Gott oder Geologie: Adam's Bridge

silesia

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Man redet sich immer noch die Köpfe heiß, in Südostasien: Archäologen und Paläo-Biologen haben einen schweren Stand, weil die "Brücke" auch ein Politikum darstellt (über die Verbindung zum indischen Festland bzw. Subkontinent und die staatlichen "Realitäten") und andere darin einen Beweis des Ramayana (indische Hinduisten vs. lankesische Buddhisten, Lanka = "Insel") sehen.

https://www.hakaimagazine.com/article-short/god-or-geology-genesis-rams-bridge

Der deutsche Artikel taugt nicht viel:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Adamsbrücke

Der englische ist instruktiv:
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Adam's_Bridge

Und hier sind Hanumans Horden beim Bau:
 

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Die Frage der „Adam‘s Bridge“ oder „Ram Setu“ hat nun auch die Deutsche Welle erreicht, die das als Aufhänger für die Berichterstattung über nationalistisch/religiös motivierte Kontroversen zum Aufhänger nimmt.


A bridge that Lord Ram built - myth or reality?


Es scheint vor allem um eine innerindische Kontroverse zu gehen, seitdem dort wieder der Nachweis anthropogenen Ursprung diskutiert wird (über die Herkunft des Steinmaterials). Der ideologische Hintergrund dreht sich um die Frage einer natürlichen/„gottgegebenen“/künstlichen Landverbindung, und einem hinduistisch-buddhistischen Gegensatz. Das reicht bis zur Kontroverse um Legenden, wie Buddhas Zahn (über die Landbrücke) nach Kandy/Sri Lanka gekommen sein soll.
 
Ich finde das Argument, dass es Menschen-, bzw. Götterwerk gewesen sein könnte, weil der Sand unter den Steinen jünger als die Steine sind, sehr zweifelhaft. Wenn irgendwo im Wasser Sand auf Steine gerät, rutscht er mit der Zeit unter die Steine, weil Sand kleiner ist. (In der Chipstüte sind die großen Chips auch immer oben und die kleinen unten.)
 
Da nicht Rama, sondern seine Affen das Ding gebaut haben sollen, wird doch auch ein Kreationist zugeben müssen, dass kein Unterschied zu einem menschlichen Bau festzustellen sein dürfte. (Es sei denn natürlich, es wird ein verunfallter Affe mit Werkzeug gefunden oder so.)

Ein natürlicher Ursprung hingegen widerlegte hingegen die Legende. Liege ich da soweit richtig?
 
Ein natürlicher Ursprung hingegen widerlegte hingegen die Legende.
Ich denke, ein natürlicher Ursprung könnte die Legende auch erklären: Da man sich in prähistorischer Zeit, diese Landbrücke nur als nicht natürlich entstanden erklären konnte, bildeten sich Legenden um ihre übernatürliche Entstehung, die sich dann im Ramayana verschriftlichten.

Es sei denn natürlich, es wird ein verunfallter Affe mit Werkzeug gefunden oder so.
Gut, also weder Menschen- noch Götter- sondern Affenwerk.
 
Ja, die Legende könnte es erklären, dass war aber nicht die Frage.

Die Frage war, ob die Legende mit einer natürlichen Entstehung vereinbar wäre.

Es geht mir erst einmal darum, den religiösen Hintergrund zu erfassen. Gehören die Anthropoidea Pontifices zum Weltenbau, zur Kosmogenese oder spielt sich die Legende schon in der Welt ab?

Und: Wie wörtlich wird/wurde das genommen? Stehen die Affen etwa für Naturkräfte oder werden sie etwa als andere oder gar geschicktere Menschen gesehen?

(Und der Fund eines verunglückten Menschen wäre doch langweilig, zumal er das Ganze ja nur repariert haben könnte.)

Sollte auf einem natürlichen Damm irgendwann eine Straße angelegt worden sein, ist natürlich in gewisser Weise beides wahr.
 
Die Affen werden u.a. im Ramajana Vanara genannt. Ob mit Vanara, tatsächlich Affen, mythologische Wesen oder aber im Wald lebende Stämme gemeint waren, ist laut wiki nicht wirklich klar.
 
Die religiösen Aspekte der Frage einer geologischen Formierung der "Brücke" werden offenbar durch ein beabsichtigtes Projekt angeheizt, einen Kanal als Lücke zu schlagen, um damit der Schifffahrt den Umweg um Sri Lanka zu ersparen.

Das ICHR, ein historiches Institut unter einem indischen Ministerium (Human Resource Development), hat jetzt ein Untersuchungsprojekt abgelehnt mit der Begründung, dies sei nicht Sache von Historikern.
Ram Setu manmade or natural? ICHR scraps study plan
 
In dem Video wird u.a. gesagt, dass die Sandbänke 7.000 Jahre alt sind, die großen Steine darauf aber nur 4.000. Das ist zu jung, um in oder am Ende der letzten Eiszeit errichtet worden zu sein, selbst wenn man in Betracht zieht, dass der Meeresspiegel bei Sri Lanka um 100 m niedriger liegt als im weltweiten Durchschnitt. Wäre aber interessant zu erfahren, wie sich dort der Meeresspiegel im Laufe der veränderte: Also einmal vor 4.000/7.000 und vor 18.000 (Ende der Eiszeit) Jahren.
 
Wie stellt man fest wie alt ein Stein ist? Oder Sand?
Ich mein auf ein Tausend Jahre genau.
Versteh ich nicht. Wie geht so was?
 
Die religiösen Aspekte der Frage einer geologischen Formierung der "Brücke" werden offenbar durch ein beabsichtigtes Projekt angeheizt, einen Kanal als Lücke zu schlagen, (...)
Und das ist gut so, dass sowohl der schnöden Wirtschaft als auch der herzenskalten Forschung ein Riegel vorgeschoben wird.
Tombolo, Nehrung etc - paperlapap! Die Götter haben das geschaffen. Ebenso wie die Götter die friesischen Inseln geschaffen haben: nix grosse Manntränke, Sturmflut - das haben die Götter aus Zorn über die Christianisierung gemacht. Amen.

(difficile est saturam non scribere)
 
In dem Video wird u.a. gesagt, dass die Sandbänke 7.000 Jahre alt sind, die großen Steine darauf aber nur 4.000. Das ist zu jung, um in oder am Ende der letzten Eiszeit errichtet worden zu sein, selbst wenn man in Betracht zieht, dass der Meeresspiegel bei Sri Lanka um 100 m niedriger liegt als im weltweiten Durchschnitt. Wäre aber interessant zu erfahren, wie sich dort der Meeresspiegel im Laufe der veränderte: Also einmal vor 4.000/7.000 und vor 18.000 (Ende der Eiszeit) Jahren.
(Hervorhebung durch mich)
Das hat mir so gut gefallen, weil ich nicht verstehe warum das so sein soll, und doch denke, dass das wahrscheinlich stimmt.
Nun, das ist vielleicht etwas OT...
Aber die Affen schleppten möglicherweise die Steine der Landbrücke nach Sri Lanka tatsächlich etwas schwerer, als sie es etwa zwischen Island und Grönland getan hätten.
So jedenfalls könnte man aufgrund der Schwerkraftanomalie mutmaßen.
Aber andererseits ist die Gravitation in der Region Island auch wieder höher, denn man ist fern des Äquators.
Und dort gibt es auch keine Affen, sondern eher eigenwillige Eisbären.
Im Vergleich zum zentralafrikanischen Affen jedenfalls hat der indische Affe einen messbaren Nachteil.
Aber dort muss keine Landbrücke angelegt werden.:D:D

Jedenfalls Danke für diesen Hinweis und ich hab mich tatsächlich hingesetzt und versucht herumzurechen ..(Wie stark schwankt die Gewichtskraft zwischen Ebbe und Flut? .. kann man ja ziemlich einfach rechnen usw. und sich fragen: was macht da vielleicht eine Schwerkraftanomalie vergleichbar aus?) :D

Danke, und nimm es als halben Spass.
 
Folgendes kann man als Vergleich heranziehen:
Camoina/Montaggionib/Braithwaitec: Late glacial to post glacial sea levels in the Western Indian Ocean
Marine Geology 2004, S. 137:

FD68BC28-B4E6-4C05-8928-AD8CDF6C8C42.jpeg
 
Der heutige. Die Grafik bietet die Differenz zum derzeitigen Stand, der seit 4000/5000 jahren in dem Abbildungsmassstab recht wenig gestiegen ist. Ebenso: Banerjee, Holocene and Late Pleistocene relative sea level fluctuations along the east coast of India, Marine Geology 2000, S. 243, der dort den Küstenlevel (indische Südostküste, gegenüber Sri Lanka) für die letzten 7000 Jahre mit ein "paar Meter" darstellt.


Auch in den paleogeologischen Darstellungen zur "Adams Bridge" wird von 115/120 Meter Unterschied zum niedrigsten glazialen Level ausgegangen.
 
Jedenfalls zeitlich vor der hier diskutierte Landbrücke (oder prähistorischen Seefahrern) muss es eine Gruppe von steinzeitlichen Seefahrern nach Sri lanka geschafft haben: kleine Steinwerkzeuge, derzeit datiert 45.000 BP.

Fraglich ist, ob es sich um bearbeitete Werkzeuge bei der Fa Hien Lena-Höhle handelt, wofür die Autoren plädieren.

Publikation in der PLOS/One, freier download:
Microliths in the South Asian rainforest ~45-4 ka: New insights from Fa-Hien Lena Cave, Sri Lanka

Früherer Bericht der Max-Planck-Gesellschaft
Affenjagd sicherte das Überleben im Regenwald
 
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