Die amerikanische Südstaaten nach 1865

Wichtig auch die beiden Wirtschaftssysteme. Eine auf den eigenen Markt ausgerichtete Industrie die hohe Zolle gegen britische Waren erheben wollte und eine auf Export nach England ausgerichtete landwirtschaftliche Industrie im Süden.

Das die Nordstaaten Protektionisten waren, wird von den USA ja gerne verschwiegen, weil heute ist man ja für den freien Handel.
 
Das die Nordstaaten Protektionisten waren, wird von den USA ja gerne verschwiegen, weil heute ist man ja für den freien Handel.

Ich nehm mal an, du liest nicht so viel fremdsprachige Literatur.

Deswegen kurz: In der US-Geschichtswissenschaft hat der amerikanische Bürgerkrieg den selben Stellenwert wie die NS-Herrschaft in der deutschen.

Da wird jeder Faktor von hinten nach vorn durchdiskutiert. Verschwiegen wird da gar nichts.
 
Nun gut die wirtschaftlichen Gründe für die Sezzession habe ich zuerst an der Uni gehört und nicht in den Dokus und durchaus auch englischsprachiger Literatur die ich dazu gelesen habe.

Später dann auch von Ökonomen.
 
google mal folgende Begriffe ...

Wichtig ist, wie Zaphods Begriffe andeuten, dass der Bürgerkrieg eine jahrzehntelange Vorgeschichte hatte, die keineswegs nur von der Sklaverei-Frage bestimmt wurde. "Die [Sezessions-] Ideen, die 1860 wirksam wurden, waren um 1830 schon vorhanden", schreibt Hochgeschwender [1]; schon vor der Jahrhundertmitte sei klar gewesen, "daß die Union unmittelbar vor dem Zerfall stand". Eine 1850 von Henry Clay gefundene Kompromißformel verzögerte das, beschleunigte aber den Untergang des bisherigen Parteiensystems, aus dem heraus sich nunmehr extreme Positionen entwickelten.

Der Bürgerkrieg war, auch das ist wichtig, kein 'Sklavenbefreiungskrieg'. Lincoln hatte 1860 sofort nach seiner Wahl deutlich gemacht, er hätte "nichts gegen die Existenz der Sklaverei im Süden einzuwenden". Er wollte freilich "einer weiteren Expansion der Sklaverei mit aller Schärfe entgegentreten", was aber möglicherweise kein fundamentaler Unterschied war, und in der Crittenden-Deklaration vom 25. Juli 1861 wurde ... ausdrücklich festgehalten, daß der Krieg ausschließlich zum Erhalt der Union ... geführt würde." [2]


[1] Der amerikanische Bürgerkrieg, München 2011 (epub Par. 8.14, folgendes Zitat 8.24)
[2] aaO. (Par. 8.30 bzw. 9.20)
 
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Manche Südstaaten waren nach dem Krieg sehr findig mit der Einführung von heimischen Gesetzen, die die Rechte der Schwarzen beschneiden sollten. "Black Code" genannt.

In Mississippi durften Schwarze z.B. nur Land innerhalb von Städten besitzen, was es ihnen praktisch unmöglich machte, Landwirtschaft zu betreiben und damit Geld zu verdienen. Immer zu Jahresbeginn mussten sie außerdem einen schriftlichen Nachweis vorlegen, dass sie irgendwo angestellt waren. Verstöße dagegen wurden mit Gefängnis bestraft, außerdem musste der "Gefangene" 5 Dollar aus eigener Tasche an den Officer zahlen, der ihn verhaftet hat.

Auch andere Bundesstaaten versuchten solche Maßnahmen. Die alten Plantagenbesitzer kamen zurück, mussten nur der Union die Treue vorheucheln und die weißen Richter sollten dafür sorgen, dass sie auch weiterhin genug schwarze Arbeiter hatten, die nicht weg durften.

Natürlich blieben diese Black Codes im Norden nicht unbemerkt und mit dem Wahlrecht für die Schwarzen war es damit auch bald vorbei. Trotzdem versuchten sehr viele Weiße die Schwarzen im Süden mit Gewalt von der Wahl abzuhalten. Und das war dann 100 Jahre später noch immer so.

Bewaffneter Widerstand in Form von Bushwackers / KKK usw. wurde ja bereits erwähnt
 
Ich würde sagen, dass der Norden den Bürgerkrieg gewonnen hat, der Süden aber die Reconstruction. Es galt, die Südstaaten wieder in die Union zu integrieren und die massiv geschädigte Wirtschaft wieder aufzurichten. Auch im Norden war Rassismus weit verbreitet, und nur wenige wünschten eine völlige Gleichstellung der Schwarzen. Nach dem Bürgerkrieg gab es in manchen Südstaaten sogar einige schwarze Abgeordnete. Margret Mitchell zeichnet in ihrem Südstaatenepos ein sehr düsteres Bild der Yankee- und "Negerherrschaft." in dem Buch sind Ashley Wilkes, Dr. Meade und Frank Kennedy, Scarletts 2. Mann Mitglieder des Ku Klux Klan, die ausziehen, um "Neger" zu misshandeln oder zu töten, die weiße Frauen belästigen. In der Verfilmung von 1939 ließ man das weg, da man nach John Griffith "Birth of a Nation" von 1916 keinen neuen Skandal und Verherrlichung des KKK haben wollte. Tatsächlich mussten die alten Eliten nur den Treueeid auf die Union leisten, um sich wieder politisch betätigen zu können. Der Norden war es leid, ständig Soldaten in den Süden zu schicken und überließ es dem Süden, nach dem Grundsatz seperate but equal eigene Black Codes zu erlassen, die Schwarzen politische Betätigung und das Wahlrecht verweigern konnten. Es hatte zwar der Süden gute private Colleges, aber auch eine sehr hohe Analphabetenrate. Es war jahrzehntelang verboten, Schwarzen lesen und schreiben beizubringen. In vielen Countys wurde aber auf diskriminierende Art und Weise von Schwarzen verlangt, besondere Kenntnisse nachzuweisen, um wählen zu können. Durch das System des Sharecroppings gerieten viele Schwarze in neue wirtschaftliche Abhängigkeit, und der KKK und militante Gruppen schüchterten mit brutaler Gewalt Schwarze ein. Das alles führte dazu, dass zwar die Sklaverei durch Zusatzartikel 13 beseitigt wurde, es aber fast 100 Jahre dauern sollte, bis die Jim Crow-Gesetze abgeschafft wurden.
 
Na ganz so war es auch nicht. Das Plantagen-System konnte nicht weiter bestehen. Es entstand ein Pächter System, dass den Afroamerikaner zu mindestens einen Teil Autonomie gab. Dazu entstand langsam eine, wenn auch ständig bedrohte, dann doch stabile schwarze Intelligenzija und Mittelsicht, gerade auch im Süden. Die Afroamerikaner waren nie hilflose und resignierte Opfer. Das soll nichts beschönigen, aber eben sollte man nicht alles einfach negativ übertünchen. Ich weiß nicht, ob das Buch "Von Benin nach Baltimore" noch im Handel erhältlich ist. Es ist schon etwas älter. Kam, glaube ich, 1998 heraus. Aber ich kann mir kein besseres Buch (auf Deutsch) zur Geschichte der Afroamerikaner vorstellen.
 
Dass die Nordstaatler 1877 die Afroamerikaner in den Südstaaten ihrem Schicksal überließen. War eine genauso kurzsichtige wie, durchdachte Entscheidung. Der Demokrat Samuel J. Tilden hatte sie Wahl 1876 klar gewonnen. Aber den Republikaner gelang es einen Wahlmännersieg zu erschwindeln. Dass die Demokraten da mitmachten, musste man ihnen etwas bieten. Den Süden. Die Republikaner dachten sich, dies wäre ein Opfer, das sie bringen könnten. Weil die Bevölkerungsentwicklung klar nach Nord und Westen zeigte. Was sich ja auch bis 1933 bewahrheitet hat. Letzten Endes geht es den rich man north of richmond nur um den Machterhalt.
 
Dass die Nordstaatler 1877 die Afroamerikaner in den Südstaaten ihrem Schicksal überließen. War eine genauso kurzsichtige wie, durchdachte Entscheidung. Der Demokrat Samuel J. Tilden hatte sie Wahl 1876 klar gewonnen. Aber den Republikaner gelang es einen Wahlmännersieg zu erschwindeln. Dass die Demokraten da mitmachten, musste man ihnen etwas bieten. Den Süden. Die Republikaner dachten sich, dies wäre ein Opfer, das sie bringen könnten.

Die Entscheidung die Afroamerikaner in den Südstaaten mehr oder weniger ihrem Schicksal zu überlassen wurde doch aber bereits wesentlich früher getroffen.
Beide bisheriegen Nachfolger Lincolns, sowohl Andrew Johnson, als auch Ulysses S. Grant hatten es letztendlich abgelehnt konsequent mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln für die Rechte der Afroamerikaner einzutreten, beide unternahmen zwar theoretische legalistische Schritte, aber vor der Konsequenz Truppen in den Süden zu schicken (und zwar großflächig) um die Afroamerikaner letztendlich vor Übergriffen effektiv zu schützen, scheuten beide zurück, weil beide letztendlich beschlossen hatten, dass wenn sie nicht die Aussöhnung mit den weißen Südstaatlern und die rechtliche Gleichstellung der Afroamerikaner gleichzeitig haben konnten, die Aussöhnung mit den Südstaatlern und damit die Festigung der Union für wichtiger zu halten.

Btw:

Inwiefern kann man bei der Wahl von 1876 von "erschwindeln" sprechen?

Faktisch waren die Wahlergebnisse verschiedener Staaten im Süden wegen evidenter Bedrohung afroamerikanischer Wähler im Falle der Wahrnehmung ihres Wahlrechts nach den Regeln der amerikanischen Verfassung ungültig/anfechtbar und der Wahlausgang war dergestalt, dass ohne hier sichere Ergebnisse zu haben Mehrheiten sowohl für Tilden, als auch für Haynes theoretisch möglich waren.

In Anbetracht dass tatsächlich viele Afroamerikaner durch Einschüchterung und Gewaltandrohungen vom Wahlgang abgehalten worden sein dürften, lässt sich durchaus auch nicht sicher behaupten, dass Tilden in der popular vote eine tatsächliche Mehrheit hatte, die hatte er vielleicht auf dem Papier, ob er die aber gehabt hätte, hätte entsprechende Wahlbehhinderung der afroamerikanischen Bevölkerung im Süden nicht stattgefunden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.

Da die Wahlmänner in den USA durchaus nicht weisungsgebunden auf einen Kandidaten festegelegt waren, war Verhandeln mit den Wahlmännern auch prinzipiell nicht anrüchig, sofern hierbei keine Bestechungsgelder flossen, ebensowenig wie der Kompromiss der dabei am Ende heraus kam.
Gegen den hatten die Demokraten da sie berechtigte Zweifel an der Gültigkeit der umstrittenen Wahlergebnisse aus dem Süden nicht ausräumen konnten, keine Handhabe.
 
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In Anbetracht dass tatsächlich viele Afroamerikaner durch Einschüchterung und Gewaltandrohungen vom Wahlgang abgehalten worden sein dürften, lässt sich durchaus auch nicht sicher behaupten, dass Tilden in der popular vote eine tatsächliche Mehrheit hatte, die hatte er vielleicht auf dem Papier, ob er die aber gehabt hätte, hätte entsprechende Wahlbehhinderung der afroamerikanischen Bevölkerung im Süden nicht stattgefunden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.


Ja, so habe ich das noch nie gesehen. Doch man ging am Wahlabend davon aus, dass Tiden auch Florida gewonnen hatte. Erst in den nächsten Tagen begann man vonseiten der Republikaner dies infrage zustellen. Dass Rutherford B. Hayes in Florida gewonnen hatte, ging aus Verhandlungen der beiden Parteien hervor. Die Hauptbedingung der Demokraten war, dass die Besetzung des Südens endet und diese ihre eigenen Wahlgesetze durchsetztem können. Ja, die Zurückdrängung der Afroamerikaner war damals schon voll im Gange. Aber Grant würde ich durchaus anrechnen, dass er dies nicht kampflos akzeptieren wollte. Aber wie in vielen war er auch da nur ein mittelmäßiger Präsident.

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