Katastrophenhilfe

Nergal

Aktives Mitglied
Seit wann gibt es Katastrophenhilfe, also überregionale Hilfe im Katastrophenfall?

Ich weiß dass so etwas problematisch gewesen sein muß in Zeiten wo die Menschen über wenig verfügten, die Straßen schlecht ausgebaut waren und nur Monarchen usw. über feste Botendienste verfügten (-->Mittelalter), aber wie war das in der Antike, der Renaissance und der Zeit der Aufklärung?

Hat man da in solchen Fällen (Erdbeben, Flut, Ernteausfall) Hilfe geschickt, und war das dann staatlich organisiert?

Wie war das im Chinesischen Kaiserreich?
 
Das 1. Buch Mose schrieb:
<sup>29 </sup> Siehe, sieben reiche Jahre werden kommen in ganz Ägyptenland. <sup>30 </sup> Und nach denselben werden sieben Jahre teure Zeit kommen, daß man vergessen wird aller solcher Fülle in Ägyptenland; und die teure Zeit wird das Land verzehren, <sup>31 </sup> daß man nichts wissen wird von der Fülle im Lande vor der teuren Zeit, die hernach kommt; denn sie wird sehr schwer sein.

- 1. Mose 41 (Luther 1912)
 
Seit wann gibt es Katastrophenhilfe, also überregionale Hilfe im Katastrophenfall?

Ich weiß dass so etwas problematisch gewesen sein muß in Zeiten wo die Menschen über wenig verfügten, die Straßen schlecht ausgebaut waren und nur Monarchen usw. über feste Botendienste verfügten (-->Mittelalter), aber wie war das in der Antike,
Aus der römischen Antike sind mehrere Fälle von Katastrophenhilfe überliefert. Kaiser Tiberius , der als geizig galt ,soll beim Zusammenbruch des Amphitheaters von Fidinae, mit mehreren tausend Todesopfern eine größere Menge Geld für die Hilfe der Geschädigten ausgegeben haben. Sueton erwähnt auch beiläufig die Hilfen, die Tiberius an die Provinz Asien zahlte, als mehrere Städte durch ein Erdbeben zerstört wurden. Nero öffnete seine Gärten für die Geschädigten des großen Brandes und erließ neue Bauvorschriften, die vorschrieben, dass Miethäuser vorgelagerte Säulengänge haben mussten, von deren Dächern aus man besser löschen konnte.
Beim Ausbruch des Vesuvs versuchte der ältere Plinius, in seiner Eigenschaft als Präfekt mit Hilfe der Flotte den Bedrohten zu helfen und kam dabei selbst ums Leben. Kaiser Titus setzte eine Kommision ein, die sich mit dem Wiederaufbau der ,vom Vulkan verschütteten und zerstörten Städte Kampaniens beschäftigte. Er verwendete das Vermögen der, erbenlosen Getöteten der Katastrophe, um die Orte wieder aufbauen zu lassen. Nach dem großen Brand, seiner Regierungszeit ersetzte er die vernichteten öffentlichen Bauten aus seinem Privatvermögen.
 
Auch in der griechischen bzw. hellenistischen Welt gab es so etwas wie "Katastrophenhilfe", bei der Städte und Staaten anderen im Katastrophenfall beistanden.
Als z. B. 226 v. Chr. Rhodos von einem schweren Erdbeben erschüttert und verwüstet wurde (bei dieser Gelegenheit brach der "Koloss von Rhodos" zusammen), leisteten verschiedene andere Staaten bzw. Personen (z. B. die Könige Hieron II. und Gelon von Syrakus, Ptolemaios III. von Ägypten, Antigonos III. von Makedonien, Seleukos II. sowie verschiedene kleinasiatische Regionalherrscher) Not- und Wiederaufbauhilfe in Form von Geld, Baumaterial und Getreidelieferungen, aber auch Handelsvergünstigungen.
Syrakus war generell recht großzügig. Es half auch immer wieder Städten bei Hungersnöten mit Getreide aus.
 
Interessant ist, in diesem Zusammenhang die Katastrophenhilfe in den Krisenzeiten des römischen Kaiserreiches. Politisch brach allmählich alles zusammen ,aber die Kaiser betätigten sich trotzdem als Katastrophenhelfer.
Commodus half der Stadt Nikomedia, nach einem Erdbeben mit Geld zum Wiederaufbau , Alexander Severus soll, laut Historia Augusta vielen, von Erdbeben heimgesuchten Städten finanzielle Hilfe zukommen gelassen. Salamis auf Zypern war im 3. Jh. von einem Erdbeben zerstört worden. Konstantius Chlorus gewährte Aufbauhilfe. 362 hilft Kaiser Julian Apostata bei der Bewältigung von Erdbebenschäden in Nikomedia.
Auch in der Spätantike funktionierte offenbar der Katastrophenschutz noch gut. Prokopios schildert den Hilfseinsatz des Kaisers Justinian, nach einer Hochwasserkatastrophe in Bithynien. "Er ließ die Dickichte säubern und das ganze Schilf heraushauen und gab so dem Fluss freien Ausgang ins Meer, damit er sich nicht mehr ausbreite. Die Berge, die sich in der Gegend dort erheben, wurden in der Mitte abgetragen und an den ehemals steilen und felsigen Stellen eine Fahrstraße angelegt. Auf diese Weise machte Justinian den Leuten dort, das Überschreiten des Flusses fast unnötig. Er ließ weiterhin zwei sehr breite Brücken über den Fluss bauen, sodass seitdem alle gefahrlos hinübergehen können."
 
Da Du von der Aufklärung sprichst. In eigentlich allen Territorien, die ich kenne, war es mindestens im 17.Jh. schon Usus, dass bspw. bei Großbränden aus dem ganzen Gebiet die Feuerwehren anrückten. Wenn die Landesherrschaft auch über berittene Truppen verfügte, wurden diese auch als Meldereiter eingesetzt, welche die Unterstützung organisieren konnten. Im Fall von Bränden war die Hilfe auch über Landesgrenzen hinweg üblich. Das war von daher wichtig, da eine wirklich effiziente Feuerbekämpfung zumeist nur in größeren Orten vorhanden war, wo Feuerordnungen das Vorgehen im Brandfall und die stets vorrätigen Werkzeuge regelten.
 
Auch aus ägyptischer Zeit ist Katastrophenhilfe überliefert: Als es bei den Hethitern zu einer Hungersnot kam, soll der Pharao Merenptah Getreide als Hilfe geliefert haben.
 
Zurück
Oben