Heldentat Alexander Matwejewitsch Matrossow

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Willwissen

Gast
Liebe Mitglieder!

Ich hab mit meinem 28-järigen Sohn über diese Heldentat gestritten und möchte jetzt wirklich wissen, ob eine ähnliche Tat von einem deutschen Soldaten in zweiten Weltkrieg verbracht wurde (mein Sohn hat das behauptet). Es gab bei den Russen 400 solche Fälle in II. WK.

Vielen Dank!
 
Derartige Heldentaten sind in der Regel propagandistische Erfindungen, gerade bei totalitären Regimen, wie dem nationalsozialistischen oder dem sowjetischen.Matrossow soll ja mit seinem Körper einen Schießscharte verdeckt und somit sein Leben für die Eroberung eines Bunkers geopfert haben. Wer will im Nachhinein sagen, dass das seine Absicht war?
Wenn man in der Nazi-Propaganda sucht, wird man ähnliche Geschichten finden.
 
Es gab offenbar einen sächsischen Artillerieoffizier, der bei einem Aufklärungsgang hinter die feindlichen Linien geriet und ein gegnerisches Panzerbataillon entdeckte, das sich nahe seinem Versteck zum Angriff bereitmachte. Angeblich soll er seinen Kameraden per Funk befohlen haben, auf seine eigene Position zu zielen, so dass das Bataillon von der Artillerie beschossen wurde und sich zurückzog. Der Mann hat es anscheinend auch überlebt und wurde für Schulungen des Volkssturms herangezogen. Ich finde jetzt nur auf die Schnelle die Quelle nicht mehr.

Auch hier gilt aber natürlich, was El Quijote sagte: Es handelte sich um Kriegspropaganda eines totalitären Staates. Ob das wirklich so gewesen ist, wird sich daher kaum feststellen lassen. Man kann aber zu Deiner Diskussion mit Deinem Sohn vielleicht sagen, dass in sehr vielen Armeen verschiedener Länder und Zeiten Geschichten kursierten, nach denen ein Soldat sich für den Erfolg einer Operation bewusst selbst geopfert habe. Das ist also sicher kein Alleinstellungsmerkmal der Roten Armee.
 
Opfergänge wurden im Ersten Weltkrieg nicht weniger leidenschaftlich besungen.
So wurde in "Der Kampf um die Dardanellen" ein türkischer Soldat gewürdigt welcher eine Bombe von einer Bahnlinie entfernt habe, unter bewusster Opferung des eigenen Lebens.
 
Bei meinen Eltern steht das in den 20ern erschienene Erinnerungsbuch des Regiments in welchem mein Opa während des ersten Weltkriegs seinen Dienst als Unteroffizier geschoben hat. Er ist mal mit einigen Soldaten ins Niemandsland geraten und musste dann einen Bericht darüber verfassen. Dieser Bericht ist in dem Erinnerungsbuch auszugsweise abgeruckt. Es ist ganz interessant, zum einen die nüchternen Worte meines Opas zu lesen, gerahmt von der Lobhudelei des Verfassers des Buches, der aus einem "Unfall" eine Heldentat machte...
 
Rodger Young (von Tante Wiki): Rodger Wilton Young (* 28. April 1918 in Clyde, Ohio; † 31. Juli, 1943 auf New Georgia) gehörte während des Zweiten Weltkrieges der US-amerikanischen Infanterie an. Er wurde auf New Georgia (New-Georgia-Archipel) erschossen, als er alleine ein feindliches Maschinengewehrnest zerstörte, um seinen Zug zu retten. Für diese mutige und tapfere Tat wurde er postum mit der Medal of Honor ausgezeichnet.

Solche Beispiele lassen sich in allen Armeen zu allen Zeiten finden ...
 
Ich persönlich hätte da ein Problem mit „Heldentat“.

Es gibt viele deutsche Helden und Heldentaten während der Naziherrschaft.
Sind ja hier im Forum bekannt. Z.B.: Geschwister Scholl, Pfarrer Schneider usw. usf.

Bei den Nazis waren ja auch Menschen Helden, die eine besondere wissenschaftlich-technische Leistung für den Krieg erbrachten oder erbringen wollten. Z.B.: Viktor Schauberger (1885 – 1958).

Aber die Frage lautet ja „deutsche Soldaten“ im II. Weltkrieg.
Wenn wir da mal Österreich mit einbeziehen, nenne ich Matthäus Hetzenauer (1924 – 2004).
Seine Tätigkeit im II. WK wäre dann hier nachzulesen.

Und wenn man ein wenig googelt, findet man sich noch weitere. Aber man sollte aufpassen (!), schnell ladet man auf Web – Seiten die man eigentlich gar nicht lesen möchte.
 
Nachtrag:
Erich Hartmann „Der schwarze Teufel“ könnte vielleicht auch zur Fragestellung passen.

Bitte hier klicken.

Und bei den U-Booten finden sich ganz gewiss noch weitere.
 
Solche persönlichen Opfergänge gehören zur Ikonografie einer jeden Armee und praktisch zur Jeder Zeit.

Die Schweizer haben ihren Arnold Winkelried der die feindlichen Lanzen auf sich zog um seinen Kameraden den Weg frei zu machen ("Der Freiheit eine Gasse").

Die Spanier haben den "Heroe del Cascorro" ein Soldat der sich im Kubakrieg angeblich mittels eines Petroleumskanisters selbst in die Luft jagte zusammen mit einem rebellischen Blockhaus. Er hat in Madrid auf dem Rastro eine beeindruckende Statue die ihn zeigt wie er den Kanister unter dem Arm und ein Seil um die Teille (um seinen Körper zurück zu holen) auf den Feind zumarschiert. Das einzige Manko ist, dass die Geschichte nicht stimmt, zumindest wie sie in den Zeitungen und Büchern stand: "Cascorro" starb als alter Mann in Madrid.

In Italien gab es einen Helden (Name leider entfallen) der im 18. Jahrhundert eine Piamontesische Festung in die Luft jagte, in dem Moment in dem die Österreicher diese einnahmen. Er legte angeblich Feuer in das Pulverlager, (wobei ich mich immer gefragt habe, wie man das im Nachhinein wissen konnte).

In Preussen war es Carl Klinke der sich angeblich aufopferte um eine Bresche in die Düppeler Schanzen zu sprengen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Klinke)-

In Argentinien war es der Sargento Cabral der den künftigen Befreier San Martin unter seinem gestürzten Pferd hervorzog und sich dabei zwischen diesen und den spanischen Soldaten schob und von diesen mit dem Bajonett tödlich verletzt wurde. Der hat sogar einen eigenen Marsch (https://es.wikipedia.org/wiki/Marcha_de_San_Lorenzo).

Die Briten haben z.B. Lieutenant Commander Roope der mit seinem Zerstörer HMS Glowworm den schweren Kreuzer Admiral Hipper rammte und dabei selber unterging (und mit ihm der größte Teil seiner Besatzung).

Die Zerstörer der deutschen Kriegsmarine im 2. WK führten überwiegend Namen von Matrosen, Unteroffizieren und Offiziere die im ersten Weltkrieg in heldenhafter und meist aufopfernder Art ums Leben gekommen sind. So wussten die Besatzungen gleich, was man von ihnen erwartete.

So gibt es wohl in jeder modernen Armee vermutlich Helden die unter (vermeintlicher oder tatsächlicher , freiwilliger oder nicht ganz) Aufopferung Ihres Lebens ihrem Land und ihren Kameraden einen wichtigen Dienst erwiesen haben.

Die in amerikanischen Filmen und Serien so gern veräppelte Szene des Soldaten der sich auf eine Granate wirft um seine Kameraden zu retten, hat seine historischen Vorbilder und in einem Fall (in Afghanistan) hat der entsprechende Soldat es dank Splitterweste sogar überlebt!
 
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War da nicht mal ein Graf Roland, der Karls Rückzug aus dem Baskenland unter Selbstopferung deckte ? Ist das tatsächlich so passiert, und wurde es schon damals heroisiert ?
 
@Ravenik
Danke. Die Quellenlage ist ja recht dürftig. Ich erinnerte mich nur an einen Film den ich als Kind gesehen hatte, da war Roland zusammen mit den kernigsten Recken bewusst zurückgelassen worden um Zeit zu gewinnen (Filmzitat Karl: "Die Basken sind unbesiegbar").
In der Alamostellung kämpften dann als letzte Graf Roland und ein beleibter Geistlicher bis zum Ende.
 
Bischof Turpin. Der wurde in der Rolandslegende aufgebauscht, später sogar als Verfasser eines Werkes zu einer Santiago-Pilgerreise Karls des Großen erklärt (Pseudo-Turpin).
 
Bischof Turpin. Der wurde in der Rolandslegende aufgebauscht, später sogar als Verfasser eines Werkes zu einer Santiago-Pilgerreise Karls des Großen erklärt (Pseudo-Turpin).

Ich weiß leider nicht welchen Film ich damals gesehen habe - aber ist eigentlich ein hoher kirchlicher Würdenträger der recht geschickt ein Schwert schwingt für diese Zeit vorstellbar ?
 
Ich weiß leider nicht welchen Film ich damals gesehen habe - aber ist eigentlich ein hoher kirchlicher Würdenträger der recht geschickt ein Schwert schwingt für diese Zeit vorstellbar ?

Französischer Historienfilm?
„La Chanson de Roland, dt. Untertitel: Die Horden des eisernen Ritters.
Erscheinungsjahr 1978.
In Deutschland 1982 mit Hauptdarsteller Klaus Kinski.
 
Ich weiß leider nicht welchen Film ich damals gesehen habe - aber ist eigentlich ein hoher kirchlicher Würdenträger der recht geschickt ein Schwert schwingt für diese Zeit vorstellbar ?
Erzbischof Turpin soll dem Rolandslied zufolge tatsächlich Speer und Schwert geführt haben.

Auch in der historischen Realität zogen auch hohe Geistliche tatsächlich mit in den Kampf. Oft wird allerdings behauptet, sie hätten primär mit dem Streitkolben gekämpft, weil sie dadurch kein Blut vergießen würden wie mit dem Schwert, aber so richtig belegt scheint diese Behauptung nicht zu sein. Vielleicht ist sie also auch nur einer der zahlreichen Mittelalter-Mythen.
 
Erzbischof Turpin soll dem Rolandslied zufolge tatsächlich Speer und Schwert geführt haben.

Auch in der historischen Realität zogen auch hohe Geistliche tatsächlich mit in den Kampf.

Allerdings ist nicht klar, ob der historische Turpin tatsächlich beim Spanienfeldzug Karls 778 anwesend war. Wenn er es war, dann war er jedenfalls nicht bei der Nachhut dabei.
 
Französischer Historienfilm?
„La Chanson de Roland, dt. Untertitel: Die Horden des eisernen Ritters.
Erscheinungsjahr 1978.
In Deutschland 1982 mit Hauptdarsteller Klaus Kinski.

Danke - ich glaube aber der war es nicht, so weit ich das aus den Schlussszenen beurteilen kann. Müsste auch etwas älter sein. Wird wohl eher eine unbekanntere deutsche Siebzigerjahreproduktion gewesen sein.
 
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