Ich fand den Film recht gelungen. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass das Drehbuch bezüglich Szenenwahl und Ablauf stellenweise recht stark von Peter Prangers Maximilian-Roman abgekupfert hat. Dies wäre aber nicht weiter schlimm, da der Roman m.M. ebenfalls ausgezeichnet recherchiert und historisch völlig korrekt ist.
Als ich das erste Mal von diesem Projekt im Internet gelesen habe, wurde der Roman von Peter Prange als Vorlage angegeben. Ich fand es recht interessant, dass dies in der Folge nicht mehr erwähnt wurde. (Es gibt zwar sehr viele Filme und Fernsehproduktionen, die mit dem Roman, dessen Verfilmung sie laut Werbung sind, nur Titel und ein paar Figuren gemein haben, sich aber bei der Bewerbung dennoch auf den Roman berufen.)
Auf seiner Website hat Peter Prange jedenfalls erklärt, dass er beauftragt wurde die Grundidee zu diesem Projekt auszuarbeiten, allerdings hat er sich dafür entschieden, daraus einen Roman zu machen.
Nach seiner Darstellung war es offensichtlich seine eigene Entscheidung, allerdings soll er angeblich (laut Internetbewerbung in seinen Profilen) ein gefragter Drehbuchautor sein, wenn das mit dem gefragten und erfolgreichen Drehbuchautor nicht ein Marketing-Schmäh ist, hätte ich doch erwartet, dass die Produzenten zumindest versucht hätten, ihn wenigstens für die Mitarbeit am Drehbuch zu gewinnen.
Was den Roman betrifft, ganz ehrlich, für mich ist das einzig wirklich Interessante an den Roman, dass er als "Meisterwerk" (voller Superlative) vertrieben wird.
Sinn macht er für mich eigentlich nur als Propaganda-Werk und Beweihräucherung der EU, dann wirkt er stimmig. Aber aus dem 19. und 20. Jahrhunderts kenne ich da Propaganda-Werke, die zwar inhaltlich bedenklich sind, aber wenigstens als gelungener Roman, wenn der Propaganda-Aspekt ausgeblendet wird, überzeugen. (Übrigens hat der Autor selbst in einem Interview erklärt, dass Maximilian für ihn der erste Europäer ist, das würde zumindest meinen Eindruck in Bezug auf EU-Propaganda bestätigen.)
Der Roman liest sich (mein Eindruck) wie ein Drehbuchentwurf für eine Fernserie á la im Niveau von "The Tudors", allerdings etwas wie "Tudors" für Arme, und er liegt eindeutig unter dem Niveau dieser Serie.
Mich hat er weder als gelungener Roman (wenn ich den Anspruch, dass es ein historischer Roman sein will außer Acht lasse), noch aufgrund seiner Historizität irgendwie überzeugt.
Vom Niveau her würde ich ihn eindeutig als Groschenroman einstuften, und zwar einen besonders billigen.
(Außer Sex und Crime haben seine Akteure nichts im Kopf, ungefähr 40 Jahre Geschichte werden auf das Einzelwerk eines Superschurken reduziert, der in allen mitmischt, und seine Motivation dafür, weil er Maria von Burgund nicht in sein Bett gekriegt hat, nachdem er ihr enthüllte, dass er sogar einen Heiratskandidaten, der Rang weit über ihm steht, deswegen ermordet hat. Oder anders ausgedrückt, hätte Maria den Mann sofort festnehmen und hinrichten lassen (was die historische Maria wahrscheinlich in diesem Fall gemacht hätte), dann wäre ihr und ihrer Familie alles erspart geblieben, was sich in der Folge historisch ereignet hat. Nun ein Felix Dahn hat sich z. B. vor etwa hundertfünzig Jahren auch so einen Superschurken geleistet, aber der war wenigstens eine interessante und spannende Figur.)
Ich kann mir nicht helfen, aber im Vergleich zum "Maximilian" fand ich einen Roman wie "Die Wanderhure" richtig intellektuell. (Und eine Figur á la Wanderhure leistet sich sein Roman ohnehin, die Frauenfeindlichkeit in diesem Roman (Frauen sind hier nur Superhure, Superheilige, Sexbombe, die im Bett sofort handzahm gemacht wird, und arme Haserl, Margarete von York ist da die einzige Ausnahme, die scheint tatsächlich so etwas wie ein wenig eigenständige Charakterisierung zu haben.), die der Autor allerdings zu verdecken versucht, ist mir auch aufgefallen.)
Von seiner ausgezeichneten Recherche-Arbeit habe ich in den Roman überhaupt nichts entdeckt, das behauptet der Autor zwar vollmundig im Nachwort, doch dürfte er außer ein wenig Wiesflecker (ich würde auf die einbändige Version tippen, das ist auch die einzige Literatuangabe, die er anführt (auch wenn er andeutet, dass es viele Bücher zu seinem Themen gibt und so den Eindruck vermittelt, dass er wenigstens die wichtigsten gelesen hätte), und ein wenig Internet-Recherche, vermutlich um sicher zu stellen, dass das Buch mit den Internetfakten übereinstimmt und seine Leserschaft nicht doch misstrauisch wird. (Jedenfalls fand ich es recht interessant, dass sein Roman gerade dort besondere Unstimmigkeiten hat, wo Prange aufgrund dessen, was im Internet auf einschlägigen Seiten zu finden ist, offensichtlich gewisse Fakten nicht einfach weglassen konnte, weil ihr Fehlen selbst einer gutgläubigen Leserschaft aufgefallen wäre.)
Die umfangreiche Auflistung von den angeblichen historischen Fakten im Anhang ist äußest unübersichtlich und leser-unfreundlich, insgesamt auch nur aufgrund ihrer Masse auffällig, abgesehen davon, dass sich hier eine ganze Menge Fehler und Unrichtigkeiten eingeschlichten haben bzw. eindeutige Abweichungen zu finden sind, die er so seiner Leserschaft als Tatsachen zu verkaufen versucht, was auch zur Folge hat, dass historische Fakten und in ihr Gegenteil verkehrt werden.
(Anzumerken außerdem, dass meine alte Österreich Chronik von Kleindel aus 1970er Jahren, obgleich im Detail ein wenig überholt, noch immer viel übersichtlicher und genauer ist, als sein im Vergleich zu ihr doch recht "dünner" Anhang. Vorallem aber werden hier auch Zusammenhänge aufgezeigt.)
Sehr schade auch, dass Prange diesen "Faktenwust" nicht wenigstens zu irgendetwas Sinnvollem genutzt hat, um z. B. auf seine einschneidenden Abweichungen einzugehen oder z. B. auch zu begründen, warum er bei unterschiedlicher Faktenauslegung gerade diese Version und nicht eine andere gewählt hat.
Bei den meisten Ideen hatte ich den Eindruck, dass seine Änderungen, die er vollmundig im Nachwort mit philosophischen Phrasen (und ohne auf irgendetwas konkret einzugehen) bemäntelt, vor allem dazu da sind, um das niedrige Niveau des Romans besonders billig zu machen.
(Historisch belegte (oder behauptete) Handlungen von historischen Personen werden untereinander einfach so ausgetauscht, ohne dass dies etwas mehr bringt, als die Charaktere noch schwarz-weißer zu machen, als sie ohnehin schon sind. Fast jeder Todesfall ist hier natürlich ein Mord, wobei für alles leid, was die "Guten" ertragen müssen, immer derselbe Täter verantwortlich ist, was allerdings niemandem wirklich auffällt ...)
Beim Lesen hatte ich den Eindruck, dass Prange zudem jegliche Sensibilität für die Zeit, die er da beschreibt, abgeht, sein Zugang läuft nach dem Motto - so blöd waren die damals, wie gut haben wir es doch heute.
Prange selbst hat offiziell in Interviews immer wieder betont, dass er den Ehrgeiz hat, für jede Zeitepoche einen eigenen historischen Roman zu schreiben. (Insofern ist er wohl kaum als Opfer einer ungeschickten Vermarktungsstrategie seines Marktes zu sehen und somit auch als "Opfer" seines Verlages oder seiner Literaturagentur zu entschuldigen.) Nach dem "Maximilian" und zwei anderen Büchern, die ich von ihm gelesen habe (mir widerstrebt es, ein Urteil über einen Autor aufgrund eines einzigen Buches zu fällen, auch wenn das wirklich schlechter als grottig ist), wäre er wohl (mein Eindruck) gut beraten, , wenn er von solchen Ideen die Finger lässt und sich lieber auf 20. Jahrhundert beschränkt. Ich habe keineswegs den Eindruck gewonnen, dass der "Maximilian" einfach nur mißglückt ist, sozusagen ein einmaliger "Ausrutscher" eines ansonsten guten Autors.
In einem Punkt hat Prange allerdings Pech gehabt, als ich den Roman las, wusste ich noch nicht, dass er so etwas wie internationalen "Star-Nimbus" hat, das habe ich erst danach entdeckt.
Am Ende bleibt für mich nur die Erkenntnis: Schade um sein Rohmaterial, denn selbst mit einer "pro-preußischen" Faktenreduktion, die inzwischen in den Fachwerken längst überholt bzw. sogar widerlegt ist, hätte sein Stoff doch eine ganze Menge Potential gehabt. (Einigen historische Figuren, die halt nur Auftritt haben, hätten tolle Gegenspieler für seinen Maximilian sein können, der freilich ein konturloser, 08 / 15-Held hier ist. (Wie in einer Rezension bei Amazon (und mein Eindruck zu Recht) bemerkt wurde: "Dieser Roman ist ein vor Trivialitäten strotzendes, finsteres Machwerk. Finster, weil Prange dem Leser selbst mit den Mitteln des Romans die historische Figur eines der schillerndsten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in keinster Weise nahe bringt und Handlungen nicht dramatisiert und erzählt, sondern beschreibt und aufzählt ...".
Wirklich schade, dass Prange das tatsächliche Potential nicht einmal ansatzweise auszuschöpfen versucht hat, vermutlich scheint er nicht einmal gemerkt zu haben.
Für die Fernsehproduktion, falls sie tatsächlich den Prange-Roman und nicht nur sein Konzept (wie er selbst behauptet) genutzt hat, bleibt zu hoffen, dass Regieteam, Drehbuchautor, Kameramann und vielleicht einige Schauspieler da einiges durch ihr Können retten konnten.
Da ich noch nicht dazu gekommen bin, mir die Fernsehserie anzusehen (Reallife hat leider Vorrang) kann ich mich natürlich (noch) nicht zu dieser selbst äußern.