Plinius' Briefe: Entscheidung dem Kaiser vorlegen

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Gast
Es gibt ja das Fallbeispiel der Korrespondenz zwischen Plinius und Trajan, in der manche politische, verwaltungstechnische und juristische Fragen dem Kaiser zur Entscheidung vorgelegt wurden. Etwa die Bestimmung von Stadtoberen, ob eine Stadt Geld erhalten sollte usw.usf.

Nun wird Plinius von manchen Schreiberlingen als überfordert und entscheidungsschwach dargestellt, worauf manche Antworten Trajans hinweisen könnten, in denen er ihn auf seinen eigenen Ermessensspielraum hinweist.
Andererseits war Plinius ein berühmter Briefeschreiber und nicht zuletzt deshalb wurden seine Briefe post mortem publiziert.

Haben die anderen Provinzstatthalter auch so beim Kaiser nachgefragt wie es Plinius tat oder war es seine Marrote?
 
Plinius' Statthalterschaft entsprach offensichtlich nicht ganz den üblichen Gepflogenheiten; laut Vidman handelte es sich "um eine außerordentliche Mission in einer sonst vom Senat verwalteten Provinz, die nur vorübergehend unter Zustimmung des Senats vom Kaiser übernommen wurde. Und gerade diese Außerordentlichkeit bildet die Ursache viele Widersprüche, die in der Korrespondenz zutage treten".

Vidman rechnet es zu den Besonderheiten dieser Mission, dass Plinius das Vorrecht hatte, "sich jederzeit in jedem Zweifel an den Kaiser wenden zu dürfen".

Also eher keine Marotte.

(Ladislav Vidman, Die Mission Plinius' des Jüngeren in Bithynien, in: Klio 37, 1959)
 
Der Briefwechsel war öffentlich. Sprich: Abschriften der Briefe kursierten damals. Es kann also durchaus auch sein, dass Trajan den Senatoren klar machen wollte, wie Provinzen zu verwalten waren.

Zusammen mit den von Sepiola genannten Aspekten, ergibt sich eine deutliche Warnung, die Provinzen ordentlich zu verwalten.
 
Das war wohl unter jedem Kaiser etwas anders.Sueton schreibt über Domitian: "Auch die Magistrate der Hauptstadt und die Statthalter der Provinzen hielt er so gründlich in Ordnung, dass sie niemals ehrlicher und gerechter gewesen sind als unter seiner Herrschaft, während wir viele derselben nach seiner Zeit aller möglichen Verbrechen angeklagt gesehen haben. " Daraus könnte man schließen, dass Domitians Nachfolger Nerva und Trajan bei der Verwaltung der Provinzen die Zügel lockerer ließen, was Korruption und Willkür wieder Vorschub leistete.
 
Äh - wenn die Statthalter nach seinem Ende angeklagt wurden, spricht das eher dafür, dass seine Nachfolger strenger waren, oder dort leicht Gründe fanden, seine Gefolgschaft anzuklagen.
 
Äh - wenn die Statthalter nach seinem Ende angeklagt wurden, spricht das eher dafür, dass seine Nachfolger strenger waren, oder dort leicht Gründe fanden, seine Gefolgschaft anzuklagen.
Da Sueton, der Domitian sonst eher negativ bewertet, schreibt, dass die Statthalter unter dessen Herrschaft ehrlicher und gerechter als danach arbeiteten, so meint er, dass sie Strafen fürchteten und sich daher gar nicht wagten korrupt zu sein. Wenn sie in späteren Zeiten angeklagt wurden, so kann man daraus folgern , dass es einige unter späteren Kaisern derart übertrieben, dass gegen sie Klagen geführt wurden. Ich sehe da keinen Widerspruch.
 
Haben die anderen Provinzstatthalter auch so beim Kaiser nachgefragt wie es Plinius tat oder war es seine Marrote?
Da von anderen Statthaltern keine vergleichbare Briefsammlung erhalten ist, halte ich diese Frage für schlichtweg nicht beantwortbar.

Allerdings wurden generell diverse Anfragen zu diversen (insbesondere juristischen) Themen an den Kaiser gerichtet und von ihm bzw. seinem Kabinett beantwortet.

Der Briefwechsel war öffentlich. Sprich: Abschriften der Briefe kursierten damals. Es kann also durchaus auch sein, dass Trajan den Senatoren klar machen wollte, wie Provinzen zu verwalten waren.
Die Sammlung der Korrespondenz mit dem Kaiser wurde aber anscheinend erst posthum publiziert.

Äh - wenn die Statthalter nach seinem Ende angeklagt wurden, spricht das eher dafür, dass seine Nachfolger strenger waren, oder dort leicht Gründe fanden, seine Gefolgschaft anzuklagen.
Plinius berichtet z. B. vom Prozess gegen Iulius Bassus (Brief 4,9): Dieser war unter Domitian verbannt und unter Nerva zurückgerufen worden. Er erhielt die Statthalterschaft Bithyniens und wurde danach wegen Bestechlichkeit dort angeklagt. Zumindest in diesem Fall kann es sich also nicht um eine Abrechnung mit einem Gefolgsmann Domitians gehandelt haben.
 
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