Wilfried Steven
Neues Mitglied
Ohne das Einwirken Indiens und Chinas wäre wohl die ganze politische, kulturelle, religiöse, ethische und wirtschaftliche Entwicklung Südostasiens anders verlaufen, und Südostasien wäre nicht zu dem geworden was es heute ist. Insbesondere Vietnam und Thailand, das frühere Siam, konnten durch dieses Einwirken in vieler Hinsicht, trotz mancher Fehlschläge, davon profitieren.
Dieser Beitrag befasst sich mit dem chinesischen Einfluss. Dabei beschäftigen wir uns mit einem Zeitraum, wo in Siam die Sukhothai-Dynastie von der Ayuthaya-Dynastie abgelöst wurde. In dieser Ära hatte die Ming-Dynastie in China wohl die uneingeschränkte Macht in großen Teilen Asiens. In den chinesischen Annalen wird dabei auch immer wieder ein Mann genannt, ohne dessen Einwirken zu dieser Zeit wahrscheinlich einige Entwicklungen in China, Südostasien und anderen Teilen der Welt anders verlaufen wären. Dieser Mann ging in die Geschichte ein als Cheng Ho der Seefahrer. Man behauptet sogar, dass das arabische Märchen Sindbad der Seefahrer gar kein richtiges Märchen ist, sondern zumindest einen Teil der Abenteurer von Cheng Ho beschreibt.
Man kann auch ganz gewiss behaupten, dass insbesondere in den Jahren von 1405-1430 das Einwirken und die Präsenz von Cheng Ho´s Flotte vor allem die Expansion Siams in Richtung Süden fast zum Erliegen gebracht hatte. Hätte es die chinesische Flotte zu dieser Zeit nicht gegeben, so hätte wohl das Königreich Siam die gesamte malaiische Halbinsel erobert und damit wären zukünftige Entwicklungen anders verlaufen. Die Machtverhältnisse der ganzen Region wären verändert worden.
Die Rolle der chinesischen Händler
In der historischen Entwicklung Südostasiens hat der Handel immer eine wichtige Rolle gespielt. Er hat die Wirtschaft, die Religion und die Politik der Region maßgeblich beeinflusst. Südostasien war schon vor vielen Jahrhunderten vor den Europäern ein wichtiger Teil eines unermesslichen Handels- und Verkehrsnetzes, das sich vom Mittelmeer im Westen bis nach Japan im Osten erstreckte. Die Chinesen kontrollierten dabei den größten Teil des Handels, aber auch indische, persische und arabische Händler waren sehr aktiv. Der Austausch von Waren beinhaltete auch den Austausch von Nachrichten aus aller Welt.
Ein jeder Teil dieser Region spielte zu irgendeiner Zeit seine Rolle in diesem Netz; und früher waren die Grenzen anders verlaufen als heute. Staaten und kleine Fürstentümer stellten Plätze für Handelsniederlassungen zur Verfügung, verkauften oder tauschten ihre eigenen Erzeugnisse. Das ungeheure Angebot an Waren wurde zwischen dem arabische Raum bis nach Japan gehandelt. Die wichtigste Rolle spielten dabei chinesische Händler, stärker noch als die erfolgreichen Inder, und kontrollierten praktisch den gesamten Markt zwischen Asien und Arabien. Dabei gab es immer wieder Verschiebungen von Machtverhältnissen, die auch den Einfluss der chinesischen Händler im Ausland mal stärkte oder auch mal schwächte.
Dabei wurden von ihnen nicht nur viele Handelsniederlassungen gebaut, sondern auch kleine Siedlungen. Bemerkenswert ist bei den chinesischen Siedlern, dass sie weitgehend unter sich blieben, und wenig Interesse hatten, ihre Religion, ihre Kunst und ihre Lebensweise unter den Völkern der Länder zu verbreiten, in deren Bereiche sie sich angesiedelt hatten. Aber viele verheirateten sich auch ungehemmt mit der örtlichen Bevölkerung, trotzdem lebten sie aber nach ihren charakteristischen Bräuchen und betrieben ihre eigenes Gewerbe. Es waren in erster Linie die Länder selber, die die chinesische Zivilisation übernahmen oder kopierten.
Die Entwicklung des Handels
Es würde ein ganzes Buch füllen, wollte man die Reichhaltigkeit des damalige Handels beschreiben. Deshalb hier nur die wichtigsten Eckdaten:
Bereits vor der Zeit Alexander des Großen gab es feste Handelsrouten und Verbindungen zwischen Arabien, Indien, China und dem südostasiatischen Raum bis hin zu Japan. Der Handelsverkehr der antiken Welt war weit fortgeschritten und legendär. Es gab nicht nur die berühmte Seidenstraße, sondern auch weitere Handels- und Seewege, die heute noch wenig erforscht sind. Schon im 2. Jahrhundert gab es einen regen Handel zwischen Indien und Arabien und einzelnen chinesischen Händlern. Im 7. Jahrhundert hatten die Araber den Seeweg nach Südostasien kontrolliert, und auch als indische und chinesische Seefahrer immer mehr im Seehandel vordrangen, waren die Araber noch lange Zeit die dominierende Seemacht. Besonders der Gewürzhandel hatten die Araber, bis zum Vordringen der Portugiesen im 15. Jahrhundert, unter ihrer Kontrolle.
Der Einfluss der Chinesen war dabei wirtschaftlich und politisch geprägt. Sie waren immer davon überzeugt, dass ihre Zivilisation allen anderen überlegen war und dass es nichts brächte, sich mit niedrigeren Kulturen, die sie schlichtweg Barbaren nannten, abzugeben. Selbst die stärksten Dynastien beschränkten sich nur auf Handelsbeziehungen, den Austausch formeller Gesandtschaften und gelegentlich auch auf direkte militärische Eroberungen. Die meisten südostasiatischen Staaten blickten dessen ungeachtet auf China als das größte Reich auf Erden und die Quelle aller Zivilisation; immer in der Unsicherheit, von riesigen Heeren erobert zu werden.
Kontakte zwischen China und Südostasien sind seit dem frühen 4. Jahrhundert v. Chr. bekannt; etwa die Zeit der Han-Dynastie. Der Respekt vor dem Riesenreich China war so groß, dass schon in frühen Zeiten regelmäßig Tribut-Gesandtschaften aus dieser Region nach China gesandt worden. Ab dem 9. Jahrhundert gab es schließlich schon einen schwunghaften Handel zwischen China, Indien, Südostasien und Arabien. Besonders der Hafen Kedah (Malaysia) war zu dieser Zeit ein wichtiger Hafen chinesischer und arabischer Schiffe und ein Handelszentrum für Gewürze, aromatischer Hölzer und andere landeseigenen Waren jener Zeit.
Im Jahre 971 wurde in Kanton (China) der kaiserliche Seezolldienst reorganisiert, um den Welthandel besser kontrollieren zu können. Anfang des 10. Jahrhunderts wurde der gesamte Handel zum chinesischen Staatsmonopol erklärt, da Korruption und Piraterie die größten Feinde des Handels waren. Es wurden weitere Zollinspektorate in Hangschu, Ningpo und Chüan-chau eingerichtet. Kaiserliche Beamten wurden ausgesandt, um die chinesischen Händler außerhalb Chinas dazu zu bewegen, auch chinesische Häfen anzulaufen. Dafür sollte sie besondere Importgenehmigungen und weitere Vorteile erhalten.
Bisher hatten die Auslandschinesen Häfen außerhalb Chinas bevorzugt, da sie hohe Steuern, Beschlagnahmungen und sogar Gefangennahme befürchteten. Diese Besorgnis war auch berechtigt, hatten doch auch einige chinesische Kaiser bei Finanznöten einfach das Vermögen von Händlern eingezogen und die Händler danach vertrieben oder bei Widerstand festnehmen oder töten lassen!
Als zwischen 1049-1053 die garantierten Importgenehmigungen ausgegeben wurden, entwickelte sich der Handel dadurch rapide. Waren wie Perlen, Hölzer, Gewürze, Weihrauch. Elefantenzähne, Rhinozeroshörner und ähnliche Güter stiegen um das zehnfache im Wert. Die Chinesen zahlten ihre Importgüter mit Gold, Silber, Kupfermünzen, Porzellan, Stoffen, Salz, Reis, Zucker, Weizen, Zeremonienartikeln und anderen Dingen.
Im 11. Jahrhundert breiteten sich die chinesischen Händler stärker aus als die indischen Händler und errichteten wo sie konnten kleine Handelsniederlassungen. Chinesische Händler beherrschten den Markt in ganz Südostasien bis nach Borneo und den Philippinen. Der chinesische Hafen Chüan-chau, von den Arabern Zaytun genannt, wurde zu dieser Zeit der wichtigste Hafen und Mittelpunkt aller asiatischen Handelswege. Schon Marco Polo soll den Hafen bewundert haben. Der zweitwichtigste Hafen wurde Palembang auf Sumatra. Malakka hatte zu dieser Zeit seinen Höhepunkt noch voraus. Überspringen wir deshalb einige Jahrhunderte!
Die Entwicklung in Thailand
Im Königreich Siam ging es turbulent zu. Die Sukhothai-Dynastie wurde von der Ayuthaya-Dynastie abgelöst, man hatte das Khmer-Reich und seine Hauptstadt Angkor erobert und die nördliche Grenze zum Erzfeind Burma war gesichert. Während eine Ausdehnung nach Norden und eine Eroberung burmesischen Gebietes ausgeschlossen war, da man eine Reaktion Chinas nicht herausfordern wollte, orientierte sich die Strategen nach Süden.
Das geschwächte Burma sollte als möglicher Puffer zu China dienen und der Hauptteil der Streitkräfte gegen Süden mobilisiert werden. Da die Thais schon einen großen Einfluss auf der malaiischen Halbinsel hatten, wollten sie die Handelswege durch die Straße von Malakka, die immer wichtiger wurde, ganz kontrollieren. Die Zeit war dafür sehr günstig.
Die Expeditionen der kaiserlichen chinesischen Flotte unter Cheng Hos Führung sollte doch dieses Vorhaben für lange Zeit vereiteln und den starken Expansionsdrang der Thais stoppen. Das Königreich Siam hatte dadurch aber auch eine friedvollere Zeit als früher und konnte sich innenpolitisch stabilisieren.
Ein wichtiger Punkt für die gesamte Schifffahrt war der nördliche Ausgang der Malakka-Strasse, denn dort konnten sich die Besatzungen mit frischem Proviant und Wasser versehen und den wichtigen Nordost-Monsum abwarten, der sie mit durch die Meerenge nehmen konnte. Am südlichen Ende der Meerenge brauchte man ebenfalls Häfen. So waren etwa 1400 die Häfen von Malakka und Palembang für den chinesischen Handel lebenswichtig.
1403 war eine Zeit, wo die Ming-Dynastie in China in Übersee bereits an Ansehen verloren hatte und die eigentliche wirtschaftliche Macht auf den Handelsstraßen von den vielen Händlern ausgeübt wurde. Der chinesische Kaiser erkannte die Gefahr und schickte zunächst 1403 eine starke chinesische Flotte unter dem Admiral Yin-ching nach Malakka, überbrachte Geschenke aus Seidenbrokat und forderte aber zugleich Tribut.
Man errichtete einen neuen Vasallen-Staat, der vom Ming-Kaiser wohlwollend betrachtet wurde. Damit konnte nun China im überseeischen Handel mehr Einfluss gewinnen und gleichzeitig den Thais Einhalt gebieten, die um 1400 des größten Teil der mallaiischen Halbinsel kontrollierten. Der chinesische Kaiserhof befahl sogar den aufstrebenden Thais, Malakka nicht zu belästigen; eine Anordnung die anscheinend befolgt wurde. Die Thais mußten einen Einfall über den Erzfeind Burma befürchteten, wenn sie sich nicht an die Anordnung hielten. Da sie dieses Risiko nicht eingehen wollten, nahmen sie zähneknirschend die Anordnung an. Auch wurden die Tributleistungen an China weiter von den Thais gepflegt.
1405 schickte der Herrscher von Malakka, Fürst Parame´svara, zum Schein eine Gesandtschaft an den Kaiser von China, der ihm dann den Titel König verlieh. Der Fürst wollte mehr Unabhängigkeit, war aber ohne den Schutz Chinas ohne Macht. Später unternahm König Parame´svara (1411, 1414 und 1419) Reisen nach China. Doch noch immer war der Kaiser über die ganze Entwicklung nicht zufrieden. Die Straße von Malakka war ohne Flotten vor Ort nicht kontrollierbar. Zudem trieben Piraten und Schmuggler ihr Unwesen und kaperten auch unzählige kaiserliche Handelsschiffe.
Zu der Zeit war Ayuthaya, die Hauptstadt Siams, bereits ein bedeutender Mittelpunkt einiger Handelsrouten. Von Ayuthaya aus gingen Erzeugnisse Chinas auf die Märkte Indiens und Arabiens, aber auch nach Japan. Die Thais verfügten selber über schätzungsweise 150 Schiffe für Handel und Militär, wobei viele Schiffe die Seegrenze zu Burma aufmerksam kontrollieren, aber auch Malakka beobachteten, was für besonders für die Auslandschinesen einer der wichtigsten Umschlaghäfen mit riesige Lagerhallen, die China nur schwer kontrollieren konnte.
Sie besaßen außerdem sehr viele Schiffe, Sklaven, Häuser und Waren. Sie befassten sich auch schon früh mit dem Geldmarkt und sandten Geld zur Finanzierung von Handelsvorhaben nach China, liehen es aus und verpachteten kleine Ländereien, nahmen Gebühren für wichtige Handelswege auf Land und trieben Steuern von Schiffen ein, die sich in ihren Händen befanden.
Indische, arabische, persische und türkische Kaufleute gaben sich dabei auf den Handelsstraßen die Hand. Die Herrscher von Malakka wiederum duldeten das Spiel zwischen Kaiserhof und den Händlern und verdienten viel Geld für Hafengebühren, Handelslizenzen, Strafen und Beschlagnahmungen. Die Korruption war dabei eine gängige Spielregel des Systems.
Zwischen 1400 und 1405 bestand die Gefahr, das China seinen wirtschaftlichen Einfluss ganz an die Auslandschinesen und anderen Staaten wie Indien verlieren würde, und diese nicht mehr den genötigten Respekt vor der kaiserlichen Macht haben würde. Piraten und Schmugglerbanden, die auch von einigen Händlern finanziert wurden, schwächten die Einnahmen für den Kaiserhof ins Unerträgliche. Dies sollte sich aber bald ändern!
Um den wirtschaftlichen und politischen Einfluss wieder zu festigen und den unabhängigen Auslandschinesen den langen Arm des Kaiserreichen zu demonstrieren, ließ der dritte Ming-Kaiser eine gewaltige Kriegsflotte vorbereiten, um Chinas Machtanspruch zu festigen. Eine der größten Flotten der ganzen Weltgeschichte.
Die Rolle der Ming-Dynastie
Es war die Zeit der mächtigen Ming-Dynastie (1368-1644), die schon früh Kontakte mit persischen und arabischen Seefahrer hatte, die auch das Tributsystem für jene Staaten eingeführt hatte, die bereits Kolonien von Auslandschinesen aufweisen konnten, so u.a. in Taiwan, Siam, Indochina und auf den Philippinen. Der Ming-Kaiser brauchte nicht nur mehr Einfluss, sondern dringend Mittel, um die marode Staatskasse aufzufüllen und die riesige kaiserliche Armee unterhalten zu können. Noch immer waren die Einfälle der Mongolen im Norden des Landes eine große Gefahr. Durch sie wurden die wichtigsten Handelsstraßen kontrolliert, so dass China immer weniger Einkünfte über den Handel hatte. Korruption machte sich unterdessen im Süden breit.
Dieser Beitrag befasst sich mit dem chinesischen Einfluss. Dabei beschäftigen wir uns mit einem Zeitraum, wo in Siam die Sukhothai-Dynastie von der Ayuthaya-Dynastie abgelöst wurde. In dieser Ära hatte die Ming-Dynastie in China wohl die uneingeschränkte Macht in großen Teilen Asiens. In den chinesischen Annalen wird dabei auch immer wieder ein Mann genannt, ohne dessen Einwirken zu dieser Zeit wahrscheinlich einige Entwicklungen in China, Südostasien und anderen Teilen der Welt anders verlaufen wären. Dieser Mann ging in die Geschichte ein als Cheng Ho der Seefahrer. Man behauptet sogar, dass das arabische Märchen Sindbad der Seefahrer gar kein richtiges Märchen ist, sondern zumindest einen Teil der Abenteurer von Cheng Ho beschreibt.
Man kann auch ganz gewiss behaupten, dass insbesondere in den Jahren von 1405-1430 das Einwirken und die Präsenz von Cheng Ho´s Flotte vor allem die Expansion Siams in Richtung Süden fast zum Erliegen gebracht hatte. Hätte es die chinesische Flotte zu dieser Zeit nicht gegeben, so hätte wohl das Königreich Siam die gesamte malaiische Halbinsel erobert und damit wären zukünftige Entwicklungen anders verlaufen. Die Machtverhältnisse der ganzen Region wären verändert worden.
Die Rolle der chinesischen Händler
In der historischen Entwicklung Südostasiens hat der Handel immer eine wichtige Rolle gespielt. Er hat die Wirtschaft, die Religion und die Politik der Region maßgeblich beeinflusst. Südostasien war schon vor vielen Jahrhunderten vor den Europäern ein wichtiger Teil eines unermesslichen Handels- und Verkehrsnetzes, das sich vom Mittelmeer im Westen bis nach Japan im Osten erstreckte. Die Chinesen kontrollierten dabei den größten Teil des Handels, aber auch indische, persische und arabische Händler waren sehr aktiv. Der Austausch von Waren beinhaltete auch den Austausch von Nachrichten aus aller Welt.
Ein jeder Teil dieser Region spielte zu irgendeiner Zeit seine Rolle in diesem Netz; und früher waren die Grenzen anders verlaufen als heute. Staaten und kleine Fürstentümer stellten Plätze für Handelsniederlassungen zur Verfügung, verkauften oder tauschten ihre eigenen Erzeugnisse. Das ungeheure Angebot an Waren wurde zwischen dem arabische Raum bis nach Japan gehandelt. Die wichtigste Rolle spielten dabei chinesische Händler, stärker noch als die erfolgreichen Inder, und kontrollierten praktisch den gesamten Markt zwischen Asien und Arabien. Dabei gab es immer wieder Verschiebungen von Machtverhältnissen, die auch den Einfluss der chinesischen Händler im Ausland mal stärkte oder auch mal schwächte.
Dabei wurden von ihnen nicht nur viele Handelsniederlassungen gebaut, sondern auch kleine Siedlungen. Bemerkenswert ist bei den chinesischen Siedlern, dass sie weitgehend unter sich blieben, und wenig Interesse hatten, ihre Religion, ihre Kunst und ihre Lebensweise unter den Völkern der Länder zu verbreiten, in deren Bereiche sie sich angesiedelt hatten. Aber viele verheirateten sich auch ungehemmt mit der örtlichen Bevölkerung, trotzdem lebten sie aber nach ihren charakteristischen Bräuchen und betrieben ihre eigenes Gewerbe. Es waren in erster Linie die Länder selber, die die chinesische Zivilisation übernahmen oder kopierten.
Die Entwicklung des Handels
Es würde ein ganzes Buch füllen, wollte man die Reichhaltigkeit des damalige Handels beschreiben. Deshalb hier nur die wichtigsten Eckdaten:
Bereits vor der Zeit Alexander des Großen gab es feste Handelsrouten und Verbindungen zwischen Arabien, Indien, China und dem südostasiatischen Raum bis hin zu Japan. Der Handelsverkehr der antiken Welt war weit fortgeschritten und legendär. Es gab nicht nur die berühmte Seidenstraße, sondern auch weitere Handels- und Seewege, die heute noch wenig erforscht sind. Schon im 2. Jahrhundert gab es einen regen Handel zwischen Indien und Arabien und einzelnen chinesischen Händlern. Im 7. Jahrhundert hatten die Araber den Seeweg nach Südostasien kontrolliert, und auch als indische und chinesische Seefahrer immer mehr im Seehandel vordrangen, waren die Araber noch lange Zeit die dominierende Seemacht. Besonders der Gewürzhandel hatten die Araber, bis zum Vordringen der Portugiesen im 15. Jahrhundert, unter ihrer Kontrolle.
Der Einfluss der Chinesen war dabei wirtschaftlich und politisch geprägt. Sie waren immer davon überzeugt, dass ihre Zivilisation allen anderen überlegen war und dass es nichts brächte, sich mit niedrigeren Kulturen, die sie schlichtweg Barbaren nannten, abzugeben. Selbst die stärksten Dynastien beschränkten sich nur auf Handelsbeziehungen, den Austausch formeller Gesandtschaften und gelegentlich auch auf direkte militärische Eroberungen. Die meisten südostasiatischen Staaten blickten dessen ungeachtet auf China als das größte Reich auf Erden und die Quelle aller Zivilisation; immer in der Unsicherheit, von riesigen Heeren erobert zu werden.
Kontakte zwischen China und Südostasien sind seit dem frühen 4. Jahrhundert v. Chr. bekannt; etwa die Zeit der Han-Dynastie. Der Respekt vor dem Riesenreich China war so groß, dass schon in frühen Zeiten regelmäßig Tribut-Gesandtschaften aus dieser Region nach China gesandt worden. Ab dem 9. Jahrhundert gab es schließlich schon einen schwunghaften Handel zwischen China, Indien, Südostasien und Arabien. Besonders der Hafen Kedah (Malaysia) war zu dieser Zeit ein wichtiger Hafen chinesischer und arabischer Schiffe und ein Handelszentrum für Gewürze, aromatischer Hölzer und andere landeseigenen Waren jener Zeit.
Im Jahre 971 wurde in Kanton (China) der kaiserliche Seezolldienst reorganisiert, um den Welthandel besser kontrollieren zu können. Anfang des 10. Jahrhunderts wurde der gesamte Handel zum chinesischen Staatsmonopol erklärt, da Korruption und Piraterie die größten Feinde des Handels waren. Es wurden weitere Zollinspektorate in Hangschu, Ningpo und Chüan-chau eingerichtet. Kaiserliche Beamten wurden ausgesandt, um die chinesischen Händler außerhalb Chinas dazu zu bewegen, auch chinesische Häfen anzulaufen. Dafür sollte sie besondere Importgenehmigungen und weitere Vorteile erhalten.
Bisher hatten die Auslandschinesen Häfen außerhalb Chinas bevorzugt, da sie hohe Steuern, Beschlagnahmungen und sogar Gefangennahme befürchteten. Diese Besorgnis war auch berechtigt, hatten doch auch einige chinesische Kaiser bei Finanznöten einfach das Vermögen von Händlern eingezogen und die Händler danach vertrieben oder bei Widerstand festnehmen oder töten lassen!
Als zwischen 1049-1053 die garantierten Importgenehmigungen ausgegeben wurden, entwickelte sich der Handel dadurch rapide. Waren wie Perlen, Hölzer, Gewürze, Weihrauch. Elefantenzähne, Rhinozeroshörner und ähnliche Güter stiegen um das zehnfache im Wert. Die Chinesen zahlten ihre Importgüter mit Gold, Silber, Kupfermünzen, Porzellan, Stoffen, Salz, Reis, Zucker, Weizen, Zeremonienartikeln und anderen Dingen.
Im 11. Jahrhundert breiteten sich die chinesischen Händler stärker aus als die indischen Händler und errichteten wo sie konnten kleine Handelsniederlassungen. Chinesische Händler beherrschten den Markt in ganz Südostasien bis nach Borneo und den Philippinen. Der chinesische Hafen Chüan-chau, von den Arabern Zaytun genannt, wurde zu dieser Zeit der wichtigste Hafen und Mittelpunkt aller asiatischen Handelswege. Schon Marco Polo soll den Hafen bewundert haben. Der zweitwichtigste Hafen wurde Palembang auf Sumatra. Malakka hatte zu dieser Zeit seinen Höhepunkt noch voraus. Überspringen wir deshalb einige Jahrhunderte!
Die Entwicklung in Thailand
Im Königreich Siam ging es turbulent zu. Die Sukhothai-Dynastie wurde von der Ayuthaya-Dynastie abgelöst, man hatte das Khmer-Reich und seine Hauptstadt Angkor erobert und die nördliche Grenze zum Erzfeind Burma war gesichert. Während eine Ausdehnung nach Norden und eine Eroberung burmesischen Gebietes ausgeschlossen war, da man eine Reaktion Chinas nicht herausfordern wollte, orientierte sich die Strategen nach Süden.
Das geschwächte Burma sollte als möglicher Puffer zu China dienen und der Hauptteil der Streitkräfte gegen Süden mobilisiert werden. Da die Thais schon einen großen Einfluss auf der malaiischen Halbinsel hatten, wollten sie die Handelswege durch die Straße von Malakka, die immer wichtiger wurde, ganz kontrollieren. Die Zeit war dafür sehr günstig.
Die Expeditionen der kaiserlichen chinesischen Flotte unter Cheng Hos Führung sollte doch dieses Vorhaben für lange Zeit vereiteln und den starken Expansionsdrang der Thais stoppen. Das Königreich Siam hatte dadurch aber auch eine friedvollere Zeit als früher und konnte sich innenpolitisch stabilisieren.
Ein wichtiger Punkt für die gesamte Schifffahrt war der nördliche Ausgang der Malakka-Strasse, denn dort konnten sich die Besatzungen mit frischem Proviant und Wasser versehen und den wichtigen Nordost-Monsum abwarten, der sie mit durch die Meerenge nehmen konnte. Am südlichen Ende der Meerenge brauchte man ebenfalls Häfen. So waren etwa 1400 die Häfen von Malakka und Palembang für den chinesischen Handel lebenswichtig.
1403 war eine Zeit, wo die Ming-Dynastie in China in Übersee bereits an Ansehen verloren hatte und die eigentliche wirtschaftliche Macht auf den Handelsstraßen von den vielen Händlern ausgeübt wurde. Der chinesische Kaiser erkannte die Gefahr und schickte zunächst 1403 eine starke chinesische Flotte unter dem Admiral Yin-ching nach Malakka, überbrachte Geschenke aus Seidenbrokat und forderte aber zugleich Tribut.
Man errichtete einen neuen Vasallen-Staat, der vom Ming-Kaiser wohlwollend betrachtet wurde. Damit konnte nun China im überseeischen Handel mehr Einfluss gewinnen und gleichzeitig den Thais Einhalt gebieten, die um 1400 des größten Teil der mallaiischen Halbinsel kontrollierten. Der chinesische Kaiserhof befahl sogar den aufstrebenden Thais, Malakka nicht zu belästigen; eine Anordnung die anscheinend befolgt wurde. Die Thais mußten einen Einfall über den Erzfeind Burma befürchteten, wenn sie sich nicht an die Anordnung hielten. Da sie dieses Risiko nicht eingehen wollten, nahmen sie zähneknirschend die Anordnung an. Auch wurden die Tributleistungen an China weiter von den Thais gepflegt.
1405 schickte der Herrscher von Malakka, Fürst Parame´svara, zum Schein eine Gesandtschaft an den Kaiser von China, der ihm dann den Titel König verlieh. Der Fürst wollte mehr Unabhängigkeit, war aber ohne den Schutz Chinas ohne Macht. Später unternahm König Parame´svara (1411, 1414 und 1419) Reisen nach China. Doch noch immer war der Kaiser über die ganze Entwicklung nicht zufrieden. Die Straße von Malakka war ohne Flotten vor Ort nicht kontrollierbar. Zudem trieben Piraten und Schmuggler ihr Unwesen und kaperten auch unzählige kaiserliche Handelsschiffe.
Zu der Zeit war Ayuthaya, die Hauptstadt Siams, bereits ein bedeutender Mittelpunkt einiger Handelsrouten. Von Ayuthaya aus gingen Erzeugnisse Chinas auf die Märkte Indiens und Arabiens, aber auch nach Japan. Die Thais verfügten selber über schätzungsweise 150 Schiffe für Handel und Militär, wobei viele Schiffe die Seegrenze zu Burma aufmerksam kontrollieren, aber auch Malakka beobachteten, was für besonders für die Auslandschinesen einer der wichtigsten Umschlaghäfen mit riesige Lagerhallen, die China nur schwer kontrollieren konnte.
Sie besaßen außerdem sehr viele Schiffe, Sklaven, Häuser und Waren. Sie befassten sich auch schon früh mit dem Geldmarkt und sandten Geld zur Finanzierung von Handelsvorhaben nach China, liehen es aus und verpachteten kleine Ländereien, nahmen Gebühren für wichtige Handelswege auf Land und trieben Steuern von Schiffen ein, die sich in ihren Händen befanden.
Indische, arabische, persische und türkische Kaufleute gaben sich dabei auf den Handelsstraßen die Hand. Die Herrscher von Malakka wiederum duldeten das Spiel zwischen Kaiserhof und den Händlern und verdienten viel Geld für Hafengebühren, Handelslizenzen, Strafen und Beschlagnahmungen. Die Korruption war dabei eine gängige Spielregel des Systems.
Zwischen 1400 und 1405 bestand die Gefahr, das China seinen wirtschaftlichen Einfluss ganz an die Auslandschinesen und anderen Staaten wie Indien verlieren würde, und diese nicht mehr den genötigten Respekt vor der kaiserlichen Macht haben würde. Piraten und Schmugglerbanden, die auch von einigen Händlern finanziert wurden, schwächten die Einnahmen für den Kaiserhof ins Unerträgliche. Dies sollte sich aber bald ändern!
Um den wirtschaftlichen und politischen Einfluss wieder zu festigen und den unabhängigen Auslandschinesen den langen Arm des Kaiserreichen zu demonstrieren, ließ der dritte Ming-Kaiser eine gewaltige Kriegsflotte vorbereiten, um Chinas Machtanspruch zu festigen. Eine der größten Flotten der ganzen Weltgeschichte.
Die Rolle der Ming-Dynastie
Es war die Zeit der mächtigen Ming-Dynastie (1368-1644), die schon früh Kontakte mit persischen und arabischen Seefahrer hatte, die auch das Tributsystem für jene Staaten eingeführt hatte, die bereits Kolonien von Auslandschinesen aufweisen konnten, so u.a. in Taiwan, Siam, Indochina und auf den Philippinen. Der Ming-Kaiser brauchte nicht nur mehr Einfluss, sondern dringend Mittel, um die marode Staatskasse aufzufüllen und die riesige kaiserliche Armee unterhalten zu können. Noch immer waren die Einfälle der Mongolen im Norden des Landes eine große Gefahr. Durch sie wurden die wichtigsten Handelsstraßen kontrolliert, so dass China immer weniger Einkünfte über den Handel hatte. Korruption machte sich unterdessen im Süden breit.