[1]So einfach, wie es Vigne et al sehen ist die Situation für Zypern nicht. Habe gerade ein wenig recherchiert und ...Gargani et al... Fig3 sehen für 5,3 bis 5,4 Mio Jahre vor heute den Wasserspiegel bei rund -2000m für die östlichen Basins der Messinian salinity crisis. ...
[2]Zusammenfassend würde ich sagen, daß es nicht eindeutig zu klären ist, ob schon seit dieser Zeit Schweine und Hirsche auf Zypern existierten.
[1:]
Das ist
eine hypothetische Erklärung und ein Berechnungs
modell von mehreren Vorschlägen, ausgehend von geologischen Messungen der Dicke von Gips- und Salzschichten im östlichen Mittelmeer. Es gibt
- sowohl abweichende alternative (ebenfalls hypothetische) Erklärungen der gemessenen Schichtungen (etwa im Kontext der "Rückflutung" gegen Ende der MSC mit Einspülungen, wiederum konterkarriert mit Gegenargumenten von möglichen Erosionen, dies wiederum konter-konterkarriert mit Argumenten tektonischer Bewegungen)
- als auch abweichende alternative (ebenfalls hypothetische) Modellberechnungen mit Wasserspiegel-Absenkungen von 800 M im östlichen Mittelmeer und 1500-2000 M im westlichen Mittelmeer. Die Werte beziehen sich auf damalige Tiefen, die aufgrund der zwischenzeitlichen Tektonik (uplifting) und der MSC-Schichtablagerungen nicht mit heutigen Tiefen gleichgesetzt werden können.
Probleme dabei sind u.a.:
- die bereits angesprochenen tektonischen Bewegungen (uplifting)
- das Ausmaß der negativen Wasserbilanzen im westlichen Mittelmeer bei Abschluss/Abdichtung der Meerenge von Gibraltar
- das Ausmaß der (positiven!) (Frisch-)Wasserbilanzen im östlichen Mittelmeer, wenn es aufgrund der westlichen Absenkungen von rd. 1500 M zum Abschluss/zur Abdichtung der Sizilien-Straße gegen Osten gekommen ist
- das Ausmaß und der Entstehungszeitpunkt (nur als Hinweis: Ablagerungen bereits bei geringen Absenkungen, Ablagerungen durch Erosion und Rückflutungen mit West-Ost-Transport des Materials) der einige hundert Meter bis 3000 M dicken Schichtablagerungen von Gips und Salz.
Der den Meinungsstand resümmierende Artikel in der Ency. of Paleoclimatology and Ancient Enviroment weist daher darauf hin, dass lediglich die Absenkung als solche "common sense" darstellt und ansonsten die Schätzungen der Absenkung je nach Modell und Hypothesen von einigen hundert Meter bis zu 3000 M gehen. Die Werte können nicht von heutigen Tiefen substrahiert werden.
[2:]
Die Messinische Salinitätskrise hat allerdings nach derzeitigen archäologischen Fundlagen keine Bedeutung für die Frage des Verbringen der oben genannten Fauna wie Schweine oder persisches Damwild nach Zypern.
Grund dafür ist, dass
jedweder Fund vor 12000 BC dazu fehlt, während es Funde für das überhaupt nur übrige halbe Dutzend Säugetierarten für die Jahrhunderttausende davor gibt. Bereits deswegen ist common sense der Paläo-Zoologen, dass die Damwild, Ziegen, Schweine etc. eingeführt worden sind.
Die fossilen Fundstellen des Zwergelefanten und des Zwergflusspferdes sind älter. Für beide wird (neben der MSC-Variante der Landverbindung vor rd. 5,4 Mio. Jahren vor der Rückflutung) die These aufgestellt, dass sie über den Seeweg Zypern erreicht haben, was eben von der Frage zu unterscheiden ist, wie die "Nutztiere" 12.000 bis 8.000 BP auf die Insel gelangt sind. Um aber nochmal auf die MSC-Variante vor 5 Mio Jahren zu kommen: den Süßwasserfröschen, für die sowohl das Meereswasser als auch die hypothetische Salzwüste rund um Zypern bei Trockenlegung als Barriere zu verstehen ist, sowie diversen Kleintieren wird zugeschrieben, die Querung durch treibendes Holz oder Pflanzenteppiche geschafft zu haben.
Eine Vordatierung der genannten Nutztiere in Kombination mit der Landbrücken-Hypothese (MSC) kommt also nur in Frage:
- wenn entsprechende Fossilien auftauchen würden, was derzeit nicht der Fall ist und die Vordatierung rein spekulativ werden lässt,
- oder genetische Profile der Inseltiere 5 Mio. Jahre Separation von den "Verwandten" des Festlandes erklären könnten.