spät: um 575 v. Ztr. Hier ist der Gegensatz zu Müller-Karpe zu sehen:

Zweitens die Theorie der Stadtwerdung, wie sie etwa Müller-Karpe vertritt, demzufolge von einer allmählichen Stadtwerdung aus eine "Ursiedlung" heraus auszugehen ist. Rom war laut Müller-Karpe bereits in der Mitte des 8. Jhs. eine Stadt.


Demnach sieht dieser Autor, die Stadtgründung als latinische Leistung ohne etruskischen Einfluß, was wohlweislich nicht haltbar ist.

Meine Frage bezieht sich nun darauf, wie sich Kolbs eigene Ausführungen zu diesen drei Theorien verhalten - handelt es sich um eine neue Theorie oder schließt er an eine von den drei genannten Theorien an? Theoretisch könnte ja Gjerstads "starke Persönlichkeit" schon ein etruskischer König sein, d.h. Kolb würde dann wohl Gjerstads Theorie beipflichten; ich konnte aber leider nicht erfahren, wie Gjerstad sich das genau vorstellt und welchen Zeitpunkt er ansetzt.

PAVEMENT schrieb:
Kolb geht leider nicht auf sein Verhältnis zu diesen drei Theorien ein. Ihm zufolge ist im Hinblick auf Rom ja gegen Ende des 7. Jhs. von einer Stadt zu sprechen. Die Urbanisierung Roms ist dabei seiner Ansicht nach das Ergebnis der etruskischen Expansion, d.h. Rom wurde durch einen etruskischen König urbanisiert.

In seiner Kurzfassung der Stadtgeschichte Roms (Das Antike Rom. München, 2007) gesteht Kolb die Möglichkeit zu, daß es tatsächlich ein etruskischer Herrscher (Tarquinius - wohl der Ältere ist gemeint) sich der römischen Siedlung gewaltsam (!) bemächtigt hatte und gegebenenfalls das Romulus zugeschriebene Gründungsritual praktizierte.
 
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Bei der Stadtgründung Roms sollte man sich stets bewußt sein, daß Rom über mehrere Jahrhunderte nach 753 noch ein Dorf war. Davon zeugt zweifellos das 12-Tafelgesetz. Über die Gründung Roms als Gemeinde kann daher nur wenig ausgesagt werden. Die polyethnische Ursprünge Roms, die in der Sage enthalten sind, machen einen etruskischen Einfluß bei der Entwicklung der Gemeinde tatsächlich nicht unwahrscheinlich. Damit wäre aber 753 nicht mehr zu halten, wobei sowieso niemand dieses Datum tatsächlich für echt hält.
 
Bei der Stadtgründung Roms sollte man sich stets bewußt sein, daß Rom über mehrere Jahrhunderte nach 753 noch ein Dorf war.
Ein Dorf, mehrere Dörfer oder siehst du dann schon ein Zusammenwachsen verschiedener Siedlungen zu einem Dorf (einer "Gemeinde"), bevor Rom zur Stadt wurde?

Davon zeugt zweifellos das 12-Tafelgesetz.
Inwieweit zeugt es davon?

Die polyethnische Ursprünge Roms, die in der Sage enthalten sind, machen einen etruskischen Einfluß bei der Entwicklung der Gemeinde tatsächlich nicht unwahrscheinlich.
Ich würde das nicht so vorsichtig formulieren. Wenn etwas als wahrscheinlich gelten kann, dann ist das der etruskische Einfluß auf Rom.

Damit wäre aber 753 nicht mehr zu halten, wobei sowieso niemand dieses Datum tatsächlich für echt hält.

Warum entfällt mit der Feststellung des etruskischen Einfluß auf die Gemeindeentwicklung Roms das Gründungsdatum? Das erscheint mir nicht als logische Konsequenz der Aussage. Und mag es sein, daß es zum Standard der Römerforschung gehört, das Datum in Zweifel zu ziehen. Konsequenzen zieht sie daraus fürs Lehrbuch aber nicht!
 
Das Datum ist rein schon unter archäologischen Gesichtspunkten nicht haltbar, wie die Siedlungsspuren auf dem Palatin aus der frühen Eisenzeit beweisen. Einen urbanen Charakter erhielt Rom allerdings tatsächlich erst unter den etruskischen condottieri, indem sie z.B. das forum durch eine cloaca trockenlegten und es sukzessive zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum (so u.a. mit regia, comitium, curia und tabernae) ausgestalteten.
 
Wie gesagt, die Herkunft der Einwohner Roms unterschiedlicher Natur, daher kann man auf mehrere, ethnisch unterschiedliche Siedlungen schließen. Da die Anfänge aber schon vor 753 liegen und der etruskische Einfluß im 8./9. Jhd ungewiß ist, kann man diesen bei der frühen Entwicklung auch nur schwer abschätzen. Spätestens unter den bekannten etruskischen Königen ist das anders. Erst unter diesen könnte Rom geeint worden sein.
Das 12-Tafel-Gesetz zeugt in seinen Bestimmungen vom dörflichen Charakter. Es geht um Feldwege, Häuserbreiten u.v.m. Wichtig ist daran, daß dieses Gesetz eben nicht vor 753 oder in den Anfangsjahren erlassen wurde, sondern aus dem späten 6. Jhd. stammt. Also schon recht spät anzusetzen ist.
 
Das Datum ist rein schon unter archäologischen Gesichtspunkten nicht haltbar, wie die Siedlungsspuren auf dem Palatin aus der frühen Eisenzeit beweisen.

Ich möchte jetzt mal nicht über das Datum diskutieren.
Aber sind diese ersten Siedlungsspuren mit Rom gleichzusetzen? Sind sie nicht vielmehr nur an dem Ort, wo später einmal Rom stehen sollte.
Konstantinopel wurde ja auch gegründet, obwohl dort schon die Stadt Byzanz war. Das Datum 330 n. Chr. wird aber auch akzeptiert.

s.d.caes.
 
Zwar 'wissen' die anscheinend auch die exakten Regierungsdaten des Servius Tullius, aber auch das ZDF brachte die Nachricht gestern auf der Heute-Seite unter letzte Meldung.

Da hat wahrscheinlich jemand bei der liefernden Nachrichtenagentur etwas verwechselt. Oder wir sind wieder bei dem Problem, dass Schriftquellen nicht mehr als Beleg gelten. Die Bezeichnung der römischen Bürger als Quiriten hätte aber auch dann zu denken geben müssen. Die Zeit wird zeigen, was hinter der Nachricht steckt.
 
Woher die Bezeichnung "Quiriten" wirklich herrührt, ist unklar. Ein Bezug zum Quirinal ist nur eine Möglichkeit. Die Römer selbst präferierten eine Ableitung von der Sabinerstadt Cures, was ich mir aber noch nie so recht vorstellen konnte.

Zumindest zeigt der Fund dieses Hauses aber anscheinend, dass Rom schon im 6. Jhdt. v. Chr. eine ordentliche Stadt war und nicht bloß ein großes Dorf voller Bauernhütten, wie mitunter angenommen.
 
Dieses, ziemlich neue Buch scheint mir interessant zu sein.
https://books.google.de/books?id=XE5kAgAAQBAJ&pg=PA67&lpg=PA67&dq=Rome+bronze+age&source=bl&ots=6XpzOWrPLR&sig=ywWyJf5ZLkRdj0-7jVRgupyh348&hl=de&sa=X&ved=0CCUQ6AEwATgKahUKEwjJq8GfofDHAhVF2xoKHYbxBJc#v=onepage&q=Rome%20bronze%20age&f=false

Was die angezeigten Seiten so hergeben, ist

  • Siedlungsfunde ab der mittleren Bronzezeit, wohl nur Kapitol besiedelt, 7-14 ha, entspricht gut 1.000 bis zu 3.000 Bewohnern [Meine Hochrechnung aus einer im Buch gegeben Schätzung von 200 Ew/ha. Dies entspräche bei durchnittl. 7 Personen/ Haus, wie heute in Äthiopien, ca 30 Häusern/ha, also 330 m² durchnittl. Grundstuckgröße für ein Grubenhaus von ca. 4x6m. Die Dichte kommt mir realistisch, vielleicht sogar etwas niedrig vor.] Irgendwo zwischen "Großdorf" und Stadt, und bei solcher Bevölkerung wohl damals schon wichtiger Handelsplatz.
  • Späte Bronzezeit (13.Jhd. v. Chr) auch Besiedelung des Palatins, ca. 35 ha Siedlungsfläche ~ bis zu 7.000 Einwohner.
  • End-Bronzezeit (12.-10. Jhd, v. Chr.): Expansion beider Siedlungskerne Richtung Quirinal und Esqulin, die vermutlich zunächst nur für Gräber genutzt werden, was jedoch Verdichtung der Siedlungskerne anzeigt. Ende 10. Jhd. ca. 90 ha. Siedlungsfläche ohne, ca. 120 ha mit Besiedelung (nicht nur Grabnutzung) von Quirinal / Esquilin. Unter der Annahme von weiterhin 200 Ew/ ha (Verdichtung im Inneren wird durch zunehmenden Flächenbedarf für Verkehr und Gewerbe kompensiert), wären dies um die 20.000 Einwohner!
  • Frühe Eisenzeit (9.-7. Jhd): Zusammenwachsen beider Kerne, auch Quirinal und Esquilin besiedelt, Caelian unsicher. Palatin wird "astonishingly close to the traditional date of the foundation of Rome" befestigt, scheint v.a. politisch-religiösen Zwecken gedient zu haben. 210-275 ha. Siedlungsfläche Palatin, entspräche nach meiner Schätzung (s.0.) 40-50.000 Einwohnern.
  • Der Caelian kommt spätestens im 6. Jhd. dazu, dann 310-320 ha. Siedlungsfläche ~ 60.000 Einwohner. Bis zur Besiedlung des Aventins habe ich dann nicht mehr weiter gelesen.
Über die Abgrenzung zwischen Dorf und Stadt kann man streiten [Hamburger halten so manche deutsche Landeshauptstadt für ein Dorf], aber spätestens am Ende des 10.Jhd. v. Chr. war wohl eine Größe (1 km², ca. 20.000 Einwohner) erreicht, die manche mittelalterliche Freie Reichstadt in Schatten stellte.

P.S: Habe die Bevölkerungsdichten noch ein wenig nachkontrolliert. Für Haithabu wird im 10.Jhd. n.Chr.von mindestens 1.500 Einwohnern ausgegangen. Der Wall umfaßt 26,5 ha, davon ist aber gut ein Drittel Gräberfeld mit nur vereinzelten Siedlungsspuren. Scheint so, als seien dort 100 EW/ha Siedlungsfläche angenommen worden - allerdings waren auch die Grubenhäuser zwei bis drei mal so groß wie die, die man in Rom ausgegraben hat.
Mag also sein, daß meine obigen Bevölkerungsschätzungen zu halbieren sind. Aber selbst dann war Rom schont in der späten Bronze-/ frühen Eisenzeit eine ordentliche Stadt.
 
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Woher die Bezeichnung "Quiriten" wirklich herrührt, ist unklar. Ein Bezug zum Quirinal ist nur eine Möglichkeit. Die Römer selbst präferierten eine Ableitung von der Sabinerstadt Cures, was ich mir aber noch nie so recht vorstellen konnte.

Die 'römischen' Sabiner sollten der Sage nach aus dem sabinischen Cures stammen. Daher sollen die Begriffe 'Quiriten' für diese Siedler und auch 'Quirinal' für ihr Siedlungsgebiet stammen. Wir würden wohl von Volksetymologie sprechen.
 
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hierzu habe ich mal eine Frage, die mir unklar ist. In der Zeit des Niedergangs der Etrusker war Rom doch schon eine Stadt. Nach den Etruskern bildete sich so nach und nach dann das Römische Reich. Mich würde auch interessieren, wer überhaupt den Grundstein Roms gelegt hatte. Waren es tatsächlich Romulus und Remus? Ich nehme aber an, das die beiden Brüder Legende sind und scheinbar gar nicht existiert haben. Oder irre ich mich jetzt? In der Legende heißt es, das diese beiden Brüder Rom im Jahre 753 v. Chr. den Grundstein gelegt haben sollen. Nun frage ich mich, was an der Legende tatsächlich wahr ist?
Haben diese beiden Brüder wirklich mal angeblich gelebt?

Sicher war noch vor dieser Zeit kleine Ansiedlungen, aber könnte es nicht sein, dass diese nicht der Grundstein Roms waren?
 
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Das sind schwierige Fragen.

Etrusker: Rom war zeitweise selbst eine Etruskische Stadt, sprich: Es gab wohl einen starken Etruskischen Bevölkerungsanteil und einen Etruskischen König. Dazu weisen die Sagen um die Urzeit Roms Etruskische Bestandteile auf. Die Regia, der archäologisch fassbare Königssitz, der noch in klassischer Zeit offizieller Wohnsitz des Pontifex Maximus war, ist ein typisch Etruskischer Adelssitz. Ebenso gehen andere Römische Einrichtungen, wie die Triumphzüge auf die Etrusker zurück. Als die Macht der Etrusker zurückging entledigten sich die Römer ihres Königs, indem sie ihn einfach nicht wieder in die Stadt ließen. Nachdem Rom entsprechend an Macht gewonnen hatte, war es selbst der Grund für den endgültigen Niedergang der Etrusker. Der Name 'Roma' wird übrigens auch als lateinische Verballhornung des Etruskischen 'Ruma' interpretiert und soll auf einen Familiennamen zurück gehen. (Alfred Heuss, Römische Geschichte, Paderborn München Wien Zürich 2000, S.7.) Somit ist Romulus als Gründungsheroe kein fassbares Individuum. Andererseits berichtet Livius, dass er nicht wirklich vom Blitz getroffen entrückt sei, sondern von Senatoren umgebracht wurde. Wer will sagen, dass da nicht doch eine Nachricht überlebt hat? Nur können wir mit dieser Nachricht, von der wir nicht mal wissen, ob sie stimmt, nichts anfangen. Sie steht isoliert und ist nicht wirklich kritisierbar. Damit bleibt Romulus eine Sagengestalt.

Sagen um die Frühzeit Roms: Das ist alles wunderschön bei Livius nachzulesen. Wer nur ein kleines Bisschen Vorstellungskraft hat, wird begeistert sein. Wie bei allen Sagen, kann man nicht sagen was stimmt. Allerdings gibt es so einige Punkte, die noch etwas durchscheinen lassen. Die Namen der ursprünglichen Tribus: Ramnes, Tities und Luceres spiegeln irgendwie die drei Gründerethnien wieder: Latiner, Sabiner und Etrusker. Ramnes hängt wohl irgendwie mit Remus, Tities mit dem Sabinerkönig Titus Tatius und Luceres mit den Tarquiniern zusammen. Das ist gleichzeitig naheliegend und nicht beweisbar.

Die Jahreszahl wurde erst später im 1.Jh. berechnet, indem man die überlieferten Ereignisse zurückverfolgte. Dabei kam man zu verschiedenen Ergebnissen...

Selbst in der Gründungssage war der Palatin schon bewohnt. Dann ist da die Frage, wodurch Rom entstand. Durch die Gründung, die auf dem Palatin stattgefunden haben soll? Oder durch den Zusammenschluss mit der Sabinischen Siedlung auf dem Quirinal? Die Römer bezeichnen sich, wie gesagt nach dieser Siedlergruppe als Quiriten. Dem war ein Kampf um das Capitol vorausgegangen, von dem aus man die wichtige Tiberbrücke kontrollieren konnte. Dann ist, wie gesagt, Rom auch eine Etruskische Stadt. Dazu musste sie von Etruskischen Priestern rituell angelegt werden. Davon haben sich Spuren in der Sage erhalten. Auch an anderen Stellen gab es wohl schon vor der Gründung Dörfer. Auch diese mussten sich anschließen, oder angeschlossen werden. Das Fest Septimontium wird mitunter als Erinnerung an diesen Zusammenschluss interpretiert.

Rom wurde somit ganz real nicht an einem Tag erbaut. Es muss mehrere Gründungsakte gegeben haben.

EDIT: Rechtschreibfehler beseitigt. Auf das Haus der Brüder wird jetzt Carolus hinweisen. ;)
 
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Das alte Rom war wohl größer als vermutet

Es wurden Gebäudestrukturen auf dem Quirin gefunden, die möglicherweise dem König Servius Tullius zugeschrieben werden können. Bis zu dem sagenhaften Romulus und Remus kommen wir damit zwar nicht, aber immerhin in das 6. Jhdt. v. Chr.

Der Artikel in FAZ beruht auf den gleichen Medienmeldungen in Italien wie auch der von Ravenik verlinkte Artikel von ORF.

hierzu habe ich mal eine Frage, die mir unklar ist. In der Zeit des Niedergangs der Etrusker war Rom doch schon eine Stadt. Nach den Etruskern bildete sich so nach und nach dann das Römische Reich. Mich würde auch interessieren, wer überhaupt den Grundstein Roms gelegt hatte. Waren es tatsächlich Romulus und Remus? Ich nehme aber an, das die beiden Brüder Legende sind und scheinbar gar nicht existiert haben. Oder irre ich mich jetzt? In der Legende heißt es, das diese beiden Brüder Rom im Jahre 753 v. Chr. den Grundstein gelegt haben sollen. Nun frage ich mich, was an der Legende tatsächlich wahr ist?
Haben diese beiden Brüder wirklich mal angeblich gelebt?

Sicher war noch vor dieser Zeit kleine Ansiedlungen, aber könnte es nicht sein, dass diese nicht der Grundstein Roms waren?

Ob Romulus und Remus historische Gestalten waren, ist diskussionswürdig. Kann sein, oder auch nicht...:grübel:

Vor einigen Jahren gab es eine Meldung, nach der die Höhle von Romulus und Remus in Rom entdeckt worden sei:

Römischer Mythos: Forscher wollen Höhle von Romulus und Remus gefunden haben - SPIEGEL ONLINE

Zumindest gab es in Rom die https://de.wikipedia.org/wiki/Casa_Romuli
 
So, hier noch der Verweis auf das Septimontium bei Wikipedia, bevor mir vorgeworfen wird nur mehr Rätsel zu schaffen.

Damit haben wir Sage, Tatsachen in Gestalt alter Feste und staatlicher Einrichtungen sowie die Archäologie erwähnt.

Interessant ist in solchen Fällen immer auch die Bedeutung der geographischen Namen. Dadurch kann schon etwas zur Römischen Geschichte gewonnen werden. Vielleicht schreibe ich dazu später noch etwas.

Grmpf, heute sollte ich wohl das mit der Rechtschreibung aufgeben...:mad:
 
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@ Augusto:
Zumal man Rom nicht flächendeckend umgegraben hat, erschließt sich mir nicht, wieso man davon ausgehen sollte, dass Hügel, auf denen man frühe Besiedlungsspuren gefunden hat, in ihrer gesamten Ausdehnung in geschlossener Bauweise besiedelt gewesen sein sollen. Außerdem muss eine Bevölkerung natürlich auch ernährt werden können bzw. ist eine mögliche Bevölkerungsgröße abhängig von der verfügbaren landwirtschaftlichen Produktion. Um eine Einwohnerschaft von 10.000 oder sogar 20.000 Menschen ernähren zu können, müsste die Stadt entweder bereits über ein entsprechendes Territorium verfügt haben oder etwas produziert haben, was sie gegen Lebensmittel handeln konnte. Gegen ein großes Territorium spricht schon, dass Latium und seine Umgebung gerade in der römischen Frühzeit mit einer relativ hohen Zahl an Städten übersät war, was die mögliche Größe der einzelnen Städte entsprechend einschränkt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die alte römische Landwirtschaft relativ stark auf Viehzucht (die wohl nur in extensiver Form ausgeübt werden konnte) fokussiert gewesen sein dürfte. Man denke nur daran, dass im lateinischen Wort "pecunia" für "Vermögen" das Wort "pecus" für "Vieh" steckt. Auch in den Mythen zur römischen Frühzeit spielte Viehraub durch oder gegen benachbarte Städte eine Rolle. Rom müsste also entweder bereits im 10. Jhdt. eine Regionalmacht oder eine bedeutende Handelsstadt gewesen sein. Für beides gibt es meines Wissens keine Hinweise.
 
Die Jahreszahl wurde erst später im 1.Jh. berechnet, indem man die überlieferten Ereignisse zurückverfolgte. Dabei kam man zu verschiedenen Ergebnissen...
Berechnungsversuche mit verschiedenen Ergebnissen gab es schon davor. Bereits im 3. Jhdt. datierte der Historiker Lucius Cincius Alimentus die Gründung Roms in das 4. Jahr der 12. Olympiade (= 729 v. Chr.), Quintus Fabius Pictor in das 1. Jahr der 8. Olympiade (= 748 v. Chr.). Cato datierte sie im 2. Jhdt. auf 432 Jahre nach dem trojanischen Krieg. (Da der Fall Trojas traditionell auf 1183 v. Chr. datiert wurde, wäre das 751 v. Chr.). Dionysios von Halikarnassos datierte dann im 1. Jhdt. die Gründung in das erste Jahr der siebenten Olympiade, als in Athen Charops sein erstes Jahr als Archon amtierte, also 752 v. Chr. Durchgesetzt hat sich schließlich die Datierung des berühmten Gelehrten Varro, wonach Rom am 21.4.753 v. Chr. gegründet wurde.

Selbst in der Gründungssage war der Palatin schon bewohnt.
Das Problem, wie sich die angeblich vom Arkader Euander gegründete Vorgängerstadt Pallantium zum späteren Rom verhalten haben soll, wurde von den antiken Autoren nie so richtig gelöst.
Auch ansonsten gab es Sagen darüber, dass Rom schon einmal vor der Gründung durch Romulus existiert habe. Es wurde berichtet, Rom sei zwar kurz nach dem trojanischen Krieg gegründet worden, aber wieder verödet, und wurde schließlich 15 Generationen später von Kolonisten aus Alba unter der Führung von Romulus und Remus wiederbesiedelt.

Haben diese beiden Brüder wirklich mal angeblich gelebt?
Es ist unklar, wie ursprünglich der Mythos vom Brüderpaar eigentlich ist, vor allem ab wann sie in der Sage als Brüder auftauchen. Hier haben wir auch wieder das Problem der schwierigen Quellenlage, insbesondere dass die ältesten überlieferten Gründungsmythen von griechischen Autoren stammen, die die Gründung Roms bevorzugt in Verbindung mit dem Trojanerhelden Aeneas brachten. In diesen griechischen Mythen taucht teilweise nur ein "Rhomos" als Gründer auf (oder sogar eine "Rhome").
Spätestens im 3. Jhdt. v. Chr. existierte der Zwillingsmythos in Rom selbst, da damals Münzen geprägt wurden, die zwei von einer Wölfin gezeugte Kinder zeigen. Im 3. Jhdt. entstanden auch die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen der Gründungssage, wie wir sie kennen.
 
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