Steve Bannon/Neil Howe- the Fourth Turning

dirtybob

Neues Mitglied
Hallo allerseits,

ich bin Laie und habe leider über die Suchfunktion nichts zu dem Thema finden können, daher eröffne ich hier einen neuen Thread.

Steve Bannon ist in seiner Vision sehr inspiriert vom Autoren Neil Howe und dessen Buch The Fourth Turning. Dies beschreibt einen zyklischen Verlauf in der amerikanischen Geschichte beginnend mit Hochphase, Aufwachen, Zusammenbruch und Krise. Der Autor beschreibt wie dieses Muster immer wiederkehrend in der US-amerikanischen Geschichte zu finden ist.

Nun meine Frage :
Was meint ihr - stimmt das mit der Zyklizität?
Wenn ja, wäre das Modell sicher auch auf Deutschland zu übertragen - haben wir hier eine gewisse Synchronität mit der US-Geschichte?

Freue mich auf eure Antworten.

Viele Grüße
 
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Bei solchen "Mustern" ist es meistens so, dass sie umso mehr stimmen, je schwammiger sie definiert sind, und dass sie umso weniger stimmen, je konkreter ihr Inhalt definiert ist.
 
Schon darauf, was eine Hochphase ist wird man sich nicht einigen können. Militärische Macht? Kunst und Literatur? Menschenrechte?
 
Nunja, hierzulande denken viele im Hinblick auf Hochphase an die Adenauer Zeit und im Hinblick auf Krise an den zweiten Weltkrieg. Ich glaube, das ist ohne sich in Details zu versteigen ziemlich eindeutig oder? Nach eurer Kritik müsste man ja alles relativieren können, was aber in meinen Augen dann ab einem bestimmten Punkt absurd wird oder habe ich euch falsch verstanden?
 
Nunja, hierzulande denken viele im Hinblick auf Hochphase an die Adenauer Zeit und im Hinblick auf Krise an den zweiten Weltkrieg. Ich glaube, das ist ohne sich in Details zu versteigen ziemlich eindeutig oder? Nach eurer Kritik müsste man ja alles relativieren können, was aber in meinen Augen dann ab einem bestimmten Punkt absurd wird oder habe ich euch falsch verstanden?

Nach einem Krieg, bei dem viel kaputt geht, geht es irgendwann wieder wirtschaftlich aufwärts, da kommt früher oder später eine "Hochphase", die kürzer oder länger dauern kann.
Auch nach dem Ersten Weltkrieg gab es eine wirtschaftliche "Hochphase", diese dauerte aber nur wenige Jahre.
Die Zyklen nach Howe/Strauss sollen jeweils 80 Jahre dauern, das haut zwischen I. und II. Weltkrieg für Deutschland nicht hin.
 
hierzulande denken viele im Hinblick auf Hochphase an die Adenauer Zeit
Bauchgefühl ist nicht quantifizierbar. Rein nach bewertbaren Zahlen geht es dem Durchschnittsbürger heute in Deutschland besser als zu Adenauers Zeiten, Infrastruktur und öffentliche Einrichtungen sind besser ausgebaut etc. Trotzdem schlittern wir gerade von Krise zu Krise.

Hast Du Howe denn gelesen? Woran macht er seine Phasen denn fest bzw. wie grenzt er sie voneinander ab?
 
Bauchgefühl ist nicht quantifizierbar. Rein nach bewertbaren Zahlen geht es dem Durchschnittsbürger heute in Deutschland besser als zu Adenauers Zeiten, Infrastruktur und öffentliche Einrichtungen sind besser ausgebaut etc. Trotzdem schlittern wir gerade von Krise zu Krise.

Hast Du Howe denn gelesen? Woran macht er seine Phasen denn fest bzw. wie grenzt er sie voneinander ab?

Bei Howe/Strauss geht es vermutlich nicht um quantifizierbare Daten, sondern um Dinge wie: "Diese Phasen sind gekennzeichnet durch schlechte Manieren, Zynismus und schwachem zivilen Gehorsam..."
 
Im Prinzip scheint mir die Vorstellung der vom Untergang des Abendlandes zu ähneln. Spengler hat einen Staat oder eine Zivilisation kulturpessimistisch als Menschen charakterisiert, der notwendigerweise irgendwann ins Greisenalter kommt und stirbt. Nur sind Staaten und Zivilisationen eben gerade keine biologischen Organismen.
 
Laut Steve Bannon sind diese Phasen an Kriege gebunden. Auf jeden großen Krieg folgt eine Periode des Aufstiegs die im Zenit gipfelt. Danach findet ein schleichender Verfall statt bis hin zu einer Krise auf welche ein weiterer Krieg folgt, danach das ganze von vorne.

Er bezieht sich auf den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, den Bürgerkrieg und den Zweiten Weltkrieg. Dazwischen liegen je etwa 80 Jahre. Deshalb stünden wir nun kurz vor einem neuen Krieg.

Ich halte natürlich nichts von dieser These, allein deshalb, weil seltsamerweise der 1. Weltkrieg und Vietnamkrieg fehlen, sie wurden wahrscheinlich bewusst oder aus kognitiver Dissonanz weggelassen, sonst haut das mit den gleich langen Zeitabständen nicht hin und die These funktioniert nicht mehr so wie gedacht bzw. noch weniger...
 
Zuletzt bearbeitet:
Laut Steve Bannon sind diese Phasen an Kriege gebunden.

Da geht wohl etwas durcheinandheinander, da nicht Bannon die These originär formuliert hatte.

Man wird wohl die Thesen von Strauss & Howe in ihrem "wissenschaftlichen" Anspruch trennen müssen von der politischen Funktionalisierung.

Die Diskussionswürdigkeit der wissenschaftlichen Thesen, die m.E. bereits Al Gore betont hatte, steht nicht in Frage. Da stellt sich eher die Frage, ob die empirischen Fakten sich in diesen theoretisch behaupteten Zyklus einpassen lassen.

Und Strauss & Howe stehen da wohl eher in der Tradition eines Struktur-Funktionalismus eines Parsons und kombinieren das AGIL-Schema mit den Generationsüberlegungen eines Mannheim.

Insofern kann man über Strauss und Howe diskutieren.

Die Frage der Funktionalisierung dieser Thesen für die aktuelle Politik steht auf einem anderen Papier und ist auch nicht das Thema in diesem Geschichts-Forum.

Aber die m.E. wirren politischen Aussagen von Bannon, der die Thesen von Strauss und Howe ja nur lediglich für seine politischen Wunschvorstellungen funktionalisiert, sind nicht diskussionswürdig, weil sie nicht im wissenschaftlichen Sinne "wahrheitsfähig" sind. Man kann dieser beliebigen politischen Meinung in einem politischen Diskurs zustimmen oder - was wohl die Mehrheit tut - sie einfach ablehnen.
 
thanepower: schrieb:
Aber die m.E. wirren politischen Aussagen von Bannon, der die Thesen von Strauss und Howe ja nur lediglich für seine politischen Wunschvorstellungen funktionalisiert, sind nicht diskussionswürdig, weil sie nicht im wissenschaftlichen Sinne "wahrheitsfähig" sind. Man kann dieser beliebigen politischen Meinung in einem politischen Diskurs zustimmen oder - was wohl die Mehrheit tut - sie einfach ablehnen.

Besser kann man das nicht auf den Punkt bringen.
 
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