Riothamus
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Einige Male tauchten die Hugonen schon im Forum auf.
Hugonen oder Hugas ist eine späte, sagenhafte Bezeichnung für Salfranken.
Der Beowulf, 2502 und 2914, bezeichnet die Salfranken als Hugas.
Widukind von Corvey, I 9, nennt Chlodwig Huga rex Francorum.
Die Quedlinburger Annalen formulieren zu Chlodwig Sohn Theuderich: "Hugo Theudericus iste dicitur, id est Francis, quia olim omnes Franci Hugones vocabantur a suo quodam duce Hugone.", auf dt.: "Jener Theudericus wird Hugo genannt, das ist Franke, weil einst alle Franken nach ihrem einstigen Herzog (dux) Hugo Hugones genannt wurden." Auch der Annalista Saxo nennt ihn Hugo Theudericus und der Hugdietrich der Sage wird auch in diesem Zusammenhang gesehen.
Die Benennung nach einem Anführer wird schon bei Isidor von Sevilla genannt, bezieht sich aber auf den Namen Franken. Fredegar nennt einen Francio und Beda einen Francus.
Trotz der späten und sagenhaften Quellen wurde die Bezeichnung ernst genommen.
Hugo sollte von Chauken abgeleitet sein, die an der Stammesbildung der Salier beteiligt sein sollen. Diese sollten zwar auch an der Stammesbildung der Sachsen beteiligt sein, aber Plinius, der ja vor Ort war, spricht von den 'Chaucorum gentes', den 'Stämmen der Chauken'. Der Hugo sei durch die zweite Lautverschiebung entstanden, mitunter wird auf die Norddeutsche Variante Hauke verwiesen. Es wird auch auf die Hugmerki, die Grenzmark der Friesen zum alten Chaukengebiet verwiesen. Anderes, wie der Verweis auf die 'Haci' der Tabula Peutingeriana, einer in mittelalterlicher Kopie erhaltenen antiken Straßenkarte des Römischen Reiches, oder antike Angaben, das Gebiet der Franken erstrecke sich bis zum Ozean sind weniger überzeugend. Ulrich Nonn hat sich dieser Annahme angeschlossen. (Ulrich Nonn, Die Franken, Stuttgart 2010, S. 29-31.)
Zuvor wurde die These angezweifelt. Neben der späten und sagenhaften Quellen gab man etymologische Gründe an. Dem 'au' müssten im Altfriesischen langes 'a' und imAltenglischen 'ea' entsprechen. ( Vgl. L. Schmidt, die Westgermanen, München 1938/40, Nachdruck 1970, S. 37.)
Erich Zöllner sieht den germanischen Wortstamm 'hug' und interpretiert die 'Hugen' als die 'Weisen, Verständigen'. ( Erich Zöllner, Geschichte der 'Franken' bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts, München 1970, S.3 f.)
Nun ist mir eine weitere Möglichkeit in den Sinn gekommen. Über die Herkunft Chlodios, des ersten fassbaren Merowingers berichtet Gregor von Tours: 'apud Dispargum castrum habitabat, quod est in terminum Thoringorum'; 'er hat bei der Burg/Lager Dispargum (Varianten: Dispargum, Disparsum) gewohnt, die in den Grenzen der Thüringer liegt'.
Über die Thüringer am Niederrhein wurde vermutet, dass eine Verschreibung der civitas Tungrorum (Tongern) vorliegt. Doch sind Angeln und Warnen am Niederrhein erwähnt und die Lex Thuringorum ist da recht eindeutig: Lex Angliorum et Werinorum, hoc est Thuringorum, Recht der Angeln und Warnen, das heißt der Thüringer. Und ist gemeint im Land oder an den Grenzen?
Da Fredegar Asciburgium (Asberg) erwähnt, wurde bezüglich Dispargum eine Verschreibung aus jenem Namen angenommen. Naheliegend sind auch Duisburg am Rhein gegenüber Asberg - dass Chlodio schon links des Rheins 'herkam' ist ja letztlich eine Vermutung- und das belgische Duisburg bei Löwen.
Zöllner schreibt dazu unentschieden wie oben, S.27, Nonn, wie oben, S.80-83 entscheidet sich für Tongern und das belgische Duisburg. Schmidt, wie oben S. 332 [112]ff vermutet die Thüringer zwischen Waal und Schelde, sucht Dispargum aber S.42 f bei Diest am Demer.
Gregor schreibt 'apud', 'bei'. Nimmt man die Fredegar-Chronik hinzu (wörtl. Esbargium), kann man also auch links des Rheins bei Duisburg vermuten.
Was hat das mit den Hugen zu tun?
Zwischen Xanten und Neuss siedelten die Kugerner (siehe z.B. L.Schmidt, wie oben, 402[182] ff). Sollte hier das erste Machtzentrum der Merowinger gelegen haben, liegt die Frage Nähe, ob sich Cugerner in Hugonen verwandeln konnte. Darauf gekommen bin ich natürlich durch den Thread zum Germanennamen und meine Lektüre zu den Brukterern. Da ich gerade nicht auf alles zugreifen kann, könnte ich nicht überprüfen, ob es schon widerlegt ist.
In dem Zusammenhang ist auch die sagenhafte Erzählung zu den ersten Jahren Childerichs interessant. Er soll abgesetzt worden sein und sich nach Thüringen zurückgezogen haben, wo er dem König die Frau ausspannte. Wenn wir aber das ursprüngliche Machtzentrum der Merowinger beim Thüringerreich annehmen, kann man vermuten (mehr nicht!), das er sich bei der Nachfolge nicht durchsetzen konnte und sich auf diesen Bereich beschränkte. Die Ehe mit einer Königswinter / Königstochter ? wäre dann gewöhnliche Machtpolitik und hätte die Unterwerfung der West-Thüringer durch Chlodwig vorbereitet. Ja, wie gesagt, Spekulation. Aber irgendeinen Ansatzpunkt wird die Sage gehabt haben.
Doch die eigentliche Frage ist die nach einem möglichen Zusammenhang von Cugernern, bzw. deren Gau zu den Hugen/Hugonen. (Früher vermutete man für die Salier eine Stammesbildung durch Bataver, Caninefaten und Cugernern. Darauf will ich nicht hinaus. Es geht mir um den Namen. Ich will auch nicht sagen, dass dann die Bezeichnung Chlodwigs als Sugambrer zuträfe. Denn die stammt wohl sicher aus antiker Dichtersprache. Wobei das ebenfalls und wahrscheinlich einfacher ?, vorausgesetzt der Zusammenhang Sugambrer-Cugerner war irgendwie bekannt, auch die Quelle der Hugonen sein könnte.)
Also: Könnte das hinkommen? Und was haltet Ihr davon?
(Natürlich können auch andere Aspekte hier diskutiert werden. Für Thüringer und Dispargum sollte der Übersichtlichkeit halber aber vielleicht ein anderer Thread eröffnet werden.)
Hugonen oder Hugas ist eine späte, sagenhafte Bezeichnung für Salfranken.
Der Beowulf, 2502 und 2914, bezeichnet die Salfranken als Hugas.
Widukind von Corvey, I 9, nennt Chlodwig Huga rex Francorum.
Die Quedlinburger Annalen formulieren zu Chlodwig Sohn Theuderich: "Hugo Theudericus iste dicitur, id est Francis, quia olim omnes Franci Hugones vocabantur a suo quodam duce Hugone.", auf dt.: "Jener Theudericus wird Hugo genannt, das ist Franke, weil einst alle Franken nach ihrem einstigen Herzog (dux) Hugo Hugones genannt wurden." Auch der Annalista Saxo nennt ihn Hugo Theudericus und der Hugdietrich der Sage wird auch in diesem Zusammenhang gesehen.
Die Benennung nach einem Anführer wird schon bei Isidor von Sevilla genannt, bezieht sich aber auf den Namen Franken. Fredegar nennt einen Francio und Beda einen Francus.
Trotz der späten und sagenhaften Quellen wurde die Bezeichnung ernst genommen.
Hugo sollte von Chauken abgeleitet sein, die an der Stammesbildung der Salier beteiligt sein sollen. Diese sollten zwar auch an der Stammesbildung der Sachsen beteiligt sein, aber Plinius, der ja vor Ort war, spricht von den 'Chaucorum gentes', den 'Stämmen der Chauken'. Der Hugo sei durch die zweite Lautverschiebung entstanden, mitunter wird auf die Norddeutsche Variante Hauke verwiesen. Es wird auch auf die Hugmerki, die Grenzmark der Friesen zum alten Chaukengebiet verwiesen. Anderes, wie der Verweis auf die 'Haci' der Tabula Peutingeriana, einer in mittelalterlicher Kopie erhaltenen antiken Straßenkarte des Römischen Reiches, oder antike Angaben, das Gebiet der Franken erstrecke sich bis zum Ozean sind weniger überzeugend. Ulrich Nonn hat sich dieser Annahme angeschlossen. (Ulrich Nonn, Die Franken, Stuttgart 2010, S. 29-31.)
Zuvor wurde die These angezweifelt. Neben der späten und sagenhaften Quellen gab man etymologische Gründe an. Dem 'au' müssten im Altfriesischen langes 'a' und imAltenglischen 'ea' entsprechen. ( Vgl. L. Schmidt, die Westgermanen, München 1938/40, Nachdruck 1970, S. 37.)
Erich Zöllner sieht den germanischen Wortstamm 'hug' und interpretiert die 'Hugen' als die 'Weisen, Verständigen'. ( Erich Zöllner, Geschichte der 'Franken' bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts, München 1970, S.3 f.)
Nun ist mir eine weitere Möglichkeit in den Sinn gekommen. Über die Herkunft Chlodios, des ersten fassbaren Merowingers berichtet Gregor von Tours: 'apud Dispargum castrum habitabat, quod est in terminum Thoringorum'; 'er hat bei der Burg/Lager Dispargum (Varianten: Dispargum, Disparsum) gewohnt, die in den Grenzen der Thüringer liegt'.
Über die Thüringer am Niederrhein wurde vermutet, dass eine Verschreibung der civitas Tungrorum (Tongern) vorliegt. Doch sind Angeln und Warnen am Niederrhein erwähnt und die Lex Thuringorum ist da recht eindeutig: Lex Angliorum et Werinorum, hoc est Thuringorum, Recht der Angeln und Warnen, das heißt der Thüringer. Und ist gemeint im Land oder an den Grenzen?
Da Fredegar Asciburgium (Asberg) erwähnt, wurde bezüglich Dispargum eine Verschreibung aus jenem Namen angenommen. Naheliegend sind auch Duisburg am Rhein gegenüber Asberg - dass Chlodio schon links des Rheins 'herkam' ist ja letztlich eine Vermutung- und das belgische Duisburg bei Löwen.
Zöllner schreibt dazu unentschieden wie oben, S.27, Nonn, wie oben, S.80-83 entscheidet sich für Tongern und das belgische Duisburg. Schmidt, wie oben S. 332 [112]ff vermutet die Thüringer zwischen Waal und Schelde, sucht Dispargum aber S.42 f bei Diest am Demer.
Gregor schreibt 'apud', 'bei'. Nimmt man die Fredegar-Chronik hinzu (wörtl. Esbargium), kann man also auch links des Rheins bei Duisburg vermuten.
Was hat das mit den Hugen zu tun?
Zwischen Xanten und Neuss siedelten die Kugerner (siehe z.B. L.Schmidt, wie oben, 402[182] ff). Sollte hier das erste Machtzentrum der Merowinger gelegen haben, liegt die Frage Nähe, ob sich Cugerner in Hugonen verwandeln konnte. Darauf gekommen bin ich natürlich durch den Thread zum Germanennamen und meine Lektüre zu den Brukterern. Da ich gerade nicht auf alles zugreifen kann, könnte ich nicht überprüfen, ob es schon widerlegt ist.
In dem Zusammenhang ist auch die sagenhafte Erzählung zu den ersten Jahren Childerichs interessant. Er soll abgesetzt worden sein und sich nach Thüringen zurückgezogen haben, wo er dem König die Frau ausspannte. Wenn wir aber das ursprüngliche Machtzentrum der Merowinger beim Thüringerreich annehmen, kann man vermuten (mehr nicht!), das er sich bei der Nachfolge nicht durchsetzen konnte und sich auf diesen Bereich beschränkte. Die Ehe mit einer Königswinter / Königstochter ? wäre dann gewöhnliche Machtpolitik und hätte die Unterwerfung der West-Thüringer durch Chlodwig vorbereitet. Ja, wie gesagt, Spekulation. Aber irgendeinen Ansatzpunkt wird die Sage gehabt haben.
Doch die eigentliche Frage ist die nach einem möglichen Zusammenhang von Cugernern, bzw. deren Gau zu den Hugen/Hugonen. (Früher vermutete man für die Salier eine Stammesbildung durch Bataver, Caninefaten und Cugernern. Darauf will ich nicht hinaus. Es geht mir um den Namen. Ich will auch nicht sagen, dass dann die Bezeichnung Chlodwigs als Sugambrer zuträfe. Denn die stammt wohl sicher aus antiker Dichtersprache. Wobei das ebenfalls und wahrscheinlich einfacher ?, vorausgesetzt der Zusammenhang Sugambrer-Cugerner war irgendwie bekannt, auch die Quelle der Hugonen sein könnte.)
Also: Könnte das hinkommen? Und was haltet Ihr davon?
(Natürlich können auch andere Aspekte hier diskutiert werden. Für Thüringer und Dispargum sollte der Übersichtlichkeit halber aber vielleicht ein anderer Thread eröffnet werden.)