Über die Kämpfe wurde auch in der deutschen Tagespresse berichtet, mit den üblichen Verzerrungen (Betonung der hohen Kampfmoral der eigenen Seite, der hohen Verluste der gegnerischen Seite).
Zum Beispiel berichtete die Hamburger Zeitung am 1. März 1945:
Erbitterte Kämpfe auf der Schwefel-Insel
Tokio, 1. März
Die Invasionskämpfe auf der Schwefel-Insel der Bonin-Gruppe konzentrierten sich, Frontberichten zufolge, immer mehr um die japanischen Flugplätze. Starke amerikanische Einheiten, die im Schutz von über 60 Panzern auf das Motoyama-Flugfeld lm Innern der Insel gelangten, wurden von japanischer Infanterie in blutige Nahkämpfe verwickelt. Die Stellungen auf dem vulkanischen Berg im Süden der Insel, die in die Hände des Feindes gefallen waren, wurden in erbitterten Kämpfen von zahlenmäßig unterlegenen japanischen Streitkräften zurückerobert. Japanische Flugzeuge unterstützten die Verteidiger. Der stürmische Seegang, der die Bewegungen der feindlichen Flottenkräfte an den Vortagen behindert hatte, ließ am 24. Februar soweit nach, daß weitere Transporter, Panzer, Geschütze und andere Materialien landen konnten. Obwohl die feindliche Schlffsartillerie täglich bis zu 5000 Schuß auf die Insel abgab, gibt selbst der Gegner zu. daß die Kampfmoral der japanischen Verteidiger ungebrochen ist. Die feindlichen Verluste sind so hoch, daß der Gegner zehn Lazarettschiffe in den Gewässern der Schwefel-Insel einsetzen mußte. Allein bis zum Abend des 22. Februar waren von den ersten drei amerikanischen Divisionen auf der Insel 14 000 Mann gefallen oder verwundet; sie dürften inzwischen die Zahl von 20 000 weit überschritten haben.
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Und nach der Eroberung der Insel am 23. März 1945:
Ernste Entscheidungen in Japan
Aufruf Koisos
R. D. Tokio, 23. März
Der Verlust der japanischen Insel Iwojima aus dem Inselgebiet des Vulcan- und Bonin-Archipels hat in Japan zu einer leidenschaftlichen Entschlossenheit geführt, dem Beispiel der tapferen Besatzung in den kommenden schweren Entscheidungen nicht nachzustehen. Man ist sich bewußt, daß nun die Höhe der Krise im pazifischen Krieg eingetreten ist und der Feind sich stark genug fühlt, die japanische Großmachtstellung in ihren Kernräumen anzugreifen. Man fühlt sich vor die Alternative gestellt: Entweder Verteidigung der japanischen Machtstellung auf dem chinesischen Festland oder aber Kampf um die nackte Existenz bei einer Landung der Amerikaner auf der einen oder anderen Insel des japanischen Heimatgebietes selbst. Von den prominentesten Vertretern der Regierung und der Wehrmacht ist dem japanischen Reichstag sowie der gesamten Nation der Ernst der Lage in den letzten Tagen in eindringlichster Form vor Augen geführt worden. Es gibt sich niemand der illusionären Meinung hin, die Entwicklung sei nicht ganz so bedenklich, wie sie sich im Augenblick darstellt.
An dieser ernsten Auffassung ändern nichts die Erfolge bei der Abwehr der Angriffe, denen das japanische Mutterland seit dem 18. März durch stärkste Flotten- und Luftstreitkräfte der Alliierten ausgesetzt war. Nach neuesten Meldungen befindet sich die USA-Flotte, die den Angriff mit Schlachtschiffen und Flugzeugträgern vor allem gegen Kiushu und Schikoku durchführte, in eiligem Rückzug, nachdem ein großer Teil der Flugzeugträger entweder versenkt oder schwer beschädigt worden war. Solche Erfolge bestärken die Japaner nur auf dem Vertrauen,daß es ihnen gelingen werde, durch Einsatz aller ihrer Kräfte den feindlichen Ansturm abzuwehren. In diesem Sinne sagte auch der stellvertretende Kriegsminister Generalleutnant Schihayama: „Sollte der Feind versuchen, in unser Heimatland einzudringen, so wird die gesamte Kampfkraft der Nation mobilisiert werden, um den Feind schon auf See niederzuschlagen".
In einer Rundfunkansprache an das japanische Volk rief der Premierminister Koiso seinen Landsleuten zu: „Der Verlust der Insel Iwojima leitet eine ernste Entwicklung im Krieg um Ostasien ein. In gleichem Maße, in sich der Krieg unserer Heimat nähert, wird die Lage für uns bedrohlicher und schwerer. Das Japanische Volk ist aber bereit, sich auch dieser Lage gegenüber gewachsen zu zeigen. Sollte der Feind mit stärkeren Kräften in China zu landen versuchen, werden wir ihn in China vernichten. Landet er auf den japanischen Inseln, dann werden wir ihn hier treffen. Dies ist der Kampf, der über das Fortbestehen der japanischen Rasse entscheidet. Eine andere Wahl als Tod oder Sieg gibt es nicht, ein Kompromiß ist ausgeschlossen".
Um die Bereitschaft der Nation auf die höchste Leistungsstufe zu bringen, hat die japanische Regierung dem Reichstag eine Vorlage eingereicht, die sich hauptsächlich mit dem Bau von Befestigungsanlagen auf dem japanischen Mutterland und der Bereitstellung von zusätzlichen Materialien und Arbeitspersonal befaßt.
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